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Wirtschaftsdünger richtig anrechnen!

Die Düngeverordnung beschreibt an unterschiedlichen Stellen, wie die Düngewirkung angerechnet werden soll.

  1. Anrechnung des Stickstoffgehaltes von organisch und organisch/mineralischen Düngemitteln im Jahr des Ausbringens nach den Werten der Anlage 3 DüV, mindestens jedoch der ermittelte Gehalt an verfügbaren Stickstoff oder Ammoniumstickstoff (§ 3 Absatz 5, DüV in Verbindung mit der Anlage 3, DüV)
  2. Anrechnung aus dem Vorjahr/Folgejahr (Nachlieferung von Stickstoff aus der Anwendung von organisch oder organisch/mineralischen Düngemitteln (§ 4 Absatz 1 Nr. 5, DüV))
  3. Anrechnung für Kompost im Vorjahr/Folgejahr (Nachlieferung von Stickstoff aus der Kompostdüngung (§ 4 Absatz 1 Nr. 5, DüV))
  4. Anrechnung der Vorjahresherbstdüngung bei Winterraps und Wintergerste (§ 4 Absatz 1 Nr. 7, DüV)
  5. Anrechnung zur Berechnung des 170 kg N/ha aus organischen und organisch/mineralischen Düngemitteln Kontroll-Wertes (§ 6 Absatz 4 DüV in Verbindung mit Anlage 2 DüV)

Anrechnung im Jahr der Anwendung

Einige der oben aufgeführten Regelungen werden von den Anlagen der Düngeverordnung weiter präzisiert. Dies gilt insbesondere für die Anrechnung des verfügbaren Stickstoffs im Jahr der Anwendung. Diese lässt sich in der Anlage 3 der DüV wiederfinden.

Tabelle 1: Anlage 3 der DüV

Ausgangsstoff des Düngemittels Mindestwirksamkeit im Jahr des Aufbringens in %
des Gesamtstickstoffgehaltes
1. Rindergülle 1. bei aufbringen auf Ackerland: 60
2. bei Aufbringen auf Grünland: 50
ab 1. Februar 2025: 60
2. Schweinegülle 1. bei Aufbringen auf Ackerland: 70
2. bei Aufbringen auf Grünland: 60
ab 1. Februar 2025: 70
3. Rinder-,Schaf- und Ziegenmist 25
4. Schweinemist 30
5. Hühnertrockenkost 60
6. Geflügel- und Kaninchenmist 30
7. Perdemist 25
8. Rinder- und Schweinejauche 90
9. Klärschlamm flüssig (<15 % TM) 30
10. Klärschlamm flüssig (>=15 % TM) 25
11. Pilzsubstrat 10
12. Grünschnittkompost 3
13. Sonstige Komposte 5
14. Biogasanlagengärrückstände flüssig 1. bei Aufbringen auf Ackerland: 60
2. bei Aufbringen auf Grünland: 50
ab 1. Februar 2025: 60
15. Biogasanlagegärrückstand fest 30

Fallbeispiele für die Berechnung des Stickstoffes im Jahr der Anwendung und deren Anrechnung aus den Vorjahren aus organischen oder organisch mineralischen Wirtschaftsdüngern

Einige im folgenden aufgeführte Beispiele sollen die Verwendung der Werteparameter der Düngeverordnung verdeutlichen.

