Das trockene Jahr 2018 stellte auch die Gemüsebaubetriebe vor einige Herausforderungen: Gesteigerte Kosten durch intensivere Bewässerung, um überhaupt etwas ernten zu können auf der einen Seite, und schwierige Marktbedingungen auf der anderen Seite. Auf dem Gemüsebautag 2019 in Gernsheim wurden Lösungsansätze diskutiert.
Ein Bündel an Herausforderungen
So berichtete Claudia Trübenbach, stellvertretende Vorsitzende der Fachgruppe Gemüsebau im GVBWH e.V., in ihrem Vortrag, dass es bei den Sonderkulturen Erdbeeren und Spargel wetterbedingt zu einem Überangebot gekommen war, was rasch zu einem Preisverfall führte. Bei anderen Gemüsekulturen herrschte durch die anhaltende Trockenheit über die Saison teilweise Angebotsknappheit. Trübenbach zeigte sich enttäuscht, dass der Handel dies erst verzögert mit höheren Preisen für die Erzeuger entlohnte.
Mit Blick auf die bevorstehende Anhebung des Mindestlohns von derzeit 9,19 € auf 9,35 € bis 2020 kämen weitere Herausforderungen auf die Gemüsebauern zu. Die Anhebung könnte zum Wettbewerbsnachteil für die hiesigen Anbauer werden, sollten die gestiegenen Kosten nicht durch höhere Erzeugerpreise ausgeglichen werden.
Verbrauchern Arbeitsweisen erklären
Das gesellschaftliche Bild der Landwirtschaft befindet sich nach Aussage von Annette Enders, Abteilungsleiterin Landwirtschaft im hessischen Umweltministerium, in einer Schere zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Mangelnde Wertschätzung für ihre Leistungen sei aber nicht der Landwirtschaft vorbehalten, sondern auch in anderen Berufsgruppen wie Pflegepersonal und Polizeibeamten festzustellen. Eine Einstellungsänderung könne jedoch nicht per Verordnung erzielt werden, da Respekt und Anerkennung im Kopf entstünden. Die Gemüsebauern forderten Enders auf, mit Verbrauchern ins Gespräch zu kommen, um ihnen ihre Arbeitsweisen zu erklären. Beispielhaft nannten sie die Produktion in Gewächshaus und Folientunnel, die zunehmend von den Verbrauchern kritisiert wird.
Wissen, wo der Betrieb wirtschaftlich steht
Der Gemüsebautag 2019 griff die oben genannten Herausforderungen in weiteren Vorträgen auf. So sei es bei steigenden Produktionskosten und stark volatilen Erlösen notwendig, dass die Betriebsleitungen Produktionsprozesse überprüften und ggf. anpassten. Hierzu müssten die Kosten der Produktionsverfahren bekannt sein, um sie vergleichen und die Entwicklung in den einzelnen Betriebszweigen ablesen zu können. Lucie Witzel, Gartenbauberaterin des LLH, stellte dafür den Betriebsvergleich 4.0 vor. Till Belau, KTBL Darmstadt, demonstrierte die Möglichkeiten der kostenlosen KTBL IT-Anwendungen für den Gemüsebau.
Bewässerungsregime optimieren
Gewiss werden sich die Gemüse produzierenden Betriebe in den kommenden Jahren auf weitere Wetterextreme einstellen müssen. Die Wasserversorgung in den Kulturen bleibt damit eine Schlüsselstellung für wirtschaftlichen Erfolg. Optimierungspotentiale in der Bewässerung werden zukünftig noch wichtiger für den betrieblichen Erfolg, um Arbeitskraft und Kosten sparen zu können. Welche Potentiale in der Nutzung moderner Entscheidungshilfen wie Handy-Apps liegen, darüber referierte Bettina Artelt von der Hochschule Geisenheim.