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Heute an morgen denken – Günstige Bedingungen für die Grünlandnachsaat nutzen!

Im Grünland ist der Spätsommer häufig ein guter Zeitpunkt, um müde Grünlandnarben munter zu säen!

Zahlreiche Nachsaatversuche haben gezeigt, dass Nachsaaten zwecks Bestandsverbesserung in der 2. Vegetationshälfte häufig besser gelingen. Woran liegt das? Um Gras und Klee möglichst erfolgreich durch Nachsaat in Altnarben etablieren zu können, benötigt es:

  1. eine ausreichende Bodenfeuchte (einige Regionen hatten in der vergangenen Woche ernstzunehmende Niederschlagsmengen von >10 L zu verzeichnen),
  2. eine relativ hohe Bodentemperatur (optimal 15 °C) und
  3. eine möglichst geringe Konkurrenz um Licht, Nährstoff und Wasser durch den Altbestand (Aufwuchshöhe max. 10 cm).

Zeitpunkt

Eine Nachsaat kann zwar während der gesamten Vegetationszeit durchgeführt werden, je nach Standort sollte man den Zeitpunkt aber sehr genau wählen. Für sommertrockene Lagen empfiehlt sich die Nachsaat im Frühjahr, um die Restfeuchte aus dem Winter zu nutzen. In vielen Mittelgebirgsregionen ist die Nachsaat nach der ersten oder zweiten Nutzung die bessere Wahl. Durch die regelmäßigen Kälteeinbrüche im April bleiben die neu eingesäten Pflänzchen sonst im Wachstum zurück und werden durch die Altnarbe zu schnell überwachsen. Sind nach dem Winter aber deutliche Schäden erkennbar, sollte man mit der Nachsaat nicht warten. Wird die Grünlandnarbe hier sich selbst überlassen, hat das eine zunehmende Verunkrautung und Verungrasung zur Folge. Grundsätzlich können Nachsaaten in Mittelgebirgslagen problemlos noch bis Mitte/Ende September hinein erfolgen. Bei einer Nachsaat im Herbst unterstützen die nächtliche Taubildung und Tagestemperaturen unter 25°C den Keimprozess. Vor Winter müssen die nachgesäten Gräser die Möglichkeit haben, noch das Dreiblatt-Stadium zu erreichen. Auch spätere Nachsaaten können funktionieren, dann steigt allerdings das Risiko von Auswinterungsschäden.

Betrachtet man den Jahresverlauf, befinden wir uns im Spätsommer in einer Phase, in der alle Bedingungen in einem optimalen Verhältnis zu einander stehen: Häufig ist ab August üblicherweise nicht mehr mit Trockenheit zu rechnen. Der Boden ist ausreichend warm, sodass die Samen schnell und homogen keimen und eine zügige Jugendentwicklung zur Ausbildung stabiler Pflanzen möglich ist. Nach dem 3. Schnitt ist „erstmal die Luft raus“ und für die nächsten Wochen steht erstmal keine Nutzung an, bis Ende Oktober der 4. Schnitt und damit gleichzeitig der Pflegeschnitt der Nachsaat gefahren wird.

Pflege

Neben den guten Bedingungen für das Auflaufen der Nachsaat, können die Narben, durch einen aggressiv eingestellten Striegel gut belüftet werden. Gerade die Gemeine Rispe, die sehr trockenheitsempfindlich ist, lässt sich im Spätsommer besonders gut bekämpfen, indem sie mechanisch durch den Striegel aus dem Altbestand gekämmt wird. Damit das ausgebrachte Saatgut letztlich auch den Kontakt zum Boden finden kann, sind Lücken also sogar erwünscht. Daher sollte auch jede PSM-Maßnahme mit einer anschließenden Nachsaat abgerundet werden.

Technik

Um die Restfeuchte des Bodens optimal für den Keimvorgang nutzen zu können, empfiehlt es sich, das ausgebrachte Saatgut anzuwalzen. Aber aufgepasst: Noch restvitale Pflanzen der Gemeinen Rispe können durch das Andrücken wieder anwachsen. Daher müssen sie entweder geschwadet und von der Fläche gefahren werden, oder zwischen dem Striegeln und dem Nachsäen inkl. Walzen sollten zwei bis drei warme Tage liegen, sodass die oben aufliegende Gemeine Rispe verdorrt. Bei stark verfilzten Beständen macht es in jedem Fall Sinn, zunächst zu striegeln, ggf. zweimal, und die Nachsaat inkl. Walze in einem weiteren Arbeitsgang zu erledigen.

