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Fachschule Griesheim: Innovative Projekte vorgestellt

An der landwirtschaftlichen Fachschule Griesheim nimmt der Projektunterricht, der insgesamt 120 Unterrichtsstunden umfasst, eine besondere Rolle ein: „Er dient dem Erwerb von Schlüsselqualifikationen wie Kommunikationsfähigkeit, Kooperation, Kritikfähigkeit, selbstständiges Erarbeiten von Sachverhalten und Verantwortungsbewusstsein – Fähigkeiten, die im späteren Berufsleben sehr nützlich sind.

Gleichzeitig kommt so manches Innovationspotential ans Licht“, hebt Schulleiterin Friedlind Schäfer hervor.
Am 5. April 2022 präsentierten neun Studierende ihren Kommilitonen, Lehrkräften sowie Vertretern der VLF Aereboenia Starkenburg e.V. ihre Gemeinschaftsarbeiten.

Von der Federzinkenegge zum Grünlandstriegel

Da die Grünlandpflege zur Erreichung guter Grasnarben und guter Futterqualitäten wie auch Nachhaltigkeit und Ressourcenschutz – aus alt mach neu – immer weiter in den Fokus rücken, wurde der Umbau einer nicht mehr einsetzbaren Federzinkenegge zu einem Grünlandstriegel umgesetzt. Geplant wurde der Grünlandstriegel mit einer Arbeitsbreite von ca. 5 m, einer variablen Arbeitstiefe, einer höhenverstellbaren Schürfleiste, jeweils 4 Zinkenreihen in den Striegelelementen, einer Transportbreite unter 3 m und einer Nachsaateinrichtung. In der Planungsphase war es eine Herausforderung, die Vorgaben für den Grünlandstriegel in den vorhandenen Rahmen der Federzinkenegge unterzubringen. Im Anschluss an die Planungen wurde die Federzinkenegge zunächst ausgeschlachtet. Der Rahmen der ehemaligen Egge wurde auf beiden Seiten entsprechend verbreitert, die Rohre zum Tragen der Zinkenelemente wurden eingeschweißt, die Tasträder wurden an- und die Zinkenelemente mit insgesamt 80 Zinken eingebaut. Bevor die neue Maschine fachmännisch lackiert werden konnte, wurde sie sorgfältig abgeschliffen, um vorhandene Rückstände an den geschweißten Elementen und Staub- und Farbreste zu entfernen. Abschließend wurden noch Warntafeln sowie die Maschinenbeleuchtung angebaut. Auf die Integration der Nachsaateinrichtung musste das Projektteam aufgrund der schwierigen Umsetzbarkeit verzichten. Der Grünlandstriegel wurde bereits erfolgreich in der Praxis eingesetzt, die Arbeitsqualität konnte dabei überzeugen. Der Maschinenumbau hat insgesamt 63 Stunden gedauert. Die Materialkosten lagen bei rund 2600€. Kalkuliert man 15€/h für die geleistete Arbeit, ergeben sich Gesamtkosten von ca. 3550€. Vergleichbare Neumaschinen kosten im Handel zwischen 15000 und 20000€. Sind umbaubare Altmaschinen, technisches Geschick, eine entsprechende Werkstattausstattung und Arbeitszeit verfügbar, so lässt sich ein Umbau wirtschaftlich mit hervorragendem Endergebnis realisieren.

Mechanische Unkrautbekämpfung im konventionellen Betrieb

Anlass für die Wahl dieses Projektthemas war u.a. die immer intensivere Diskussion um den Einsatz von Herbiziden im Ackerbau, der Wegfall etlicher Wirkstoffgruppen sowie das zunehmende Auftreten von Herbizidresistenzen bei Ungräsern. Auf einer 8ha großen, konventionell bewirtschafteten Fläche mit Vorfrucht Raps wurde deshalb Mitte Oktober 2020 Winterweizen (Sorte Patras, 300 Kö./m²) ausgesät, die Fläche wurde anschließend in 9 Parzellen unterteilt. Die Düngung war auf der Gesamtfläche einheitlich. Auf 4 Parzellen wurde zusätzlich zur betriebsüblichen Unkrautbekämpfung mittels Herbizid mindestens einmal gestriegelt. Eine Parzelle wurde lediglich zweimal gestriegelt. Da der Unkrautdruck auf der Gesamtfläche gering war, waren die Unterschiede zwischen den einzelnen Parzellen während der gesamten Vegetation nur minimal. Auf der reinen Striegelparzelle konnte jedoch zum Zeitpunkt der Ernte eine Spätverunkrautung mit Kamille, Raps und Trespe festgestellt werden. Der Unkrautdruck war jedoch auf keiner Parzelle so hoch, dass er den Weizenertrag negativ beeinträchtigt hätte. Die Ernteerträge auf den Teilparzellen schwankten zwischen 9 und 10 t/ha. Aufgrund des Einsparens der Herbizidkosten (2 Überfahrten) war der Deckungsbeitrag bei der reinen Striegelparzelle am höchsten. Zukünftig soll der Striegel auch auf stärker verunkrauteten Flächen eingesetzt werden, um feststellen zu können, welche Auswirkungen sich hier auf Entwicklung der Kultur, Unkrautbesatz, Abreife, Ertragsentwicklung und Qualität ergeben.

