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Soja ist eine Hackkultur

Die Sojabohne ist weltweit eine sehr bedeutende Kulturpflanze und auch hierzulande entwickelt sie sich in vielen Betrieben von einer Nischenkultur zu einem festen Bestandteil in der Fruchtfolge. Auch in den wärmeren Regionen Hessens, vornehmlich im Süden, kann der Anbau wirtschaftlich interessant sein.

Da sich die Soja als Leguminose durch die Bindung des Luftstickstoffs grundsätzlich weitgehend selbst versorgt, liegt das hauptsächliche Augenmerk in der Bestandesführung auf der Unkrautregulierung. Sie ist einer der entscheidendsten Grundpfeiler für einen erfolgreichen Sojaanbau. Ähnlich dem Mais zeichnet sich die Soja durch eine sehr geringe Konkurrenzkraft, insbesondere in der Jugendentwicklung aus. Gerade in dieser Phase sind effektive Maßnahmen entscheidend.

Vorbeugende Unkrautregulierung

Im Sinne des integrierten Landbaus bildet die mechanische wie auch die chemische Unkrautregulierung das letzte Glied nach einer Kaskade von verschiedenen vorbeugenden Maßnahmen. Hinsichtlich der strategischen Anbauplanung spielt die Stellung der Sojabohne in der betrieblichen Fruchtfolge eine tragende Rolle. Als Vorfrucht bieten sich Winterungen an, da diese anbaubedingt in der Regel die Ausbreitung wärmeliebender Unkräuter wie z. B. Gänsefuß oder Melde hemmen. Im Hinblick auf die Auswahl der Schläge ist es ratsam, solche mit verstärktem Aufkommen von Problemunkräutern wie beispielsweise Distel oder Ackerwinde für den Anbau von Sojabohnen auszuklammern und zunächst durch geeignete Maßnahmen zu „sanieren“. Auch die Sortenwahl kann in gewissem Maße einen Einfluss auf den Unkrautbesatz haben, so kommen Sorten mit einer zügigen Jugendentwicklung (z. B. die altbekannte Sorte „Merlin“) oder einer breiten Blattmorphologie (z. B. „Obelix“) besser mit Unkrautkonkurrenz zurecht. Die operativen Regulierungsmaßnahmen beginnen dann bereits vor der Aussaat. Durch die Anlage eines falschen Saatbetts etwa 14 Tage vor der eigentlichen Sojaaussaat kann bereits die erste Welle auflaufender Unkrautsamen beseitigt werden. Die schon angesprochene zögerliche Jugendentwicklung der Soja gilt es, durch möglichst optimale Bedingungen rund um die Aussaat, zu beschleunigen. Dazu zählt neben der Saatbettbereitung und der schonenden Behandlung des Saatgutes vor allem die Witterung zum gewählten Saatzeitpunkt. Vielleicht noch entscheidender als eine konstante Bodentemperatur von 10 °C ist wüchsiges Wetter in den ersten Tagen nach der Aussaat. So können die Sojabohnen schnell keimen und haben einen Entwicklungsvorsprung gegenüber den Unkräutern.

Voraussetzungen für eine erfolgreiche mechanische Unkrautregulierung

Erfahrungen aus der Praxis sowie entsprechende Versuche zeigen, dass die mechanische Unkrautbekämpfung allein durch den Einsatz des Striegels wenig erfolgversprechend ist. Die Sojabohne sollte als Hackkultur mit den entsprechenden Reihenabständen, welche den Einsatz der Technik erlauben, geführt werden. Dennoch ist der Striegel als reihenunabhängiges Werkzeug gerade in der Anfangsphase des Unkrautregulierungsmanagements ein bewährtes Mittel, um erste Unkräuter zu beseitigen. Um Kulturpflanzenverluste zu vermeiden, gilt es hier einige wichtige Punkte zu beachten:

Reihenunabhängige Unkrautregulierung mit dem Striegel

Abb. 1: Auflaufende Sojabohne
Abb. 2: Sojabohnenpflanzen mit einem entfalteten Laubblatt

