Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Ausbildung

Hessens Junglandwirte feierlich verabschiedet – Tag der landwirtschaftlichen Ausbildung 2019

Beim Tag der landwirtschaftlichen Ausbildung in Alsfeld haben die diesjährigen Absolventinnen und Absolventen in der Landwirtschaft ihre Zeugnisse erhalten und ihren Berufsabschluss in einem würdigen Rahmen gefeiert.

Der erste hessische Absolvent des Ausbildungsberufes Pflanzentechnologe, Max Schauß (2.v.r) wird geehrt von (v.l.r.) Heidemarie Scharf, Referatsleiterin für Bildung in der Landwirtschaft im Landwirtschaftsministerium, HBV-Präsident Schmal und LLH Direktor Andreas Sandhäger.

Erstmals wurde in diesem Jahr ein Absolvent des neuen Ausbildungsberufes „Pflanzentechnologe“ verabschiedet.

Die alljährlich vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) und dem Hessischen Bauernverband (HBV) gemeinsam organisierte Veranstaltung zur Übergabe der Abschlusszeugnisse, zur Überreichung der Meisterbriefe, zur Ehrung der goldenen Meisterinnen und Meister und zur Ehrung von verdienten Ausbildungsbetrieben fand zum dreizehnten Mal statt. LLH-Direktor Andreas Sandhäger und HBV-Präsident Karsten Schmal eröffneten die Abschlussfeier mit rund 400 Gästen.

176 Absolventen, 407 Ausbildungsverhältnisse

LLH-Direktor Sandhäger freute sich über die große Resonanz der Veranstaltung und hob die hohe Zahl an Auszubildenden hervor, die sich für den Beruf Landwirt entschieden. Dieses Jahr legten 176 junge Menschen erfolgreich ihren Berufsabschluss in der Landwirtschaft ab. Insgesamt gibt es in Hessen derzeit 407 Ausbildungsverhältnisse. Sandhäger dankte den Ausbildern und Berufsschullehrern gleichermaßen für ihren Beitrag zum Erfolg und Ansehen der dualen Ausbildung. Als Nachwuchsgeneration der Landwirtschaft appellierte Sandhäger an die Absolventen, die Rolle des Vermittlers wahrzunehmen und so die Interessen der Landwirtschaft in der Gesellschaft zu vertreten. Landwirtschaft verdiene ein positives Image und die Akzeptanz der Bevölkerung. Sandhäger forderte gleichzeitig die jungen Leute auf, auch nach ihrer Ausbildungszeit „dran zu bleiben“ und sich weiter fortzubilden. Der LLH steht dabei den Landwirtinnen und Landwirten mit seinen Bildungsangeboten zu aktuellen Themen zur Seite.

Angenehmer Termin in turbulenten Zeiten

„Als Lohn für Ihre Mühen halten Sie heute Ihre Zeugnisse in den Händen. Damit entlassen wir Sie als gut ausgebildete Landwirte und das fordert die Zukunft von uns“. Mit der Gratulation an die Absolventen stellte HBV-Präsident Schmal gleichzeitig heraus, dass der Abschluss in eine für die Landwirtschaft schwierige Zeit falle. Landwirte protestierten bundesweit mit grünen Kreuzen gegen das anstehende Agrarpaket. Dieses sieht unter anderem vor, dass zum Wohle des Insektenschutzes der Pflanzenschutz auf vielen Flächen nicht mehr wie bisher möglich ist. Trotz der fragwürdigen Wirksamkeit der angestrebten Verbote, kritisierte Schmal, würde damit in die Wirtschaftlichkeit der Betriebe eingegriffen. Er verwies auf die in den vergangenen Jahren von Landwirten freiwillig angelegten Blühstreifen.
Über die erneute Auszeichnung zweier hessischer Landwirte beim CeresAward sowie den Sieg der beiden hessischen Junglandwirte beim Berufswettbewerb drückte der HBV-Präsident seinen Stolz aus. Mit guten Konzepten und kompetenter Ausbildung würden junge Landwirte trotz widriger Umstände gute Chancen für die Zukunft haben, lautete seine Botschaft.

