Jakobskreuzkraut – Eine giftige Pflanzenart breitet sich aus

Dr. Anna Marie Techow, Fachinformation Pflanzenbau

Jakobskreuzkraut (Senecio jacobaea)

Biologie

Weltweit gibt es etwa 1300 Arten der Gattung Senecio. Hierzulande werden sie Greis- oder Kreuzkraut genannt. Mehr als 65 europäische Arten sind bekannt. Selbst in deutschen Floren­werken sind über 30 Arten geführt. Relativ häufig sind:

Vor allem das Jakobskreuzkraut breitet sich seit 1990 verstärkt aus. Dabei profitiert die zweijäh­rige, 30 bis 120 cm hoch werdende Art mit ihren leuchtend gelben Zungenblüten von ihrem enor­men Samenpotential. Nach der Blüte im Juni/Juli (bis September) entstehen bis zu 150.000 gut flugfähige Samen je Pflanze, die im Boden bis 20 Jahre keimfähig bleiben. Als Lichtkeimer kön­nen die jungen, konkurrenzschwachen Pflanzen dort Fuß fassen, wo offener Boden es zulässt. Dies gilt vor allem für mäßig nährstoffhaltige Böden, wenig gepflegte Dauerweiden, Stilllegungs- und Ruderalflächen, Eisenbahndämme, Weg- und Straßenböschungen.

Im Wirtschaftsgrünland häufig betroffen sind Pferdeweiden. Denn extensive Bewirtschaftung zusammen mit dem Bewegungsdrang und dem Bissverhalten der Tiere führen nicht selten zu lückigen Narben.

Häufige Verwechslungsmöglichkeiten:

Giftigkeit

Sämtliche Senecio-Arten enthalten in allen Pflanzenteilen giftige Pyrrolizidinalkaloide, die chronische Leberschäden verursachen können. Höchste Konzentration weisen die Blüten auf (spät geschnittenes Heu). Auf Weiden werden die Pflanzen eigentlich gemieden, dennoch besteht immer das Risiko, dass die Pflanzen aufgenommen werden. Im Rosettenstadium ist das Aufnah­merisiko erhöht, weil die Ausbildung des Giftes der Produktion abstoßender Bitterstoffe vorauseilt. Aufwuchsknappheit erhöht das Verzehrrisiko. Im konservierten Futter mit ohne­hin eingeschränkter Selektionsmöglichkeit wird der abstoßende Eigengeruch der Pflanzen durch den Duft von Heu beziehungsweise von Gärsäuren in Silagen überdeckt.

Im Gegensatz zu den meisten anderen auf Grünland vorkommenden giftigen Arten werden Pyrrolizi­dinalkaloide beim Konservierungsprozess nicht abgebaut. Sie bleiben auch in der Silage beziehungs­weise im Heu noch wirksam und somit giftig.

  • Magen- und Darmbeschwerden, Krämpfe, Verwerfen
  • Leberschäden (Seneciose, Schweinsberger Krankheit)
    • Akute Vergiftung von Weidetieren,Tod innerhalb weniger Tage
    • Chronische Vergiftung, Tod nach Wochen oder Monaten (akkumulierende Giftwirkung)
  • Kreuzkräuter sind für Tiere und Menschen giftig

Bestände und Futterkonserven mit Giftpflanzen dürfen nicht verfüttert oder in Verkehr gebracht werden.

Symptome beim Pferd:

  • Nachlassende Kondition
  • Gewichtsverlust wegen Futterverweigerung
  • Kolik, Verstopfung oder blutiger Durchfall
  • Häufiges Gähnen
  • Zielloses Wandern (walking disease)
  • Unkoordinierte Bewegungen
  • Lecksucht
  • Photosensibilität, Gelbfärbung der Lidbindehäute
  • Blindheit
  • Hepatisches Koma
  • Tod

Verbreitung im Grünland

Jakobskreuzkraut kann sich auf intensiv genutzten Wiesen und Weiden mit dichten Narben kaum eta­blieren. Einer schweizer Studie zu Folge (SIGRIST-MAAG et al. 2008) wurde es auf mehr als zweimal geschnittenen Flächen nicht gefunden. Aufgrund der Kampfkraft schnellwachsender, konkurrenzstar­ker Gräser und Kräuter zeigten gut mit Sticksoff versorgte Flächen ein signifikant geringeres Jakobs­kreuzkraut-Vorkommen als andere. Die jungen Kreuzkrautkeimlinge halten dem Konkurrenzdruck nicht stand. Dagegen steigt die Wahrscheinlichkeit des Auftretens auf lückigen Wiesen auf das Fünffache an. Besonders starke Zunahmen sind auf wenig intensiv genutzten Weiden zu erwarten.