Bei lückigen Narben ohne Narbenfilz kommen häufig Spezialgeräte zum Einsatz. Bei den Geräten handelt es sich hauptsächlich um Scheiben- und Schlitzdrillgeräte, die den Boden nur flach aufschlitzen. Dabei wird das Saatgut flach in den Boden abgelegt.

Saatgut

Ausgebracht werden sollten, je nach Narbenzustand, 5 – 10 kg/ha. Dort, wo jährlich nachgesät wird und keine besonderen Narbenverletzungen stattgefunden haben (z.B. durch Trockenheit, Fahrschäden oder Weidetiere) können 5 – 8 kg/ha Nachsaat reichen, während Bestände, die massiv geschädigt wurden (und sei es Lückigkeit nach dem Striegeln) eher 10 – 15 kg/ha vertragen können. In jedem Fall ist bei der Nachsaatmischung GV (Weidelgräser) auf das rote Etikett zu achten, damit die leistungsstarken und ausdauernden empfohlenen Sorten enthalten sind. Nach der Nachsaat, sollte für vier Wochen auf jegliche Nutzung verzichtet werden.

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an


Hinweise zur Grünlandverbesserung durch Nachsaat oder Neuansaat

Was ist Grünlandverbesserung?

Mit Grünlandverbesserung ist die botanische Umwandlung futterbaulich unbefriedigender Pflanzenbestände (Narbenlücken, Verunkrautung) gemeint. Sie ist in vielen Fällen schon dadurch zu erreichen, dass die Ursachen der unerwünschten Bestandsentwicklung, wie unausgewogene Düngung, Narbenverletzungen, Bodenverdichtungen, etc. erkannt und abgestellt werden. Nachteil einer solchen „umbruchlosen Grünlandverbesserung“ ist der meist hohe Zeitbedarf und der damit i.d.R. verbundene Ertragsverlust.

Die Verbesserung des Pflanzenbestandes lässt sich durch Einbringung von Saatgut, wenn nötig in Kombination mit geeigneten Pflanzenschutzmaßnahmen, beschleunigen. Auch dies kann jedoch nur dann nachhaltig wirken, wenn gleichzeitig die Ursachen der Bestandsverschlechterung beseitigt werden.

Nachsaat oder Neuansaat?

Die Entscheidung, ob Nachsaat oder, nach Beseitigung des alten Bestandes, Neuansaat notwendig ist, hängt ganz wesentlich vom Zustand der Altnarbe ab. Nachsaat kommt immer dann in Frage, wenn

die alte Narbe also ganz oder teilweise erhalten und nur ergänzt werden soll. Dies dürfte heute der Regelfall sein.

Eine Totalerneuerung durch Neuansaat kommt wegen des hohen Aufwandes und des großen Ansaatrisikos nur bei starker Verunkrautung auf Flächen in Betracht, deren Restbestand nicht zu erhalten ist, weil er

Was bei der Nachsaat zu beachten ist

Der Erfolg oder Misserfolg einer Nachsaat hängt im Wesentlichen von der Narbendichte, dem Saatgut, dem Saattermin sowie der Wahl der geeigneten Mischung, der Sorte und der anschließenden Nutzung ab. Man unterscheidet zwischen pflegenden Maßnahmen und Maßnahmen zur Bestandsverbesserung.

Übersaat ist die Saatgutablage auf die unbearbeitete Bodenoberfläche. Dieses Verfahren eignet sich nicht für die schnelle Verbesserung mangelhafter Narben, sondern ist eine vorbeugende Maßnahme zur Narbenpflege. Sie schließt Narbenlücken in einem Ansonsten wertvollen Bestand. Häufig reicht hier eine Saatstärke von 5 – 10 kg/ha aus. Die Übersaat kann per Hand erfolgen oder mit dem Düngerstreuer, indem das Saatgut dem Mineraldünger beigemischt wird. Dabei ist die geringe Streufähigkeit der leichten Gräsersaat zu beachten. Der Düngerstreuer muss auf halbe Streumenge eingestellt und der Arbeitsgang mit versetzter Arbeitsbreite wiederholt werden. Übersaat kann auch mit einer herkömmlichen Drillmaschine bei ausgehängten Särohren vorgenommen werden. Dieses Verfahren hat den Vorteil, dass die Saatmenge exakt eingestellt werden kann und eine gleichmäßige Verteilung auf der Fläche erfolgt. Grassamenstreuer (Kreiselsägeräte, die funktionieren wie Schneckenkornstreuer) im Front- oder besser im Heckanbau sind gut mit Pflegetechnik (Striegel, Schleppe) zu kombinieren. Wegen der großen Flugweite der Samen, der damit verbundenen Windempfindlichkeit und der dadurch bedingten heterogenen Querverteilung sind diese Geräte weniger für den Einsatz in der Narbenreparatur geeignet als für die vorbeugende Bestandsergänzung.

