Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Boden & Düngung

Grunddüngung und Kalkung: Bedeutung und Bedarf in der Pflanzen­ernährung

Die Einstellung zur Grunddüngung hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Die Bodenuntersuchungsergebnisse im Rahmen der Besonderen Ernteermittlung (BEE) in Hessen zeigen zwar nach wie vor eine gute Grundnährstoffversorgung, dennoch wurde in einigen Ackerbaubetrieben ein zunehmender Anteil an Böden mit P- und K-Gehalten der Versorgungsstufe B analysiert.

Eine Absenkung an pflanzenverfügbaren Nähr­stoffen, so belegen Dauerversuche, hat z.T. deutlich negative Auswirkungen auf den Ertrag und die Qualität der Kulturpflanzen. Die Grundnährstoffe Phosphor, Kalium und Magnesium besitzen ertragsrelevante Funktionen.

Unter praxisüblichen Bedingungen führt latenter Phosphor­mangel besonders unter nass-kalten Bedingungen zum mangelnden Trans­port von Nährstoffen in die Wurzel, wodurch das Wurzelwachstum leidet. Ein Mangel in späte­ren Wachstumsstadien führt zu unzureichender Kornaus­bildung. Wichtigste Auf­gabe von Kalium in der Pflanze ist die Regulation des Wasserhaus­haltes. Ausreichend mit K versorgte Bestände haben einen geringeren Wasserverbrauch, überstehen Trocken­perioden besser und besitzen eine höhere Kältetoleranz. Auch der Eiweißstoffwechsel in der Pflanze wird wesentlich von Kalium beeinflusst. Magnesium kommt als zentralem Baustein des Chlorophylls (= Blattgrün) eine wichtige Bedeu­tung zu. Magnesiummangel zeigt sich bei Zweikeimblättrigen durch Aufhellungen zwischen den Blattadern und bei Einkeimblättrigen durch perlschnurartig aufgereihte Auf­hellungszonen auf den älteren Blättern. Besonders auf Lössböden sind geringe Mg-Gehalte fest­zustellen.

Regelmäßige Bodenuntersuchungen auf die Gehalte an Phosphor (P2O5), Kalium (K2O) und Magnesium (MgO) sowie auf den pH-Wert ermöglichen eine optimale Nährstoffversorgung der Pflanzen. Die Untersuchungsergebnisse werden im Fall von P2O5, K2O und MgO in mg/100g Boden angegeben und einer von fünf Gehaltsklassen (A-E) zugeordnet. Diese Gehaltsklassen werden mit Hilfe der Angaben des Landwirtes (Standorteigenschaften und Ertragsniveau) korrigiert. Die angepassten Gehaltsklassen werden Versorgungsstufen genannt. Angestrebt werden Nährstoffgehalte im Bereich der Versorgungsstufe C, die sich in einer Viel­zahl von Versuchen als ökonomisch optimal erwiesen haben. Liegt Versorgungsstufe C vor, wird eine Erhaltungsdüngung empfohlen, die im Wesentlichen der Nährstoffabfuhr vom Feld (Erntegut + Ernterückstände) entspricht.

Versorgungsstufe/GehaltsklasseBezeichnungDefinition der DüngeempfehlungFaktor
Asehr niedrigstark erhöhte Düngung2
Bniedrigerhöhte Düngung1,5
Cmittel (=anzustreben)Erhaltungs-/Entzugsdüngung1
Dhochverringerte Düngung0,5
Esehr hochkeine Düngung0

Verbleiben die Erntereste auf dem Feld oder erfolgt eine organische Düngung, müssen diese Nährstoffmengen von der Düngeempfehlung abgezogen werden.

Betriebe, die ihr Stroh verkaufen, sollten bei der Preisgestaltung auch die Abfuhr wesentlicher Nährstoffmengen berücksichtigen.

Düngeempfehlung für P2O5, K2O und MgO (Versorgungsstufe C) in kg/ha Haupternteprodukt und Nebenernteprodukt
Ertragsniveau (dt/ha) P2O5K2OMgO
niedrigmittelhochniedrig*mittel*hoch*niedrig*mittel*hoch*niedrig*mittel*hoch*
Wi. Weizen< 7070-105> 1057090120110150200304050
Wi. Gerste< 6060-90> 906080100110150200203040
Wi. Roggen< 5555-80> 806080100110150200203040
Triticale< 5555-80> 856080100110150200203040
Silomais< 450450-670> 6707070120180250330406080
Körnermais< 8080-120> 1208011014018025030070100130
Futterroggen*1< 48055-80> 806080100110150200203040
Zuckerrüben< 520520-780> 7809012016030045060070100130
Winterraps< 3030-40> 407090120130180240203040
Ackerbohnen< 3535-55> 55507090130180240203040
Erbsen< 3535-55> 55507090130180240304050
Kartoffeln< 350355-530>530507090210300390203040

