- Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen - https://llh.hessen.de -

Sommerbehandlung gegen die Varroamilbe

Arbeitsaufwand und Wirksamkeit verschiedener Varianten

Hintergrund und Fragestellung

Die Varroamilbe, ein vor Jahrzehnten eingeschleppter Bienenparasit, ist nach wie vor eine große Herausforderung für die Bienengesundheit. Die Milben sind für ihre eigene Fortpflanzung auf die Bienenbrut angewiesen und vermehren sich im Laufe der Saison stark. Steigt die Zahl der Milben in einem Bienenvolk zu stark an, entwickelt es im Laufe der Zeit den Symptomkomplex der Varroose, wird schwächer und geht nach einiger Zeit ein.

Biotechnische Verfahren zur Milbenbekämpfung, die auf einer Brutpause im Sommer basieren, unterbinden die Milbenvermehrung auf effektive Weise und reduzieren die Milbenlast im Bienenvolk zum kritischen Zeitpunkt der Winterbienenaufzucht. Zudem können sie unabhängig von der Umgebungstemperatur eingesetzt werden. In den zurückliegenden Jahren wurden am Bieneninstitut Kirchhain dazu verschiedene Methoden entwickelt und erprobt:

Die beschriebenen Methoden unterscheiden sich in Arbeitsaufwand und Wirksamkeit, zudem existieren regionale Varianten. Bislang gab es dazu jedoch noch keine vergleichenden Untersuchungen. Die hier vorgestellte Studie des internationalen Forschungsnetzwerks COLOSS hatte zum Ziel, die Wirksamkeit und den Arbeitsaufwand dieser Methoden auf europäischer Ebene zu vergleichen.

Versuchsaufbau

Der Versuch wurde von 2017 bis 2018 in 10 Ländern (15 Bienenstände, 370 Bienenvölker) durchgeführt und vom Bieneninstitut Kirchhain koordiniert.

Getestet wurden alle drei oben beschriebenen Verfahren der Brutunterbrechung in verschiedenen Anwendungsvarianten (Oxalsäure Verdampfen und Träufeln in drei verschiedenen Dosierungen, Totale Brutentnahme sowie zwei Varianten des Bannwabenverfahrens). Eine Oxalsäure-Träufelbehandlung mit 4,2 % Lösung diente auf allen Ständen als Standard und Positivkontrolle (Tab. 1).

Tab. 1: Übersicht über die im COLOSS Versuch getesteten Varianten der Brutunterbrechung

Methode Anwendungsvariante
Königin käfigen + Oxalsäure Träufeln von Oxalsäure
4,2 % – 5 ml / Wabengasse
2,5 % – 5 ml / Wabengasse
2,5 % – 8 ml / Wabengasse
Sublimieren von 2 g Oxalsäuredihydrat-Kristallen
Bannwabe Königin für 3 x 9 Tage auf einzelne Wabe gesperrt
Königin für 20 Tage auf einzelner Wabe gesperrt, Träufeln von 4,2 % Oxalsäure an Tag 25
Totale Brutentnahme Entfernen aller Brutwaben und Einsatz einer Fangwabe mit offener Brut, die nach 9 Tagen wieder entfernt wird

Ergebnisse und Diskussion

Abb. 1: Wirksamkeit verschiedener Oxalsäureanwendungen nach Käfigen der Königin. In der Box-Plot-Grafik markieren die horizontale Linien die Mediane, die Sternchen symbolisieren die Mittelwerte, die Rauten-Symbole markieren die Ausreißer.
Abb. 2: Vergleich der aufgewendeten Arbeitszeit pro Volk bei den einzelnen Methoden

Die Ergebnisse zeigten, dass die Wirksamkeit einer Behandlung mit Oxalsäure entscheidend von der richtigen Dosierung abhängt (Abb. 1). Träufeln von 5 ml einer 4,2 % Säurelösung (Kontrolle) je besetzter Wabengasse hatte eine mittlere Wirksamkeit von ca. 90 %. Das Verdampfen von 2 g Oxalsäure wirkte vergleichbar gut. Mit den Methoden „Totale Brutentnahme“ und „Bannwabe“ kann man den Varroabefall auch ohne jeden Medikamenteneinsatz wirkungsvoll absenken. Allerdings erfordern diese Methoden gegenüber dem Käfigen und Behandeln (< 20 min pro Volk) einen höheren Zeitaufwand (ca. 40 min). Nach Ende des Versuchs waren die Völker aller Versuchsgruppen vergleichbar stark. Die Ergebnisse wurden im Journal of Apicultural Research (2020) veröffentlicht.

Fazit

Auf einer Brutpause im Sommer basierende biotechnische Behandlungsverfahren zeichnen sich durch eine hohe Wirksamkeit aus und stellen eine sinnvolle Alternative zu konventionellen Behandlungen dar. Sie ermöglichen auch eine Bekämpfung der Varroamilbe ganz ohne den Einsatz von Medikamenten.


Dieser Beitrag stammt aus dem LLH-Jahresversuchsbericht 2023.
Die gesamte Broschüre finden Sie hier.