- Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen - https://llh.hessen.de -

Umgang mit Unkräutern im Rasen

Die Gartensaison geht wieder los und damit auch das leidige Problem mit dem Unkraut im Rasen. An Stellen, an denen der Rasen lückig geworden ist, keimen sehr schnell zweikeimblättrige Unkräuter, wie Gundermann, Ehrenpreis, Gänseblümchen, Kleine Braunelle, Kriechender Günsel, Hahnenfuß, Löwenzahn, Weißklee und Horn-Sauerklee.

Gleich an dieser Stelle wollen wir darauf hinweisen, dass genau diese „Unkräuter“ mit ihren Blüten wahre und wichtige Magneten für Bienen und andere Bestäuberinsekten darstellen. Darüber hinaus sind manche dieser Arten eine gesunde, geschmackliche und optische Bereicherung für die Küche (essbare Blüten) oder eignen sich hervorragend als abwechslungsreiches Frischfutter für Haustiere wie Nager oder Landschildkröten.

Dennoch kann sich nicht jeder Gartenbesitzer mit diesem Naturwuchs anfreunden. Das Unkraut soll weg, aber wie?

Gemäß der oft reflexartig gestellten Frage „Was kann man dagegen spritzen?“ stellen Rasenunkrautvernichter oder Rasendünger mit Unkrautvernichtern grundsätzlich eine Lösung des vermeintlichen Problems dar. Die in Deutschland zugelassenen Produkte für den Haus- und Kleingartenbereich enthalten Wirkstoffe wie 2,4-D, Dicamba, MCPA, Mecoprop-P, Clopyralid oder Fluroxypyr, welche alle zu den Wuchsstoffen gehören.

Gewässerschutzhinweis:

Beim Wirkstoff Mecoprop-P wurden Schwellenwertüberschreitungen vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) in Teilen des Grundwassers im Hessischen Ried festgestellt. Anwender in dieser Region sollten sich daher über Alternativen zum Mecoprop-P –Einsatz informieren.
(siehe https://llh.hessen.de/pflanze/pflanzenschutz/pflanzenschutzinformation-zu-metolachlor-und-mecoprop/)

Wuchsstoffe werden über die Blätter oder die Wurzeln aufgenommen. Daher ist allerdings gleichzeitig Vorsicht geboten, wenn in der Rasenfläche oder unmittelbar daneben Gehölze und andere Kulturpflanzen wachsen. Denn auch diese Pflanzen können die Wirkstoffe über die Wurzeln aufnehmen. Gefahr besteht auch, wenn sie nach einer Ausbringung bei höheren Temperaturen durch die Thermik oder die Dampfphase direkt auf das Laub gelangen. Die Symptome äußern sich in Form von Blattaufhellungen, Deformationen oder Drehwuchs. Die Gehölze sterben davon meist nicht ab, die Symptome können aber auch noch im darauffolgenden Jahr in Erscheinung treten.

Wer auf Rasenunkrautvernichter verzichten möchte und trotzdem besonderen Wert auf einen unkrautfreien Rasen legt, der muss diesen gut und intensiv pflegen. Nur dann ist er so konkurrenzstark, dass unerwünschte Kräuter kaum eine Chance haben. Gute Pflege bedeutet:

Ggf. doch aufkommende Rasenunkräuter müssen per Hand ausgestochen werden – zudem sollte durch die regelmäßige Mahd die Samenausbildung unterbunden werden.

Neben zweikeimblättrigen Unkräutern siedeln sich verstärkt einjährige Hirsearten in Rasenflächen an. Dies sind sehr breitblättrige Gräser mit enormen Wachstums- und Vermehrungspotential. Hirsearten werden von den oben genannten Wirkstoffen nicht erfasst. Auch sie sollten möglichst vor der Blüte von Hand ausgestochen werden.

Wir sind uns bewusst: Beim Rasen trennen sich durchaus noch die Geister – und jede Gartenbesitzerin und jeder Gartenbesitzer soll in seinem / ihrem Garten glücklich werden!

Zur individuellen Beantwortung der Frage, ob der gepflegte Rasen ein Zukunftsmodell ist, wollen wir abschließend folgende Aspekte benennen: Für Barfußgeher und Insektenallergiker ist ein gepflegter, unkrautfreier Rasen selbstverständlich ideal.

Für alle anderen gibt es aber Argumente, die für eine Extensivierung von Rasenflächen – zumindest in Teilbereichen – in Richtung eines Kräuterrasens sprechen:

All diese Aspekte sind derart zeitgemäß, dass sich kein Gartenbesitzer mehr ob seiner Rasenunkräuter schämen muss und der Kräuterrasen zunehmend en vogue ist.