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Wie lange dauert der Winter noch an?

Fragen wir Igel, Dachs oder Murmeltier…

In diesen fortgeschrittenen Wintertagen sehnen viele von uns in der Hoffnung, dass mit steigenden Temperaturen die Infektionszahlen wieder sinken, das Frühjahr herbei. Im Sinne des bekannten Kinofilms „Und täglich grüßt das Murmeltier“ (engl. Groundhog Day) würden wir am 2. Februar dieses Jahres Phil, das Murmeltier-Orakel, nicht nur gerne dahingehend befragen, wie lange der Winter noch dauern wird, sondern zusätzlich wie es mit der Infektionslage und letztlich mit dem Lockdown weitergehen wird.

„Groundhog Day“

Der „Groundhog Day“ stellt in Teilen der USA und Kanadas seit Ende des 19. Jahrhunderts ein verbreitetes kulturelles Ereignis dar. Jährlich am 2. Februar wird versucht Waldmurmeltiere aus dem Bau zu locken, um eine Wettervorhersage über den weiteren Verlauf des Winters treffen zu können. Wenn das Murmeltier den Bau verlässt und „seinen Schatten sieht“, das heißt wenn die Sonne scheint, soll der Winter laut Prognose noch mindestens 6 Wochen dauern.

Wie lange wird der Winter noch dauern? – Tierorakel sollen Auskunft geben!

Diese Tradition der Murmeltier-Befragung geht auf deutsche Einwanderer zurück. So bezogen sich hierzulande zahlreiche Bauernregeln mit Wettervorhersagen auf den Dachs:

„Sonnt sich der Dachs in der Lichtmesswoche, geht auf vier Wochen er wieder zu Loche“.

„Wenn um Lichtmeß der Dachs noch im Loche bleibt, kommt späterhin noch Kälte“

„Wenn der Dachs zu Maria Lichtmeßen, mittags zwischen 11 und 12 Uhr seinen Schatten sieht, so muss er noch vier Wochen in seinem Baue bleiben.“

Die deutschstämmigen Einwanderer in Pennsylvania, wo es keine Dachse gibt, wechselten diesen gegen das Waldmurmeltier aus – einen ähnlichen, verbreiteten und weil tagaktiv leicht zu beobachtenden Winterschläfer.

Die Tierorakel-Befragung zur verbleibenden Winterlänge hat ihren Ursprung einerseits in einem keltischen Feiertag zur Mitte zwischen Wintersonnenwende und Frühjahrstagundnachtgleiche sowie andererseits in der christlichen „Mariä Lichtmess“. Unter anderem auch aus landwirtschaftlicher Sicht stellte der 2. Februar einen bedeutsamen Wendepunkt des Jahres mit einer zentralen Frage dar: Wie lange wird der Winter noch andauern? Unter günstigen Umständen könnte einerseits bereits mit der Feldarbeit begonnen werden – und gleichzeitig sollte der Bauer für den Fall ungünstiger Umstände noch etwa die Hälfte des Winterfuttervorrates für die Tiere im Lager haben. Damit war Mariä Lichtmess früher gleichzeitig ein sogenannter „Lostag“.

Die diversen Bauernregeln besagen, dass ein sonniger Tag an Lichtmess auf einen längeren Winter hindeutet, während schlechtes Wetter ein baldiges Frühjahr einläutet.

„Ist’s an Lichtmess hell und rein,
wird ein langer Winter sein.
Wenn es aber stürmt und schneit,
ist der Frühling nicht mehr weit.“

 „Ist’s zu Lichtmess klar und hell,
kommt der Frühling nicht so schnell.“

Der Igel – der schlaue Ur-Vater aller Wetterpropheten

Anstelle von Dachs und Murmeltier gab es in der antiken Welt bereits einen anderen, seinerzeit weit verbreiteten Winterschläfer, Vorratssammler und Wetterpropheten: Den Igel! Es ist zu vermuten, dass aus diesem Grund der 2. Februar als „Tag des Igels“ oder „Hedgehog Day“ gefeiert wird, wie er in englischsprachigen Teilen Europas und in den USA genannt wird. Die Klugheit des Igels war sprichwörtlich und Gegenstand zahlreicher Fabeln, was heute noch deutlich wird, z. B. im Märchen vom Wettlauf zwischen dem Hasen und dem Igel.

Einen Igel nach dem weiteren Verlauf des Winters befragen zu wollen könnte aber mittlerweile an folgendem Problem scheitern: Der knuffige, stachelige Vierbeiner wird zunehmend seltener. Woran das liegt und wie man dem Igel helfen kann, lesen Sie morgen, am Tag des Igels!