Um kulturschonend zu arbeiten, sollten sich die Sojabohnenkeimlinge beim Blindstriegeln noch ca. 3 cm unter der Bodenoberfläche befinden. Keinesfalls dürfen die austreibenden Keimblätter (Abb. 1) der Soja durch die Striegelzinken beschädigt oder gar abgebrochen werden, sonst drohen extrem hohe Pflanzenverluste. Mit dem Erscheinen des ersten Laubblattpaares (BBCH Stadium 11, Abb. 2) sollten die Pflanzen dann kräftig genug sein für weitere Durchgänge mit dem Striegel. Beim ersten Striegelgang im Nachauflauf sollte aber mit geringer Geschwindigkeit (maximal 4 km/h) sowie niedrigem Zinkendruck gefahren werden. Alternativ, und auch während des Auflaufens, kann die Sternrollhacke (Rotary Hoe), welche kulturschonender als ein klassischer Hackstriegel arbeitet, eingesetzt werden. Bei leichten Böden besteht allerdings die Gefahr, dass die Sterne zu tief in den Boden eingreifen, und die Sojapflanzen dann doch verletzt werden. Eine dritte Variante der reihenunabhängigen Unkrautregulierung stellt der Rollstriegel dar. Er hat den Vorteil, dass er auch bei mehr organischer Substanz auf der Bodenoberfläche störungsfrei arbeitet. Wie auch die Sternrollhacke vermag er verkrusteten Boden eher aufzubrechen als der Hackstriegel. Aufgrund seiner relativ aggressiven Arbeitsweise sollte er in sehr frühen Entwicklungsstadien mit Vorsicht eingesetzt werden. Auch eine Kombination aus Striegel und Hacke wird in der Praxis oftmals mit Erfolg eingesetzt. Werden die Pflanzen größer (ca. ab BBCH Stadium 14), so können sie durch die mechanische Belastung der Zinken mit Wachstumsstörungen reagieren, sodass dann für weitere Regulierungsmaßnahmen eher auf die Hacktechnik zurückgegriffen wird. Erst wenn die Pflanzen soweit entwickelt sind, dass der Boden zwischen den Reihen durch die Blätter beschattet wird und dadurch weitere Unkräuter unterdrückt werden, können die mechanischen Regulierungsmaßnahmen abgeschlossen werden.

Einsatz der reihenabhängigen Hacke

Insgesamt kann für die Regulierung von Unkräutern in Sojabohnen mit zwei bis vier Hackdurchgängen gerechnet werden. Zwischen den einzelnen Hackdurchgängen vergehen je nach Verunkrautung und Witterung ca. zwei Wochen. Ein bis drei Tage nach einem Hackdurchgang kann es Sinn machen, nochmal mit dem Striegel nachzuarbeiten (Striegeln maximal bis BBCH 13), um frisch keimende Unkräuter im lockeren Boden zu bekämpfen. Prinzipiell sind die Kulturpflanzenverluste beim Hacken mit 1,5 bis 4 % als relativ gering anzusehen. Voraussetzung hierbei ist, dass bei der Aussaat präzise gearbeitet wurde und die Hacke korrekt eingestellt ist. Bei schwereren Böden und starker Trockenheit besteht beim Hacken die Gefahr, dass zusammen mit den festen Bodenkluten ganze Sojapflanzen ausgerissen werden.

Die gängigsten Hackwerkzeuge

Abb. 3: Hacke mit Gänsefußcharen
Abb. 4: Hacke mit Gänsefußscharen plus Fingerhacke

Als Standarthackwerkzeuge werden i.d.R. Gänsefußschare (Abb. 3) eingesetzt. Diese erzielen zwischen den Sojareihen eine gute Unkrautregulierung und hinterlassen einen relativ ebenen Boden. Um auch Unkräuter innerhalb der Reihe zu regulieren werden die Gänsefußschare im Optimalfall in Kombination mit nachgeschalteten Hackaggregaten wie Fingerhacke, Flachhäufler oder Torsionshacke kombiniert:

Die über den Boden angetriebene Fingerhacke (Abb. 4 und 5) besteht pro zu bearbeitender Reihe aus zwei mit Gummifingern bestückten, drehbaren Metallscheiben die schräg zum Boden angestellt in die Pflanzenreihe eingreifen. Je geringer der Abstand der beiden Scheiben zueinander ist, desto aggressiver arbeiten diese. Auch durch eine höhere Fahrgeschwindigkeit, wird eine intensivere Bearbeitung erreicht. Eine für die jeweiligen Bedingungen korrekte Einstellung zu finden ist jedoch relativ anspruchsvoll. Die Fingerhacke funktioniert auf den meisten Böden, wobei Steine die Fingerscheiben blockieren und so zu Schäden in der Reihe führen können. Der erste Einsatz sollte, wenn vom Unkrautbesatz her möglich, nicht vor dem Entwicklungsstadium BBCH 12 (zweites Laubblattpaar entfaltet) stattfinden, da sonst größere Kulturpflanzenverluste auftreten können. In der Anschaffung ist die Fingerhacke im Vergleich zu den anderen Zusatzaggregaten relativ teuer.