Nachsaat

Technik

Abb. 1: Bei verfilzten Narben oder Narbenauflockerungen sind Gerätekombinationen erfolgsversprechend

Die Nachsaat per Durchsaat wird das Saatgut mit Spezialgeräten in den Boden abgelegt. Die Altnarbe wird nur geringfügig beeinträchtigt. Bei den Geräten handelt es sich hauptsächlich um Scheiben- und Schlitzdrillgeräte, die den Boden nur flach aufschlitzen. Ein vorhandener Narbenfilz kann den Erfolg allerdings stark behindern, denn der Filz schließt sich nach der Saatgutablage wieder und stellt ein erhebliches Hindernis für die Keimlinge dar. Eine erfolgreiche Nachsaat mit solchen Geräten ist daher nur bei Narbenlücken möglich. Starker Narbenfilz sollte vorher gelockert werden. Dies kann u.a. mit einem Striegel oder bspw. einer scharfen Ringschleppe erfolgen.. Bei starker Vergrasung sind die verbreiteten Grünlandstriegel in der Regel nicht in der Lage, in einem Arbeitsgang den für die Nachsaat unbedingt notwendigen Raum zu schaffen. Neuere Striegel mit verstärkten Zinken haben einen schnelleren Erfolg.

Nachsaaten müssen sich gegen die Konkurrenz der alten Narbe durchsetzen und sind umso erfolgsversprechender, je lückiger die alte Narbe ist. Deshalb ist zu prüfen, ob zur Vorbereitung eine Unkrautbekämpfung stattfinden muss. Vor allem bei verfilzten Narben ist die Technik entscheidend für den Nachsaaterfolg (Abbildung 1).

Mischungen und Sorten

Ausdauerprüfung auf dem Weiherhof in der Rhön. Links: Die Sorte kann sich behaupten und hat sich erfolgreich etabliert. Rechts: Die Sorte ist größtenteils ausgefallen, die Lücken wurden anderweitig geschlossen.
Das Rote Etikett: Saatmischungen können als Qualitätssaatgut-Mischungen mit dem „Roten Etikett“ versehen werden, wenn sie ausschließlich empfohlene Sorten enthalten sind.

Die zur Durchsetzung gegen die Altnarbe notwendige Kampfkraft bringt unter den ausdauernden, für das Dauergrünland geeigneten Arten, uneingeschränkt nur das Deutsche Weidelgras mit. Für die Nachsaat sollte deshalb hauptsächlich Deutsches Weidelgras verwendet werden. In vielen Bundesländern wird die Standard-Mischung GV für Nachsaaten empfohlen. Sie besteht aus reinem Deutsche Weidelgras und setzt sich zusammen aus 50 % späten, 25 % mittelfrühen und 25 % frühen Sorten. Das Deutsche Weidelgras reagiert empfindlich gegenüber Frost (Kahlfrost/Spätfröste) sowie lang andauernder Schneebedeckung. Nicht jede Sorte ist für jeden Standort geeignet! Hohe Priorität bei der Sortenwahl hat das Merkmal ‚Ausdauer‘. Die Arbeitsgemeinschaft der Bundesländer Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Thüringen und Sachsen sowie der Wallonie (Belgien) führt daher an repräsentativen Standorten Ausdauerprüfungen für Sortenempfehlungen in Mittelgebirgslagen durch. Qualitäts-Standard-Mischungen, die empfohlene Sorten für Mittelgebirgslagen enthalten, werden mit dem „Roten Etikett“ versehen.

