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Keimfähigkeit von Ackerbohnen und Körnererbsen aus Nachbau testen

Falls noch nicht passiert, ist jetzt höchste Zeit, die Keimfähigkeit von selbst nachgebauten und als Saatgut aufbereiteten Ackerbohnen und Erbsen zu ermitteln. Die Mindestkeimfähigkeit von Z-Saatgut liegt für Ackerbohne und Körnererbse bei 80 %. Diese wird unter optimalen Laborbedingungen festgestellt, und lässt eine Prognose des zu erwartenden Feldaufgangs nur bedingt zu. Will man einen selbst angelegten Keimtest mit der Keimfähigkeit von Z-Saatgut vergleichen, muss die Keimprobe unter optimalen Bedingungen (sprich Zimmertemperatur) durchgeführt werden. Will man eine Prognose des Feldaufgangs, muss ein Triebkrafttest durchgeführt werden. Dieser ist deutlich anspruchsvoller, da die Feldbedingungen wie Temperatur, Bodenstruktur und -bedeckung zum Zeitpunkt der Aussaat simuliert werden müssen.

Keimprobe Ackerbohnen unter Laborbedingungen
Beschädigte Ackerbohnen mit aufgequollener Schale
Auf Grund seiner Einfachheit wird der klassische Keimtest am häufigsten durchgeführt. Bei Ackerbohnen und Körnererbsen sollten hierfür mindestens 100 Körner auf Faltenpapier oder zwischen zwei Blätter Küchenpapier unter Zimmertemperatur aufgelegt und regelmäßig befeuchtet werden. Bei Erbsen erfolgt die Auszählung der gekeimten Samen nach 8, bei Ackerbohnen nach 14 Tagen. Nicht zu den keimfähigen Samen dürfen anormal gekeimte Samen gezählt werden. Bei anormalen Keimlingen sind an einzelnen Pflanzenorganen (Wurzel, Blätter) Schäden zu finden, bzw. lässt ein deformierter Wuchs kein ausreichendes Wachstum erwarten.

Ermittelte Keimfähigkeiten unter 75 % sind als kritisch anzusehen. Zum einen ist damit zu rechnen, dass unter realen, bzw. insbesondere ungünstigen Keimbedingungen, das Ergebnis noch schlechter sein kann. Zum anderen steigt dann gerade bei Ackerbohnen mit großer TKM die Aussaatmenge je ha schnell in einen Bereich, der Probleme bei der Aussaat machen kann. Außerdem sollte die Tatsache Berücksichtigung finden, dass bei schlechter Keimfähigkeit eine gleichmäßige Pflanzenverteilung auf den Quadratmeter noch weniger möglich ist, als dies sowieso schon der Fall ist. Dies kann wiederum lückige Pflanzenbestände hervorrufen, in denen das Unkrautunterdrückungsvermögen, bzw. die mechanische Regulierbarkeit verschlechtert werden.
In solchen Fällen sollte nur bei entsprechend guter Wetterprognose unter optimalen Bodenbedingungen (also keine eiskalten, nassen Böden), eventuell auch mit leicht reduzierter Aussaattiefe, gesät werden. Zusätzlich könnte auch der Einsatz eines lückenschließenden Gemengepartners, wie z.B. Sommerhafer oder Sommerweizen bei halber Reinsaatstärke, in Erwägung gezogen werden. Dann müssen Kompromisse bei der Aussaattiefe gemacht werden.