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Nachgefragt: Gezielte Stickstofffreisetzung in der Kläranlage

Im Rahmen des Höfestammtisches „Gülle aufs Grünland – sauber, nährstoffeffizient und emissionsarm!“ am 10.01.2022, tauchte die Frage auf, warum in der Landwirtschaft Stickstoffverluste durch Emission mit aller Kraft verhindert werden, in der Kläranlage aber gezielt N freigesetzt wird.

Die LLH Grünlandberaterin und Moderatorin des Abends, Katharina Weihrauch, hat nachgefragt und zwar bei Otto Wilhelm Vicum, Dezernatsleiter des Dezernats Kommunales Abwasser, Gewässergüte, Industrielles Abwasser, Wassergefährdende Stoffe beim Regierungspräsidium Kassel, der in Hessen zuständigen Aufsichtsbehörde.

Seine Antwort: „Die Nitrifikation führt in Gewässern zur Sauerstoffzehrung. Darum ist es notwendig, bereits vorher in den Kläranlagen mittels unterschiedlicher Bakterien die verschiedenen Stickstoffverbindungen nacheinander durch Umwandlung zu (unschädlichem) molekularen Stickstoff (Distickstoff, N2) abzubauen, der anschließend an der Wasseroberfläche in die Atmosphäre, die bereits ohnehin aus ca. 78 Vol-% molekularem Stickstoff (N2) besteht, entweichen kann.“

Im Zusammenhang mit organischen Düngern aus der Landwirtschaft geht es allerdings darum, klimawirksame N-Verluste in Form von Ammoniak (NH3) und Lachgas (N2O) zu minimieren. Dies kommt nicht nur der Atmosphäre, sondern letztlich auch den Landwirten zu Gute, da Stickstoff nur dann ertragswirksam ist, wenn er auch von der Pflanze aufgenommen werden kann.

Programm Höfestammtisch: Gülle aufs Grünland – sauber, nährstoffeffizient und emissionsarm!

Beim Online-Höfe-Stammtisch, der diesmal wieder gemeinsam von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen und dem Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen organisiert wurde, ging es um die Gülleausbringung auf dem Grünland.

Mit Blick auf das Ende der Sperrfrist am 1. Februar und die ab 2025 verpflichtende streifenförmigen, bodennahen Gülleausbringung auf dem Grünland, wurden an dem Abend rechtliche Vorgaben und mögliche Ausnahmen aus Sicht der Aufsichtsbehörde, erste Ergebnisse des DLG Bundesprojekts zur Futterhygiene, technische Innovationen und wie gewohnt die praktischen Erfahrungen engagierter Betriebe diskutiert. Dabei wurden neben den Güllewürsten, die vor allen in den Trockenjahren 2018 bis 2020 Probleme bereiteten, die analytische Beurteilung von „Problemgüllen“ und die reduzierte Ausbringleistung, der zudem oft verstopfungsanfälligen Technik angesprochen sowie eine schlagkräftige Alternative (aus der Schweiz) vorgestellt.

Im Praxisaustausch wurde der überbetriebliche Einsatz von Mischgüllen thematisiert und welche Bedeutung in diesem Zusammenhang die harnstoffreduzierte Fütterung haben kann. Ein Betrieb, mit eigener Separationstechnik, berichtete von seinen Erfahrungen bzgl. der reduzierten Ausbringleistung in unbeständiger Mittelgebirgslage, mit beschränktem Ausbring(zeit-)fenster. Ein passionierter Energiewirt sprach außerdem über die Möglichkeiten der Veredelung und Gülleverschneidung in einer kooperativen Biogasanlage.

Themen des Abends

Der ursprünglich mal als „Corona-Notlösung“ gestartete Höfe-Stammtisch hat sich zu einem echten Instrument des länder- und institutions- aber vor allem des betriebsübergreifenden Praxisaustausches gemausert. Es moderierten Edmund Leisen, Landwirtschaftskammer NRW und Katharina Weihrauch vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen.