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Kalken auf dem Grünland

Eine ausgewogene Kalkversorgung verbessert die Bodenstruktur, fördert den Aufbau organischer Substanz und erhöht somit die Wasserhaltekapazität des Bodens. Gleichzeitig wirkt sich eine gute Kalkversorgung des Bodens positiv auf die Wurzelbildung der Pflanze und die Nährstoffverfügbarkeit aus, wodurch die Trockentoleranz und Nährstoffeffizienz der Bestände erhöht wird.

Tabelle 1: Übersicht zur Nährstoffverfügbarkeit in Abhängigkeit vom pH-Wert

sauer neutral basisch
Nährstoff/pH-Wert 4,0 4,5 5,0 5,5 6,0 6,5 7,0 7,5 8,0 8,5
Stickstoff 0 + + + + + 0
Phosphat + + + 0 0
Kalium 0 + + + + + +
Magnesium 0 0 + + + +
Schwefel 0 + + + + + +
Calcium 0 0 + + + +
Eisen + + + + + 0 0
Mangan 0 + + + + 0 0
Bor 0 + + + + + 0
Kupfer/Zink 0 + + + + + 0 0
Molybdän 0 0 + + + +
Optimaler pH-Bereich

– : schlechte Verfügbarkeit (geändert nach Düngefibel „Effizient Düngen“, 2. Auflage)
o : gute Verfügbarkeit
+ : sehr gute Verfügbarkeit

Der Herbst/Winter gilt als optimaler Ausbringzeitpunkt, da der Kalk, durch die Winterniederschläge, sicher bis zur nächsten Nutzung eingewaschen wird. Außerdem sind während der Sperrfrist keine Stickstoffverluste durch eine zeitlich zu enge Abfolge von Gülle und Kalkung zu befürchten, da schlicht keine Gülle ausgebracht werden darf.
Ca-haltige Düngemittel wie Mist oder Kalkstickstoff sind vor einigen Jahrzehnten häufiger, auch auf Grünland, zum Einsatz gekommen. Gleichzeitig wurde damals deutlich geringere Erträge abgefahren, als dies heute der Fall ist. Mit zunehmenden Erträgen und dem verstärkten Einsatz sauer wirkender Düngemittel (z.B. Harnstoff), sanken die pH-Werte im Grünland. Dennoch wird die Grünlandkalkung auf vielen Betrieben noch zurückhaltend umgesetzt.

Der optimale pH-Wert richtet sich nach der vorliegenden Bodenart.

Tabelle 2: Einteilung nach Bodenartgruppen (BAG)

Bodenartgruppe I = leicht II = mittel III = schwer
Tongehalt in % 0 – 12 13 – 25 über 25
Bodenarten Ss, Su2 – Su4, Sl2,
Sl3,St2
Slu, Sl4, St3, Ls2-Ls4,
Ts4,Uu, Us, Uls,
Ut2 – Ut4, Lu
Lt2, Lt3, Lts, Ts2,
Ts3, Tl, Tu2 – Tu4, Tt

Die Grundlage eines optimalen Nährstoffmanagements sind möglichst aktuelle (max. 6 Jahre alte) Bodenproben. Dies gilt auch für die Kalkversorgung. Die Kalk-Versorgungsstufen werden von A bis E angegeben (siehe Tabelle 2b).

Tabelle 2b: pH-Klassen Grünland, Humusgehalt < 15 %

pH-Wert bei Bodenartgruppe
BAG I BAG II BAG III
A = sehr niedrig < 4,3 < 4,7 < 4,8 Gesundungskalkung
B = niedrig 4,3 – 4,9 4,7 – 5,4 4,8 – 5,6 Aufkalkung
C = mittel 5,0 – 5,5 5,5 – 6,2 5,7 – 6,5 Erhaltungskalkung
D = hoch 5,6 – 5,9 6,3 – 6,7 6,6 – 7,0 Keine Kalkung
E = sehr hoch > 5,9 > 6,7 > 7,0 Keine Kalkung

Auch Böden in der Gehaltsklasse C (optimal) müssen eine Erhaltungskalkung erfahren, um die ertragsbedingten Entzüge, den Einsatz von kalkzehrenden Düngemitteln (z.B. Gülle) und Auswaschungen auszugleichen.

Liegt die Kalkversorgung/der pH-Wert unterhalb des Optimalbereiches (C), muss eine größere Kalkmenge zum Einsatz kommen.

