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Unterschiedliche Kosten- und Preisszenarien der Weizendüngung

Die Preise für stickstoffhaltige Dünger haben sich in den letzten Monaten rasant entwickelt. Getrieben von steigenden Energiepreisen stiegen die Düngerpreise z.B. für Kalkammonsalpeter (KAS) seit Januar 2021 von 197 €/t auf 620 €/t Anfang November an.

Einige Hersteller haben ihre Düngerproduktion erheblich reduziert, sodass es momentan nicht viele Gründe gibt, an einen starken Preisverfall und einer Entspannung der Situation im Frühjahr zu glauben.

Dies wirft die Frage für Landwirt*innen auf, wie man auf solch eine veränderte Situation reagiert. Im Folgenden soll darauf eingegangen werden, wie eine mögliche Reaktion in der Winterweizendüngung aussehen könnte. Hierfür wurden Versuchsergebnisse der letzten vier Jahre (2016 bis 2020) des Landesbetriebes Landwirtschaft betrachtet. Insgesamt wurden anhand von 34 Einzelversuchen in vier Jahren die entsprechende Varianten zu einer Ertragskurve verrechnet. In den Abbildungen der Szenarien 1 bis 3 ist diese als orangene Linie dargestellt. Im Mittel der Jahre konnte ein Optimal-Ertrag von 93 dt/ha ermittelt werden. Hierfür mussten 201 kg Stickstoff pro Hektar aufgewendet werden. Da für den Landwirt*innen nicht der Höchstertrag entscheidend ist, sondern der möglichst optimale Erlös werden im Folgenden unterschiedliche Preis- und Kostenszenarien dargestellt.

Szenario 1

Geht man von den Preis- und Kostenverhältnissen vor der Ernte 2021 aus, errechnet sich ein Optimal-Erlös (KGR=korrigierter Geld-Roherlös) von 1457,3 €/ha (N-Preis= 0,9 €/kg N und 18 €/dt Weizenertrag). Dieser Optimal-Erlös wurde im Mittel der vier Versuchsjahre bei einem Stickstoffaufwand von 183 kg N/ha erreicht.

Ausgangspunkt für das erste Szenario ist die Überlegung, was passieren würde, wenn der Weizenpreis von 18 auf 26 €/dt Weizen ansteigen würde. Unter der Annahme, dass der Preis für den Dünger unverändert bei 0,9 €/kg N liegen würde, stiege nicht nur der Erlös auf 2200 €/ha an, sondern auch die dafür notwendige Düngermenge müsste um ca. 10 kg N erhöht werden. Unter diesen Gegebenheiten käme es zu einer geringfügigen Ertragssteigerung.

Szenario 2

Eine weitere theoretische Annahme liegt dem Szenario 2 zugrunde. Hier kommt die Überlegung zum Tragen, was passieren würde, wenn nur der Stickstoffpreis von 0,9 €/kg N auf 2,2 €/kg N steigen würde, der Weizenpreis allerdings unverändert bei 18 €/dt verharrt.

Das ökonomische Optimum würde sich in diesem Fall auf einen Ertrag von 86 dt/ha einfinden. Bei einer Düngungshöhe von 115 kg N/ha wird der höchstmögliche Erlös von 1260 €/ha erzielt. Die Preissteigerung um 1,3 € kg N/dt führt in diesem Fall zu einer Reduzierung des Erlöses um ca. 200 €/ha (1457 €/ha-1260 €/ha)

Szenario 3

Nach den eher theoretischen Überlegungen, was passiert, wenn entweder nur der Dünger- oder nur der Weizenpreis ansteigt, kommen wir zu der folgenden Betrachtung:

  1. der Weizenpreis steigt auf 26 €/dt und
  2. der stickstoffhaltige Düngerpreis steigt auf 2,2 €/kg N.

Dieses Szenario 3 käme damit der Situation sehr nah, die wir zum jetzigen Zeitpunkt vorfinden.

Den größten ökonomischen Erlös (KGR) wird bei einem Ertrag von 90,7 dt/ha und einer dafür notwendigen Düngung von 155 kg N/ha erreicht. Dieser beträgt 1972 €/ha.

Alle drei Szenarien sind in der Tabelle 1 aufgeführt. Diese geben mit Auskunft darüber, wie sich veränderten Preis- und Kostensituationen auf die Düngungshöhe und den davon abhängigen Ertrag und Erlös auswirken.

Fazit

Aus 34 Stickstoff-Düngungsversuchen der letzten 5 Jahre des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen wurde ein optimales Stickstoffdüngungsniveau und der daraus resultierende Optimalertrag von Winterweizen ermittelt. Für Landwirt*innen ist allerdings nicht der höchste Ertrag entscheidend, sondern der möglichst größte monetäre Erlös (KGR). In drei unterschiedlichen Szenarien wurden die Wirkung von Preis- und/oder Kostensteigerungen betrachtet. Szenario 3 stellt die derzeitige Situation mit einem Weizenpreisen von 26 €/dt und einem Stickstoffpreis von 2,2 €/kg N dar. Der gleichzeitige Anstieg der Stickstoffdünger- und der Weizenpreise führt im ökonomischen Optimum zu einer Reduzierung der Düngung von ca. 15 % (183 kg N/ha und 155 kg/ha), jedoch gleichzeitig zu einem Mehrerlös von 515 €/ha. Landwirt*innen sollten die verändernde Kosten- und Preissituation von Düngemittel und Getreide gleichermaßen beobachten, um entsprechend mit einer Anpassung der Düngung reagieren zu können. So führt beispielsweise eine weitere Preissteigerung von 0,10 €/kg N des Stickstoffdüngers zu einem Absinken der optimalen Düngung von 4 kg N/ha und einer Reduzierung des Erlöses von ca. 15 €/ha.

Tabelle 1: Übersicht über dargestellte Szenarien (Szenario 1 bis 3)

Juni 2021 Szenario 1 Szenario 2 Szenario 3
Datengrundlage: LLH-Versuchsergebnisse aus N-Düngungsversuchen der Jahre 2016-2020 (n=34)
Produktpreis Weizen 18 26 18 26
Optimaler Erlös €/ha 1457 2200 1260 1972
Faktorpreis Stickstoff 0,9 0,9 2,2 2,2
Optimale Düngungshöhe N/ha 183 192 115 155
Führt zum Ertrag von 92,60 93,00 86,50 90,70