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Das System „Hochbeet“- die Winterzeit nutzen zum Planen und Bauen

Hochbeete erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit, liegt doch einer ihrer großen Vorteile darin, rückenschonend gärtnern zu können. Mancherorts gibt es allerdings auch Frust, weil gewisse Grundsätze nicht beachtet wurden.

Das folgende „1 x 1 für Hochbeete“ möchte Ihnen einen Überblick über wichtige Leitlinien im System „Hochbeet“ vermitteln. Dazu gehören u.a.:

und deren Wechselwirkungen untereinander.

Das „Wozu“ von „Hochbeeten“

Ein für Rollstuhlfahrer konstruiertes Hochbeet

Wie bei allen Planungen steht am Beginn des Prozesses die Frage nach der Zielsetzung:

Wichtige Materialien für Hochbeete

Material Beispiele
Holz Rundhölzer (für eine Konstruktion in Blockbauweise), Terassendielen, Paletten u.a.
Stein ungeformte oder behauene Natursteine, Palisaden aus Beton oder Naturstein, Befüllung von Gabionen u.a.
Metall Edelstahl, Cortenstahl (mit Optik von gerostetem Eisen), Wellblech u.a.
Kunststoffe WPC (Holz-Kunststoffverbund-Terrassendielen) bzw. BPC (Bambus-Kunststoffverbund-Terrassendielen), Polyethylenplatten u.a.
Palettenhochbeet mit Aufsatzrahmen; zwischen den Paletten ist ein Insektenhotel integriert

Neben den Aspekten „Bepflanzung, „Gartengestaltung“ und „Optik“ eines Hochbeetes sind zwei weitere Kriterien entscheidend für das Funktionieren des Systems „Hochbeet“:

  1. Der Aufbau von Hochbeeten
  2. Die Gestaltung der Beete als Arbeitsplatz

Der Aufbau von Hochbeeten

Befüllung eines Hochbeetes mit drei unterschiedlichen Varianten bei der Drainageschicht

Hochbeete bestehen aus zwei Schichten, der oberen Schicht aus Pflanzsubstrat – in Abhängigkeit von der Durchwurzelungstiefe der Pflanzen 30 bis 40 cm hoch – und der darunterliegenden Drainageschicht, deren Stärke sich aus der Differenz zur Gesamthöhe des Hochbeetes ergibt.

Die Drainageschicht kann in unterschiedlichen Varianten ausgeführt werden. Die klassische Methode ist die des schichtweisen Befüllens von Hochbeeten mit zunächst grobem Astwerk, danach mit dünneren Zweigen und anschließend mit Kompost oder Mist, die dem Aufbau eines Hügelbeetes entspricht. Dem Vorteil der Nährstofffreisetzung und der – kurzzeitig – auftretenden Wärmeentwicklung steht der große Nachteil gegenüber, dass das Beet in sich zusammensackt und immer wieder von oben mit Pflanzsubstrat nachgefüllt werden muss. Außerdem verdichtet sich die Drainageschicht im Laufe der Jahre und nach 5-6 Jahren ist im Allgemeinen ein Komplettaustausch erforderlich, der – wenn eine Seitenwand nicht mobil gestaltet ist und somit leicht entfernt werden kann – recht mühsam ist.

Als Alternative bietet sich an, diese Schicht mit aufrechtstehenden Holzstämmen – am besten – aus Hartholz (z.B. dicke Äste von Obstbäumen, Scheite von Kaminholz) zu gestalten. Die Zwischenräume werden dabei mit Kompost oder Sand gefüllt und mit Wasser gut eingeschlämmt.

Noch dauerhafter ist eine Befüllung mit mineralischen Bestandteilen d.h. mit Schotter, Lava o.ä. – am besten ohne Nullanteile. Diese Variante bietet sich vor allem bei Hochbeeten aus Stein oder Stahl und bei Pflanzung von Gehölzen und Stauden an. Wichtig ist es, darauf zu achten, dass zwischen Drainageschicht und Pflanzsubstratschicht ein Vlies (z.B. Teichvlies, 1 mm dick) aufgelegt wird, um ein Auswaschen des Pflanzsubstrates in die Drainageschicht zu vermeiden.

Befüllung mit aufrechtstehenden Hochscheiten. Das Einschlämmen von Sand in die Zwischenräume steht noch aus.

Für die Pflanzsubstratschicht sollte ein lockeres Substrat mit guter Wasserspeicherfähigkeit zum Einsatz kommen. Es kann der vorhandene (möglichst unkrautfreie) Gartenboden genutzt werden, der mit Kompost und – sofern es sich um einen lehmhaltigen Boden handelt – mit Sand vermischt wird (zu etwa gleichen Anteilen). Alternativ wird Balkonkastenerde verwendet, die aus Gründen des Umwelt- und Ressourcenschutzes idealerweise geringe oder keine Torfanteile enthält. Als Ersatz für den Torf kommen dabei verschiedene Materialien zum Einsatz wie z.B. Kokosfaser, Rindenhumus oder Holzfaser. Insbesondere ein hoher Anteil an Holzfaser kann zur Festlegung des Nährelementes „Stickstoff“ führen, was bei der Düngung zu berücksichtigen ist. Je nach Zusammensetzung des Pflanzsubstrates kann es sinnvoll sein, sofern man Gemüse anbauen möchte, im ersten Jahr nährstoffbedürftige Gemüsekulturen auszuwählen.

