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Viel gefragt, viel gelernt – Umweltstaatssekretär Oliver Conz zu Besuch im Bieneninstitut

Die anhaltende Hitze hielt die Bienen des Bieneninstituts in Kirchhain nicht von ihrer Arbeit ab und so herrschte auch beim Besuch des hessischen Staatssekretärs Oliver Conz ein lautes Gesumme rund um die Bienenstöcke im Hof.

Beim Besuch des Bieneninstituts in Kirchhain erhielt Staatssekretär Oliver Conz einen Blick ins Bienenvolk. Erklärungen gab es von Karin Petzoldt-Treibert, Dr. Marina Meixner und Dr. Annely Brandt (v.li.).
Oliver Conz erfuhr während seiner Sommertour im Bieneninstitut, dass die Varroabehandlung im Sommer mit Ameisensäure aufgrund von hohen Temperaturen schwierig sein kann. Daher wurden am Bieneninstitut alternative biotechnische Methoden entwickelt, die auf einer Brutpause beruhen. Um die Königin am Eierlegen zu hindern, wird sie für einige Wochen in einen Käfig in der Wabe gesetzt.

Dieser machte während seiner Sommertour Halt am LLH-Standort und ließ sich von Dr. Marina Meixner, Dr. Annely Brandt, Dr. Reinhold Siede, Martin Gabel, Lena Frank, Karin Petzoldt-Treibert und Denis Schuller über die fleißigen Bienen aufklären.

Schon während der Begrüßung und allgemeinen Vorstellung der Arbeit, die das Institut leistet, zeigte Conz ein großes Interesse an den Themen Bienenzucht, Krankheiten und Beratungsangeboten. Institutsleiterin Dr. Marina Meixner gab interessante Einblicke in die Arbeit des Bieneninstituts Kirchhain. Seit Jahren nimmt das Interesse an der Imkerei stark zu, vor allem auch bei Frauen und jüngeren Menschen. Dadurch sind die Beratungs- und Lehrgangsangebote des Bieneninstituts stärker denn je gefragt. Bestäubende Insekten sind nicht nur essentiell für die landwirtschaftliche Produktion, sondern auch Schlüsselakteure für den Erhalt der Biodiversität.

Beim anschließenden Rundgang durch den Garten des Kirchhainer Instituts stellte Martin Gabel das EIP-Projekt „Bienenwald Hessen“ (www.bienenwald.hessen.de) vor. Dieses Projekt verbindet im Sinne der EIP-Agri Förderung die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis zu dringenden Problemstellungen aus dem land- und forstwirtschaftlichen Alltag. In diesem Fall steht die Wiederaufforstung von Waldflächen im Fokus, die infolge von Hitze, Trockenheit und Borkenkäferbefall in den letzten Jahren abgestorben sind. In den drei Projektjahren untersuchen die Beteiligten, wie sich nachhaltige Waldbausysteme zur Holzproduktion mit der Gewinnung von Nahrungsmitteln und dem Schutz von Wild- und Honigbienen kombinieren lassen und wie bei der Wiederbewaldung von Anfang an explizit der Lebensraum blütenbestäubender Insekten verbessert werden kann.

Martin Gabel zeigte anschaulich, wie Varroamilben in den Waben die Bienenlarven befallen und erklärte, wie man Bienen resistenter gegen den Parasiten machen kann

Vom Garten aus ging es zur Besichtigung in das im März 2020 in Betrieb genommene Wirtschaftsgebäude, welches nicht bloß Schleuderraum sowie Kühllager und Wärmekammer bietet, sondern auch ausreichende Lagermöglichkeiten für Bienenkästen, Waben und Arbeitsmaterial. Denis Schuller erklärte anhand der verschiedenen Räume und Stationen, wie Honig entsteht und geschleudert wird. Rund neun Tonnen haben die 300 Bienenvölker des Bieneninstituts in diesem Jahr produziert, der nun in den Kühlräumen gelagert und für den Verkauf vorbereitet wird.

