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Bekämpfung von Rost und Schokoladenflecken in Ackerbohnen

Pilzkrankheiten sind im Ackerbohnenanbau einer der Gründe für die relativ großen Ertragsschwankungen dieser Kultur. Insbesondere der Ackerbohnenrost (Uromyces fabae) sowie die Schokoladenfleckenkrankheit (Botrytis fabae) können teils deutliche Ertragsminderungen hervorrufen.

Beide Krankheiten verursachen durch den Befall des Blattapparates der Ackerbohne eine Verringerung der photosynthetisch aktiven Pflanzenoberfläche, und, je nach Befallsstärke, auch ein früheres Absterben der Gesamtpflanze. Daraus resultiert letzten Endes eine reduzierte Bildung von Assimilaten, welche wiederum für den Aufbau der Samenkörner, und somit zur Generierung von Ernteertrag, fehlen.

Abb. 1 - Konidien der Schokoladenfleckenkrankheit auf abgestorbenem Ackerbohnenblatt

Der vorliegende Artikel beschreibt die Bedingungen für ein starkes Auftreten dieser beiden Krankheiten. Außerdem soll er Hilfestellungen geben, wie den Krankheiten vorgebeugt werden kann, bzw. ob und wann eine direkte chemische Bekämpfung Sinn macht.

Durch ein besseres Verständnis relevanter Ackerbohnenkrankheiten ist es möglich durch gezielten Pflanzenschutzeinsatz deutliche Mehrerträge zu generieren, die auch eine Steigerung der oft in Frage gestellten Wirtschaftlichkeit des Ackerbohnenanbaus ermöglichen. Auf der anderen Seite können routinemäßig durchgeführte Fungizidmaßnahmen teilweise eingespart werden, was die Wirksamkeit der wenigen vorhandenen Wirkstoffe, sowie die Umwelt, schont.

Auftreten und Verbreitung von Ackerbohnenrost und Schokoladenflecken

Ackerbohnenrost tritt stärker in wärmeren Gegenden, bzw. in heißen Sommern auf. Infektionen finden normalerweise zur Mitte bis zum Ende der Ackerbohnenblüte statt. Die Krankheit überdauert auf Ernteresten, Ausfallpflanzen oder Winteraussaaten, anderen Wirtspflanzen sowie in gewissem Maße auch auf dem Ackerbohnensamen. Der Pilz durchläuft mehrere Entwicklungsstadien. Für die Infektion der Ackerbohnenbestände sind in erster Linie die Uredosporen verantwortlich. Diese werden durch den Wind verbreitet.

Die Schokoladenfleckenkrankheit tritt vor allem in Regionen bzw. Jahren mit hohen Niederschlagsmengen während der Sommermonate kurz vor und während der Blüte der Ackerbohnen auf. Zur Überdauerung werden Sklerotien gebildet. Die Ausbreitung im Bestand findet über Konidiosporen (Konidien, Abbildung 1) statt.

Krankheitssymptome

Abb. 2 - Ackerbohne mit starkem Rostbefall
Abb. 3 - beginnende Schokoladenflecken

Ackerbohnenrost:
Meist bilden sich gegen Ende der Blüte blattoberseits und -unterseits, an Blattstielen und Stängeln zerstreut 0,5 bis 1mm große, hellbraune Rostpusteln (Uredolager, Abbildung 2). Später werden bis 2 mm große, dunkelbraune bis schwarze Teleutolager erkennbar. Je nach Befallszeitpunkt und Befallsgrad treten geringere oder stärkere Entwicklungsstörungen an den Pflanzen auf. Blattfall ist bei früher Infektion möglich.

Schokoladenflecken:
Die Krankheit beginnt mit kleinen schokoladenfarbigen, spritzerartig verteilten runden Flecken, die unregelmäßig auf den untersten Blättern verstreut sind (Abbildung 3). Diese Flecken sind meist scharf durch einen rötlichen oder graugrünlichen Rand abgegrenzt. Die Mittelzone hellt sich später auf und trocknet aus. Bei starkem, fortgeschrittenem Befall werden die Flecken größer (Läsionenwachstum, Abbildung 4), laufen zusammen und verfärben sich schwarz bis gräulich. Durch Wachstumsunterbrechungen entstehen typisch zonierte Läsionen. Nachfolgend sterben die Blätter ab, auch Hülsen können befallen werden.

