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Jetzt Lagerbestände im Kühlhaus kontrollieren

Lagerbestände, die jetzt im März noch im Kühlhaus auf den Absatz warten, bedürfen einer regelmäßigen Kontrolle. Bei den langzeitgelagerten Arten, wie Kohl, Möhren, Sellerie u. a. besteht ein guter Nährboden für mikrobiologische Erreger, die Auslöser parasitärer Erkrankungen (Lagerfäulen) sind. Kleinste Verletzungen, Schnittwunden und Druckstellen begünstigen die Ausbildung von Faulstellen erheblich.
Um größere Verluste durch Lagerschäden zu vermeiden, kann es sinnvoll sein, rechtzeitig mindere Qualitäten auszulagern und die (gesunden) Restbestände so zu sortieren, dass die Luftströmung in allen Bereichen des Lagerstapels gesichert ist.
Bei Kühlhäusern beträgt je nach Art des Lagergutes bzw. der Qualität der Kühlaggregate und der Räumlichkeiten der Gewichtsverlust monatlich 2 – 7 %. Verdampferanlagen haben gegenüber modernen Konvektionskühlzellen den Nachteil, dass sie dem Lagergut Flüssigkeit entziehen. Dem begegnen manche Betriebe durch Abdeckung z. B. mit Lochfolie. Eine Befeuchtungsanlage im Kühlraum kann dafür sorgen, die Luftfeuchte im Kühlraum immer auf dem Sättigungspunkt zu halten (100 % relative Luftfeuchte). Mithilfe einer Nebelanlage wird mit technisch geringem Aufwand hierbei die Luftsättigung erzielt. Eine Intervallschaltung sorgt bei der Beneblung für eine gleichbleibende Feuchte. Wichtig ist dabei die Kenntnis der Wasserqualität im Betrieb, denn eine deutliche Überschreitung einer Wasserhärte von 5 °dH kann zur Erfordernis einer Enthärtungsanlage (z. B. Ionenaustauscher) führen.
Sollte keine spezielle Einrichtung zur Verfügung stehen, reicht auch das Aufspritzen von Wasser auf den Boden, um die Raumfeuchte anzuheben, sofern dafür noch genügend Bodenfläche zur Verfügung steht.

Obst und reifes Fruchtgemüse wie Tomaten und Melonen scheiden Ethylen aus und beeinflussen dadurch negativ empfindliches Gemüse. Dies ist daher getrennt zu lagern. Auch verletzte Möhren, sowie ihr verrottendes Laub können Ethylen ausscheiden, worauf viele Gemüsearten sehr empfindlich reagieren. Möhren selbst reagieren auf Ethylen schnell mit der Bildung des Bitterstoffes Isocoumarin und verlieren gleichzeitig an Süße. Auch Sellerie, Chicorée, Lauch, Spinat, Bohnen, Zucchini, Gurken, Auberginen und Kartoffeln reagieren sensibel auf Ethylen. Werden Tomaten zusammen mit Kohlarten gelagert, bewirkt das Ethylen der Tomaten, dass die Blätter rasch gelb werden und abfallen. Brokkoli wird gelb und blüht auf. Im Gegenzug beeinträchtigen Kohl und Sellerie den Tomatengeschmack. Einige Geschmacksstoffe werden nämlich vom Wachs der Tomatenschalen aufgenommen und verleihen den Tomaten einen wenig vorteilhaften Beigeschmack. Gurken werden weich, Blumenkohl wird zäh von dem Reifegas. Das geruchlose und farbneutrale Gas kann auch relativ schnell Ruheperioden von Lagergemüse unterbrechen und zum Austreiben von Kartoffeln, Möhren und Sellerie führen. Die größten Ethylenproduzenten sind die Melonen. Sie gasen noch mehr als Äpfel, Birnen, Bananen, Tomaten und Avocados aus. Daher sollten empfindliche Gemüsearten von Ethylen-bildenden Arten separiert werden, um vorschnellen Reifeprozessen vorzubeugen.

Bevor im Frühjahr die ersten Ernten (Salate, Radies, Kohlrabi u. a.) ins Kühlhaus eingelagert werden, sollte man sich die Zeit nehmen, die Anlage nach dem kompletten Ausräumen mal mit dem Hochdruckreiniger zu säubern. Auch eine Desinfektion mit zugelassenen Mitteln kann sinnvoll sein. Nicht zu vergessen bei der Betriebshygiene ist die auf gleiche Weise zu erfolgende Reinigung des Kistenmaterials, denn auch hier lauern Krankheitserreger, die im Lager zu Schäden führen können.
Für die Desinfektion im Ökobetrieb zugelassen ist das Mittel Menno Florades. Die Ausbringung über Schaumanwendung (Skumix-Verfahren) sorgt dafür, dass schlecht erreichbare Flächen mit dem Schaum besser erreicht werden. Das Mittel kann über Nacht einwirken und trocknet dann ab. Achtung: Ein direkter Kontakt mit Pflanzen ist unbedingt zu vermeiden!