Grünland & Futterbau
Trockenjahr hinterlässt Spuren im Grünland
Beim Odenwälder Grünland- und Futterbautag in Erbach wurden die Auswirkungen des trockenen Sommers auf die Grünlandwirtschaft diskutiert. Die Beratungskräfte des LLH erläuterten zudem Möglichkeiten, das Dauergrünland durch eine gezielte Artenwahl trockentoleranter zu machen. Ob und inwiefern Getreide-Ganzpflanzensilage Futterlücken schließen kann, wurde pflanzenbaulich und fütterungstechnisch beleuchtet. Weiterhin wurden verschiedene Sätechniken für das Grünland diskutiert. Bei der anschließenden Grünlandbegehung mit Dr. Richard Neff wurden konkrete Empfehlungen abgeleitet.
Ein Trockenjahr wie 2018 gab es in den letzten Jahrzehnten in diesem Ausmaß nicht. Deshalb stellt sich aktuell die Frage, wie das Grünland die Trockenheit überstanden hat und welche Maßnahmen ergriffen werden sollten. Vegetationsbeginn war bereits im Februar und Saatgut zur Nachsaat steht bei vielen Landwirten bereit.
Trockentolerante Arten
Zunächst erläuterte Katharina David die Vor- und Nachteile trockentoleranter Grünlandarten.
Rot- und Weißklee eignen sich nicht nur zur Aufwertung des Rohproteingehaltes in der Silage, sondern auch zur Ertragsabsicherung besonders in trockenen Jahren. Stagniert das Gräserwachstum im Sommer durch Hitze und Wassermangel, profitieren allgemein die Leguminosen durch ihre Pfahlwurzeln. Weißklee ist aber insgesamt eher konkurrenzschwach und eignet sich nur in Neuansaaten oder Nachsaaten auf „braunen“ Boden (Wildschweinschäden, Maulwurfshaufen, Mäuseschaden). Im Gegensatz hierzu kann Rotklee auf weniger stickstoffintensiven Flächen gut über eine Nachsaat etabliert werden. Eigentlich ist er jedoch ist eine typische Art der Ackerfuttermischungen. Die Nachsaat mit Rotklee muss deshalb auf Dauergrünland nach zwei bis drei Jahren im Spätsommer wiederholt werden, da er wenig ausdauernd ist.
Wenn die Silagen knapp werden
Sabrina Brendel und Angela Mögel thematisierten anschließend die Bergung und Fütterung von Wintergetreide-Ganzpflanzensilage (GPS). Aufgrund der begrenzten Grundfuttervorräte kann die GPS-Ernte eine Alternative für das Schließen von Futterlücken darstellen. Wintergetreide nutzt die Winterfeuchte gut aus und kann bei GPS-Nutzung Erträge von 130 bis 200 dt Trockenmasse pro Hektar liefern. Prinzipiell können alle Wintergetreidearten als GPS geerntet werden. Bei Winterweizen könnte dann beispielsweise in der Bestandsführung auf eine dritte Stickstoffgabe und auch auf die Ährenbehandlung verzichtet werden. In jedem Fall sollten aber Wachstumsregler zur Vermeidung von Lager eingesetzt werden. Bei Pilzkrankheiten ist vor allem auf frühen Rostbefall zu achten. Die Ernte erfolgt idealerweise mit einem Feldhäcksler und Direktschneidwerk. Der GPS-Erntetermin liegt ca. zwei bis drei Wochen vor dem eigentlichen Druschtermin, anzustreben ist die beginnende Teigreife. Bei einem zu frühen Termin fehlt die Stärke aus dem Korn und bei einem zu späten Termin nimmt die Verdaulichkeit des Halmes rapide ab. GPS ist im Vergleich zu Maissilage je nach erzieltem Ertrag und TS-Gehalt teurer (Vollkosten nach KTBL ca. 4,40 € / dt FM, Maissilage ca. 3,80 € /dt FM). Zusätzlich zu beachten ist der entgangene Erlös aus dem Verkauf bzw. der Verwertung des Getreidekorns. Der Futterwert von Getreide-GPS liegt deutlich unter dem einer „normalen“ Maissilage. Milchviehrationen, in denen Gras- und Maissilage mit GPS gestreckt werden soll, müssen je nach Anteilen der Grobfuttermittel mit energie- und/oder eiweißreichem Kraftfutter ausgeglichen werden. Aktuelle Verdauungsversuche mit Hammeln am Haus Riswick im Jahr 2015 ergaben im Vergleich zu älteren Literaturangaben für Getreide-GPS höhere Energiegehalte von 6,2 MJ NEL/kg TM (Weizen) bis 5,6 MJ NEL (Roggen). Triticale und Gerste liegen dazwischen; das Korn-/Stroh-Verhältnis, abhängig von Getreideart und Schnitthöhe, hat hierauf erheblichen Einfluss. Begrannte Arten werden allerdings nicht so gern gefressen und müssen im noch grünen Zustand der Granne gehäckselt werden.
