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Pilzkrankheiten in Ackerbohnen und Körnererbsen

Die Ackerbohnen- und Körnererbsenbestände befinden sich zurzeit i.d.R. in der Vollblüte. Die verbreiteten und teils starken Niederschläge der letzten Tage kommen zu einem für die Ertragsbildung günstigen Zeitpunkt. Insbesondere der Ackerbohne kommen die nicht allzu hohen Temperaturen zu Gute. Ein Krankheitsbefall von Schadpilzen kann zum jetzigen Entwicklungsstadium unter den aktuell wüchsigen Witterungsbedingungen allerdings relevante Ertragseinbußen zur Folge haben. Daher sollen im Folgenden einige Informationen zu Pilzkrankheiten, deren Bedeutung sowie deren direkten Regulierungsmöglichkeiten geben werden.

Relevante Pilzkrankheiten in Ackerbohnen und Körnererbsen

In Ackerbohnen können vor allem die Schokoladenfleckenkrankheit (Botrytis fabae) sowie Ackerbohnenrost (Uromyces viciae-fabae) zu deutlichen Ertragseinbußen führen. Deren Bekämpfung, insbesondere die des Rostes, können zu wirtschaftlichen Mehrerträgen führen, wenn für die Pilzkrankheiten günstige Entwicklungsbedingungen herrschen.

In Körnererbsen spielen eher falscher Mehltau (Peronospora pisi) sowie Grauschimmel (Botrytis cineara) eine Rolle. Deren Ertragseffekt ist aber geringer einzuschätzen als bei den genannten Ackerbohnenkrankheiten. Außerdem gibt es für den falschen Mehltau keine Indikation von in Körnererbsen zugelassenen Fungiziden. Daher geht es im Weiteren vor allem um die relevanten Pilzkrankheiten in Ackerbohnen. Weitere Informationen und Schadbilder von in Erbsen auftretenden Krankheiten können Sie in einer PDF, die auf der Website der ufop zu finden ist, einsehen.

Schokoladenfleckenkrankheit (Botrytis fabae)

Die Krankheit beginnt mit kleinen schokoladenfarbigen, spritzerartig verteilten runden Flecken, die unregelmäßig auf den untersten Blättern verstreut sind. Diese Flecken sind meist scharf durch einen rötlichen oder graugrünlichen Rand abgegrenzt. Die Mittelzone hellt sich später auf und trocknet aus. Bei starkem, fortgeschrittenem Befall werden die Flecken größer, laufen zusammen und verfärben sich schwarz bis gräulich. Durch Wachstumsunterbrechungen entstehen typisch zonierte Läsionen. Nachfolgend sterben die Blätter ab, auch Hülsen können befallen werden.

Infektionsbedingungen Schokoladenflecken

Eine Infektion findet besonders nach Perioden mit hoher Luftfeuchtigkeit, Temperaturen zwischen 15° und 20° C, bei hohen Bestandesdichten (>45 Pfl./m²), bei starker Verunkrautung und in windgeschützten Lagen statt. Hitzestress vor einer Regenperiode, sowie eine schlechte Versorgung mit Kalium und Magnesium kann die Widerstandskraft der Ackerbohne schwächen. Nach einem Anfangsbefall kann die Krankheit bei weitergehender oder später erneut auftretender feucht/warmer Witterung in eine aggressive Phase übergehen (Schokoladenflecken „laufen“ zusammen). Spätsaaten sind durch eine verzögerte Blüte eher betroffen. Ein Infektionsbeginn zur Mitte der Kornfüllungsphase kann als nicht ertragsrelevant angesehen werden. Die Krankheit überdauert auf Pflanzenresten und anderen Wirtspflanzen (z.B. Wicken). Eine Saatgutübertragung spielt eine untergeordnete Rolle.

Auf den Seiten des DemoNetErBo finden Sie Fotos und weitere Infos zum Schadbild.

Ackerbohnenrost (Uromyces viciae-fabae)

Meist bilden sich gegen Ende der Blüte blattoberseits und -unterseits, an Blattstielen und Stängeln zerstreut 0,5 bis 1mm große, hellbraune Rostpusteln (Uredolager). Später werden bis 2 mm große, dunkelbraune bis schwarze Teleutolager (Sporenlager) erkennbar. Je nach Befallszeitpunkt und Befallsgrad treten geringere oder stärkere Entwicklungsstörungen an den Pflanzen auf. Blattfall ist bei früher Infektion möglich.

