Durst im Garten: So kommen Gartenpflanzen durch den Sommer

Klaus Diehl, Hessische Gartenakademie

Tipps für (kommende) Trocken- und Hitzeperioden

Leere Regentonnen und vielerorts sogar leere Zisternen – das ist die Folge eines der möglicherweise trockensten Frühjahre seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Und tatsächlich ist Hessen in diesem Jahr mit einer Trockenperiode konfrontiert, die bereits seit Februar andauert und nur durch wenige Tage mit Niederschlag unterbrochen wurde. Eigentlich ist es ideal für unsere Nahrungs- und Gartenpflanzen, wenn es zu Beginn der Vegetationsperiode viel regnet. Dann bleibt der Boden ausreichend feucht, um die Pflanzen auch während sommerlicher Trocken- und Hitzeperioden mit Wasser zu versorgen. Nun prognostizieren allerdings viele Wettermodelle nach dem extrem trockenen Frühjahr sogar einen Jahrhundertsommer mit Hitze und Dürre für Europa.

Die beim Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) angesiedelte Hessische Gartenakademie (HGA) gibt daher Tipps, wie Gartenpflanzen die kommende Durststrecke am besten überstehen:

Weniger ist mehr!

Eingewachsene Pflanzen sollten lieber seltener und nicht täglich gegossen werden, dafür aber durchdringend. Ob die Gießintervalle bei allen zwei oder allen vier Tagen liegen, hängt von der Art, dem Bedarf und dem Wetter ab. Bei weichen Blättern kann man es durchaus drauf ankommen lassen, sie erst zu gießen, wenn sie als Indikator leicht schlaff werden. Bei immergrünen und hartlaubigen Pflanzen besteht dieser Indikator jedoch nicht. Die seltenen Gießintervalle sollten dann allerdings durchdringend anstatt häufig und oberflächig sein. Empfehlenswert sind 10 bis 20 L/m² pro Gießvorgang. Die Gießmenge ist zudem auf mindestens 2 bis 3 Gaben zu verteilen, denn viele Böden sind nicht in der Lage, große Mengen an Wasser in kurzer Zeit aufzunehmen. Damit wird erreicht, dass das Wasser in die Tiefe gelangt und die Pflanze ist motiviert, ihr Wurzelwachstum in die Tiefe und nicht an die Oberfläche zu lenken. Denn die Pflanzenwurzeln wachsen prioritär immer dorthin, wo die Feuchtigkeit im Boden ist.

Tipp: Um die Wassermenge beim Gießen mit dem Schlauch zu ermitteln, kann eine Gießkanne gefüllt und die Sekunden gezählt werden bis 10 Liter in der Kanne sind. Dieses Maß ermöglicht es, die richtige Wassermenge auf die Fläche auszubringen.

Wie bewässern?

Am besten geeignet sind langsam laufende Tropfbewässerungen. Diese ermöglichen das durchdringende und tiefgründige Bewässern und durch die tropfenweise Ausbringung werden Nährstoffe nicht ausgespült. Bei Kreis- und Schlagregnern sowie beim Gießen mit dem Schlauch besteht die Gefahr des Nährstoffaustrags und der Bodenverfestigung, jedoch können größere Flächen damit einfacher bewässert werden.

Übrigens können Pflanzen auch durch zu viel Wasser vertrocknen: Durch eine stetige Bewässerung faulen Pflanzenwurzeln. Die Pflanze sieht dann nahezu genauso aus, als hätte sie zu wenig Wasser bekommen.

Wann bewässern?

Die beste Zeit, Pflanzen zu wässern, ist sehr früh morgens: Der Boden hat sich abgekühlt und das Gießwasser verdunstet nicht sofort. Bis es heiß wird, hat die Pflanze genügend Zeit, das Wasser aufzunehmen. Falls es frühmorgens nicht möglich ist zu gießen, ist das abendliche Gießen die zweite Wahl. Damit wertvolles Gießwasser nicht verdunstet und die Luft nicht zu lange feucht bleibt – was Pilzbefall und Schneckenfraß begünstigt – sollte der abendliche Gießgang am frühen Abend, etwa zwischen 17 und 19 Uhr erfolgen. Dadurch ist es möglich, dass die Pflanzen noch abtrocknen und nicht mit einem „nassen Fuß“ in die Nacht gehen. Das Gießen zur Mittagshitze ist der besagte „Tropfen auf dem heißen Stein“. Das meiste Wasser verdunstet, der Rest kann von den Pflanzen ohnehin kaum aufgenommen werden, weil Pflanzen bei Hitze und Trockenheit die Transpiration sehr stark reduzieren.

Welches Wasser?

Idealerweise werden Pflanzen mit Niederschlagswasser gegossen. Es ist pflanzenphysiologisch optimal und die Verwendung unterliegt keinen gesetzlichen Regelungen. Bei der Verwendung von Wasser aus Oberflächengewässern und bei der Förderung von Grundwasser sind wasserrechtliche und ggf. bergbaurechtliche Aspekte zu beachten. Und auch die Verwendung von Leitungswasser kann bei Wasserknappheit durch die Landkreise reglementiert werden. Daher sind Zisternen und Regentonnen zur Gartenbewässerung die beste Wahl. Wenn sich diese Wasserspeicher allerdings nach längeren Trockenperioden leeren, ist es Zeit, über eine perspektivische Erweiterung des Speichervolumens nachzudenken.