* = niedriges Ertragsniveau, mittleres Ertragsniveau, hohes Ertragsniveau;   *1 = einmalige Nutzung

Rücklieferung Nährstoffe durch Erntereste

Rücklieferung für P2O5, K2O und MgO (Versorgungsstufe C) in kg/ha
P2O5K2OMgO
 niedrig*mittel*hoch*niedrig*mittel*hoch*niedrig*mittel*hoch*
Wi. Weizen1521287098130101419
Wi. Gerste1316247310313481012
Wi. Roggen1418249012215891214
Triticale1419267710714591317
Silomais000000000
Körnermais142026144200264182533
Futterroggen000000000
Zuckerrüben365066197273361334660
Winterraps1722281081401756811
Ackerbohnen10141883117159131824
Erbsen10141883117159162331
Kartoffeln345233242579

* = niedriges Ertragsniveau, mittleres Ertragsniveau, hohes Ertragsniveau
Phosphor, Kalium und Magnesium werden i.d.R. nicht jährlich, sondern innerhalb einer Fruchtfolge gedüngt. Da Blattfrüchte (z.B. Zuckerrüben) im Vergleich zu Halmfrüchten einen höheren Bedarf aufweisen, erfolgt die Grunddüngung meist als Stoppeldüngung vor der Kultur. In Fruchtfolgen mit GPS-Pflanzen (z.B. Silomais, Futterroggen) ist zu beachten, dass durch die ausbleibende Rücklieferung ein besonders hoher Bedarf entsteht.

Düngerformen sowie Düngerverteilung

Welche Düngerform genutzt und ob der Dünger eingearbeitet werden sollte, hängt vom Boden und von der Versorgungsstufe ab. Die alte Lehrmeinung, Grunddüngung krumentief einzumischen, scheint für alle Böden, die in Versorgungsstufe B und A liegen, nicht angebracht. Durch eine intensive Einmischung der Nährstoffe werden zunächst die Zwischen­schichten der Tonmin­erale aufgefüllt. Bei höheren Tongehalten werden so hohe Nährstoffmengen (vorrangig Kalium) fixiert, so dass die Kulturpflanze die Nährstoffe nicht aufnehmen kann.
Aus diesen Fakten lässt sich folgende Vorgehensweise ableiten: Böden in Versorgungsstufe C und darüber.

Bei Böden in Versorgungsstufe C ist nach wie vor die klassische Stoppel­düngung im Herbst möglich und sinnvoll. Bei der nachfolgenden Stoppel­bearbeitung werden die dem Bedarf der Fruchtfolge entsprechenden Düngermengen in den Boden eingemischt. Die Löslichkeit der Nährstoffe spielt eine untergeordnete Rolle.

Böden in Versorgungsstufe B und A

Bei knapper Grundnährstoffversorgung sollten die Nährelemente zunächst konzentriert in der oberen Bodenschicht zur Verfügung stehen. In solchen Fällen spricht dies für eine Frühjahrsdüngung der Bestände. Unter diesen Bedingungen wird etwa 90 % der Nährstoffmenge in eine Bodentiefe bis zu 5 cm transportiert. Aus dieser Schicht kann sich die junge Pflanze bedienen. Alternativ hierzu kann, zur Absicherung des Wurzel­wachstums, im Herbst der Dünger mit der Saat flach eingearbeitet werden. In den folgenden Jahren sind die Nähr­stoff­speicher kontinuierlich aufzufüllen. Insbesondere die Grundnähr­stoffver­sorgung des Unterbodens spielt für ein durchgängiges Pflanzen­wachstum eine wichtige Rolle. Neben der Zielvorgabe bei geringer Bodenversorgung den Dünger platziert zur Verfügung zu stellen, sind vorrangig leicht lösliche Düngerformen (v.a. bei Phosphor) einzusetzen.

