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Nützlingseinsatz bei Frischen Kräutern im geschützten Anbau

Hinter dem Sammelbegriff „Frische Kräuter“ verbirgt sich eine Vielzahl verschiedener Kulturen.

Verschiedene Arten von zum Beispiel Minze, Salbei, Rosmarin oder Majoran werden regelmäßig stecklingsvermehrt und getopft. Kulturen, wie Basilikum, Petersilie oder Schnittlauch, werden wöchentlich ausgesät. Diese Vermehrungsfrequenz zusammen mit der Vielzahl an Kulturen führt dazu, dass der biologische Pflanzenschutz in Frischen Kräutern unter Glas zur Herausforderung wird.

Blattlausart (Aulacorthum solani)
Topfkräuter besitzen ein schnelles Pflanzenwachstum mit kontinuierlich neugebildeter Blattmasse. Unter diesen Bedingungen können sich Schädlinge gut entwickeln und etablieren. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist durch die aktuelle Zulassung, in Hinblick auf ein sinnvolles Resistenzmanagement, die Integrierbarkeit in die Arbeit mit Nützlingen und den, in der Indikation festgelegten, Wartezeiten bis zur Ernte begrenzt.

Alle Kulturen werden unterschiedlich stark von verschiedenen Schädlingen befallen. Die wichtigsten Schädlinge im Kräuteranbau stellen zur Zeit Thripse, Spinnmilben, Blattläuse und Weiße Fliegen dar. Auf Grund der ständigen Vermehrung der Kräuter und der damit verbundenen Nässe schädigen zusätzlich Trauermückenlarven im Substrat das junge Wurzelgewebe.

In der biologischen Bekämpfung ist es notwendig, dass verschiedene Maßnahmen miteinander kombiniert werden. Dazu gehören die präventiven, aber auch die direkten Maßnahmen, wie zum Bespiel der Einsatz von Nützlingen.

Präventiv

Für den erfolgreichen Nützlingseinsatz in Frischen Kräutern ist die Hygiene ein essentieller Bestandteil. Die meisten Kräuter besitzen ein starkes Pflanzenwachstum, was dazu führt, dass es in der überständigen Ware zur Massenvermehrung kommt. In dem engen Bewuchs und den langen Trieben lassen sich Nützlinge nicht effektiv etablieren. Daher ist auf einen regelmäßigen Rückschnitt zu achten. Es ist wichtig, dass das Schnittgut und somit auch ein Großteil der Schädlinge entsorgt werden, um den Schädlingsdruck zu reduzieren.

Neben der Hygiene ist ein intensives Monitoring sehr wichtig. Ab Vegetationsbeginn muss der Pflanzenbestand regelmäßig auf einen möglichen Schädlingsbefall kontrolliert werden. Schädlinge, wie zum Beispiel Blattläuse, besitzen ein sehr hohes Vermehrungspotential. Im Praxisbetrieb wird der Blattlausbefall oftmals erst festgestellt, wenn sich schon eine Vielzahl von Blattlauskolonien gebildet hat. Die starke Vermehrungsrate stellt eine große Herausforderung für die Bekämpfung mit Nützlingen dar. Daher ist es wichtig, den Erstbefall der dann noch versteckt sitzenden Schädlinge zu ermitteln.

Nützlingseinsatz

Bei der biologischen Bekämpfung, zum Beispiel von Blattläusen, werden Kombinationen von verschiedenen Nützlingen eingesetzt.

Die ersten Nützlinge werden schon vorbeugend eingesetzt. Ab einer Nachttemperatur von mindestens 12 °C können räuberische Gallmücken (Aphidoletes aphidimyza) als Puppen ausgebracht werden. Abhängig von der Temperatur erfolgt nach etwa 8 – 15 Tagen der Schlupf. Die adulten Gallmücken beginnen sofort mit der Eiablage in die Blattlauskolonien. Nach weiteren 2-5 Tagen schlüpfen die blattlausfressenden Larven.

Gallmückenlarve (Aphidolethes aphidimyza)
Die tatsächliche Bekämpfung beginnt also erst nach insgesamt 12 – 17 Tagen. Daher ist eine Planung notwendig noch bevor die ersten Schädlinge auftreten. Eine mehrmalige Ausbringung von Aphidoletes aphidimyza ist sinnvoll.

Sobald erste Blattläuse im Bestand entdeckt werden, erfolgt die Lausbestimmung und die Auswahl des entsprechenden Gegenspielers durch die Beratung. Danach wird ein entsprechendes Bekämpfungs-/Freilassungskonzept für den Betrieb erstellt. Die Überprüfung des Konzeptes und erforderliche Anpassungen erfolgen durch regelmäßiges Monitoring von Schädling und Gegenspieler.

Beratung Nützlingseinsatz

Zusammen mit der Beratung werden betriebs- und situationsspezifische Bekämpfungsstrategien entwickelt und regelmäßig angepasst.

Einige Nützlinge, vor allem Schlupfwespen, wie zum Beispiel Encarsia formosa, welche gegen die Weiße Fliege Trialeurodes vaporariorum eingesetzt wird, sind sehr geruchsempfindlich, unter anderem gegenüber ätherischen Ölen. Da einige Kräuter, wie Minze-, Oregano- oder Majoran-Arten, diese Öle produzieren, kann der Einsatz von Schlupfwespen hier weniger effektiv sein als in Vergleichskulturen.

Schlupfwespe (Encarsia formosa)
Aus diesem Grund kann gegen Weiße Fliegen der insektenpatogene Pilz Beauveria bassiana, welcher im zugelassenen Pflanzenschutzmittel Naturalis enthalten ist, wöchentlich eingesetzt werden. Die Wirkung des Pilzes, welche bei 25 °C und einer 70 %igen relativen Luftfeuchtigkeit am höchsten ist, muss regelmäßig kontrolliert werden. Bei Nichterreichen der optimalen Klimabedingungen des Pilzes muss die bestehende Bekämpfungsstrategie in Teilen ersetzt oder um weitere Maßnahmen ergänzt werden, zum Beispiel der Einsatz von Florfliegenlarven (Chrysoperla carnea).