Obst- und Gemüse-Waschwasser zu sammeln ist zwar im Akutfall wenig ergiebig – langfristig aber durchaus eine Option, um seine Wasservorräte zu ergänzen.

Unproduktive Wasserverdunstung an der Bodenoberfläche vermeiden

Eine allseits bekannte Möglichkeit, Wasser im Boden zu halten, ist das Mulchen mit Holzhäcksel, Stroh, Grasschnitt etc. Genauer gesagt, verdunstet durch die Mulchschicht weniger Bodenwasser. Zudem ist der Mulch Nahrung für die Bodenorganismen, die durch ihre Tätigkeit die Bodenstruktur verbessern und zur Bildung von Humus beitragen, der wiederum Wasser speichert. Allerdings vertragen nicht alle Pflanzen eine organische Mulchschicht.

Zwei kleine Äpfel an einem Apfelbäumchen. Der vordere Apfel weist rot-braune Verbrennungsschäden auf.
Verbrennungsschäden an Früchten

Eine andere Möglichkeit, die Wasserverdunstung des Bodens zu reduzieren, ist die wiederkehrende oberflächige, schonende Bodenbearbeitung mittels Sauzahn, Hacke, Rosengabel, Gartenkralle o. ä. Dadurch werden die Bodenkapillare gekappt, wodurch sich die Verdunstung von im Boden gespeichertem Wasser reduziert. Gleichzeitig ist der aufgelockerte Boden auch wieder besser in der Lage, Niederschlagswasser aufzunehmen, welches ansonsten eher abfließen würde.

Gestresste Pflanzen unterstützen

In Trockenstress geratene Pflanzen können auf weitere Arten entlastet werden. Geeignete Maßnahmen sind:

  • Schattieren der gesamten Pflanze, z. B. mittels Vliese oder feiner Schattierungsnetze
  • Abernten reifer Früchte bzw. ausdünnen der in der Reife befindlichen Früchte
  • Entfernung von Blüten
  • Reduzierung der Verdunstungsmasse durch Rückschnitt bzw. Teilentlaubung
  • Windschutz, z. B. mittels Vliese

Schutz vor Hitze

Nicht nur Dürre kann für Pflanzen tödlich sein, sondern auch die Hitzeeinwirkung. Sonnenexponierte Stämme von Gehölzen sind sonnenbrandgefährdet. Dies gilt insbesondere für junge Bäume mit noch weichem Rindengewebe. Derartige Verbrennungsschäden führen zwar nicht unbedingt zum sofortigen Absterben der Pflanze, allerdings sind sie irreversibel und dienen letztlich als Eintrittspforte für Schaderreger. Als Schutz geeignet sind Weißanstriche oder das Umwickeln mit Schilf- oder Bambusmatten. Kunststoffmanschetten sind aufgrund darunterliegender Überhitzung eher ungeeignet. Auch gegenüber Jute-Lehm-Bandagen gibt es diesbezüglich Vorbehalte aufgrund entsprechender Untersuchungen.

Prioritäten setzen!

Rasen hat einen hohen Wasserbedarf. Er hat aber auch ein weitaus höheres Regenerationsvermögen als beispielsweise ein Gehölz oder die meisten Stauden.

Wenn absehbar ist, dass sich bestimmte Pflanzen angesichts des Klimawandels zu Dauerpatienten entwickeln, sollte geprüft werden, ob ein aufwändiger Erhalt noch angebracht ist. Dies gilt ggf. auch für die geplante Ernte von Obst oder Gemüse durch Ausdünnung oder Entfernung des Fruchtbehangs bis ggf. hin zur Aufgabe der Pflege.

Bewässerung im Urlaub / Kurzurlaub sicherstellen

Ideal ist natürlich ein automatisches Bewässerungssystem oder eine zuverlässige Urlaubsvertretung. Ist beides nicht vorhanden oder soll Letztere nicht übermäßig belastet werden, sind zumindest für Topf- und Kübelpflanzen am Markt einfache, autarke Bewässerungssysteme erhältlich. Räumen Sie für eine effiziente Wasserversorgung Ihre Topf- und Kübelpflanzen am besten zusammen und positionieren Sie in einem schattigen Bereich bzw. installieren eine Schattierung.

Auch an die anderen Bewohner des Gartens denken!

Vogel-, Insekten- und Kleintiertränken sollten in doppelter Ausführung in unterschiedlichen Positionen aufgestellt werden. Diese am besten im Wechsel befüllen und durch das wiederkehrende Trockenfallen der Tränken für die notwendige Sauberkeit sorgen.

Vorausschauende Maßnahmen

  • Beim nächsten Pflanzenkauf nach klimaangepassten, trockenheitsverträglichen Pflanzenarten und -sorten erkundigen.
  • Wenn Rosen, Sträucher und Bäume im Herbst gepflanzt werden, sind diese im darauffolgenden Sommer besser eingewurzelt.
  • Wiesen und Kräuterrasen tolerieren Trockenperioden viel besser als ein typischer Rasen.
  • Organische Substanz im Boden kann pflanzenverfügbares Wasser speichern, fördert das Bodenleben und verbessert damit auch die Bodenstruktur.
  • Befestigte Flächen auf das notwendige Maß reduzieren.
  • Regenwasser (Regenfässer, Zisternen) nutzen.
  • Ungenutztes Oberflächenwasser nicht in die Kanalisation leiten, sondern nach Möglichkeit zur Versickerung in den Garten (z. B. in Mulden).
Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen
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