Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Marktfruchtbau

Drusch und Lagerung von Körnererbsen

Im Gegensatz zur Erbsenernte 2020, dürften in diesem Jahr einige Bestände durch die vermehrten Starkniederschläge mehr oder weniger stark ins Lager gegangen sein. Dadurch wird die Ernte erschwert. Im Folgenden einige allgemeine Hinweise zum Erbsendrusch sowie Möglichkeiten den Drusch von Lagererbsen etwas zu erleichtern.

Mähdrusch

Abbildung 1: Reifer Erbsenbestand

Erbsen sind erntereif, wenn die Pflanzen trocken und brüchig sowie die Hülsen hellbraun sind und die Erbsen darin rascheln (Abbildung 1). Die Kornfeuchte liegt optimaler Weise zwischen 15 und 18%. Niedrigere Kornfeuchten verursachen Beschädigungen des Kornes, die insbesondere die Keimfähigkeit deutlich herabsetzen. Unter solchen Bedingungen muss mit möglichst viel Durchsatz (Strohpolster), geringer Trommeldrehzahl und weitem Korb gedroschen werden. Wassergehalte über 18% verursachen hohe Trocknungskosten bzw. bei Feuchten über 20% ein verschmieren der Erbsen im Dreschorgan. Vereinzelte grüne Erbsenpflanzen im Bestand können vorkommen und sollten ignoriert werden.

Erbsendrusch muss Priorität haben

Da die Gefahr des Lagers bei Körnererbsen verhältnismäßig hoch ist, muss deren Ernte im Vergleich zu gleichzeitig abreifenden Getreidekulturen Priorität haben. Außerdem besteht bei häufigem Wechsel zwischen trockenen und feuchten Bedingungen die Gefahr des Hülsenplatzens und dadurch Erbsenausfall. Sind die Bedingungen allgemein trocken – also Boden, Erbsenbestand und Luftfeuchte – kann ein ähnliches Erntetageszeitfenster wie bei Weizen angenommen werden. Geben die Böden Feuchtigkeit ab, steigt diese in die Erbsenpflanzen. Unter solchen Umständen muss während des Mähdrusches eine sehr starke Sonneneinstrahlung und Wärme herrschen, um einen störungsfreien Erntevorgang zu realisieren. Im anderen Falle kann das dann zähe Erbsenstroh zu Verstopfungen am Mähdrescher führen.

Hauptverlustquelle

Die Hauptverluste beim Erbsendrusch entstehen am Schneidwerk, insbesondere durch die Mitnehmerzinken welche in der Mitte der Querförderschnecke sitzen. Diese schlagen bei ungenügend Durchsatz die Hülsen auf und schleudern die Erbsen vor den Mähdrescher.

Mähdreschereinstellung und -ausstattung

Abbildung 2: Mähdrusch von Körnererbsen

Zu den Mähdreschereinstellungen kann allgemein gesagt werden, das die Drehzahl des Dreschorgans möglichst gering (eventuell auch mit Untersetzungsgetriebe um eine ausreichende Kraftübertragung zu erreichen), sowie die Drehzahl des Windgebläses möglichst hoch eingestellt werden sollte. Detaillierte Kennzahlen können Sie den Seiten der ufop (Tabelle 3) entnehmen.

Es kann mit einem Standartschneidwerk, eventuell auch mit Tischverlängerung und Seitenmesser (Rapsschneidwerk), gedroschen werden. Ährenheber sollten eingesetzt werden. Anstatt von klassischen Halmteilern können Teilerbügel Verwendung finden. Die Fahrgeschwindigkeit sollte so hoch wie möglich gewählt werden, um eine ausreichend dicke Strohmatte im Dreschorgan (schonender Drusch), und einen kontinuierlichen Gutfluss zu ermöglichen. Nachdruscheinrichtungen sowie die Überkehr sollten bei zu hohem Bruchkornanteil deaktiviert werden, wenn eine angepasste Trommeldrehzahl, Korbweite, bzw. Fahrgeschwindigkeit keine Besserung bringen. Sofern die Erbsen problemlos vom Schneidwerk eingezogen werden, läuft die Haspel in Fahrgeschwindigkeit (kein Vorlauf!) oberflächlich im Erntegut mit (Abbildung 2).