Als vorbeugende Maßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung von Jakobskreuzkraut beziehungs­weise seiner Zurückdrängung ergibt sich daraus: Angepasste Bewirtschaftung und Verhinderung von Narbenschäden.

Bekämpfungsmaßnahmen

Aussichtsreiche Maßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung bzw. zur Zurückdrängung setzen bei den Ursachen an.

Jakobskreuzkraut ist eine zweijährige bis ausdauernde Art. Für dauerhaftes Vorkommen muss sich ihr Bestand daher auch aus Samen regenerieren. Konsequente Verhinderung dieser Überlebensstrategie hat langfristig einen verdrängenden Effekt. Deshalb gilt es, einerseits die Samenbildung zu verhindern und andererseits die Einwanderung in Grünlandnarben abzuwehren.

Bevor Bekämpfungsmaßnahmen und Pflegemaßnahmen durchgeführt werden, müssen eventuelle Auflagen und Bewirtschaftungsverträge geprüft werden. Häufig müssen Einzelfallentscheidungen getroffen werden, um abgestimmte Handlungsanleitungen für Einzelflächen zu erstellen. Auf Naturschutzflächen (u.a.) und Flächen mit Auflagen sind häufig situationsangepasste Regulierungsmaßnahmen angezeigt, sodass mögliche Maßnahmen unter Berücksichtigung der Schutzziele von den zuständigen Verwaltungsstellen erwogen und bewilligt werden müssen.

Konkrete Maßnahmen:

  • Verhindern des Aussamens:
    • Einzelpflanzen ausstechen, mit Wurzel ausreißen (und abräumen) – Handschuhe tragen!
    • Bei stärkerem Besatz: Mahd zum Blühbeginn, auch an angrenzenden Wegrändern, Mähgut abfahren und vernichten
    • Wiederholung bei Blüte des Nachtriebs im Herbst
  • Dichthalten der Narbe durch Pflege und Düngung:
    • Frühjahrspflege: Schleppen, Striegeln, Walzen
    • Kreuzkraut aus Geilstellen entfernen
    • Narben dicht halten 
      • Jährliche Übersaat
      • Förderung der Konkurrenzkraft der Gräser durch angepasste Düngung und Nutzung
      • Auf angemessenen pH-Wert achten

Zur Effizienzsteigerung ist es häufig angesichts des großen Vermehrungs- und Verbreitungspotentials von Jakobskreuzkraut vorteilhaft, Bekämpfungsmaßnahmen regional abzustimmen. Mögliche Ansprech­partner dafür sind benachbarte Landwirte (Nachbarflächen), die Landwirtschaftsverwaltung (Stillle­gungsflächen), die Naturschutzverwaltung (Naturschutzflächen), die Kommunen (Weg-, Grabenrän­der), die Straßenverwaltung (Straßen-, Autobahnränder) sowie die Bahn-AG (Eisenbahnböschungen).

Herbizideinsatz

Die Nutzung von Herbiziden setzt stets bei den Symptomen an. Alleine kann sie daher das Problem nicht lösen und muss in ein Maßnahmenpaket aus Bewirtschaftung und Pflege eingebettet sein. In bestimmten Fällen wird man jedoch ohne chemische Bekämpfungsmaßnahmen nicht auskommen.

Bei der chemischen Bekämpfung zeigt u.a. die Verwendung der Wirkstoffkombination Fluroxypyr + Aminopyralid eine gute Wirkung. Beim Einsatz chemischer Mittel sind die besonderen Anwendungshinweise strikt zu beachten.

Für den Herbizideinsatz gilt:

  • Durchführen, wenn die Pflanzen 20 cm hoch sind
  • Vor oder nach der ersten Nutzung
  • Nach Ablauf der Wartezeit mähen, abräumen und vernichten
    – Pflanzen behalten ihre Giftigkeit
    – Behandelte werden unter Umständen eher gefressen
  • Nachsaat

Kontakt

Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen
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