Eigene Leistungen immer wieder vor Augen führen

Annette Enders vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMUKLV) betonte in ihrem Grußwort, dass ihr der Bereich der Ausbildung besonders am Herzen liege, „da junge Menschen der Garant für die Zukunft und für eine stabile Gesellschaft sind“. Aussagen, wonach es sich nicht mehr lohne, den Beruf Landwirt zu ergreifen, widerlegen die derzeitigen Ausbildungs- und Studienzahlen. „Es ist ein Beruf mit hoher Gestaltungsmöglichkeit. Zwar gibt es Begrenzungen durch natürliche und politische Rahmenbedingungen, trotzdem kann man seine Betriebe in unterschiedliche Richtungen entwickeln“, so Enders. Die Landwirtschaft ernähre die Menschheit mit dem was die 30 Zentimeter Oberboden hervorbringen können. Damit sei diese Berufsgruppe geadelt, auch wenn das gesellschaftlich manchmal anders wahrgenommen werde. Enders kritisierte, dass die Landwirtschaft oft pauschal an den Pranger gestellt werde. In der sich schnell wandelnden Gesellschaft würde zunehmend ein respektvolles Miteinander verloren gehen. Dieser Umstand sei aber nicht der Landwirtschaft vorbehalten, sondern auch in anderen Berufsgruppen wie Pflegepersonal und Rettungskräften festzustellen. Eine Einstellungsänderung könne jedoch nicht per Verordnung erzielt werden. Sie riet dazu, die eigenen Leistungen immer wieder vor Augen zu führen und über die guten Dinge der Landwirtschaft zu sprechen. „Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, die Leistungen der Landwirtschaft noch besser darzustellen. Lassen Sie uns agieren und nicht reagieren, denn wer sich nicht selbst bewegt, wird bewegt“, stellte Enders zum Schluss ihres Grußwortes heraus.

Heitere Betrachtungen von ernsten Angelegenheiten

Susanne Fischer und Erhard Reichsthaler sind Lebens- und Sozialberater für Familien im bäuerlichen Bereich in Österreich. In ihrem Festvortrag erläuterten sie, wie das Zusammenleben und Zusammenarbeiten auf einem landwirtschaftlichen Betrieb gut funktionieren kann. Die Besonderheit in der Landwirtschaft sei, dass die existenziellen Systeme – Familie und Arbeit – vermischt miteinander auftreten. In einem System ist klar geregelt, wer dazu gehört und wer nicht. Das Familiensystem, bestehend aus Eltern und Kindern, gliedere sich wiederum in die Untersysteme der Paarebene und der Geschwisterebene. Einmischungen in ein fremdes System sollten unterlassen und Konflikte im jeweiligen System geklärt werden. Auch müssen Eltern lernen loszulassen. Innerhalb des Dunstkreises der Eltern sei es schwierig erwachsen zu werden, was teilweise durch den Hang zum Verwöhnen des Hofnachfolgers noch verstärkt würde. Mit dem Hinzukommen der Partnerin bzw. des Partners des Hofnachfolgenden wird das System irritiert. Diese Person gehöre einem anderen System an und bringe eine andere Prägung mit ein. Es sei oftmals ein Irrtum, dass die Schwiegerkinder Teil des Familiensystems werden könnten. Gegenseitiger Respekt und Wertschätzung müssten das Ziel sein und seien der Schlüssel für ein harmonisches Miteinander. Die nachfolgende Generation müsse sich, z.B. durch getrennte Lebensbereiche, abkapseln können von ihrem Herkunftssystem und ein eigenes Familiensystem gründen.