Beispiel A: Fruchtfolge Silomais / Winterweizen / Wintergerste / Zwischenfrucht ohne Nutzung

Gesamt N
kg/ha
NH4N
kg/m³
Biogasgärreste 5 3
Kultur Biogas-
Gärreste
m³/ha
DBE Wintergerste DBE Silomais DBE Weizen
Prozent kg N/ha Prozent kg N/ha Prozent kg N/ha
Sep 20 Wintergerste
Okt 20
Nov 20
Dez 20
Jan 21
Feb 21
Mrz 21 15 60% 45 10% 8
Apr 21
Mai 21
Jun 21
Jul 21 Summe 45
Aug 21 Zwischenfrucht
Sep 21 10 10% 6
Okt 21
Nov 21
Dez 21
Jan 22
Feb 22
Mrz 22
Apr 22 Silomais 18 60% 54 10% 9
Mai 22
Jun 22
Jul 22
Aug 22
Sep 22
Okt 22 Summe 68
Nov 22 Winterweizen
Dez 22
Jan 23
Feb 23 12 60% 36
Mrz 23
Apr 23
Mai 23
Jun 23
Jul 23
Aug 23 Summe 45

 

Beispiel B: Fruchtfolge Silomais / Winterweizen / Wintergerste / Zwischenfrucht mit Herbst- und Frühjahrsnutzung

Gesamt N
kg/m³ o. t
NH4N
kg/m³ o. t
Rindegülle 5 3
Stallmist Rind 5,5 1
Kultur Rindergülle
m³/ha
Stallmist
t/ha
DBE
Wintergerste
DBE Ackerfutter
GPS Herbst
DBE Ackerfutter
GPS Frühjahr
DBE Silomais DBE Weizen
% kg N/ha % kg N/ha % kg N/ha % kg N/ha % kg N/ha
Sep 20 Wintergerste 30 25% 41 10% 17
Okt 20
Nov 20
Dez 20
Jan 21
Feb 21 13 60% 39 10% 7
Mrz 21
Apr 21
Mai 21
Jun 21
Jul 21
Aug 21 Summe 80
Sep 21 Ackerfutter GPS 1)
Aufwuchs wird
im Herbst und Frühjahr genutzt
25 25% 34 10% 14
Okt 21
Nov 21
Dez 21
Jan 22
Feb 22
Mrz 22 20 60% 60 10% 10
Apr 22 Summe 34 Summe 60
Mai 22 Silomais 10 25% 14 10% 6
Jun 22
Jul 22
Aug 22
Sep 22
Okt 22 Summe 51
Nov 22 Winterweizen
Dez 22
Jan 23
Feb 23
Mrz 23 15 60% 45
Apr 23
Mai 23
Jun 23
Jul 23
Aug 23 Summe 61
1) Gilt als 2. Hauptfrucht gewertet wenn diese im Herbst genutzt werden

 

Beispiel C: Fruchtfolge Silomais / Winterweizen / Wintergerste / Zwischenfrucht mit Frühjahrsnutzung

Gesamt N
kg/m³ o. t
NH4N
kg/m³ o. t
Rindegülle 5 3
Stallmist Rind 5,5 1
Kultur Rindergülle
m³/ha
 Stallmist t/ha DBE
Wintergerste
DBE
Ackerfutter
GPS Frühjahr genutzt
DBE Silomais DBE Weizen
% kg N/ha % kg N/ha % kg N/ha % kg N/ha
Sep 20 Wintergerste 30 25% 41 10% 17
Okt 20
Nov 20
Dez 20
Jan 21
Feb 21 13 60% 39 10% 7
Mrz 21
Apr 21
Mai 21
Jun 21
Jul 21
Aug 21 Summe 80
Sep 21 Ackerfutter GPS 1)
Aufwuchs wird
im Frühjahr genutzt
25 25% 34 10% 14
Okt 21
Nov 21
Dez 21
Jan 22
Feb 22
Mrz 22 20 60% 60 10% 10
Apr 22 Summe 94
Mai 22 Silomais 10 25% 14 10% 6
Jun 22
Jul 22
Aug 22
Sep 22
Okt 22 Summe 37
Nov 22 Winterweizen
Dez 22
Jan 23
Feb 23
Mrz 23 15 60% 45
Apr 23
Mai 23
Jun 23
Jul 23
Aug 23 Summe 74
1) Gilt als 2. Hauptfrucht gewertet wenn diese im Herbst genutzt werden

 

