Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Eiweißinitiative

Erster Hessischer Leguminosentag 2015 auf dem Eichhof

„Eine deutliche Mehrheit der Verbraucherrinnen und Verbraucher lehnen gentechnisch veränderte Lebensmittel ab. Dabei fällt leicht in Vergessenheit, dass wir auch gentechnisch unveränderte Futtermittel brauchen“, so Priska Hinz, Hessische Ministerin für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz bei der Eröffnung des ersten Hessischen Leguminosentages am 18.6.2015 im Landwirtschaftszentrum Eichhof des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen (LLH) in Bad Hersfeld.

Um dies umzusetzen wurde vom Land Hessen die „Initiative Gentechnikfreies Futter“ ins Leben gerufen. „Ziel der Initiative ist es den Landwirten in Hessen zu ermöglichen mehr Futtermittel selbst anzubauen und somit auch Tierfutter aus heimischer Produktion verwenden zu können“, so Ministerin Hinz weiter. Dabei werden verschiedene Ansätze verfolgt. Kernpunkt ist der heimische Anbau von Sojabohnen, sowie weiterer besonders eiweißreicher Hülsenfrüchte wie Bohnen und Erbsen. „Wir können sicher sein, dass die Futtermittel gentechnikfrei sind, die regionale Wertschöpfung wird gestärkt und zudem wird mehr für Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft gesorgt“, betonte Priska Hinz. Unterstützung erfahren die Landewirte beim Anbau dieser Eiweißpflanzen über das Agrarumweltprogramm HALM des Landes Hessen.

Prof. B. C. Schäfer, Fachhochschule Südwestfalen (Soest) spannte in seinem Vortrag „Aktuelle agrarpolitische Rahmenbedingungen – Chancen für Ackerbohnen und Erbsen“, einen weiten Bogen vom Anbau über notwendige Standortansprüche bis hin zu betriebswirtschaftlichen Aspekten und Fragen der Vermarktung. Er machte deutlich, dass der Anbau von Leguminosen hohe ackerbauliche Vorteile besitzt. So die Auflockerung enger Fruchtfolgen mit einer Erhöhung der Agrobiodiversität, eines reduzierten Einsatzes von Stickstoffdüngemitteln und einer damit verbundenen CO2-Einsparung und höherer Energieeffizienz. Ferner kommt es zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und zu positiven phytosanitären Einflüssen im Rahmen der Fruchtfolge. Auch eine positive Humuswirkung stellt sich ein. Das Wasserhaltevermögen der Böden wird erhöht, die Regenwurmpopulation nimmt zu, ferner kommt es zu einer tieferen Durchwurzelung und damit dem Aufschluss von Bodenschadverdichtungen. Nicht zuletzt bieten die aktuellen agrarpolitischen Rahmenbedingungen (Greening) attraktive Voraussetzungen. Insgesamt sieht der Wissenschaftler noch ein deutliches Steigerungspotential im Anbau. Voraussetzung ist allerdings, dass Vermarktungsfragen gelöst sind, wenn die innerbetriebliche Verwertung, die oftmals die wirtschaftlich bessere Alternative ist, nicht genutzt werden kann.

H. – D.  Zacher Leiter der Thüringer Lehr-, Prüf- und Versuchsgut GmbH in Buttelstedt stellte für seinen Betrieb ein praxisorientiertes Anbau- und Fütterungskonzept für Körnerleguminosen vor. So werden in Buttelstedt schon seit mehr als zwanzig Jahren Erbsen und Luzerne und seit jüngerer Zeit auch Acker- und Sojabohnen sowie Ackerbohnenganzpflanzensilage angebaut und in der Fütterung verwertet. Dadurch will man Erfahrungen sammeln, die „Thüringer Eiweißstrategie“ umzusetzen. Wesentlicher Inhalt ist dabei den Anteil einheimischer Eiweißträger in der Fruchtfolge sowie die Diversität auf den Ackerflächen zu erhöhen. Die im fünfjährigen Mittel erzielten Deckungsbeiträge beim Anbau von Körnerleguminosen sind vergleichbar mit denen von Winterraps, Körnermais oder auch Winterweizen, so Zacher weiter.

G. Teichmann, Gesellschafter der Betriebsgemeinschaft Teichmann-Vollmer aus Friedland (Südkreis Göttingen) ging in seinem Vortrag speziell auf Fragen des Anbaus und der Vermarktung von Ackerbohnen ein. Als pfluglos wirtschaftender Betrieb hat er Probleme in der Fruchtfolgegestaltung gelöst. Ferner gelang es die Trespenproblematik zu minimieren sowie Arbeitsspitzen im Betrieb zu brechen. Weitere Vorteile sieht der Praktiker durch den Ackerbohnenanbau im Abdecken von Greeningauflagen und einer deutlichen Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit. Im Hinblick auf die Vermarktung empfahl Teichmann das Bündeln der Erntemengen von mehreren Betrieben, einer hofeigenen Lagerung mit entsprechender Aufbereitung und Gesunderhaltung sowie einer Vermarktung mit dem Abschluss entsprechender Vorkontrakte

Im Anschluss an die Fachvorträge hatten die Teilnehmer des Leguminosentages die Gelegenheit die sehr aussagefähigen Versuche bzw. Versuchsanstellungen des LLH unter fachkundiger Führung der Berater zu besichtigen. Ferner wurde eine praxisrelevante Sojatoastanlage, in der Sojabohnen zu Sojaschrot weiterverarbeitet werden vorgestellt.

Pressemitteilung (Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMUKLV))


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