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Der Rasen

Ist der Rasen noch zu retten?

… Das fragt man sich in den letzten Jahren immer öfter. Lange Trocken- und Hitzephasen setzen dem Rasen zu. Statt frischem Grün sieht man immer mehr braune Flächen.

Gemähter Rasen in einer Hitze- und Trockenphase
Blühender Kräuterrasen in einer Hitze- und Trockenphase

In der Gartengestaltung ist der grüne einheitliche Rasenteppich ein Gestaltungselement: Durch seine ruhige Wirkung setzt er üppig bepflanzte Beete in Szene. Das frische Grün lädt zum Verweilen im Liegestuhl ein und Kinder können auch barfuß auf ihm spielen und toben. Schaut man sich dagegen die meisten deutschen Hausgärten an, so bestehen diese zum überwiegenden Anteil aus Rasen, ohne dass dieser genutzt oder irgendetwas in Szene gesetzt wird. Schließlich hat Rasen den Ruf, pflegeleicht zu sein. Demnach reicht doch schon ein Rasenmäher und man braucht kein „Unkraut‟ zu zupfen? Ein Trugschluss, wie sich dann meistens herausstellt. Ist es doch gerade der Rasen, der die meiste Zuwendung im Garten für sich beansprucht. Ein grüner, einheitlicher, dichter und trittfester Rasenteppich hat hohe Ansprüche an die Bodenqualität und einen großen Bedarf an Wasser und Nährstoffen. Und der Pflegeaufwand wird im Zuge des Klimawandels immer mehr. Auch finden Insekten auf diesen Flächen kaum Nahrung in Form von Blüten. Gerade im Hinblick auf den Artenrückgang und den sinkenden Anteil an Natur- und Rückzugsräumen bieten diese großen ungenutzten Rasenflächen Potential zur tierischen Lebensverbesserung. Hier können Kräuterrasen, Blumenwiesen oder standortangepasste Beetbepflanzungen eine Alternative sein, die zudem noch trockenheitsverträglicher und pflegeextensiver sind.

Wir geben an dieser Stelle einen groben Überblick, was für einen grünen „Teppich‟ beachtet werden sollte und welche Alternativen es gibt. Ausführlichere Informationen zum Thema Rasen bieten wir in unserer Broschüre „Grasflächen“ zum Download an.

Warum hat es der grüne „Teppich‟ in Zukunft schwer?

Herausforderung: Trockenheit

Rasengräser bestehen fast nur aus Wasser. Kurze Trockenphasen kann ein Rasen überstehen, bei längeren Zeiträumen kommt er an seine Grenzen. Er wird zuerst nur gelb und später sterben die Gräser oberirdisch ab. Im Jahr benötigt ein Rasen zwischen 750 bis 850 l Wasser pro m², in Abhängigkeit von der Witterung und dem Boden. Zwar regnet es in Deutschland meistens im Durchschnitt 790 l/m² im Jahr, aber gerade in der Vegetationszeit hat die Niederschlagsmenge abgenommen oder fällt regional begrenzt und massiv in einem kurzen Zeitraum. Den Rasen dann durch intensive Bewässerung mit Trinkwasser grün zu erhalten, sollte immer vermieden werden: Die Grundwasser- und damit auch die Trinkwasserneubildung ist durch die ausgedehnten Trockenphasen, Starkregenereignisse und versiegelten Flächen schon in einigen Regionen rückläufig. Zudem wird die Trinkwassernutzung für den Garten zunehmend in den trockenen Sommern eingeschränkt.

Herausforderung: Milde Winter

Die optimalen Wachstumstemperaturen für einen Rasen liegen zwischen 15 °C und 25 °C. Gras wächst aber auch noch bis 5 °C. Durch den Klimawandel werden die Winter immer milder und das Frühjahr fängt früher an. Das bedeutet, dass der Rasen auch immer früher mit seiner Arbeit beginnt und teilweise noch im Winter wächst. Dabei sind in den letzten Jahren gerade die Monate März und April mit einem Niederschlagsdefizit aufgefallen.

Herausforderung: Hitze

Rasen kann sich für mehrere Tage an trockene Phasen anpassen. Nach Regenfällen oder Bewässerung regeneriert er sich größtenteils. An Hitze kann er sich jedoch nicht anpassen. Ab 41 °C Lufttemperatur direkt über dem Rasen sterben Pflanzenzellen ab, die Blätter werden geschädigt und schon ab 30 °C Bodentemperatur können die Wurzeln nachhaltig geschädigt werden. Langanhaltende Hitze kann also zum Absterben der ganzen Pflanze führen – der Rasen verbrennt.

Kann man den grünen „Teppich‟ erhalten?