In der Regel wird nach einigen Jahren aufgrund der starken Durchwurzelung auch ein Austausch des Pflanzsubstrates erforderlich sein. Hat man sich für ein torffreies bzw. torfreduziertes Substrat entschieden, sollte dann nach Möglichkeit ein Substrat mit ähnlicher Zusammensetzung beschafft werden, da man bereits Erfahrungen in der Kulturführung, insbesondere bei der Düngung, gesammelt hat.

Die Gestaltung der Beete als Arbeitsplatz

Als Ergonomie bezeichnet man die Lehre von der Anpassung der Arbeit an den Menschen. Die Gesetzmäßigkeiten, die in vielen Bereichen des Arbeitslebens wie z.B. bei der Planung von Küchen in Privathaushalten angewendet werden, sollten auch bei der Planung von Hochbeeten und deren Umgebung Berücksichtigung finden. Folgende Kriterien seien exemplarisch aufgeführt:

Anpassung an die Körpermaße

Für die Höhe von Hochbeeten gibt es kein standardisiertes Maß. Einen groben Orientierungswert liefern die Maße aus der Küche, auch wenn diese im Allgemeinen für Hochbeete etwas zu hoch veranschlagt sind. Für Personen bis 160 cm Körpergröße sind Beete von 70 cm Höhe angemessen. Eine Hochbeethöhe von 80 cm sind für Personen mit einer Körpergröße zwischen 160 und 180 cm optimal. Ein 90 cm hohes Beet sollten Personen, die größer als 180 cm sind, wählen. Letztendlich entscheidend ist aber das persönliche Empfinden; das richtige Maß lässt sich also nur durch Ausprobieren z.B. durch das Stapeln von Büchern auf einem Tisch finden.
Ein Tipp: die meisten Küchenarbeitsplätze verfügen über einen kleinen Untertritt, sodass die Fußspitzen Platz finden und der Körper somit senkrecht stehen kann. Übertragen Sie das auf Ihr Hochbeet!
Soll das Hochbeet im Sitzen genutzt werden, liegt die angemessene Höhe zwischen 50 und 65 cm.

Im Übrigen spielt auch die Pflanzenhöhe eine Rolle. Für Beerensträucher – und für Stabtomaten – sollten niedrige Hochbeete gewählt werden, um nicht – im Extremfall – die Ernte mit der Leiter ausführen zu müssen.

Die ideale Breite von Hochbeeten ermittelt sich über die Armlänge des Gärtners bzw. der Gärtnerin: auch die Beetmitte sollte gut erreichbar sein. Freistehende Beete, die rund herum zugänglich sind, sollten eine Breite von 1,20 m aufweisen. Befindet sich das Beet an einer Hauswand oder an einem Zaun sind 70 – 80 cm eine gute Breite.

Möglichst reibungslose Arbeitsabläufe

Die das Hochbeet umgebende Abschlussleiste sollte glatt und so breit sein, dass Werkzeuge und Töpfe gut darauf abgelegt werden können. Allerdings kann die Breite dadurch erhöht werden kann, indem man auf die vorhandene Abschlussleiste eine andere etwa 50 – 100 cm lange Leiste aufsteckt, auf deren Unterseite zwei Winkel so angebracht sind, dass sie eine Art Brücke bilden. Durch passende Haken am Hochbeet sind Kleinwerkzeuge in Griffweite erreichbar.

Um Transportwege zu verringern, ist ein nahegelegener Wasseranschluss dringend zu empfehlen. Rund um das Hochbeet sollte so viel Arbeitsraum sein, dass evtl. auch eine Schubkarre dort Platz findet.

Die bessere Arbeitsorganisation ist auch ein Grund dafür, dass die Länge eines Hochbeetes 1,80 m nicht übersteigen sollte. Außerdem wirken Beete bis 1,80 m harmonischer (und man berücksichtigt somit die Regeln des goldenen Schnitts).

