Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Bieneninstitut Kirchhain

Informationen zum eingeschränkten Verkauf ins Ausland

Zum Schutz bedrohter Rassen und Ökotypen verkauft das Bieneninstitut Kirchhain Königinnen nur eingeschränkt ins Ausland.

Begehrt: Zuchtmaterial aus Deutschland

Dank der nachhaltigen Selektion zeichnen sich die Zuchtvölker des Bieneninstitutes Kirchhain durch hohe Leistung, Friedfertigkeit, geringe Schwarmneigung und eine hohe Widerstandsfähigkeit aus. Unsere Zuchtarbeit ist durch die Offenlegung der Ergebnisse in beebreed transparent und für jedermann im In- und Ausland einsehbar.
Auch im Internet wird in Foren ausländischer Imker laufend über die Vorzüge von Carnica-Zuchtmaterial in Deutschland berichtet. So verzeichnen wir in den letzten Jahren eine ständig steigende Nachfrage nach Königinnen durch Imker außerhalb Deutschlands, die sich Vorteile durch die züchterisch bearbeitete Carnica erhoffen.

Importiertes Zuchtmaterial oft nicht angepasst

Diese – an sich erfreuliche – Bestätigung einer erfolgreichen Zuchtarbeit stellt vielerorts eine Gefahr für den Erhalt regional angepasster Rassen und Ökotypen dar. Die genetische Vielfalt zwischen den Rassen und Ökotypen, die durch natürliche Selektion entstanden ist, geht durch die Einfuhr und Einkreuzung gebietsfremder Rassen zwangsläufig verloren. Und das dadurch entstehende Rassengemisch kommt oftmals schlechter mit den Umweltbedingungen zurecht.

Ein eindrucksvolles Beispiel stellt das Verhalten der Ägyptischen Honigbiene (A. m. lamarckii) gegenüber der aggressiven orientalischen Wespe (Vespa orientalis) dar. Während die einheimische Biene durch bestimmte Verhaltensweisen gut mit dem im Nahen und Mittleren Osten gefährlichen Feind zurechtkommt, werden die Hybriden zwischen der Ägyptischen Biene und der Carnica zur hilflosen Beute.
Ein anderes Beispiel liefert die in Nordafrika heimische Tellbiene (A. m. intermissa). Sie kommt aufgrund ihres Brutrythmus gut mit einer langen Trockenperiode im Sommer zurecht, während sich Carnica Bienen und deren Hybriden im Frühjahr zunächst zügig entwickeln, aber die lange Trockenperiode mit einer Trachtlücke im Sommer nicht überstehen.

Vor-Ort-Züchtung sichert biologische Vielfalt und Angepasstheit

Umfangreiche Versuche innerhalb Europas (COLOSS Studie) haben in den letzten Jahren gezeigt, dass einheimische Bienen in der Regel besonders gut an die lokalen Umweltbedingungen, Krankheitserreger und Parasiten angepasst sind. Anstatt einheimische Populationen durch die Einkreuzung deutscher Carnica-Herkünfte unwiederbringlich zu zerstören, ist es daher sinnvoller, die bedrohten Rassen vor Ort, bei Erhalt ihrer Anpassung an die lokale Umwelt, züchterisch auszulesen. Dies war auch ein zentrales Anliegen des von uns betreuten EU-Smartbees Projektes.

Aus diesen Gründen haben wir uns in Absprache mit der Arbeitsgemeinschaft Toleranzzucht (AGT), der Gemeinschaft der europäischen Buckfastimker e.V. (GdeB) und dem internationalen Züchternetzwerk IHBBN die Verpflichtung auferlegt, Königinnen nur innerhalb der EU zu vermarkten, mit Ausnahme von Bulgarien, Griechenland, Irland, Malta, Portugal, Rumänien, Spanien und Sizilien.

Wir hoffen auf Ihr Verständnis und Ihre Unterstützung dieser nachhaltigen Strategie zur Bewahrung der biologischen Vielfalt!


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