Beispiel D: Fruchtfolge Silomais / Winterweizen / Wintergerste / Zwischenfrucht mit Herbstnutzung

Gesamt N
kg/m³ o. t
NH4N
kg/m³ o. t
Rindergülle 5 3
Stallmist Rind 5,5 1
Kultur Rindergülle
m³/ha
Stallmist
t/ha 2)
DBE
Wintergerste
DBE
Ackerfutter
GPS im Herbst genutzt
DBE Silomais DBE Weizen
% kg N/ha % kg N/ha % kg N/ha % kg N/ha
Sep 20 Wintergerste 30 25% 41 10% 17
Okt 20
Nov 20
Dez 20
Jan 21
Feb 21 13 60% 39 10% 7
Mrz 21
Apr 21
Mai 21
Jun 21
Jul 21
Aug 21 Summe 80
Sep 21 Ackerfutter GPS 1)
Aufwuchs wird
im Herbst genutzt
25 25% 34 10% 14
Okt 21
Nov 21
Dez 21
Jan 22
Feb 22
Mrz 22
Apr 22 20 Summe 34 60% 60 10% 10
Mai 22 Silomais 10 25% 14 10% 6
Jun 22
Jul 22
Aug 22
Sep 22
Okt 22 Summe 97
Nov 22 Winterweizen
Dez 22
Jan 23
Feb 23
Mrz 23 15 60% 45
Apr 23
Mai 23
Jun 23
Jul 23
Aug 23 Summe 74
1) Gilt als 2. Hauptfrucht gewertet wenn diese im Herbst genutzt werden

 

Beispiel E: Fruchtfolge Winterraps / Winterweizen / Wintergerste

Gesamt N kg/m³ o. t NH4N kg/m³ o. t Anteil
NH4N % 1)

Schweinegülle

Pferdemist 2)

4,3 3,4 79
4,3 1
Kultur Schweinegülle
m³/ha
Pferdemist
t/ha
DBE Winterweizen DBE Wintergerste DBE Winterraps
% kg N/ha % kg N/ha % kg N/ha
Sep 20 Winterweizen
Okt 20
Nov 20 35 25% 38 10% 15
Dez 20
Jan 21
Feb 21
Mrz 21 16 79% 54 10% 7
Apr 21
Mai 21
Jun 21
Jul 21
Aug 21 Summe 92
Sep 21 Wintergerste 8,5 79% 29 10% 4
Okt 21
Nov 21
Dez 21
Jan 22
Feb 22
Mrz 22
Apr 22
Mai 22
Jun 22
Jul 22 Summe 51
Aug 22 Winterraps 20 25% 22
Sep 22
Okt 22
Nov 22
Dez 22
Jan 23
Feb 23
Mrz 23 15 79% 51
Apr 23
Mai 23
Jun 23
Jul 23 Summe 76
1) Entscheidend ist hier der höher Ammoniumanteil von 79 % gegenüber den 70 % der Anlage 3 der DüV
2) Die Mindestausnutzung der Anlage 3 weist für den Pferdemist einen Wert von 25 % aus.

 

Berechnung der Kontrollgrenze von 170 kg N/ha aus organisch und organisch mineralischen Düngemitteln

Im § 6 Absatz 4 wird die Berechnung der Obergrenze (170 kg N/ha und Jahr) beschrieben. Es sollte beachtet werden, dass für diese Betrachtung allein auf das Kalenderjahr Bezug genommen werden kann. Die Ermittlung der im Betrieb anfallenden Stickstoffmenge erfolgt anhand der Anlage 1 und 2 der Düngeverordnung. Darüber müssen bei diesem Betrachtungsansatz all diejenigen Nährstoffmengen aus mineralischen oder organischen Düngern abgebildet werden, die den Betrieb verlassen oder die in den Betrieb hineinkommen.