Drusch von Lagererbsen

Sollte es zu Lager kommen, müssen gute Nerven vorhanden sein, da sich die Ernte dadurch deutlich in die Länge zieht. Die Fahrtrichtung sollte dann möglichst direkt gegen die Lagerrichtung gewählt werden. Um die Erbsenmatte leicht anzuheben und der Querförderschnecke zuzuführen, kann die Haspel leicht auf Vorgriff stehen (ca. 10 cm vor dem Messer). Dabei muss die Umlaufgeschwindigkeit so gewählt werden, dass ein Kämmen, und damit Auskämmverluste, vermieden werden. Die Haspelzinken stehen dabei senkrecht bis leicht auf Griff. Auch gibt es speziell für solche Bedingungen entwickelte Ährenheber, welche ein besseres Arbeitsergebnis liefern und bei einem größeren Anbauumfang von Erbsen eine Investition wert sein können. Ein Beispiel aus Kanada ist unter folgenden Links zu finden:

https://flexxifinger.com/Farm-Machinery/Product-Details?productsID=5813
https://www.youtube.com/watch?v=g-rBN2O_1pY

Abbildung 3: perforierte Schneckenmulde
Abbildung 4: perforierte Elevatorfußklappe

Da bei Erbsen im Allgemeinen, sowie insbesondere beim Drusch von Lagererbsen, das Schneidwerk sehr tief geführt werden muss, ist die Aufnahme von Erde nur schwer völlig zu vermeiden. Vorbeugend sollte auf ein möglichst ebenes Saatbett geachtet werden. Zur Abscheidung von Erde im Mähdrescher kann dieser außerdem mit perforierten Schneckenmulden, Elevatorfußklappen oder sogar einem Schrägförderboden ausgestattet werden (siehe Abbildung 3 und 4).

Ein weiterer Nebeneffekt dieser Zusatzausstattung ist, dass auch sonstiger Besatz wie Hülsenbruchstücke und Unkrautsamen zu einem gewissen Teil aus dem Erntegut entfernt werden. Diese Ausrüstung hat sich auch in anderen Körnerleguminosen bewährt.

Lagerung und Konservierung von Körnererbsen und Ackerbohnen

Um eingelagerte Körnererbsen, aber auch Ackerbohnen, vor Verderb zu schützen, sollte deren Wassergehalt, wie bei Getreide, bei ca. 14 % liegen. Analog zu anderen Kulturen, sollte das gelagerte Erntegut handelsüblich – also gereinigt – sowie gesund – also trocken und schädlingsfrei – sein. Sollen die geernteten Körnerleguminosen im kommenden Frühjahr als Saatgut verwendet werden, sind eher 15 % Feuchte anzustreben, um eine gute Keimfähigkeit zu gewährleisten. In diesem Fall muss aber eine Lagertemperatur von ca. 10 C°, mindestens ab den Wintermonaten, eingehalten werden. Für eine kurzfristige Lagerung direkt nach der Ernte können die Wassergehalte auch bei 16-18 % liegen, wobei bei stärkerem Besatz insbesondere mit grünem Pflanzenmaterial maximal der untere Wert kurzfristig akzeptabel ist. Da Körner bei diesen Feuchten nicht ganz so bruchgefährdet sind, empfiehlt es sich etwaige Aufbereitungsmaßnahmen, wie z.B. Reinigung, durchzuführen. Grundsätzlich sollten Körnererbsen und Ackerbohnen vor der endgültigen Einlagerung, besser direkt nach der Ernte, zumindest durch einen Vorreiniger (z.B. Windsichter) gelaufen sein, da durch vermehrten Besatz mit Hülsen- und Schalenbruchstücken sowie Bruchkorn und Unkrautsamen das Risiko der Schimmelbildung bei gleichem Feuchtegehalt größer ist. Darüber hinaus verringern sich hierdurch mögliche Belüftungs- und Trocknungskosten. Eine Konservierung des Erntegutes kann durch das Herabsetzen des Wassergehaltes (Belüftung mit Kalt- oder Warmluft), ein Herabkühlen oder durch den Einsatz von Säuren (bei innerbetrieblichen Verwertung als Tierfutter) sichergestellt werden.

Weitere Infos zur Trocknung von Ackerbohnen, die auch auf Körnererbsen übertragen werden können, finden Sie im Beitrag Lagerung und Aufbereitung von Ackerbohnen und Körnererbsen .


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