Hierbei sollten folgenden maximale Einzelgaben beachtet werden:

Im Bedarfsfall/Aufkalkung müssen diese Gaben solange wiederholt werden, bis der angestrebte pH-Bereich erreicht ist. In Klasse D+E ist von einer Kalkung abzusehen und der Einsatz physiologisch sauer wirkender Düngemittel zu empfehlen.

Die Angaben zur Erhaltungskalkung, die in den Bodenuntersuchungen zu finden sind, sind für einen Zeitraum von 3 Jahren berechnet.

Tabelle 4: Kalkungsempfehlung, pH-Klasse C (Erhaltungskalkung)

BAG I BAG II BAG III
pH-Klasse pH CaO (kg/ha) pH CaO (kg/ha) pH CaO (kg/ha)
C 5,6 – 6,1 900 6,2 – 6,9 1600 6,4 – 7,2 2000

Düngung: Die Wahl des Kalkdüngers

Kohlensaurer Kalk und Konverterkalk eignen sich besonders gut zur Erhaltungskalkung. Branntkalk und Mischkalk dienen der schnellen Anhebung des Kalkgehaltes (Aufkalken), eignen sich aber nicht für leichte Standorte, da der Boden zu wenig abpuffert. Bei Magnesiummangel kann eine Düngung kostengünstig mit speziellen magnesiumhaltigen kohlensauren Kalken erfolgen. Viele Naturkalke besitzen von Natur aus, schon einen gewissen Mg-Gehalt (2 – 3 %). Alternativen bei Magnesiummangel wären unter anderem der Einsatz von Kieserit (25 % MgO, 20 % S) oder Korn-Kali (40 % K2O, 6 MgO3 % Na, 2 % S).

Carbokalk hat eine sehr hohe Vorzüglichkeit, da er neben einem Gehalt von rund 23 % CaO zusätzlich ca. 1,40 % P2O5, 1,2 MgO, 0,26 % S und 0,35 % N beinhaltet.

Tabelle 5: Übersicht Kalkdünger (Auswahl)

Kalkdünger Basische Wirkung
CaO- und MgO Gehalt
Tatsächliche Kalkform
Wirkung und Nebenbestandteile
Kohlensauren Kalk 45 – 53 % z.T. als MgO 80-95 % CaCO3 u. MgCO3
langsam und nachhaltig
Branntkalk 80 – 95 % z.T. als MgO Gebrannter Kalk
sehr schnelle Wirkung
Mischkalk 60 – 65 % z.T. als MgO Gemisch aus Brannt- und kohlensaurem Kalk.
schnell, wenig nachhaltig
Konverterkalk 43 % davon 5 % MgO Kieselsaure Kalke mit nachhaltiger Wirkung,
Spurennährstoffe
Carbokalk (abgepresst)
Kalkdünger aus der
Verarbeitung von Zuckerrüben
30 – 32 % davon 1 % MgO CaCO3 mit schneller Wirkung
0,2 % N u. 0,7 % P2O5
6 % organische Masse

Umrechnungsformel:
1 dt CaCO3 entspricht 0,56 dt CaO
1 dt MgCO3 entspricht 0,478 dt MgO
1 dt MgO entspricht 1,4 dt CaO

Düngung: Kalk und Gülle gleichzeitig ausbringen?

Trotz positiver Effekte wird die Grünlandkalkung immer noch zurückhaltend umgesetzt
Bei der Gülledüngung wird Stickstoff zu einem relativ großen Teil in Form von Ammonium ausgebracht. Bei einem hohen pH-Wert (> pH 8) der Gülle wird der Ammoniumanteil nach der Ausbringung im/auf dem Boden schnell zu Ammoniak umgewandelt, der in die Atmosphäre entweicht. Liegt der pH-Wert des Oberbodens dann, z. B. durch den Einsatz schnellwirksamer Kalke (Branntkalk oder Mischkalk), zusätzlich auf hohen Niveau (> pH 8), beschleunigt sich dieser Vorgang und es geht noch mehr Ammoniak verloren.

Kohlensaure-Kalke liegen hingegen im Bereich von pH 7 – 7,5, sodass bei diesen Kalken weniger Ammoniakverluste zu befürchten sind.

Für Branntkalke oder auch Mischkalke gilt: zwischen der Kalkung und der Gülleausbringung muss mindestens ein stärkerer Niederschlag den Kalk in den Boden eingewaschen haben. Optimal wäre eine zusätzlich eine Zweitspanne zwischen Kalkung und Gülleausbringung von zwei bis drei Wochen. Wird mit kohlensauren Kalken (carbonatische/silikatische Kalke) gearbeitet, besteht unter Praxisbedingungen keine Gefahr für erhöhte Ammoniakverluste.