Wenn Du einen einheitlichen, dichten, grünen Rasenteppich ohne Einschränkungen haben möchtest, dann musst Du dafür in Kauf nehmen, diesen intensiv zu pflegen und dafür auch viel Wasser aufzuwenden. Das war schon vor den Auswirkungen des Klimawandels der Fall und wird in Zukunft aufwendiger werden. Denn es gibt noch keine hundertprozentige trockenheitsverträglichere Alternative, die ohne Wasser und Pflege auskommt und immer grün ist. Da die Verwendung von Trinkwasser immer vermieden werden sollte und darüber hinaus zu erwarten ist, dass die Nutzung zunehmend reglementiert werden wird, ist eine ausreichend dimensionierte Regenwasserzisterne notwendig. Und da können in diesen extremen Trockenperioden schnell 10 m³ Regenwasser notwendig sein, um das Wasserdefizit für einen 100 m² großen Rasen auszugleichen. Damit das Regenwasser dann bedarfsgerecht und effizient auf der Rasenfläche verteilt wird, empfiehlt sich der Einbau einer automatischen Bewässerung mit einer Steuerung über Bodenfeuchtesensoren.

Anpassung und Akzeptanz

Grafik: © www.ponderosa-design.de

Es ist dann einfacher, sich mit den braunen „Phasen‟ zu arrangieren und diesen Zeitraum durch verschiedene Maßnahmen so kurz wie möglich zu halten. Das erreichst Du, indem Du den Wasserbedarf des Rasens und damit auch den Wasserverbrauch reduzierst. Durch eine Kombination von Maßnahmen wie Reduktion der Rasengröße, Beschattung, Standortwahl, optimale Bodenverhältnisse, effiziente Wässerung und angepasste Pflege kann der Wassereinsatz effektiv gesenkt werden. Du musst dann allerdings in Kauf nehmen, dass in der „braunen‟ Phase Platz für Wildkräuter entsteht und im Herbst gegebenenfalls einige Stellen im Rasen nachgesät werden sollten.

Durch die Wahl von trockenheitsverträglicheren Saatgutmischungen kann der Wasserbedarf ebenfalls gesenkt werden. Diese Mischungen brauchen zwar auch Wasser, zeigen aber erst etwas später Reaktionen auf Trockenheit und können sich schneller regenerieren, wenn es wieder regnet.

Sogenannte Warmzonengräser wie das Bermudagras (Hundszahngras (Cynodon dactylon)), sind in Deutschland wegen der steigenden Spätfrostgefahr im Frühjahr nur bedingt geeignet. Diese Gräser vertragen sehr gut Trockenheit und Hitze, werden im Winter aber bei Temperaturen unter 10°C gelb und sterben ab. Im Frühjahr treiben die Gräser zwar wieder aus, wenn es beim Austrieb aber zu Spätfrösten kommt, können die Pflanzen stark geschädigt werden. Gelangt das Gras in die freie Landschaft, stellt es aufgrund seiner Ausbreitungsfreudigkeit eine hohe Verdrängungsgefahr dar – vor allem für ökologisch bedeutsame magere Trockenrasen- und Sandmagerrasenbiotope. Deswegen kann man das Bermudagras nicht als Alternative für unsere bekannten Rasenmischungen empfehlen.

Weniger Wasser- und Pflegeaufwand – dafür mehr Vielfalt

Grafik: © www.ponderosa-design.de

Wenn es Dir wichtiger ist, möglichst kein Wasser und wenig Arbeitskraft einzusetzen, dann stehen Dir die Alternativen Kräuterrasen, Blumenwiese oder standortangepasste Beetbepflanzungen zur Verfügung. Diese sind allerdings nicht mehr ganz so nutz- bzw. bespielbar wie der Rasen. Vor allem Blumenwiesen und Beetbepflanzungen sind mehr zum Anschauen da. Der Kräuterrasen kann auch in Maßen genutzt werden – aber eher zum Erholen als zum intensiven Toben. Auch optisch unterscheiden sich die Alternativen von einem Rasen, bei dem der grüne, einheitliche Look im Vordergrund steht. Die Alternativen sind höherwüchsiger, blüten- und farbenreicher. Dabei kommt der Kräuterrasen durch den höheren Grasanteil noch am ehesten optisch an den Rasen heran. Bei der Variante Blumenwiese muss das Mähwerkzeug angepasst werden, denn ein normaler Rasenmäher kommt da an seine Grenzen. Dafür wird der Garten um tierische Nahrungs- und Lebensräume erweitert.

Auch kannst Du im Garten die unterschiedlichen Arten von „Grasflächen‟ kombinieren: eine kleinere Rasenfläche an dem passenden Standort oder mit Beschattung, an die sich eine Blumen- oder eine Kräuterwiese anschließt. Ein schöner Kontrast zwischen „gestaltet“ und „wild“, der den Garten gleich interessanter wirken lässt. Wenn Dir Blumenwiesen zu „wild“ sind, kannst Du standortangepasste Staudenbeete anlegen.

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