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Nachruf auf Dr. Volprecht Maul

Am 7. Dezember 2019 ist Dr. Volprecht Maul verstorben. Damit ist ein engagierter Bienenwissenschaftler, leidenschaftlicher Imker und großartiger Mensch von uns gegangen, dem wir viele, für die heutige Bienenhaltung wichtige Impulse verdanken.

Dr. Volprecht Maul
Dr. Maul wurde am 25.08.1935 als Sohn des erfolgreichen Imkers, Oberstudienrat Hans Maul, in Bad Salzhausen geboren. So lernte er schon in früher Kindheit die Bienenhaltung kennen. Sein ausgeprägtes Interesse an der Natur führte ihn nach Abschluss des Abiturs zu einem Studium der Biologie an die Universität Marburg. Dort konnte ihn der berühmte Entwicklungsbiologe Prof. Friedrich Seidel für eine Doktorarbeit zur Analyse der Embryonalentwicklung im Bienenei gewinnen. Die histologische Auswertung vieler hundert genau datierter Eier verdammten den Doktoranden – wie er später zu erzählen wusste – zu ungezählten Stunden, Tagen und Monaten ins Labor und hinter das Mikroskop. Nach sehr gut bestandener Promotion erhielt er 1965 ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes für einen zweijährigen Studienaufenthalt in den USA.

Zurück in Deutschland arbeitete er zunächst an dem unter Leitung von Professor Friedrich Ruttner im Aufbau befindlichen Bieneninstitut in Oberursel. In diese Zeit fiel u.a. die Organisation und erfolgreiche Durchführung des Apimondia Kongresses

1969 in München, an der Dr. Maul wesentlichen Anteil hatte. Trotz der wissenschaftlich sehr produktiven und zugleich auch vergnüglichen Zeit im jungen Oberurseler Team, währte die dortige Zeit nur etwa zwei Jahre. Denn zum 01.05.1970 übernahm er die Leitung des traditionsreichen Marburger Bieneninstituts, das sich nach größeren personellen und organisatorischen Veränderungen sowie der damit verbundenen Verlagerung nach Kirchhain in einem grundlegenden Neuaufbau befand.

Hier konnte er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1997 intensiv und unmittelbar für die Imkerschaft in seiner angestammten Heimat wirken. Voller Leidenschaft für Bienen und Natur, mit seinen umfassenden biologischen Kenntnissen und dem ihm eigenen spielerischen Erfindergeist hat er fortan wesentliche Neuerungen geschaffen.

So wurde die zuvor nur zu wissenschaftlichen Zwecken genutzte instrumentelle Besamung unter seiner Regie in breitem Umfang zur Auslese und Verbreitung von Reinzuchtköniginnen etabliert. Im Zuge dieser Bemühungen wurde auch das Kirchhainer Begattungskästchen entworfen, das schnell weltwiete Verbreitung fand. Er beschäftigte sich mit der Spermamischtechnik und der Erforschung der Sex- Faktoren und ihren Einfluss auf die Inzucht. Weiter führte er systematische Prüfverfahren zur Auslese sanftmütiger, leistungsfähiger und vitaler Bienenvölker ein, die heute über die Zuchtrichtlinien des D.I.B. hinaus zu internationalen Standards geworden sind. Ein Kernelement der im Zuge dessen in Kirchhain praktizierten und gelehrten Betriebsweise ist dabei die Erhaltung eines möglichst ungestörten Brutnestes.

Dank seiner aufgeschlossenen und sachlichen Vorgehensweise erfolgte Mitte der 70er Jahre eine erste Vergleichsprüfung von Carnica und Buckfast Herkünften. An diese schloss sich in den 90er Jahren eine umfassende Untersuchung zur Auswirkung von Buckfast-Einkreuzungen auf die Verhaltenseigenschaften der Landbiene an, manchen noch als sogenannter „Stecherversuch“ in Erinnerung. Die Ergebnisse dieser Studien haben ganz wesentlich zur Versachlichung der Diskussion und zu der inzwischen erreichten, fruchtbaren Zusammenarbeit der unterschiedlichen Zuchtbestrebungen beigetragen.

Nach dem Vordringen der Varroamilbe nach Deutschland war Dr. Maul der erste, der mittels der Entwicklung des Bannwabenverfahrens auf eine möglichst naturnahe und medikamentenfreie Therapie setzte. Mit Blick auf nachhaltige und naturgemäße Lösungen setzte er sich sehr stark für die Auslese varroaresistenter Bienenvölker ein. An deren Entwicklung hat er noch lange über die Pensionierung hinaus als privater Züchter mitgewirkt. So nahm er bis zuletzt Anteil an allen Neuerungen und hat sich über jeden Fortschritt gefreut.

Die Erinnerung wäre unvollständig, würde nicht an sein großes Talent zum Lehren und Vermitteln erinnert. Er verstand es, seine Begeisterung für Bienen in einer ungezählten Vielfalt an Vorträgen und Lehrveranstaltungen an Imker in ganz Hessen und weit darüber hinaus weiterzugeben. Humorvoll und freundlich hat er viele an seinem Wissen teilhaben lassen und vertrauensvoll mit vielen Weggefährten zusammengearbeitet. So durften wir als Mitarbeiter, Kollegen und Freunde viel von ihm lernen und werden ihn in allerbester Erinnerung behalten.

Friedrich-Karl Tiesler

Dr. Gudrun Koeniger und Prof. Dr. Nikolaus Koeniger

Dr. Ralph Büchler im Namen aller Kollegen des Bieneninstituts Kirchhain