Landwirt ist mehr als ein Beruf, es ist ein Gefühl

Der Junglandwirt Constantin Hölper aus Dornburg-Langendernbach sprach die Abschlussrede für die Absolventen. Er stellte heraus, „dass der Beruf Landwirt längst nicht mehr bei der fachlichen Arbeit aufhört. Jeder einzelne stehe heute gewollt oder ungewollt im Blickfeld der Öffentlichkeit“. Das Handeln eines jeden wirke sich auf die Wahrnehmung des Berufsstandes aus. Gleichzeitig änderten sich aber auch die fachlichen und persönlichen Anforderungen an den Beruf. Hölper appellierte an die Absolventen, offen für Neues zu bleiben und mit der Zeit zu gehen. „Unser Berufsstand hat es versäumt, dem Verbraucher den Wandel der letzten Jahre deutlich zu machen“, so Hölper. Damit zukünftige Landwirte in der Öffentlichkeitsarbeit besser werden, wünscht er sich für die Ausbildung das Schulfach „Kommunikation“. Der Verbraucher sei skeptisch geworden und hinterfrage Produktionsabläufe. Die deutsche Landwirtschaft produziere hochwertige Lebensmittel und brauche sich deshalb nicht verstecken. „Lasst uns der Bevölkerung zeigen, was wir können und warum wir Dinge machen, wie wir sie machen“, betonte er abschließend.

Ehrung der Ausbildungsbetriebe

Im Zuge der Veranstaltung stand ebenfalls die Ehrung von drei Ausbildungsbetrieben mit der silbernen Ehrenplakette auf dem Programm. In diesem Jahr wurde Wilhelm und Jan Drebes von der gleichnamigen GbR aus Waldeck-Alraft geehrt, die seit 2007 regelmäßig ausbilden. Ebenfalls wurden Volker und Nicolas Lein von der gleichnamigen GbR aus Homberg/Ohm-Bleidenrod geehrt, die seit 2008 ausbilden und im Ausschuss zur Meisterprüfung vertreten sind. Auch Peter Seeger von der Hof Seeger Zucht GbR aus Otzberg wurde mit der silbernen Ehrenplakette ausgezeichnet. Er bildet seit 2004 regelmäßig aus und stellt seinen Betrieb als Prüfungsbetrieb zur Verfügung.

Die 9 besten Absolventen in diesem Jahr

In diesem Jahr schlossen insgesamt 9 Berufsschulabsolventen mit der Note Eins ab. Dies waren: Constantin Hölper aus Dornburg-Langendernbach, Jan-Hendrik Lübcke aus Wolfhagen, Matthias Scholz aus Mengerskirchen, Jannick Mann aus Groß-Zimmern, Luisa Becker aus Grebenau-Eulersdorf, Theresa Zinßer aus Antrifttal-Ohmes, Markus Schulin aus Hauneck, Lorenz Bücheler aus Witzenhausen und Miachael Gießler aus Körle-Empfershausen.

Ehrung der Goldenen Meister in der Landwirtschaft und der Goldenen Meisterinnen in der Hauswirtschaft

Ein weiterer Höhepunkt der Veranstaltung ist die Ehrung der sogenannten Goldenen Meister, also Landwirte, die vor 50 Jahren ihre Prüfung zum Landwirtschaftsmeister oder Landwirtschaftsmeisterin oder zur Meisterin der ländlichen Hauswirtschaft abgelegt haben. Geehrt wurden als Landwirtschaftsmeister: Günter Allendörfer aus Wehrheim, Josef Edelbauer aus Bad Nauheim, Herbert Engel aus Rosbach, Karl-Heinz Etling aus Alsfeld, Richard Kröll aus Niddatal, Heinrich Nahrgang aus Antrifttal, Willi Werner aus Edermünde-Besse. Bei den Meisterinnen der ländlichen Hauswirtschaft wurden Anni Euler aus Willingshausen-Wasenberg, Ottilie Eydt aus Niederaula-Niederjossa, Gerda Krug aus Edermünde-Besse, Uta Mohr aus Schenklengsfeld-Wehrshausen, Edith Schäfer aus Alheim-Niedergude, Hannelore Seybert aus Friedewald-Lautenhausen, Hiltrud Storch aus Künzell-Dietershausen und Christel Wenk aus Rotenburg geehrt.

Impressionen


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