Unter besonderen Verhältnissen können außer dem Deutschen Weidelgras weitere Arten für die Über- bzw. Nachsaat mit einem etwas höheren Ansaatrisiko eingesetzt werden. Bei großen Lücken wie z.B. nach starken Mäuseschäden, nach Trockenschäden oder bei extensiverer Nutzung haben auch weniger konkurrenzstarke Arten wie der Wiesenschwingel und das Wiesenlieschgras gute Chancen, sich im vorhandenen Bestand erfolgreich zu behaupten. Auf sehr trockenen Standorten kann das Knaulgras ähnliches erreichen. In einzelnen Fällen kommt die Etablierung von Einzelarten in Betracht, zum Beispiel mit dem Ziel trockenheitsverträgliche Arten gezielt in den Bestand zu etablieren. Neben der Nachsaat von Einzelarten, kann außerdem auch eine Ergänzung der Nachsaat-Mischung GV durch die genannten Arten sinnvoll sein. Pauschale Empfehlungen sind, wie so häufig im Grünland, nicht sinnvoll, sondern es sollten einzelflächenbezogene Empfehlungen angestrebt werden.

Termin

Eine Nachsaat kann zwar während der gesamten Vegetationszeit durchgeführt werden, je nach Standort sollte man den Zeitpunkt aber sehr genau wählen. In vielen Mittelgebirgsregionen ist eine Nachsaat nach der ersten oder zweiten Nutzung in den Monaten Juni und Juli sinnvoll. Denn in den Nachwüchsen ist die Konkurrenz der Altnarbe wesentlich kleiner als im ersten Aufwuchs. Dazu kommt, dass in den meisten Gebieten Hessens während der warmen Monate Juni und Juli ein Niederschlags-maximum mit guten Keimungs- und Wachstumsbedingungen herrscht.

Eine Aussaatmenge von 20 kg/ha ist für ein Nachsaatverfahren empfehlenswert.

Wichtig: Nach einer Nachsaat muss der Pflanzenbestand, am besten durch Beweidung oder auch durch frühen Schnitt, kurzgehalten werden, um den Konkurrenzdruck zu verringern und die Sämlinge zur Bestockung anzuregen.

Die Neuansaat – was ist zu beachten

Neuansaaten werden vorgenommen, um Acker in Grünland umzuwandeln, oder um nach Beseitigung des Altbestandes, eine neue leistungsfähigere Narbe zu etablieren. Anders als bei der Übersaat oder Nachsaat wird hier nicht Saatgut einer Art ausgebracht, sondern an Nutzung und Standort ausgerichtete Saatmischungen der verschiedenen ansaatwürdigen Gräser (z.B. Standardmischungen I-X). Neuansaaten sind erst ab einem Lücken-/Unkrautanteil von deutlich über 50 % anzuraten, denn das Ansaatrisiko ist hier besonders groß. Zudem ist eine Ansaat im Frühjahr in der Regel am sichersten, allerdings ist durch die zunehmenden Frühjahrstrockenheiten der Zeitpunkt der Neuansaat je nach Standort gut zu überlegen.

Der optimale Zeitpunkt

Die beste weil sicherste Saatzeit für Neuansaaten ist häufig im Juli, weil gute Temperatur- und Niederschlagsverhältnisse zu zügiger Entwicklung der Ansaat beitragen. Außerdem kann bspw. bei einem notwendig gewordenen Grünlandumbruch der Frühjahrsaufwuchs noch genutzt und so die Ertragseinbuße geringgehalten werden.

Umbruch erfolgt zweckmäßig nach chemischem oder mechanischen Abtöten des Altbestandes bspw. durch flache aber intensive Bodenbearbeitung mit der Fräse (5-10 cm).  Vor der Ansaat muss der sehr lockere Boden mit der Walze angedrückt werden, um für den nötigen Bodenschluss zu sorgen. Die Mischungsansaat sollte als Breitsaat erfolgen oder mit einer Drillmaschine mit möglichst engem Reihenabstand gesät werden, weil so auch die kleinkörnigen und konkurrenzempfindlichen Mischungskomponenten gute Entwicklungsbedingungen finden, und der mit der Mischungsauswahl angestrebte Pflanzenbestand auch erreicht werden kann.

Erfolg oder Misserfolg einer Neuansaat hängt beim kleinkörnigen Gräsersaatgut ganz besonders vom Bodenschluss ab. Sorgfältigem Walzen nach der Ansaat kommt daher allergrößte Bedeutung zu. Hierzu sind Profilwalzen (Ringel-, Cambridge-) geeignet, weil sie zum Bodenschluss eine leichte Bedeckung des Saatgutes bewirken und, anders als Glattwalzen, eine angeraute Bodenoberfläche mit besserem Schutz vor Erosion und Verkrustung hinterlassen.

Regeln für die Nachbehandlung von Neuansaaten: