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Wiesen-Schaumkraut

Ja, es gibt sie noch, die Wiesen und Rasenflächen, die nicht von Mährobotern auf Streichholzlänge gestutzt werden. Auf feucht(er)en, nährstoffreichen Standorten mit entsprechend angepasstem Mährhythmus kann das Wiesenschaumkraut (Cardamine pratense) überleben, teils flächendeckende Bestände entwickeln und so den Rasenflächen eine Schaumkrone aufsetzen.

Lebensraum in Gefahr!

Das Wiesen-Schaumkraut wurde einst zur Blume des Jahres 2006 gewählt – und das, obwohl die Art noch weit verbreitet ist. Die Stiftung Naturschutz Hamburg und Stiftung zum Schutze gefährdeter Pflanzen begründete ihre Entscheidung damit, dass mit der Wahl einer solchen Feuchtwiesenart auf die zunehmende Gefährdung dieses Biotoptyps aufmerksam gemacht werden soll. Von dem Rückgang solcher Gebiete sind immer mehr Grünlandarten in ihrer Verbreitung betroffen. So sind in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern die Bestände des Wiesen-Schaumkrauts bereits so weit zurückgegangen, dass diese Art dort als gefährdet eingestuft wird und den Rote Liste-Status 3 erhielt. Daher ist ein entsprechendes, auf derartige Vorkommen abgestimmtes Pflegemanagement zur Bewirtschaftung und Erhaltung von Standorten mit Wiesen-Schaumkraut auf landwirtschaftlichen aber auch kommunalen Flächen aus Naturschutzgründen wichtig.

Ein paar ökologische Aspekte …

Die Blütezeit beginnt ab Mitte April und reicht bis Ende Mai – dabei wirkt das Blütenmeer wie Schaum auf den Wiesen. Die Blüten des ausdauernden Krautes sind sehr nektarreich und nur für Bienen und Falter zugänglich. Schwebfliegen ernähren sich vom Pollen. Für die Sandbiene (Andrena lagopus) sind die Blüten die wichtigste Pollenquelle. Für die Raupen des Aurorafalters (Anthocharis cardamines) und der Wiesen-Schaumzikade (Philaenus spumarius) ist das Wiesen-Schaumkraut eine wichtige Futterpflanze. Gemeinsam mit der Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata) ist das Wiesen-Schaumkraut die bevorzugte Nahrungspflanze der Raupen des Aurorafalters; der Falter ernährt sich dann vom Pollen.

Das Wiesenschaumkraut vermehrt sich über Selbstausbreitung: durch explosionsartiges Öffnen der Schoten (Saftdruckstreuer) und auch vegetativ durch Brutpflänzchen (Selbstableger).

Was uns der Name verrät

Der Name Wiesen-Schaumkraut erklärt sich auch durch Vertreter der Wiesen-Schaumzikaden, die ihre Eier an den Stängeln ablegen. Die Larven saugen an dem Pflanzensaft und scheiden eine eiweißhaltige Flüssigkeit aus dem After aus, die durch einblasen von Atemluft zu dem sichtbaren Schaum wird. Der Schaum schützt die Larve vor Austrocknung und vor Fressfeinden. Fälschlicherweise wird der Schleim auch „Kuckuckspeichel“, regional auch als „Hexenspucke“ bezeichnet.

Der wissenschaftliche Name (Cardamine pratensis) verrät uns weiter Geheimnisse: Cardamine leitet sich von der griechischen Bezeichnung für kardamon ab, das mit Kresse übersetzt werden kann. Auch der Familienname Brassicaceae (Kreuzblütler) zeigt seine Verwandtschaft mit der Kresse. Zu dieser Familie gehören viele weitere wichtige Kulturpflanzen wie diverse Kohlgewächse, Meerrettich oder Senf mit ihren gesundheitlich bedeutenden Inhaltsstoffen. So ist es nicht verwunderlich, dass auch das Wiesen-Schaumkraut als junge Pflanze für Salate genutzt wurde und wird. Die Vitamin-C-reichen jungen Blätter und Blüten sind roh als Salat und gekocht als Gemüse schmackhaft.

Die Artbezeichnung pratensis bedeutet so viel wie auf Wiesen wachsend und beschreibt anschaulich den Lebensraum.

Fazit

Will man sich im nächsten Frühjahr bei seinen Spaziergängen über das Wiesen-Schaumkraut freuen, das Landschaften mit einer weißen Schaumkrone überzieht, dann hilft nur eine angepasste Wiesen- und Rasenpflege, um den Lebensraum auf nährstoffreichen Nass- und Feuchtwiesen zu erhalten.