Zeitpunkt und Technik der Nachsaat
Zu Zeitpunkt und Technik der Nachsaat im Grünland referierte Fritz Hartmann. Weist das Grünland keine wesentlichen Lücken von mehr als 15 bis 20 Prozent auf, sollte auf eine Nachsaat mit Grünlandstriegel oder Durchsaatmaschine (z.B. Vredo) vor dem ersten Aufwuchs verzichtet werden. Die Altnarbe ist im Frühjahr zu konkurrenzkräftig und unterdrückt dadurch die Nachsaat.Als regelmäßige, vorbeugende Maßnahme können auf Mehrschnittwiesen grundsätzlich ca. 5 – 8 kg/ha G V-Mischung (s.o.) als Übersaat aufgebracht werden. Der optimale Termin hierfür liegt im (Spät-) Sommer, da dort hohe Temperaturen vorliegen und (Ausnahme 2018) regelmäßig Niederschläge fallen. Die Maßnahme wird i.d.R. mit Striegel oder Schleppe kombiniert. In diesem Zeitraum kann auch auf Flächen mit insgesamt ungünstiger Bestandszusammensetzung, beispielsweise bei erheblichen Anteilen minderwertiger Arten im Bestand, eine gezielte Durchsaat (z.B. mit Vredo-Maschine) erfolgen. Grundsätzlich gilt: Bei verfilzten Narben verspricht die Übersaat und auch die Durchsaat nur dann Erfolg, wenn der Filz vorher entfernt wird. Auch sollten Problemunkräuter wie Ampfer vorher gezielt bekämpft werden. „Grünland neu anzusäen sollte die letzte Maßnahme sein. Dies ist allerdings sinnvoll bei mehr als 50 Prozent Knaulgras, Wolliges Honiggras, Rohrschwingel oder Ampfer im Bestand“, so Dr. Neff.
Grünlandbegehung
Auf den am Nachmittag begangenen Grünlandflächen des Betriebs Glenz waren insgesamt relativ geringe Lückenanteile vorzufinden. Alexander Glenz stellte zunächst die Bewirtschaftung auf der Fläche anschaulich dar. Unkräuter werden hier nach Bedarf chemisch bekämpft, zusätzlich wird regelmäßig mit dem Schwerpunkt Deutsches Weidelgras nachgesät. Folglich zeigte auch die Fläche als Hauptbestandsbildner Deutsches Weidelgras. Gering- oder minderwertige Arten konnten bis auf vereinzelte Quecken nicht ausgemacht werden. Im konkreten Fall wurde von einer Nachsaat noch zum 1. Aufwuchs aufgrund der zu geringen Erfolgsaussichten abgeraten.Wenn dennoch bei größeren Lücken oder auch nach Wildschweinschäden zum 1. Aufwuchs nachgesät werden muss, eignen sich als Nachsaatmischung (G V) verschiedene Sorten und Reifegruppen des Deutschen Weidelgrases (DW). Die optimale Keimtemperatur für DW beträgt 16 °C an der Bodenoberfläche. Bei kühleren Temperaturen (Nachtfröste) dauern die Keimung und folglich auch der Auflauf länger. Bei strengeren Frösten können die Keimlinge sogar absterben. Deshalb ist eine Nachsaat mit größeren Saatgutmengen (10 – 15 kg/ha) vor dem ersten Schnitt nur als dringende Reparaturmaßnahme in lückigen Narben zu empfehlen.
Bei kühlen Bodentemperaturen ist eine Nachsaat nicht sinnvollDie Gemeine Rispe ist das bedeutendste Problemungras auf intensiv genutzten Schnittflächen. Auf Weideflächen ist sie kaum zu finden. Das Untergras verträgt viele Schnitte und siedelt sich besonders auf bodenverdichten Stellen (Fahrspuren, z.B. von der Gülleausbringung oder von der Ernte) an. Durch ober- und unterirdische Kriechtriebe breitet sie sich aus und bildet einen dichten Rasen. Eine Bekämpfung wird nur im Sommer nach dem zweiten oder dritten Schnitt mit dem Striegel empfohlen. Der herausgestriegelte Filz kann dann abtrocknen. Bei größeren Filzmengen empfiehlt sich das Schwaden und Abfahren, um ein erneutes Anwachsen nach Niederschlägen zu vermeiden.