Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Eiweißinitiative

Eiweißversorgung bei Legehennen mit wertvollen Komponenten sichern

Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes heimischer Eiweißfuttermittel standen im Fokus der Vortragsveranstaltung „Legehennenfütterung mit heimischen Eiweißfuttermitteln“.

Logo des Demonetzwerkes Erbse/BohneDie Veranstaltung fand am 1. November 2016 im Bürgerhaus in Knüllwald-Remsfeld statt. Sie wurde vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) im Rahmen des Demonstrationsnetzwerkes Erbse/Bohne organisiert und steht im Kontext zu den Zielen der Eiweißpflanzenstrategie des Bundes und der Eiweißinitiative der Hessischen Landesregierung, die die Versorgung mit heimischen Eiweißpflanzen stärken und dadurch die Abhängigkeit der Landwirte von Eiweißimporten verringern wollen.

Auch die Verbraucher stehen hinter den Bestrebungen

Dies entspricht auch den Wünschen der Verbraucher, die zunehmend Lebensmittel aus gentechnikfreier und regionaler Herkunft nachfragen. Aber auch der ökologische Landbau steht vor der Herausforderung ab 2018 eine 100%ige Biofütterung bei Monogastriern umzusetzen, die insbesondere die Eiweißversorgung betreffen wird. Die hessische Landesregierung unterstützt die Maßnahmen über die „Hessische Initiative Gentechnikfreies Futter“, die über den Ökoaktionsplan gefördert wird. Diese Maßnahmen werden vom LLH über Beratung, Fachinformation und Bildung in die Praxis getragen.

Bei rein heimischen Futterrationen sind Komponenten zur Aufwertung notwendig

Den ersten Vortrag hielt Werner Vogt-Kaute, langjähriger Naturland-Fachberater für Ackerbau und Geflügelhaltung und selbst Halter von Legehennen. Er ging auf die bedarfsgerechte Aminosäure(AS)-Versorgung – einem wichtigen Aspekt in der Geflügelfütterung – ein. Methionin ist die erstbegrenzende Aminosäure in Ökorationen. Erbsen und Ackerbohnen haben zwar etwas höhere Methionin-Gehalte als Getreide, jedoch muss in Rationen mit rein heimischen Futterkomponenten zur ausreichenden AS-Versorgung mit einer aufwertenden Maßnahme oder Futterkomponente gearbeitet werden. Hilfreich ist dabei das Schälen von Erbsen oder Ackerbohnen. Dadurch werden die Tannin-Gehalte reduziert und gleichzeitig die AS-Gehalte erhöht (bis zu 10 %). Eine Aufwertung der Rationen kann bei rein heimischen Eiweißfutterkomponenten mit Ölkuchen erreicht werden. Der Referent verwies aber auch auf die unterschiedlichen Methionin/Rohprotein-Verhältnisse bei bestimmten Getreidearten. Zum Beispiel hat die Braunhirse deutlich höhere Methionin-Gehalte als die „geläufigen“ Getreidearten und könne somit die Versorgung mit der limitierenden AS in der Ration verbessern. Für die Zukunft wünscht sich der Referent, dass die Qualitätsaspekte in der Pflanzenzüchtung stärker berücksichtigt werden.

Geschälte Körnerleguminosen haben eine höhere Wertigkeit

Anschließend berichtete Hubert Cremer von der Biomühle & Kräuterfutter GmbH mit Sitz in Kleve von seinem Ansatz zur Tierfütterung. In seinem Futtermischwerk werden spezifische Futtermischungen und Kräuterzusätze hergestellt, deren Zusammensetzungen in erster Linie auf die Tiergesundheit ausgerichtet sind. Bei der Vorstellung seiner Rationsbeispiele für Legehennen erklärte er die Wirkung seiner Kräuterzusätze durch eine höhere Umsetzung des Futters über den Stoffwechsel der Tiere.

Cremer verwies ebenso auf die deutliche Erhöhung der Rohproteinversorgung durch den Einsatz von geschälten Körnerleguminosen in den Legehennen-Rationen. Dies bestätigte auch Uwe Brede, der den Einsatz von geschälten Ackerbohnen in seinen Legehennen- bzw. Junghennen-Rationen, seit langem auf seinem Betrieb – der Domäne Niederbeisheim – umsetzt und damit erfolgreich ist. Das Schälen der Ackerbohne erfolgt über die betriebliche Quetsch- und Mahlanlage. Dabei wird die Schale vom Samen getrennt und anschließend werden die Schalen über einen Windsichter vom Samen entfernt. Der Schälprozess funktioniere in der Praxis sehr gut. Zusätzlich könnten die Schalen als rohfaserreiches Viehfutter in der Rinderfütterung eingesetzt werden, so der Referent.

Leguminosenzüchtung vorantreiben

Veranstaltung "Legenhennenfütterung mit heimischen Eiweißfuttermitteln" am 1.11.2016Brede ist Pionier und langjähriger Mitstreiter für die Belange des ökologischen Landbaus und im Demonetzwerk Erbse/Bohne als Demonstrationsbetrieb beteiligt. Bei seiner Betriebsvorstellung griff er weitere Aspekte, die zu einer möglichen Schließung der Eiweißlücke führen können, auf. Dabei hat er stets die Gesamtzusammenhänge im Blick und verfolgt mit seinem ganzheitlichen Ansatz „von der Zucht, über den Acker bis zum Trog“ weitere Ziele, die zu einer verbesserten Versorgung mit heimischen Eiweißfuttermitteln führen können.
Seit Jahren ist er in der Züchtung von Leguminosen sehr engagiert. Er ist Gründungsmitglied und geschäftsführender Vorstand der Genossenschaft „Bäuerliche Ökosaatzucht e. G.“. Sein Credo ist, die Züchtungsaktivitäten für Leguminosen voranzutreiben. Dabei sollten auch winterharte Formen beachtet werden. Brede setzt schon seit Jahren eine 100%ige Biofütterung auf seinem Betrieb um – bei einer gleichbleibend guten Legeleistung.

Fazit

Eine optimale Legehennenfütterung mit mehr heimischen Eiweißfuttermitteln ist über den Einsatz von mehreren Futterkomponenten und einer Futteraufbereitung – wie z. B. dem Schälen der Ackerbohne – gut umzusetzen.


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