Die Sporen sind zur Keimung wärmebedürftig, weswegen die Krankheit in der Regel erst im Hochsommer auftritt. Kühlere Nächte mit daraus resultierender hoher relativer Luftfeuchte begünstigen den Befall. Auch der Ackerbohnenrost wird durch dichte Bestände, Spätsaaten sowie Hitzestress der Ackerbohnen gefördert. Sehr später Befall zur Abreife hat keinen nennenswerten Einfluss auf die Ertragsfähigkeit. Ebenso der Ackerbohnenrost überdauert auf Pflanzenresten sowie anderen Wirtspflanzen. Eine Saatgutübertragung ist möglich.

Auf den Seiten des DemoNetErBo finden Sie Fotos und weitere Infos zum Schadbild.

Direkte und indirekte Maßnahmen gegen Pilzkrankheiten

Neben vorbeugenden Maßnahmen wie ausreichend lange Anbaupausen auf einer Fläche, räumlicher Abstand zu Vorjahresflächen, Saatguthygiene usw. gibt es im konventionellen Anbau die Möglichkeit, gewisse Pilzkrankheiten direkt mit Fungiziden mit den Wirkstoffen Tebuconazol (z.B. Folicur, Ballet, Crane usw.) sowie Azoxystrobin (z.B. Ortiva, Chamane, Azbany) zu regulieren (Anwendungsauflagen beachten!). Eine Auswahl an zugelassenen Präparaten kann auf den Seiten des Pflanzenschutzdienstes Hessen abgerufen werden.

Eigenschaften der Wirkstoffe

Beide Wirkstoffe besitzen systemische Eigenschaften:

Tebuconazol wirkt dabei protektiv und kurativ (also befallsverhindernd und befallsstoppend) und kann insbesondere eine schon sichtbare Rostinfektion stoppen, ist also besonders gegen Rost einzusetzen. Je nach Wuchsbedingungen hält die Wirkung 10 bis 20 Tage an, die auch in Form eines Greeningeffektes der Pflanze in Erscheinung treten kann.

Azoxystrobin wirkt dagegen nur protektiv (d.h. vorbeugend), muss also vor dem Hauptbefall eingesetzt werden. Dafür besitzt der Wirkstoff aber eine längere Dauerwirkung, da in der Wachsschicht der Pflanze eine Art Depot angelegt wird.

I.d.R. empfiehlt sich bei auftretenden Krankheitssymptomen eine Kombination beider Wirkstoffe wie unter obenstehendem Link zum Pflanzenschutzdienst ersichtlich.

Fungizideinsatz: Ja oder Nein?

Grundsätzlich sollte bei Maßnahmen in Ackerbohnen auf möglichst geringe Durchfahrverluste durch Abknicken geachtet werden: D.h. keine Maßnahmen in einem zu späten Entwicklungsstadium, langsame Fahrgeschwindigkeit sowie eine Behandlung eher in den Abendstunden, wenn die Pflanzen schlaffer sind.

Prinzipiell muss von einer standardmäßigen Fungizidmaßnahme, insbesondere unter den klimatischen Bedingungen in Hessen, abgeraten werden. Unter den Anbaubedingungen der letzten zwei Jahre kann nicht von einem wirtschaftlichen Mehrertrag ausgegangen werden. Anders stellt sich die aktuelle Situation dar. Mit den hohen Temperaturen und der schwül-warmen Witterung des vergangenen Samstages (13.06.2020) und den darauffolgenden hohen Niederschlagsmengen sollten gute Bedingungen für eine Infektion der Ackerbohnen mit der Schokoladenfleckenkrankheit geherrscht haben. Sollte die Witterung weiterhin feucht bleiben, und auch wieder etwas wärmer werden, findet auch der Ackerbohnenrost gute Infektionsbedingungen vor. Daher sollten die Bestände in den nächsten Tagen genau beobachtet werden und beim anfänglichen Sichtbarwerden von Krankheitssymptomen Maßnahmen getroffen werden. In den meisten Versuchen zum Behandlungstermin und der Behandlungshäufigkeit war in Befallsjahren eine einmalige Fungizidmaßnahme zu Ende der Ackerbohnenblüte wirtschaftlich am interessantesten, mit Mehrerträgen von bis zu 10 dt/ha. Findet ein Krankheitsbefall erst ca. 10 Tage nach Blühende statt, sind Pflanzenschutzmaßnahmen meist nicht mehr wirtschaftlich.