Frontgewicht

Da Schlepperanbaugeräte zunehmend schwerer und deshalb für deren reibungslosen Einsatz Frontgewichte benötigt werden, wurde der Bau von zwei im Grundsatz baugleichen Frontgewichten (in der Betonausführung ca. 1000 bis 1500 kg, als Eisenhülle mit Betonkern ca. 1900 bis 2000 kg) exakt geplant und durchgeführt. Neben der reinen Ballastierungsfunktion sollte bei beiden Gewichten auch die Verkehrssicherheit durch Vorsehen entsprechender Seitenbegrenzungsleuchten berücksichtigt werden. Für das Betongewicht wurde eine Holzschalung gebaut, für das Eisengewicht wurde eine Eisenhülle aus entsprechenden Eisenplatten angefertigt und geschweißt. Hierbei mussten jeweils auch die Koppelpunkte für die Frontgewichte sowie Leerrohre für die Beleuchtungskabel in die Schalungen eingebaut werden. Durch die einfachere Umsetzbarkeit war es bei der Holzschalung zusätzlich möglich, Arbeitsscheinwerfer vorzusehen. Die vorbereiteten Schalungen wurden anschließend mit C25/30 Beton ausgegossen. Beim Betongewicht wurde die Holzschalung nach zwei Tagen entfernt. Nach dem Trocknen des Betons des Eisengewichtes wurde noch ein Eisendeckel aufgeschweißt. Beide Gewichte wurden dann nachbearbeitet und gestrichen. Ausschlaggebend für den Erfolg des Baus ist ein exaktes Arbeiten. Der Bau des Betongewichtes mit Holzschalung dauerte 17 Stunden, bei Zukauf aller benötigten Materialien ergaben sich für dieses Gewicht Gesamtkosten von rund 760€. Der Bau des 1970 kg schweren Eisengewichtes war erheblich aufwendiger. Es wurden rund 36 Stunden benötigt. Hier entstanden Gesamtkosten von ca. 1400€. Kalkuliert man für den Kauf eines kommerziell erhältlichen Eisengewichtes ca. 2€/kg, war der Eigenbau in beiden Ausführungen erheblich günstiger. Beide Frontgewichte werden in der Praxis eingesetzt, wobei das Eisengewicht erheblich strapazierfähiger als das Betongewicht ist.

Vergleich relevanter Leistungs- und Gesundheitsdaten von Milchkühen in den ersten 100 Laktationstagen

Die Diskussion um die Nutzungsdauer und das Tierwohl von Milchkühen war der Auslöser für diese Themenwahl. In drei Milchviehbetrieben wurden deshalb alle Kühe, die im Zeitraum vom 1. Dez. 2020 bis zum 30.4.2021 kalbten, in eine umfangreiche Datenerhebung einbezogen. Im Rahmen dieser Erhebung wurde der BCS von allen Kühen 3 Wochen vor der Kalbung, am Kalbetag sowie jeweils am 25., 50., 75. und 100 Laktationstag bewertet. Die Körpertemperatur wurde in den ersten 10 Tagen nach der Kalbung täglich erfasst. Der Ketonwert wurde am Abkalbetag sowie am 14. und 28. Laktationstag über den Bluttest ermittelt. In die anschließende Auswertung gingen neben den erfassten Gesundheitsdaten noch die Ergebnisse der Milchleistungsprüfung mit ein. Auffällig war in den drei Betrieben, dass zwischen 15 und 20 % der Kühe nach dem Kalben eine erhöhte Körpertemperatur zeigten. Dies korrelierte meist mit Nachgeburtsverhalten. Betrachtet man die Körperkondition, können direkte Rückschlüsse auf die Häufigkeit von Ketosen in den Milchkuhherden gezogen werden. In zwei der drei Betriebe sind ca. 40 % der berücksichtigten Kühe überkonditioniert, was nach dem Kalben einen verstärkten Körpersubstanzabbau mit sich bringt. Bei diesen Kühen konnte durch den Bluttest eindeutig eine Ketose festgestellt werden. Außerdem fielen diese Kühe, wie nicht anders zu erwarten, in der ersten Milchleistungskontrolle durch Fett-Eiweiß-Quotienten von über 1:1,5 auf. Auch die bekannten Zusammenhänge, z.B. zwischen Energieversorgung und Milcheiweißgehalt, Körperkondition und Fruchtbarkeit, Einsatz von Propylenglykol zur Ketoseprophylaxe, Vor- und Nachteile von Voll- und Teil-TMR konnten durch die exakten Erhebungen untermauert werden. Durch diese Projektarbeit konnten Stärken und Schwächen in der Milcherzeugung in den Betrieben aufgezeigt werden. Die abgeleiteten Managementmaßnahmen, z.B. regelmäßige BCS-Bestimmung und Temperaturmessung, können dazu führen, dass frühzeitig Fehler in Fütterung und Haltung erkannt und abgestellt werden. Durch schnelles Eingreifen bei z.B. subklinischen Erkrankungen kann dem Auftreten klinischer Erkrankungen vorgebeugt werden. Dies wirkt sich positiv auf das Wohlbefinden und die Nutzungsdauer der Kühe aus. Daraus ergibt sich gleichzeigt ein positiver Effekt in Bezug auf die Remontierungsrate, weil die Kosten der Bestandsergänzung sinken. Insofern konnte die Projektarbeit belegen, dass vor allem die intensive Tierbeobachtung auch zukünftig der Schlüssel zum betrieblichen Erfolg in der Tierhaltung ist.