Abb. 4 - Schokoladenflecken in fortgeschrittenem Stadium

Infektionsbedingungen

Ackerbohnenrost:
Die Sporen sind zur Keimung wärmebedürftig (Optimum 20-25°C), weswegen die Krankheit in der Regel erst im Sommer auftritt. Hierfür genügen ca. 6-18 Stunden Blattfeuchte aus Tau oder Niederschlägen. Kühlere Nächte mit daraus resultierender hoher relativer Luftfeuchte begünstigen den Befall. Dichte Bestände, Spätsaaten sowie plötzliche Temperaturanstiege mit Hitzestress der Ackerbohnen erhöhen das Infektionsrisiko.

Schokoladenflecken:
Das Auftreten der Krankheit ist gebunden an mehrere Tage feuchte Witterungsbedingungen. Das Temperaturoptimum zur infektiösen Sporenkeimung liegt zwischen 15-20°C ab einer relativen Luftfeuchtigkeit von mindestens 85 bis 90%. Der Pilz benötigt zum Übergang in eine aggressivere Phase, sprich zur weiteren Ausbreitung in der Pflanze (Läsionenwachstum) für mehrere Tage Luftfeuchten größer 70% und Temperaturen kleiner 28°C. Bei günstiger Witterung kann 4-5 Tage nach der Erstinfektion eine zweite Sporengeneration gebildet werden. Diese kann im Bestand eine zweite Infektionswelle verursachen, sofern es die Witterung zulässt. Prinzipiell wird die Schokoladenfleckenkrankheit durch Faktoren befördert, die ein Abtrocknen der Bestände hemmen. Dies sind z.B. starke Verunkrautung, zu dichte Bestände sowie windgeschützte Lagen. Außerdem vermindert eine durch z.B. Nährstoffmangel, Bodenverdichtungen, Viruserkrankungen oder Hitzestress verursachte schlechte Pflanzenvitalität die Widerstandskraft der Ackerbohnen gegenüber der Krankheit.

Ertragswirksamkeit

Abb. 5 - Mischinfektion Schokoladenflecken und Ackerbohnenrost auf Ackerbohne
Abb. 7 - beginnender Ackerbohnenrost 2020 Eichhof
Abb. 6 - Fungizidversuch Ackerbohnen Eichhof 2020

Ausbrüche von Rost bzw. Schokoladenflecken nach Ende der Kornfüllungsphase sind nicht mehr als ertragsmindernd zu bewerten (Abbildung 5). Infektionen nach Ende der Blüte können zwar noch ertragswirksam sein, eine chemische Bekämpfung zu diesem Zeitpunkt ist aber i.d.R. nur bei sehr starkem Befall wirtschaftlich, und dann oft mit hohen Durchfahrverlusten verbunden Ein Auftreten während der Blüte unter günstigen Witterungsbedingungen bedingt oft Ertragsminderungen, bei denen ein Eingreifen mittels Fungiziden ökonomisch sinnvoll erscheint. In Extremfällen können beide Krankheiten Ertragsminderungen von bis zu 50% verursachen.

In einem Fungizidversuch in Ackerbohnen am Versuchsstandort Eichhof, Bad Hersfeld, des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen, konnten in 2020 statistisch abgesicherte Ertragsminderungen in der unbehandelten Variante in Höhe von ca. 20% festgestellt werden (Abbildung 6). In diesem Versuchsjahr waren die Wetterbedingungen am Standort förderlich für eine starke Entwicklung des Ackerbohnenrostes (hohe Luftfeuchte, Niederschlagsmenge und Temperatur in der Monatsmitte, siehe Abbildung 7 und 8).

Abb. 8: Wetterdaten Versuchsstandort Eichhof Bad Hersfeld, Juni 2020

Dagegen konnte in anderen Jahren nur ein geringer (2015) bis gar kein Ertragseffekt (2016 und 2017) festgestellt werden. In den Jahren 2018 und 2019 wurden keine Versuche am Standort Eichhof zu diesem Thema durchgeführt.

Vorbeugende Maßnahmen

Um den Bedarf an direkter chemischer Krankheitsbekämpfung möglichst gering zu halten, können eine Reihe von vorbeugenden Maßnahmen ergriffen werden. Zu nennen wären hier das Einhalten von mindestens 5 Jahren Anbaupause, die Verwendung gesunden Saatgutes sowie toleranterer Sorten, die Einarbeitung von Ernteresten und gekeimten Ausfallsamen befallener Ackerbohnenbestände, räumlicher Abstand zu Vorjahresflächen, frühe Saattermine, eine wirksame Unkrautbekämpfung sowie angepasste Saatstärken.

