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Weltbodentag am 05.12.: Höchstes Gut in Gefahr

Das Wirtschaften mit immer knapper werdenden Ressourcen ist für uns, vor allem aber auch für künftige Generationen, ein essentielles Thema. Für die landwirtschaftliche Produktion und damit letztlich für die Sicherstellung unserer Ernährung ist vornehmlich eine Ressource unersetzlich: der Boden.

Der Weltbodentag am 05. Dezember lädt uns Jahr für Jahr ein, die lebenswichtige Ressource wieder mehr in den Fokus zu rücken.

Ein Zitat des österreichisch-ungarischen Botanikers Raoul H. Francé (1874 – 1943) trifft es auf den Punkt: „Die ganz dünne Decke zwischen dem Grundwasserspiegel und dem grünen Pflanzenkleid, das ist der wirkliche Reichtum eines Landes.“

Doch schaut man sich den derzeitigen Umgang mit dieser Ressource an, scheint das Bewusstsein für die enorme Wichtigkeit des Bodens vielfach in den Hintergrund geraten zu sein.

Wie geht es unseren Böden, was leisten sie im Verborgenen?

Flächenversiegelung weiter auf hohem Niveau

Aufgrund von Baumaßnahmen gehen in Hessen täglich drei Hektar unwiederbringlich für die landwirtschaftliche Nutzung verloren

In Hessen gibt es momentan rund 767.000 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, was ca. 36 % der Landesfläche entspricht. Trotz ambitionierter Ziele der Politik spielt der Flächenverbrauch durch Versiegelung immer noch eine zentrale Rolle. Statistisch gesehen gehen jeden Tag in Hessen knapp drei Hektar für neue Siedlungs- und Verkehrsflächen unwiederbringlich für die landwirtschaftliche Nutzung verloren.
Nicht zu vernachlässigen sind aber auch temporäre Eingriffe, wie beispielsweise beim unterirdischen Leitungsbau. Das Ökosystem des Bodens ist ein sehr diffiziles System, was hierdurch leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen ist und, wenn überhaupt, nur sehr mühsam und langwierig wieder in den Ursprungszustand versetzt werden kann. Ein weiteres Problem sind Belastungen durch Schadstoffimmissionen, welche in manchen Fällen eine Bodensanierung unabdingbar machen oder eine weitere Nutzung sogar ganz ausschließen können.

Klimawandel setzt Böden zu

Starkregenereignisse begünstigen die Bodenerosion; Foto: Tamas Harrach, Uni Gießen
Neben einer Reduzierung des Flächenverlustes aus oben genannten Gründen ist es für die landwirtschaftliche Praxis ebenso wichtig die verbleibenden Flächen intakt und produktiv zu halten. Zur Bewahrung und Förderung der Bodenfruchtbarkeit gehört neben einer angepassten und ausgewogenen Versorgung mit Nährstoffen und organischer Substanz auch die Schaffung einer gesunden Bodenstruktur und die Aufrechterhaltung des Bodenlebens. Schadverdichtungen durch mangelhaftes Bewirtschaftungsmanagement gilt es weitestgehend auszuschließen.

Fakt ist, dass die Verletzlichkeit der Böden mit voranschreitendem Klimawandel in Zukunft noch weiter zunehmen wird. Durch Starkregenereignisse steigt die Erosionsgefahr, trockene und heiße Sommer erschweren die Bedingungen des Bodenlebens. Dem gilt es durch geeignete Bewirtschaftungsmaßnahmen wie reduzierte Bodenbearbeitung oder Aufrechterhaltung eines dauerhaften Pflanzenbewuchses zu begegnen.

Bodenschutz = Klimaschutz

In diesem Kontext bildet der Boden nicht nur die Grundlage der Nahrungsmittelproduktion, sondern erfüllt auch unersetzliche Funktionen in den natürlichen Stoffkreisläufen. Neben den Ozeanen und den Wäldern spielt auch der Boden als natürliche Kohlenstoffsenke eine Schlüsselrolle beim Klimaschutz.

Die vielfältigen Funktionen des Bodens sind faszinierend und so komplex, dass selbst die Wissenschaft noch lange nicht alle Vorgänge genau erfasst hat, geschweige denn im Detail erklären kann.

Der Schutz des Bodens als Grundlage des Lebens und die Aufrechterhaltung seiner Funktionen ist eine zentrale Aufgabe, nicht nur für die Landwirtschaft, sondern für die Gesellschaft als Ganzes.