Auswahl an Phosphat- und Kalidüngern
(Angaben in kg/dt Dünger)
ProduktK2OP2O5LöslichkeitMgONaS
Korn Kali40leicht
(überwiegend wasserlöslich)
634
60er Kali60leicht
(überwiegend wasserlöslich)
Kali Magnesia30leicht
(überwiegend wasserlöslich)
1017
Triple Phosphat46leicht
(überwiegend wasserlöslich)
Super Phosphat18leicht
(überwiegend wasserlöslich)
Phosphatkali1520leicht
(überwiegend wasserlöslich)
11

Hinweis: Für die Versorgung des Unterbodens mit Grundnährstoffen bei konse­quent pflugloser Bodenbearbeitung, ohne tiefere Lockerung, sorgen Regen­würmer durch den Transport von organischem Material in Regenwurm­röhren. Zwar deutet sich in langjährig pfluglos wirtschaftenden Betrieben eine leichte Ab­nahme der Grundnährstoffe im Unterboden an, negative Aus­wirkungen auf den Ertrag sind jedoch noch nicht zu erkennen.

Kalkung

Eine optimale Versorgung mit Kalk (Hauptbestandteil: Calciumcarbonat [CaCO3]) ist für die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und für gute Wachstumsbedingungen wichtig. Kalk beeinflusst  den pH-Wert des Bodens und somit die Nährstoffverfügbarkeit. Zudem stabilisiert er das Bodengefüge und fördert das Bodenleben.

Eine regelmäßige Zufuhr von Kalk ist notwendig, da Kalk z.B. durch Pflanzenentzug, Auswaschung und Neutrali­sation von physiologisch sauer wirkenden Düngern verbraucht wird.

Bei der Bodenuntersuchung auf Grundnährstoffe wird auch der pH-Wert des Bodens ermittelt. Analog zu Phosphor, Kalium und Magnesium wird der ermittelte pH-Wert einer von fünf Klassen zugeteilt. Hierbei muss auch die Bodenartgruppe (BAG) berücksichtigt werden.

BodenartgruppeI = leichtII = mittelIII = schwer
Tongehalt (%)0-1213-25> 25
BodenartenSs, Su2 – Su4, Sl2, Sl3, St2Slu, Sl4, St3, Ls2 – Ls4, Ts4, Uu, Us, Uls, Ut2 – Ut4, LuLt2, Lt3, Lts, Ts2, Ts3, Tl, Tu2 – Tu4, Tt

Nachfolgende Tabelle zeigt die Einteilung der pH-Klassen in Abhängigkeit vom ermittelten pH-Wert des Bo­dens und der BAG. Liegt der pH-Wert im Optimalbereich (Klasse C), sollte zum Ausgleich unvermeidbarer Kalkverluste eine Erhaltungskalkung erfolgen. Wird Gehaltsklasse A oder B analysiert, fällt die Empfehlung deutlich höher aus. Abweichend vom Düngungsschema der anderen Grundnährstoffe wird bereits in Klasse D keine Düngeempfehlung ausgesprochen. In Klasse E sollten zudem keine alkalisch wirkenden Dünger ausgebracht werden.

pH-Wert bei Bodenartgruppe
BAG IBAG IIBAG III
A = sehr niedrig< 4,8< 5,2< 5,4 Gesundungskalkung
B = niedrig4,8-5,55,2-6,15,4-6,3 Aufkalkung
C = anzustreben5,6-6,16,2-6,96,4-7,2 Erhaltungskalkung
D = hoch6,2-6,47,0-7,37,3-7,7 keine Kalkung
E = sehr hoch> 6,4> 7,3> 7,7 keine Kalkung

Kalkungsempfehlung, pH-Klasse C (Erhaltungskalkung)

 BAG IBAG IIBAG III
pH-KlassepHCaO (kg/ha)pHCaO (kg/ha)pHCaO (kg/ha)
C5,6-6,19006,2-6,916006,4-7,22000

Um eine gute Kalkverteilung im Boden zu gewährleisten, sind hohe Kalkmengen in Teilgaben zu düngen und einzuarbeiten.  Die Analyse jeder Bodenuntersuchung weist jährliche Höchstmengen aus, die nicht überschritten werden sollen (z.B. BAG II, max 3.000 kg CaO/ha).

Der Zeitpunkt der Kalkung ist an die Tragfähigkeit des Bodens und die Fruchtfolge anzupassen. Generell wird eine Ausbringung auf die Stoppeln empfohlen, so dass der Kalk mit der Stoppelbearbeitung in der Krume verteilt wird. Auch eine Kopfkalkung ist möglich (Wintergetreide, Grünland). Dabei sollte jedoch kein Branntkalk eingesetzt werden, da die Gefahr von Verätzungen besteht. In der Fruchtfolge sollte der Kalk vorrangig vor der Aussaat von Kulturen mit hohem Kalkanspruch ausgebracht werden (z.B. Mais, Raps und Gerste).


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