Chemische Maßnahmen

In Deutschland können in Ackerbohnen als Ackerkultur in erster Linie die Wirkstoffe Tebuconazol und Azoxystrobin mit Indikationen für Ackerbohnenrost und Schokoladenfleckenkrankheit eingesetzt werden. Allerdings hat nur ein kleiner Teil der am Markt erhältlichen tebuconazol- bzw. azoxystrobinhaltigen Präparate eine Zulassung in Ackerbohnen (siehe Tabelle 1).

Tabelle 1: Beispiel für in Ackerbohnen
zugelassene Fungizidpräparate und deren Indikation

Präparat Wirkstoff Indikation Rost Indikation Schokoladenflecken
Ballet Tebuconazol x x
Crane Tebuconazol x x
Folicur Tebuconazol x x
Azbany Azoxystrobin x  
Azoxystar SC Azoxystrobin x  
Chamane Azoxystrobin x  
Ortiva Azoxystrobin   x
Quadris Azoxystrobin   x

Beide Wirkstoffe weisen eine Dauerwirkung auf. Tebuconazol zwischen 7 und 10, sowie Azoxystrobin bis 20 Tage, jeweils abhängig von dem Zuwachs der Kulturpflanze. Tebuconazol wirkt systemisch und wird mit dem Xylemwasserstrom bis in die Spitze der Pflanze, also auch in neu gebildete Pflanzenteile, transportiert. Dadurch resultiert mit der Zeit allerdings auch ein Verdünnungseffekt.

Azoxystrobin hat in erster Linie eine protektive Wirkung, da es die Sporenkeimung hemmt. Es muss also vor dem Hauptinfektionsereignis ausgebracht werden. die Wirkung hält dafür aber relativ lange an, da eine Art Wirkstoffdepot in der Wachsschicht entsteht, von welchem aus sich der Wirkstoff im Blatt systemisch verteilt.

Tebuconazol hat insbesondere bei der Rostbekämpfung auch kurative (also eine Erkrankung „heilende“) Eigenschaften, da es das Pilzmycel angreift. Um beide Vorteile zu nutzen, und um die Gefahr der Resistenzbildung zu vermeiden, bietet sich bei Fungizidanwendungen oft eine Kombination beider Wirkstoffe an (siehe Tabelle 2).

Tabelle 2: Aufwandmengen Ackerbohnenfungizide

Bsp. Problemstellung Wirkstoff (+Beispielpräparat) Aufwandm. l/ha
Ackerbohnenrost Tebuconazol (Folicur) 1
Schokoladenflecken Azoxystrobin (Ortiva) 1
Rost + Schokoladenfl. Tebuconazol+Azoxystr. (Folicur+Ortiva) 0,5+0,5

Die einzelnen Mittel sowie die genannte Kombination beider Wirkstoffe sind bienenungefährlich und weitgehend nützlingsschonend.

Kurz zusammengefasst

 In erster Linie sollte Pilzkrankheiten mit vorbeugenden Maßnahmen, wie z.B. Einhaltung von 5 – 6-jährigen Anbaupausen und angepasster Feldhygiene, begegnet werden.

  • Kurz vor und während der Ackerbohnenblüte müssen die Witterungsbedingungen kontinuierlich im Auge behalten werden, um Situationen mit hohem Infektionsrisiko frühzeitig zu erkennen
  • Insbesondere unter Bedingungen, welche ein hohes Infektionsrisiko vermuten lassen, also andauernd hohe Luftfeuchtigkeit und Temperaturen um die 20°C, müssen die Bestände regelmäßig auf beginnende Krankheitsausbrüche kontrolliert werden.
  • Wird der anfängliche Ausbruch einer Pilzkrankheit festgestellt bzw. ein sehr hohes Infektionsrisiko angenommen, muss unter den jeweiligen Gegebenheiten (Ertragspotential und Entwicklungsstadium der Ackerbohnen, Wetterprognose, Kosten Pflanzenschutzmaßnahme, Durchfahrverluste) abgewogen werden, ob zu erwartende Ertragseinbußen eine Fungizidmaßnahme rechtfertigen.