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Nachhaltige Freude am Weihnachtsbaum: Regional erzeugte Bäume sind gefragt

Die Nachfrage nach einem regionalen Baum wird nach Einschätzung des Arbeitskreises Hessischer Weihnachtsbaum 2020 so hoch sein, wie seit Jahren nicht mehr. Viele Menschen besinnen sich in diesen Zeiten auf ruhige, beschauliche Weihnachten mit echter Tanne.

Die Nordmanntanne bleibt mit Abstand der beliebteste Weihnachtsbaum, gefolgt von Blaufichte, Rotfichte und Nobilistanne. Die Verbraucher fragen eher kleinere Baumgrößen zwischen 1,50 und 1,75 m, jedoch mit steigendem Anspruch an Makellosigkeit, nach.

Um dem Anspruch nach einem geraden, dicht gewachsenen, satt grünen Baum gerecht zu werden, investieren Plantagenbetreiber in Pflegemaßnahmen.

Beikrautunterdrückung als große Herausforderung

Gerade in den ersten 3 bis 4 Jahren ist der Konkurrenzdruck durch Unkrautbewuchs hoch. Damit die unteren Stockwerke nicht verfilzen und sich keine Pilzkrankheiten, wie z.B. Kabatina ansiedeln, muss der Bewuchs unterdrückt und für eine gute Durchlüftung des Bestandes gesorgt werden. Später reguliert sich das Beikrautproblem durch die starke Beschattung durch die Bäume von selbst.
Zur Beikrautregulierung wählen viele Betriebe mechanische Methoden. Neben Freischneidern und speziellen Frontmähgeräten helfen auch Vierbeiner: Shropshire-Schafe. Die alte Schafrasse aus England macht sich nichts aus frischen Triebspitzen, sondern labt sich lieber am Gras. Gut ein Fünftel der 52 hessischen Weihnachtsbaumbetriebe hat bereits Erfahrungen mit den Schafen gesammelt oder setzt sie aktuell ein.

Auch Schädlinge und Krankheiten können im Anbau von Weihnachtsbäumen eine Rolle spielen. Deren Auftreten variiert oft stark von Jahr zu Jahr. Mancherorts treten die Weißtannentrieblaus (Dreyfusia nordmannianae) oder verschiedene Rüsselkäfer-Arten auf. Rot- und Blaufichten werden hin und wieder von Fichtennadelrost und von Nadelholzspinnmilben befallen. Auch unsere Tanne leidet insbesondere in Trockenjahren unter den Spinnentieren. Durch Forstbestände in direkter Nachbarschaft kann es zudem zu einem Befall durch Borkenkäfer kommen.
Außerdem bereitet der Verbiss durch Rehwild den Betrieben Sorgen. Ohne die genehmigungspflichtigen Einzäunungen geht es nicht.

Damit die Äste dicht stehen und die Baumspitze nicht ins Unendliche schießt, kommen alljährlich im Mai Top-Stopp-Zangen zum Einsatz. Diese mechanische Methode zur Leittriebregulierung findet mittlerweile standardmäßig Anwendung im Anbau.

Gedüngt wird bei der Weihnachtsbaumproduktion nach erfolgter Nährstoffanalyse. Die Nordmanntanne als Schwachzehrer hat wenige Ansprüche an den Boden. Allerdings sollte der Boden pH-Wert nicht zu hoch sein.

Klimawandel setzt Weihnachtsbaumplantagen zu

Die verstärkt auftretenden Wetterkapriolen wirken sich auch auf die Christbaumproduktion aus. Der Weihnachtsbaum-Liebling, die Nordmanntanne z.B., reagiert sehr empfindlich auf Spätfröste im Mai. Doch vor allem setzt die Trockenheit der letzten Jahre den Plantagen zu: Die Zuwächse der Bäume fielen geringer aus, Jungpflanzen sind nur schwer angewachsen und wurden, wo es möglich war, bewässert. In 2018 und 2019 wurden in Neuanpflanzungen Ausfälle von bis zu 80 % verzeichnet. Die daraus resultierende Angebotslücke wird sich spätestens in 4-5 Jahren auch auf die Preise auswirken, wenn die ersten kleinen Bäume verkaufsfertig gewesen wären.

In Zukunft werden Bewässerungsmöglichkeiten nicht nur als Schutz vor Spätfrösten, sondern auch für die Wasserversorgung der Weihnachtsbaumkultur eine Rolle spielen. Für die meisten Betriebe wird dies jedoch nicht umsetzbar sein. Oft scheitern diese Vorhaben an den Wasserspeicherkapazitäten oder sind schlichtweg unrentabel.

Corona lässt Nachfrage steigen

Mehr als die Hälfte der hessischen Verbraucher entscheidet sich inzwischen für einen Baum aus Hessen

Das voraussichtliche Nachfragevolumen von 27 Millionen Bäumen in den deutschen Haushalten wird höchstwahrscheinlich 2020 übertroffen werden. Corona-bedingt werden vermutlich mehr Menschen zu Hause Weihnachten feiern und sich auf den traditionellen echten Naturbaum besinnen.

Laut aktueller Preisempfehlung des Bundesverbands der Weihnachtsbaumerzeuger, können Plantagenbetreiber für den laufenden Meter Nordmanntanne aus konventionellen Anbau ca. 20 bis 26 € veranschlagen.
Bei Öko-Weihnachtsbäumen müssen Verbraucher circa 5 € pro Meter mehr in die Hand nehmen. In Hessen gibt es auch einzelne zertifizierte Öko-Weihnachtsbaumerzeuger. In diesen Betrieben wird komplett auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verzichtet, entsprechend höher ist der Produktionsaufwand, was sich dann im Preis niederschlägt.

Der Bundesverband der Weihnachtsbaumerzeuger sowie der Arbeitskreis Hessischer Weihnachtsbaum werben für den Kauf heimischer Bäume. Ein Weihnachtsbaum aus Hessen stärke die regionale Wertschöpfung und helfe, Ferntransporte quer durch Europa zu vermeiden, nach Äußerung der beiden Weihnachtsbaumorganisationen. Aber auch eine hohe Qualität und Frische sprechen für den Kauf heimischer Ware. Offenbar wissen das immer mehr Menschen zu schätzen: so nimmt die Nachfrage nach regional erzeugten Weihnachtsbäumen seit einigen Jahren zu. Mehr als die Hälfte der hessischen Verbraucher entscheidet sich inzwischen für einen Baum aus Hessen.

Bei näherem Interesse oder Fragen zum Anbau und der Pflege von Weihnachtsbäumen in Hessen kann Kontakt zum Arbeitskreis Hessischer Weihnachtsbaum im Hessischen Waldbesitzerverband e.V. aufgenommen werden.