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EIP-AGRI-Projekt: Praxis-Forschung-Bienen

Verbesserung der Varroa-Management-Strategien für hessische Imkereibetriebe

Laufzeit
2020 bis 2022
Förderung
Gefördert durch die EU und das Land Hessen
Ansprechpartner
Dr. Annely Brandt, Dr. Ralph Büchler
Kooperationspartner
Berufsimker, Freizeitimker, Institut für Bienenkunde (Goethe-Universität Frankfurt),
Deutscher Berufs und Erwerbs Imker Bund e.V., Comunis Projektbüro

Das Problem

Die Varroa-Milbe ist ein aus Asien eingeschleppter Brutparasit, der wie eine Zecke an den Bienen saugt und dabei Viren überträgt. Die Milben vermehren sich in den Brutzellen eines Volkes, so das am Ende des Sommers tausende Milben das Bienenvolk schwächen (Abb. 2). Ohne die Behandlung durch den Menschen können die meisten Bienenvölker nicht überleben. Die Standard-Behandlung mit Ameisensäure ist jedoch sehr temperaturabhängig – mit zunehmender Klimaerwärmung reicht sie oft nicht mehr aus.

Unsere Lösungsansätze

1.      Innovative Diagnostik

Um die Varroa-Milbe erfolgreich zu bekämpfen, muss man den Befall im Jahresverlauf gut im Auge behalten. Dafür werden z.B. die von den Bienen abfallenden toten Milben auf einer Bodeneinlage gezählt (Abb. 3). Das ist mühsam und zeitaufwendig. Um das Milbenzählen zu erleichtern, wollen wir in Zusammenarbeit mit dem Institut für Bienenkunde (Goethe-Universität Frankfurt) einen Varroacounter entwickeln. Der Varroacounter soll mit Hilfe von Deep-Learning Algorithmen und KI-Technologie die Milben auf der Bodeneinlage zuverlässig erkennen und so die Arbeit der Imker/innen erleichtern. Im Praxistest sollen die Genauigkeit und Praxistauglichkeit des neuen Varroacounters mit vorhandenen Diagnose-Tools verglichen werden.

2.      Biotechnische Behandlungsmethoden

Es gibt bereits gute, wetterunabhängige Alternativen für die Varroabehandlung im Sommer, z.B. die induzierte Brutpause. Bei der induzierten Brutpause wird die Königin für einige Zeit in einen Käfig gesetzt (Abb. 4.) Die abschließende Oxalsäurebehandlung wirkt effektiv, da durch die Brutpause alle Milben auf den Bienen sitzen und sich keine mehr in einer Brutzelle verbergen kann.

In Deutschland ist zurzeit nur das Träufeln oder Sprühen von Oxalsäure als Behandlungsmethode zugelassen. Das Verdampfen der Säure ist bei uns nicht erlaubt, im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern. In Zusammenarbeit mit einer Herstellerfirma wollen wir die Oxalsäureverdampfung im Vergleich zu anderen Applikationsmethoden testen. Im Laufe des Projekts prüfen wir in umfangreichen Versuchen die Wirksamkeit und Bienenverträglichkeit der Methoden, um Daten für eine mögliche Zulassung der Verdampfung in Deutschland zu sammeln.

3.      Erweiterung des Beratungsangebots

Wir wollen das Beratungsangebot des LLH-Bieneninstituts verbessern und die Online-Beratung deutlich erweitern. Zusammen mit unseren Projektpartnern und einer Medienagentur werden wir YouTube-Videos zu allen praxisrelevanten Varroabehandlungsmethoden erstellen.  Altbewährte Beratungsmaterialen werden aufgearbeitet, neue Beratungsangebote, z.B. für Einraumbetriebsweisen erstellt und aktuelle Themen aus der Beratung aufgegriffen. Außerdem werden wir unsere Projektergebnisse dort vorstellen.

Das erweiterte Online-Angebot soll langfristig den Austausch zwischen Praxis, Beratung und Forschung fördern und die Basis für einen Citizen Science-Feldversuche bilden (siehe unten). Es soll dazu beitragen, praxisrelevante Ergebnisse auf eine zeitgemäße Weise allen Imker/innen zur Verfügung zu stellen. Insbesondere wollen wir auch Neu-Imker/innen ansprechen, von denen manche nicht an traditionellen Vereinsstrukturen interessiert sind.

4.      Bürger als Wissenschaftler – Imker/innen forschen mit

Das Interesse vieler Imker/innen wächst, sich aktiv an wissenschaftlichen Versuchen zu beteiligen. Das Wissen und Können von interessierten Erwerbs- und Freizeitimker/innen wird bisher von akademischen Wissenschaftsprofis weithin unterschätzt. Ein akademischer Abschluss ist jedoch nicht von Bedeutung, sondern das, was jede/r beitragen will zu einem gemeinsamen Wissensschatz (Finke, 2014).

Im dritten Projektjahr werden wir einem sogenannten Citizen-Science-Versuch gemeinsam mit interessierten Imker/innen durchführen. Die konkrete Versuchsfrage zum Thema innovative Varroabehandlung und den genauen Versuchsplan erarbeiten wir zusammen mit unseren Projektpartnern in den kommenden beiden Jahren.

 Wir hoffen auf Ihre rege Beteiligung und werden Sie zeitnah informieren.

 

Logo-Leiste: Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums: Hier investiert Europa in die ländlichen Gebiete.