Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Eiweißinitiative

Ackerbohnenkäfer – was tun?

Der mehr oder weniger überall vorkommende Ackerbohnenkäfer ist mit den warmen Temperaturen und langen Tagen Mitte bis Ende Mai bereits in die jetzt blühenden Ackerbohnenbestände eingewandert. Daher im Folgenden einige Informationen zur Käferbiologie, dessen Vorkommen, dem Einfluss auf den Ackerbohnenertrag sowie seiner Bekämpfung.

Biologie des Käfers

Abbildung 1 - Ackerbohnenkäfer auf Ackerbohne
Abbildung 2 - Eier des Ackerbohnenkäfers auf Ackerbohnenhülse; Foto: Michael Lenz, Pflanzenschutzdienst Hessen

Der Ackerbohnenkäfer hat einen bräunlich ovalen Körper und ist ca. 3,5 bis 5 mm lang (siehe Abbildung 1). Neben Erbsen, Platterbsen, Linsen und Wicken besiedelt er hauptsächlich Ackerbohnen, um sich zu vermehren. Im späten Frühjahr verlässt er sein Winterquartier, ab Temperaturen von ca. 15°C und Tageslängen über 15 Stunden (Dämmerung mit inbegriffen). Dabei zeigen neuere Untersuchungen, dass der Käfer schon die Geschlechtsreife erreichen kann, bevor die ersten Blüten erscheinen. Er ist also nicht, wie bisher vermutet, von Pollen der Ackerbohnenblüten abhängig, um einen Reifungsfraß durchzuführen. Es scheinen auch die extrafloralen Nektarien der Ackerbohne, bzw. Pollen anderer Pflanzen, als erste Nahrungsquelle auszureichen. Nichtsdestotrotz ernähren sich die Käfer im weiteren Vegetationsverlauf auch vom Ackerbohnenpollen, kommen also auch als Bestäuber in Frage.
Je nach Witterungsverhältnissen beginnt der weibliche Käfer im Juni bis hinein in den Juli seine Eier auf die Hülsen der Ackerbohne zu „kleben“. Dabei bevorzugt er die unteren Hülsen von Pflanzen aus dem Schlagrandbereich. Ein Weibchen kann bis zu 40 Eier hervorbringen, pro Hülse können von mehreren Käfern über 100 Eiern abgelegt werden Diese sind länglich oval, haben einen leichten Gelbstich und sind zwischen 0,5 und 1 mm groß (siehe Abbildung 2).

Entwicklung der Larve

Abbildung 4 - Ackerbohnenkorn mit Loch
Abbildung 3 - Schlüpfender Ackerbohnenkäfer; Foto: Michael Lenz, Pflanzenschutzdienst Hessen

Bei ausreichender Temperatur entwickelt sich in dem Ei nach 5 bis 10 Tagen eine Larve, die sich direkt durch die Eischale und die Hülsenhaut hinein in das heranwachsende Ackerbohnenkorn bohrt. Dort ernähren sich die Larven vom Bohnenkorn und häuten sich mehrere Male, um sich letztlich zu verpuppen. Ungefähr zur Erntereife der Bohnen schlüpfen die meisten Ackerbohnenkäfer (siehe Abbildung 3). Dabei entsteht das charakteristische runde Loch in den Bohnen (siehe Abbildung 4). Doch nur ein Bruchteil der abgelegten Eier entwickelt sich bis hin zum geschlüpften Käfer.

Ackerbohnenkäfer im Nachbausaatgut?

Ein gewisser Anteil verbleibt in den Bohnen und kann so nach der Ernte mit ins Lager gelangen. Der Ackerbohnenkäfer ist jedoch kein Lagerschädling, da er sich nicht weiter von den Bohnen ernährt. Er verschlechtert also die Qualität der eingelagerten Frucht während der Lagerung nicht weiter. Da die Käfer bis zu 16 Monate überleben können, besteht theoretisch die Möglichkeit, die noch lebenden Käfer bei Verwendung der eigenen Ernte als Nachbausaatgut wieder aufs Feld zu bringen, und damit einen erneuten Befall der Kultur noch zu verstärken. Der Anteil überlebender und ungeschlüpfter Käfer im gelagerten Saatgut ist zum Zeitpunkt der neuen Aussaat allerdings sehr gering, teilweise nur im niedrigen einstelligen Prozentbereich des Ausgangsbefalls. Daher wird davon ausgegangen, dass der Beitrag zum Befallsgrad der neuen Ernte eher vernachlässigbar ist.

Einfluss auf Befallsgrad im Bestand ungeklärt

Es ist noch nicht wirklich geklärt, welche Faktoren den Befallsgrad in welchem Umfang beeinflussen. Genannt werden z.B. der Abstand, bzw. laut neueren Untersuchungen, die Isoliertheit (z.B. durch Wälder) der Schläge zu Vorjahresflächen. Außerdem spielt wohl die Anbauhäufigkeit sowie die Einarbeitung der Erntereste eine Rolle. Auch hat sich gezeigt, dass der Befallsgrad umso höher scheint, je dünner die Bestände sind. Es ist aber nach wie vor nicht wirklich geklärt, wie und wo die Käfer überwintern bzw. wie groß ihr Bewegungsradius ist.

