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Gartenbewohner ohne Lobby: Schwebfliegen

„Was sind das für Insekten mit großen Augen, die da wie Kampfhubschrauber mal in der Luft stehend und dann wieder blitzschnell vorwärts, rückwärts um meine Blumen schwirren und wie eine Mischung aus Bremse und Wespe oder Biene aussehen? Beißen die? Stechen die?“

Das sind Schweb- oder Schwirrfliegen – und die beruhigende Antwort ist, dass diese harmlosen Flugkünstler zwar gefährlich aussehen, aber weder über einen Stachel noch über beißende Mundwerkzeuge verfügen. Vielmehr sind ihre Mundwerkzeuge als Tupfer- und Leckwerkzeuge ausgebildet, mit denen sie Nektar und Pollen von Blüten aufnehmen können. Damit zählen sie neben den Wild- und Honigbienen und den Tag- und Nachfaltern zu den Insekten mit einer wichtigen Funktion als Bestäuber.

Mimikry als Überlebensschutz

Als Mimikry bezeichnet man in der Biologie die Nachahmung einer anderen Art zu unterschiedlichen Zwecken. Im Fall der Schwebfliegen dient die Nachahmung der Abschreckung. Durch die entsprechende Musterung und Färbung des Hinterleibs täuscht das harmlose Insekt die Wehrhaftigkeit einer stachelbewehrten Wespe oder Biene vor und schützt sich damit vor manch einem potenziellen Fressfeind – wenn dieser auf den Trick hereinfällt.

Viele Arten, vielfältige Lebensweisen

Weltweit sind etwa 6.000 Schwebfliegenarten bekannt, wobei in Deutschland rund 450 Arten vorkommen. Da sich viele Arten optisch ähneln, Unterschiede oft nur im Detail erkennbar sind und die Tiere sich aufgrund ihrer Flinkheit zudem nur schwer beobachten oder selbst mit schnellem Autofokus nur mit Mühe und Geduld fotografieren lassen, ist die genaue Bestimmung eher den Kennern vorbehalten. Eine andere Fliegenart, die ebenfalls zum Schwirrflug befähigt ist, aber nicht zur Gattung der Schwebfliegen gehört, ist übrigens der hummel- oder kolibriähnliche Wollschweber.

Insbesondere an gelben Blüten kann man Schwebfliegen gut beobachten, weil sie diese besonders anziehen. So einheitlich, wie die verschiedenen Schwebfliegen-Arten im adulten Stadium von Nektar und Blütenpollen leben, so unterschiedlich ist ihre jeweilige Lebensweise im Larvenstadium. Während viele mitteleuropäische Arten räuberisch als nützliche Blattlausjäger unterwegs sind, leben andere als Beseitiger von pflanzlichen und tierischen Abfällen in Nestern von Hornissen, Wespen, Hummeln oder Ameisen. Eine weitere Gruppe von Arten lebt von morschem Holz oder Pflanzensäften. Die letzte Gruppe lebt in stark verschmutzten Wasserpfützen, Schlamm, Jauche oder dem Kot von Weidetieren.

Bedrohte Vagabunden

Eine Besonderheit ist, dass verschiedene Schwebfliegenarten saisonale Wanderungen durchführen. So fliegen sie zur Überwinterung im Herbst über die Mittelgebirge und dann über die Alpen hinweg in den Mittelmeerraum und im Frühjahr wieder zurück. An der Forschungsstation Randecker Maar auf der Schwäbischen Alb beobachtet man seit vielen Jahren neben dem Vogelzug auch die Insektenwanderungen. Im Rahmen des seit den 1970er Jahre laufenden Monitorings konnte man inzwischen einen starken Rückgang der gezählten Schwebfliegen verzeichnen. Die Gründe für den Rückgang dieser, mindestens schon in der Kreidezeit existierenden, Insektengattung sind divers und gehen vor allem mit dem Einsatz von Pestiziden und zunehmender Strukturarmut einher.

Helfen Sie den Schwebfliegen in Ihrem Garten mit einem breiten Angebot an Blütenpflanzen, insbesondere von Korb- und Doldenblütlern, mit dem Belassen von morschem Holz und mit dem Verzicht auf Insektizide.