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Vogelmiere auf gut nährstoffversorgten Beständen im Blick haben

Anfang März hatte der Arbeitskreis Milchvieh in Fulda eine Begehung auf einem Arbeitskreisbetrieb in der Rhön durchgeführt. Die Veranstaltung wurde durch Jonas Carle vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) organisiert; als Fachreferentin war die LLH-Grünlandberaterin Katharina Weihrauch eingeladen. Sie gab anschauliche Tipps zur Narbenverbesserung, Frühjahrsdüngung und weiteren Managementfragen im Grünland und Futterbau.

Kernthema der Veranstaltung war die Vogelmiere (Stellaria media), die sich auf einigen Flächen des Betriebes massiv ausgebreitet hatte. Vogelmiere ist eine einjährige, flachwurzelnde, krautige Pflanze, die sich auf lückigem, nährstoffreichem Standorten leicht ausbreitet. Ab Ertragsanteilen von 5 % wirkt sie leistungsmindernd. Diese Bekämpfungsschwelle (Deckungsgrad etwa 15 %) ist zwar eine hohe Hürde für die bodennah wachsende Pflanze, dennoch nimmt die Problematik deutlich zu, wie sich auch auf den begangenen Flächen zeigte.

Die hofnahe Fläche wird regelmäßig begüllt, der 1. Aufwuchs als Silo verwertet und anschließend etwa zweimal beweidet, je nach Wetter bzw. Aufwuchs. Auf dem Südhang traten vor allem im letzten Jahr massive Trockenschäden auf. Neben der Lage spielte hierbei auch die Nachsaat mit Welschem Weidelgras eine Rolle. Das für den Ackerfutterbau gezüchtete Gras hat eine übliche Nutzungsdauer von ein bis drei Jahren, zeigt eine geringe Trockentoleranz und reagiert bei Trockenstress mit starker Samenbildung (Notreife). Der Ertragsanteil steigt besonders dann, wenn auf Trockenperioden feuchte Jahre folgen, wie es 2020/2021 der Fall war. Folgt dann eine erneute Trockenheit, wie sie in der Region 2022 auftrat, sind massive Ertragseinbußen und Narbenlücken die Folge. In diesen Lücken hatte sich neben der Vogelmiere auch Stumpfblättriger Ampfer etabliert. Um dennoch einen ertraglich und qualitativ zufriedenstellenden 1. Schnitt ernten zu können, sind folgende Pflanzenschutzmaßnahmen zu ergreifen:

Neben einem aggressiven Striegelgang, der meist auch die Altnarbe in Mitleidenschaft zieht und besonders im Frühjahr die Pflanze oft nicht mit der Wurzel entfernen kann, sind zur Behandlung gegen Vogelmiere fluroxypyrhaltige Produkte zugelassen. Hier reichen folgende Teilaufwandmengen: Taipan/Lodin ab 0,9 L/ha, Ranger ab 1,2 L/ha, Simplex (Auflagen beachten) ab 1,8 L/ha. Soll Ampfer miterfasst werden, ist die volle Aufwandmenge nötig. Mit Blick auf den anstehenden 2. Schnitt sind die unterschiedlichen Wartezeiten der einzelnen Mittel zu berücksichtigen. Da für optimale Wirkungsgrade im Pflanzenschutz möglichst 3 bis 5 frostfreie Nächte abgewartet und die entstehenden Lücken schnellstmöglich per Nachsaat geschlossen werden sollten, ist das Zeitfenster einer erfolgreichen Behandlung sehr eng. Die nötigen Betriebsmittel wie Nachsaattechnik, Pflanzenschutzmittel und Saatgut sollten daher rechtzeitig beschafft werden, damit die Bekämpfungsmaßnahme erfolgen kann, sobald die Witterung es zulässt.

Je früher die Nachsaat erfolgt, umso eher kann das Saatgut in den noch niedrigen Bestand ausgebracht und der nötige Bodenschluss gewährleistet werden. Mit Blick auf eine mögliche Frühjahrstrockenheit, ist die Direktsaat dem Striegel vorzuziehen und anschließendes Anwalzen unbedingt angeraten. Außerdem ist die Sortenempfehlung zu berücksichtigen, um anschließende Ausfälle durch Spätfröste zu minimieren. Die Nachsaat unterdrückt außerdem das vorhandene Samenpotential der Vogelmiere im Boden und ist daher unverzichtbarer Teil einer nachhaltigen Beikrautregulierung im Grünland.