Auswirkung des Lochfraßes auf Keimfähigkeit

Pauschale Aussagen zur Keimfähigkeit der Körner bei Befall (also vorhandenen Löchern) kann man nicht treffen. Untersuchungen haben gezeigt, dass auf der einen Seite das Quellvermögen der Körner steigt, auf der anderen Seite aber auch z.B. pilzliche Pathogene einfacher in den Keimling eindringen können. Insgesamt kann von einer tendenziell schlechteren Keimfähigkeit bei hohem Lochanteil ausgegangen werden.

Ernteverluste

Grundsätzlich ist noch zu erwähnen, dass je höher der Befallsgrad ist, auch die Bruchneigung der Körner steigt, da deren Stabilität durch die Aushöhlung sinkt. Außerdem verliert ein befallenes Korn im Schnitt ca. 10 % seiner Masse. D.h., bei einem Befallsgrad von z.B. 20 % der Körner kann mit Ertragseinbußen von ca. 2 % gerechnet werden (Verluste durch Bruchkornbildung nicht mit einberechnet). Dies entspräche bei einer Ertragserwartung von 40 dt/ha einem Verlust von knapp unter einer Dezitonne. In den Jahren 2016 bis 2019 lagen die Befallsgrade der hessischen Demobetriebe im Schnitt zwischen 5 und 13 %im Erntegut.

Bekämpfung des Käfers

Eine direkte chemische Bekämpfung des Ackerbohnenkäfers ist schwierig und nur mit den Wirkstoffen Lambda-Cyhalothrin und Cypermethrin aus der Wirkstoffgruppe der Pyrethroide (IRAC 3A) ab einer Schadschwelle von 1 Käfer pro 10 Pflanzen (zu ermitteln mittels einer Abklopfprobe) zulässig. Eine Auswahl der zugelassenen Insektizide kann unter folgendem Link eingesehen werden:

https://pflanzenschutzdienst.rp-giessen.de/fileadmin/dokumente/warndienst/saison_2020/schaedlingskontrolle_leguminosen_2020.pdf

Die schlechte Bekämpfbarkeit liegt wahrscheinlich in der schlechten Erreichbarkeit der Käfer im Bestand durch die Kontaktinsektizide mit Standarttechnik, sowie der zum Bekämpfungszeitpunkt i.d.R. recht hohen Temperaturen begründet. Eine bessere Wirksamkeit von Dropleg-Spritztechnik ist denkbar und wird zurzeit untersucht. Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob und wann ein Bekämpfungsversuch gerechtfertigt ist. Denn die eingesetzten Insektizide haben bei geschildertem schlechten Wirkungsgrad gegen den Ackerbohnenkäfer auch eine negative Wirkung auf Nützlinge sowie Bestäuber, welche zum einen für die natürliche Schädlingsabwehr (insbesondere Blattläuse) zum anderen für die Bestäubung der Ackerbohnen wichtig sind.

Abbildung 5 - Hülsengröße der Ackerbohne zu Beginn Eiablage des Ackerbohnenkäfers

Werden Ackerbohnen also zur innerbetrieblichen Verwendung in der Nutztierfütterung eingesetzt, kann von einer Bekämpfung abgesehen werden. Bei der Produktion von Saatgut oder Speiseware bzw. der Vermarktung über den Landhandel, kommt der Bekämpfung eine größere Bedeutung zu. Sollte eine Behandlung nötig sein, muss der Käfer kurz vor der Eiablage bekämpft werden, da die Larven im Ei optimal geschützt sind. Dieser Zeitpunkt ist i.d.R. gekommen, wenn die ersten kleinen Hülsen zwischen den vertrockneten Blütenblättern (siehe Abbildung 5) zu sehen sind, und an zwei aufeinander folgenden Tagen Mindesttagestemperaturen von ca. 20°C erreicht werden. Zur Bienenschonung empfiehlt sich die Maßnahme nach dem täglichen Bienenflug durchzuführen.

Prinzipiell kann bei hohen Temperaturen mit einer erhöhten Eiablageaktivität des Ackerbohnenkäferweibchens gerechnet werden. Da die direkte Kontrolle mit Insektiziden nur mäßigen Erfolg bringt, wird an anderen Möglichkeiten, wie z.B. Lockstofffallen, pilzlichen Parasiten sowie toleranten Sorten geforscht.

Auch hat sich teilweise gezeigt, dass später gesäte Bestände einen geringeren Befall aufweisen. Im Umkehrschluss wäre es denkbar, Lockpflanzen, also früher gesäte Ackerbohnen, als Ablenkung ins Feld zu stellen, wenn hohe Qualitätsanforderungen an das Erntegut gestellt werden. Allerdings ist bei späteren Saatterminen die Gefahr von Ernteverlusten durch Trockenheit und Hitze größer.


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