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Wer stört im Apfelbaum?

Die Zeit des Austriebs ist im Obstgarten oft entscheidend für eine erfolgreiche Baumentwicklung und eine gute Obsternte.

Wenn die Triebspitzen lediglich von Blattläusen besaugt werden, ist das für ältere Bäume kein Problem. An Jungbäumen in der Phase des Erziehungsschnitts kann es aber zu Deformationen der Leittriebe und damit zur Verzögerung des Kronenaufbaus kommen.

Entlaubte Kirsche mit zwei Frostspannern

Gefährlicher wird es, wenn schon die Knospen und austreibenden Blätter von den grünen Raupen des Kleinen Frostspanners befressen werden. Bei starkem Befall kann es bis zum Kahlfraß kommen. Die Bäume gehen daran in der Regel nicht ein und der Johannistrieb sorgt dafür, dass sie später wieder belaubt sind. Der Baum ist aber durch den frühzeitigen Blattverlust so sehr geschwächt, dass die Ernte in diesem Jahr verloren ist.

Wer so viele Obstbäume hat, dass er sie sowieso nicht alle beerntet, kann die Raupen den Vögeln überlassen. Sie sind wichtig für erfolgreiche Bruten. Handelt es sich aber um den einzigen Apfelbaum mit wohlschmeckenden Früchten im Hausgarten, sollte man als Gartenbesitzer aktiv werden.

Frostspannerrraupe seilt sich ab

Hat man die winzigen Räupchen rechtzeitig erkannt (schwierig!), besteht theoretisch die Möglichkeit, sie mit nützlingsschonenden Bacillus thuringiensis – Präparaten zu bekämpfen. Dazu muss es aber für mehrere Stunden mindestens 16° Celsius warm sein. Meist fällt der Schaden aber erst dann auf, wenn die Bäume schon entlaubt sind und die Raupen sich abgeseilt haben.

Dann ist es sinnvoll, Anfang Oktober Leimringe anzubringen. Diese wirken gegen Frostspannerraupen (nicht aber gegen den „Wurm“ im Apfel, die Raupen des Apfelwicklers). Die Weibchen der Frostspanner haben keine vollentwickelten Flügel und müssen deshalb zur Fortpflanzung die Stämme hochkriechen. Das Verfahren ist nicht selektiv, d.h. auch andere Tiere können auf der Leimschicht kleben bleiben. Deshalb sollten Leimringe nur im Spätherbst oder Frühwinter fängig sein, wenn tatsächlich Frostspannerraupen unterwegs sind.

Raupen der Apfelgespinstmotte im Juni

Nur wenig später als die Frostspanner treten die Raupen der Apfelbaumgespinstmotte auf. Sie haben wie die meisten Gespinstmotten eine weiße Grundfarbe mit schwarzen Punkten. Bei Bedarf lassen sich auch diese Schmetterlingsraupen mit Bacillus thuringiensis behandeln.

Auch hier sollte man sorgfältig überlegen, ob der Schaden im Interesse der Vogelwelt nicht toleriert werden kann. Meist fällt der Befall erst ab Mai auf, wenn sich die Raupen in großen Gespinsten in den Bäumen sammeln. Dann bleibt die Möglichkeit, die Gespinste vor der Verpuppung herauszuschneiden und zu verbrennen. Auch diese Maßnahme kann – wie die Leimringe gegen die Frostspanner – nur vorbeugend für die nächste Saison wirken.

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