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Auf dass (Garten)-Wissen weiterwächst!

An der Hessischen Gartenakademie (HGA) endeten die ersten Bildungsurlaubskurse „Nachhaltig gärtnern“ für gut 40 Gartenbegeisterte erfolgreich mit dem Abschluss zur Fachwartin und zum Fachwart „Obst und Garten“ 

Wie wählt man die richtige Saat für seinen Garten, plant den Anbau und baut eine nahrhafte Vielfalt im Obst- und Gemüsebeet an? Damit beschäftigt sich die einwöchige Veranstaltungsreihe ‚Nachhaltig gärtnern‘ der Hessischen Gartenakademie in Geisenheim, die als Bildungsurlaub anerkannt wird.

Im Oktober 2021 starteten mehrere dutzend garteninteressierte Bürgerinnen und Bürger aus verschiedenen Berufsbranchen, mit dem Ziel ihr „(Garten-)Wissen wachsen zu lassen“. Die Lehrgänge richten sich an gartenbaulich interessierte Personen, die ihr Wissen und positive Grundhaltung zum Schutz der Umwelt und Natur an andere weitergeben wollen.

Nach erfolgreicher Prüfung und dem Besuch von zwei zusätzlichen praktischen Seminartagen – einem Thementag zum Sommerschnitt und einer Exkursion – konnten 42 Teilnehmende ihre Zertifikate zur Fachwartin und zum Fachwart „Obst und Garten“ in Empfang nehmen. Im Innenhof des Gartenbauzentrums Geisenheim in der Brentanostraße ließ es sich bei südländischen Temperaturen mit „Weck, Worscht un Woi“ gut feiern.

„Die engagierte Zusammenarbeit mit den Teilnehmenden während der gesamten Lehrgangszeit hat uns Dozentinnen und Dozenten sehr viel Freude gemacht“, so Beate Reichhold-Appel, Leiterin der Hessischen Gartenakademie, „wir sind voll motiviert und freuen uns schon jetzt auf weitere Bildungsreihen in 2023. Wir sehen einen großen Sinn in dieser Ausbildung, die Urban-Gardening-Projekte und Grundlagen des Umweltschutzes ebenso thematisiert wie Schulgärten als Bildungsstätte und die Bedeutung Streuobstwiesen. Unsere Absolventen werden ihr Wissen in ihre Vereine oder Familien- und Freundeskreise tragen und praxisnahe Tipps zum ‚nachhaltigen Gärtnern‘ zur Selbsthilfe geben können.“

Exkursionen boten spannende und vielfältige Einblicke

Für jede der drei Lehrgangsgruppen standen jeweils drei unterschiedliche Exkursionsziele auf dem Programm. So konnten die Teilnehmenden auf einem gemeinschaftlichen Gartenprojekt (Solidarische Landwirtschaft Ingelheim) in Ingelheim einen Einblick gewinnen, wie der Verein eine klimagerechte Landwirtschaft aufbauen möchte, die möglichst wenig Raubbau an Mensch und Umwelt verursacht. Weiter ging es zu einer Führung über das ehemalige Landesgartenschaugelände der Stadt Bingen, die erklärte, weshalb die Landesgartenschau 2008 mit ihrer damaligen 32 Hektar großen Ausstellungsfläche entlang des Rheinufers so erfolgreich gewesen war: Damals wurde das bis dahin eher vernachlässigte Gelände für Besucher wieder erlebbar gemacht und ist als Kulturufer Bingen bis heute ein Highlight der Stadt. Schlussakzent setzte an diesem Tag die Führung durch die Wildstaudengärtnerei Strickler in Alzey.

Besichtigung der Obstanlagen der Hochschule Geisenheim University

Eine weitere Exkursion führte durch die Hochschule Geisenheim University und zu einem Erwerbsobstanbaubetrieb in Geisenheim. Die Teilnehmenden setzten sich gemeinsam mit Prof. Dr. Claudia Kammann vom Institut für Klimafolgenforschung mit den Folgen der Klimaveränderung auseinander sowie mit den Forschungszielen des Obstbaues am Obstbauinstitut mit Prof. Dr. Peter Braun. Am Nachmittag führte der LLH-Obstbauberater Marcel Trapp durch die Anbauflächen des Direktvermarktungsbetriebes ‚Geiger Obstgut Auf der Heide‘. Anschließend stellte der Betriebsleiter Arno Geiger seine Vermarktung mit Vor- und Nachteilen dar. Der landwirtschaftliche Familienbetrieb, der seit 1932 existiert, beliefert Supermärkte in der Region, betreibt seinen eigenen Hofladen und informiert Interessierte regelmäßig über Social Media.

