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Von Micky-Maus-Blumen und Wandelröschen

Im Rahmen der vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMUKLV) ausgeschriebenen Aktionswoche „Bienenfreundliches Hessen“ führte die Hessische Gartenakademie am 14.08.2017 ein Halbtagesseminar unter dem Thema „Bienenfreundliche Balkon- und Terrassenbepflanzung“ durch.

Wie die Balkon- und Terrassenbepflanzung zur Förderung von Bienen beitragen kann

Herr Schorn erläutert den „Bienenwert“ der Micky-Maus-BlumeWolfgang Schorn, Versuchsleiter Zierpflanzenbau am LLH Gartenbauzentrum Geisenheim, gab zunächst einen Überblick über die wichtigsten Gruppen der bestäubenden Insekten und deren Eigenschaften. Neben der Honigbiene und den rund 500 verschiedenen Wildbienenarten – die bekannteste Vertreterin ist die Hummel – spielen Wespen, Hornissen und Taubenschwänzchen bei der Bestäubung eine wichtige Rolle. Einige dieser Insekten wie Hummeln und Mauerbienen werden im Erwerbsgartenbau gezielt eingesetzt, um die Bestäubung zu verbessern.

Frau Christel Trautmann vom Imkerverein Rheingau e. V. erläuterte anschließend am Bienenschaukasten die Lebensweise der Honigbiene und die Aufgaben der Imker, gerade in der zweiten Jahreshälfte.

Nach der Einführung konnten sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen in der Beet- und Balkonpflanzen-Demonstrationsanlage, die gemeinsam zwischen von der Hochschule Geisenheim und dem Gartenbauzentrum aufgebaut wurde und betreut wird, mit einer Auswahl aus dem aktuellen Sortiment (rund 35 Arten) vertraut machen. Der Vorteil dieser züchterisch bearbeiteten Balkonpflanzen sei, so Schorn, – im Gegensatz zu vielen Wildblumen – ihre lange Blühdauer. Auch wenn die einzelnen Zierpflanzen weniger Pollen und Nektar haben, so bieten sie den Insekten auch dann Nahrung, wenn es kaum andere Blüten gibt. Dabei sind ungefüllte oder halbgefüllte Blüten für Insekten wertvoller, da sie noch pollentragende Staubgefäße enthalten, die bei gefüllten Blüten zu Kronblättern umgewandelt sind.

Für das Auffinden bestimmter Pflanzen durch die Insekten trage häufig weniger die Farbe, wie sie vom menschlichen Auge wahrgenommen wird, bei, sondern die Farbwahrnehmung des Insekts. Dieses kann zwar im Rotbereich nicht stark differenzieren, nimmt aber UV-Strahlung viel stärker wahr. Außerdem zeigen manche Blüten ein bestimmtes Muster, das nur unter UV-Strahlung zu erkennen sei, erläuterte Schorn.

Nach den ersten Beobachtungen wird die Micky-Maus-Blume (Cuphea llavea) von sehr vielen Wildbienenarten angeflogen. Da sie erst ab Mitte Juni zu blühen beginnt, ist sie im normalen Beet- und Balkonpflanzensortiment leider selten zu finden. Lantana camara, das Wandelröschen, scheint eine beliebte Pflanze bei Taubenschwänzchen und Hummeln zu sein; für Balkonkästen werden niedrig wachsende Sorten angeboten. Ein interessantes Zusammenspiel zwischen Pflanzen und verschiedenen Insekten ist bei Salvien zu beobachten. Der röhrenförmige Aufbau der Blüte verhindert, das Bienen direkt an den Nektar herankommen; werden die Blüten aber von Hummeln seitlich aufgebissen, ergibt sich ein leichter Zugang für die Bienen.

Zusätzlich zur Auswahl der Pflanzen gibt es eine Reihe von Maßnahmen, um Insekten gezielt zu unterstützen. Neben geeigneten Nisthilfen im Garten oder an Wänden von Holzschuppen u.a. ist v.a. im Frühjahr ein zusätzliches Wasserangebot z.B. in Form einer Bienentränke förderlich.

Das Seminar war durch eine sehr lebendige Atmosphäre geprägt, bedingt durch die vielen interessierten Nachfragen und Diskussionsbeiträge der Teilnehmer. Und es wurde erneut deutlich: Jeder kann etwas dazu beitragen, dass es den bestäubenden Insekten besser geht – und sei es auf dem kleinsten Balkon.