Das Hochbeet als Kristallisationspunkt für rückengerechtes Arbeiten

Ein Hochbeet trägt selbstverständlich zur Entlastung des Rückens und der Knie bei. Allerdings wirkt dies wie ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn nicht weitere Maßnahmen zum körperschonenden Arbeiten ergriffen werden wie der Einsatz von Gartengeräten mit Teleskopstielen oder eines Laubsammeleimers mit Rollen, die Verwendung einer Gartenkralle zur Bodenlockerung statt eines Spatens und das Einlegen kleiner Pausen, am besten in Verbindung mit dem Durchführen kleiner Übungen zur Entspannung und Kräftigung von Muskeln. In der Literatur gibt es diesbezüglich viele weitere wertvolle Tipps. Beispielhaft ist folgendes Büchlein zu nennen, das vom Verband deutscher Ergotherapeuten herausgegeben wurde: BÖS. U., KLEINOD. B.: Rückenfreundliche Gartenarbeit. Ein Ratgeber für Gartenbesitzer und Therapeuten. Schulz-Kirchner Verlag, Idstein, 2013.

Lang lebe das Hochbeet…

Insbesondere Hochbeete aus Holz sind in ihrer Nutzungsdauer zunächst einmal begrenzt. Deren Dauerhaftigkeit kann allerdings in einem wesentlichen Umfang erhöht werden, wenn Sie folgende Aspekte berücksichtigen:

Von erwünschten und unerwünschten Gästen…

Wühlmäuse

Zum Schutz vor Wühlmäusen sollte als Unterlage sowie am unteren Beetrand auf alle Fälle ein feinmaschiges Drahtgitter (Rasterweite von 8 mm und mind. 0,9 mm stark), wie es beim Bau von Kaninchenställen verwendet wird, angebracht werden. Bei Befüllung mit einem mineralischen Substrat ist dieser Wühlmausschutz nicht erforderlich.

Schnecken

Selbst in Hochbeeten ist die Schneckengefahr nicht komplett gebannt. Abhilfe kann durch ein U-förmig gebogenes Metallprofil am oberen Hochbeetrand schaffen. Auch das Anbringen eines Kupferbandes soll gegen diese unliebsamen Besucher helfen. Achten Sie unbedingt darauf, dass eine Randbepflanzung nicht eine Brücke für den Befall durch Schnecken bildet!

Blattläuse, Gemüsefliegen und andere Schädlinge

Wie in normalen Beeten kann auch in Hochbeeten Gemüse durch zufliegende Schädlinge befallen werden. Werden Ösen am Beetrand angebracht, in die ein Federstahlbügel eingesteckt werden kann, können damit in einfacher Form Kulturschutznetze befestigt werden. Diese Vorrichtung kann zudem auch zur Verlängerung der Gartensaison (im Frühjahr und Herbst) durch den Einsatz von Vliesen genutzt werden.

Igel, Eidechsen u.a.

Zu den erwünschten Gästen im Garten zählen Igel und Eidechsen. Hebt man vor Errichten des Hochbeetes an einer Ecke eine Grube von 40 x 40 cm und einer Tiefe von 15 cm auf und kleidet diese an den Seiten mit Steinen und oben mit einer Gehwegplatte aus, kann ein Nistplatz für Igel geschaffen werden, der möglicherweise auch von Kröten und Erdhummeln genutzt wird. Bei ausreichend großen Hochbeeten können lange Tonröhren integriert werden, über die Eidechsen und Feuersalamander im frostfreien Inneren des Hochbeetes überwintern können.

Ein Hochbeet kommt selten allein!

Richtig gebaute Hochbeete begeistern! So ist es nicht verwunderlich, wenn Hochbeetnutzer weitere Beete im Garten anlegen. Dies bietet zusätzliche Gestaltungsmöglichkeiten hinsichtlich der Anordnung der Beete und deren Formen. Werden z.B. langgezogene dreieckige Hochbeete in einem Kreis angeordnet, erscheinen diese wie die Strahlen einer Sonne. Durch eine Bepflanzung mit gelb und orangeblühenden Stauden, wird diese Wirkung noch verstärkt; jeden Morgen neu geht Ihnen somit die Sonne auf.

Ergänzend sind auch Variationen in der Höhe der verschiedenen Beete und in deren Farbgebung möglich. So können die Beete in unterschiedlichen Farben gestaltet werden, aber auch nur einzelne Elemente davon wie z.B. die Eckpfosten. Lassen Sie Ihrer Phantasie freien Lauf!

Neben den Hochbeeten selbst ermöglicht auch der Platz rund um die Beete großen gestalterischen Spielraum. Dazu gehören sowohl Kiesstreifen rund um das Hochbeet, die, wie bereits erwähnt, das Holz vor Spritzwasser schützen als auch unterschiedliche Wegebeläge.

Hoch hinaus!

Üblicherweise haben alle vier Eckpfosten von Hochbeeten mit einer Holzkonstruktion die gleiche Länge und zwar die des oberen Beetrandes. Ragt allerdings ein Eckpfosten über das Beet hinaus, eröffnet dies die Möglichkeit zur Befestigung

und lassen auf diese Weise Hochbeete auch im Winter attraktiv erscheinen.

Tipps zur Bepflanzung und deren Pflege folgen im einem weiteren Teil.