Die letzte Exkursion für 17 frischgebackene Fachwartinnen und Fachwarte steuerte Ziele in Wiesbaden an. Los ging es im Wiesbadener Aukammtal mit einer sehr interessanten Führung durch den vielseitigen Apothekergarten der Stadt Wiesbaden, der seit 1986 ein Kleinod für Wissensdurstige wie für Erholungssuchende darstellt. Dr. Ernst Binde, ein ehemaliger Krankenhausapotheker, stellte in kurzweiligem Plauderton diverse Arzneipflanzen vor und erzählte sehr viel Spannendes und Unbekanntes über deren Heilkräfte.

Besichtigung der Kleingartenanlage „Unter den Nussbäumen e.V.“ in Wiesbaden

Weiter ging es zum Verein der Gartenfreunde „Unter den Nussbäumen“, der sehr zentral und mitten in Wiesbaden am Konrad-Adenauer-Ring liegt und zu den größten im Stadt und Kreisverband Wiesbaden zählt. Die Vereinsvorsitzende Anette Hoos stellte zunächst die weitläufige Gartenanlage mit insgesamt 198 Gärten vor. Weiter ging es in einem Kleingarten, der ursprünglich viel versiegelte Flächen aufwies und der nun sukzessive von einer sehr engagierten Pächterin gemeinsam mit ihrem Mann nicht nur entsiegelt, sondern auch in ein naturnah gestaltetes Paradies mit Wildblumenflächen, Obstbäumen und sogar Bienenstöcken umgewandelt wird.

Anschließend gab es einen leckeren Imbiss, bei dem in kleiner Runde an gemütlichen Gartentischen viele Fragen beantwortet werden konnten. Stadträtin Bettina Gies, ein sehr engagiertes Vereinsmitglied, stellte daraufhin das vielbeachtete Vereinsprojekt der Biotoilette vor und berichtete über Erfahrungen und Hürden bei der Umsetzung dieses Projektes.

Als letztes Exkursionsziel ging es nach Wiesbaden-Klarenthal zum Campus Klarenthal. Hier empfing uns Dr. Thomas Brückmann, ein sehr eifriger Biologe, und stellte den Tatengarten, der als Gemeinschaftsgartenprojekt einer Bürgerinitiative gegründet wurde und für verschiedene Zwecke wie den Naturkundeunterricht oder als Kräuterwerkstatt genutzt wird, sowie den Permakulturgarten vor, die sich auf ca. 1.000 m² Fläche des Campusbereiches erstrecken und mit viel Liebe und freiwilligem Einsatz angelegt und gepflegt werden.

Am Rande des Tatengartens, in einem kleinen Obstbaumhain, fand die Exkursion der letzten Gruppe ihr Ende und die Teilnehmenden wurden von Winfried Schmidtner mit den besten Wünschen verabschiedet.

Die unterschiedlichen Exkursionsziele waren für viele Teilnehmende besondere Highlights. „Dadurch konnte ich die Inhalte der Lehrgänge in praktischer Weise vertiefen“, so formulierte es eine Teilnehmerin.

Informationen zum Bildungsurlaubsangebot der Hessische Gartenakademie mit Terminen der Wochenlehrgänge erhalten Sie hier.
Eine Anmeldung ist ab sofort möglich. Wir freuen uns auf Sie!


Was ist Bildungsurlaub?

Bildungsurlaub ist eine besondere Form des Urlaubs, die der beruflichen oder politischen Weiterbildung dient. Er wird oft auch Bildungsfreistellung genannt, um den Eindruck eines Erholungsurlaubs zu vermeiden. Bildungsurlaub ist Ländersache. In Hessen stehen jedem / jeder Beschäftigten 5 Tage Bildungsurlaub pro Jahr zu.