Im gerade abgeschlossenen Verbundprojekt „SMR-Selektion“ wurde gemeinsam mit dem Bieneninstitut Hohen Neuendorf, dem Deutschen Imkerbund und den Zuchtverbänden der Carnica- und Buckfast-Biene daran gearbeitet, die Varroaresistenz der Bienen in Deutschland zu steigern. Dazu wurden bestimmte Verhaltensmerkmale der Bienen untersucht, mit denen die Vermehrung der Milben gebremst werden kann.

Martin Gabel zeigte dabei anhand einer Wabe, wie die Arbeitsbienen des Bienenvolks eine Muttermilbe daran gehindert hatten, sich erfolgreich zu vermehren. Beeindruckt von den per Mikroskop vergrößerten Einsichten in die Wabe zeigte sich nicht bloß Oliver Conz, sondern auch die anwesenden Pressevertreter, Kommunalpolitiker und LLH-Direktor Andreas Sandhäger.

Im sonnigen Hof – und nach einer kurzen Trinkpause – wurden noch drei weitere interessante Projekte, die sich mit der Zukunft der Biene beschäftigen, vorgestellt. Dr. Annely Brandt arbeitet gemeinsam mit der Universität Marburg im Projekt „Klimaanpassung“ daran, die dramatischen Auswirkungen des Klimawandels auf die Bienen abzuwenden. Denn durch die milden Temperaturen im Herbst und Winter wird die Winterbrutpause, die eigentlich als Schonzeit für die Arbeitsbienen gilt, von immer mehr Bienenvölkern ausgelassen. Doch nicht bloß die milden Winter wirken sich auf die Bienen aus, auch die heißen Sommer. Denn die bisher standardmäßige Varroabehandlung mit Ameisensäure ist bei sehr hohen oder feuchtkalten Temperaturen nicht möglich. Im EIP-AGRI-Projekt „Innovative Varroa-Management Strategien“ werden deshalb alternative Behandlungsmethoden untersucht.

Sorghumhirse könnte bald einen wichtigen Beitrag leisten, um bestäubende Insekten zu unterstützen und gleichzeitig Biomassepflanzen zu erzeugen, so Dr. Reinhold Siede

Weitere Hilfe können sich die Bienen vom SoBinEn-Projekt versprechen, welches Dr. Reinhold Siede erläuterte. Hierbei soll die agrarökologische Wertigkeit der Biomasseerzeugung zugunsten der Nahrungsressourcen für bestäubende Insekten in der Agrarlandschaft verbessert werden. Während der Erklärung des Projekts nutzten einige ‚benachbarte‘ Bienen den bepflanzten Kübel mit Sorghumhirse, der sich als ertragsstarke Biomassepflanzen erwiesen hat und eine attraktive Pollenquelle anbieten kann.

Zuletzt konnte Staatssekretär Oliver Conz noch einen Blick in den Bienenstock werfen und das Projekt „Vitalbiene“ hautnah begutachten. Lena Frank vergleicht in diesem Projekt die Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Bienenvölkern in innovativen und konventionellen Haltungskonzepten. Im innovativen Konzept wird die Varroabekämpfung durch eine Sommer-Brutpause und biotechnische Verfahren realisiert und auf eine routinemäßige Winterbehandlung verzichtet, während das konventionelle Verfahren auf Ameisensäure im Sommer und eine Behandlung mit Oxalsäure im Winter setzt. Obwohl aufgrund eines zurückliegenden Wespenstiches skeptisch ‚gegenüber stechenden Insekten‘ packte Conz schließlich noch beim Verschließen des Bienenstocks mit an und beendete den zweiten Tag seiner Sommertour am Bieneninstitut Kirchhain mit vielen gesammelten Infos und beantworteten Fragen rund um die Zukunft der fleißigen Bienen.