  • Nährstoffanfall aus der Tierhaltung (Anlage 1 und Anlage 2 DüV)
  • Nährstoffmengen an N und P aus mineralischen oder organischen Düngern im Betrieb aufgenommen werden
  • Nährstoffmengen an N und P aus mineralischen oder organischen Düngern den Betrieb verlassen.

Für die Position 1 können die Stall- und Lagerungsverluste der Anlage 2 der DüV in Anrechnung gebracht werden. Für Dünger, die im Betrieb aufgenommen werden oder die den Betrieb verlassen, können diese Abzüge nicht berücksichtigt werden. Hier wird davon ausgegangen, dass Stall- und Lagerungsverluste zum Zeitpunkt der Nährstoffanalyse bereits aufgetreten sind. Aus diesem Grunde sollte bei der Berechnung der Nährstoffmengen, die z. B. auf den Angaben des LLH/LHL basieren, keine Abzüge vorgenommen werden.

Zu den Düngern, die hier betrachtet werden, gehören nicht nur die wirtschaftseigenen Dünger, sondern auch alle anderen im Betrieb eingesetzten organischen Stoffen wie Kompost oder Klärschlamm.

Die Weidehaltung ist laut der Düngeverordnung keine Düngungsmaßnahme. Bei der Berechnung des Kontroll-Wertes von 170 kg N/ha aus organischen Düngern müssen die Stickstoffmenge, die bei der Weidehaltung anfallen, mit bilanziert werden. In der Anwendung „170 Kontroll-Wert“ des Landesbetriebs Landwirtschaft kann dieser Wert für jeden Betrieb berechnet werden.

Tabelle 2: Anlage 2 DüV – Anzurechnende Mindestwerte in Prozent der Ausscheidungen an Gesamtstickstoff in Wirtschaftsdüngers tierischer Herkunft nach Abzug der Stall- und Lagerungsverluste

Tierart/Verfahren Gülle, Gärrückstände Festmist, Jauche, Weidehaltung
Rinder 85 % 70 %
Schweine 80 % 70 %
Geflügel 60 %
andere Tierarten (z. B.) Pferde, Schafe) 55 %
Betrieb einer Biogasanlage 95 %

Prüfung § 6 Absatz 4 (170 kg N/ha aus organischer Düngung Kontrollwert) im Kalenderjahr:
Die Excel-Tabelle zur Überprüfung finden Sie rechts in der Sidebar unter „Digitale Hilfsmittel“.

Berücksichtigung der Stickstoffmengen aus der Kompostdüngung

Im § 4 Absatz 1 Nr. 5 wird die Anrechnung des im Kompost enthaltenen Stickstoffs geregelt. Im Jahr der Anwendung wird zwischen Grünschnittkompost (5%) und sonstigen Komposten (3 %) unterschieden. Der Grünkompost hat im Mittel der Nährstoffanalysen des LHL einen Gesamtstickstoffanteil von 12 kg pro t. Der Ammoniumanteil liegt unterhalb von 1 kg NH4-N pro ha. Der Gesamtstickstoffanteil muss zur Berechnung der Kontrollgrenze von 170 kg N/ha zu 100 % mit angerechnet werden. Komposte, die weniger als 1,5% Gesamt-N in der TM aufweisen, enthalten keinen wesentlichen Nährstoffgehalt. In diesen Fällen ist der Kompost von bestimmten Regelungen der DüV ausgenommen (Bsp.: Sperrzeiten). Sollten auf betrieblichen Flächen Komposte eingesetzt werden, muss der Stickstoff in den nächsten drei Folgejahren berücksichtigt werden. So werden im ersten Nachfolgejahr 4 % und in den weiteren beiden Nachfolgejahren jeweils 3 % des Gesamtstickstoffgehaltes angerechnet.

Beispiele: Kompostausbringung (Nitrat belastetes Gebiet)

Die folgende Tabelle kann nicht barrierefrei dargestellt werden. Bitte kontaktieren Sie Herr Dierk Koch bei Fragen (Telefon: +49 561 9888440).

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