Abb. 5: Fingerhacke in Kopfsalat
Abb. 6: Gänsefußhacke mit Flachhäufler in Buschbohne, hinten mit größeren Häufelkörpern

Flachhäufler werden hinter den Scharhacken angeordnet (Abb. 6). Sie bewegen die zwischen den Reihen gelockerte Erde von beiden Seiten an die Pflanzenreihen und formen so einen kleinen Damm, welcher Unkräuter in der Reihe verschüttet. Im Vergleich zu anderen Zusatzwerkzeugen arbeiten Flachhäufler am kulturschonendsten bei gleichzeitig guter Unkrautunterdrückung. Flächen mit Steinbesatz können problematisch sein, da diese zusammen mit der Erde in die Sojareihe geschoben werden. Auch können zu starke Dammbildung, zusammen mit den eventuell in die Reihe geschobenen Steinen, Probleme bei der Ernte machen. Flache Dämme setzen sich bis zu diesem Zeitpunkt aber meist wieder. Außerdem kann mit dem Mähdrescher bei der Sojaernte 30° diagonal zur Saatrichtung bzw. Dammrichtung gefahren werden. So machen die Dämme weniger Probleme und Steine werden im Optimalfall in die Dammtäler geschoben, wodurch das Schneidwerg über diese hinweggleiten kann.

Die Torsionshacke besteht aus einem gefederten, am Ende leicht gekröpften Zinken, ähnlich einem hinter der Drillmaschine laufenden Saatstriegel. Es läuft je ein Zinken links und rechts der Pflanzenreihe. Dabei vibrieren die Zinken und arbeiten im Ziel ca. 2cm tief in der Erde. Der Abstand und die Neigung des Zinkens zur Pflanzenreihe können eingestellt, und somit die Bearbeitungsintensität relativ einfach reguliert werden. Dieses Zusatzwerkzeug ist besonders geeignet für leichtere Standorte. Bei schwereren Böden stoßen die Torsionszinken schnell an ihre Grenzen. Insgesamt zeichnen sie sich allerdings durch einen guten Regulierungserfolg sowie eine gute Kulturverträglichkeit aus. Verlustarm eingesetzt werden kann dieses Werkzeug ab BBCH 11.

Wann können oder sollten Sojabohnen gehackt werden?

Abb. 7: Hacken von Sojabohnen nach Feldaufgang
Abb. 8: Soja-Hacken zu Bestandesschluß

Prinzipiell können Sojabohnen mit zwischen den Reihen arbeitenden Hackwerkzeugen bereits kurz nach der Saat bearbeitet werden. Meist ergibt sich allerdings das Problem, dass die Reihen dann noch nicht sichtbar sind. Abhilfe könnte hier in Zukunft eine GPS gesteuerte Spurführung bei Aussaat und Hackgang schaffen. Im Normalfall kann also, bei ausreichend Erfahrung, zum ersten Mal während des Auflaufens, wenn die Reihen gerade erkennbar sind, gehackt werden (Abb. 7). Hierbei hat sich herausgestellt, dass es einen guten Regulierungseffekt bringt, z.B. mit Flachhäuflern vorsichtig 1-2 cm Erde auf die Sojakeimlinge zu schieben. So werden Unkräuter innerhalb der Reihe bedeckt, und eventuelle Spätfröste abgemildert. Im Regelfall sollten sich die Sojapflanzen innerhalb weniger Tage wieder freigewachsen haben.

Ab dem Entfalten des ersten Laubblattpaares ist ein abwechselndes Arbeiten mit Hacke und nachfolgendem Striegel ratsam (Striegeln maximal bis BBCH 13!). Auch jetzt lohnt es sich mittels Flachhäuflern Erde unter das erste Laubblattpaar zu bewegen und somit auch innerhalb der Reihe einen Regulierungseffekt zu erzielen. Die Hacke kann je nach Bedarf bis zum Reihenschluss eingesetzt werden (Abb. 8). Auch bei der Abschlussmaßnahme bietet sich ein leichtes Anhäufeln an. Falls auch später noch eine erhebliche Verunkrautung vorliegt, z.B. wenn witterungsbedingt keine oder nicht genügend Durchfahrten mit der Hacke möglich waren, muss mit Handhackarbeit gerechnet werden. Je nach Stärke der Verunkrautung können zwischen 10 und 50 Akh / ha notwendig sein.

Fazit

Ähnlich dem Mais ist auch die Sojabohne durch ihre zögerliche Jugendentwicklung sehr anfällig, was die Konkurrenz durch Unkräuter und Ungräser anbelangt. Das richtige Management hinsichtlich der Regulierungsmaßnahmen ist daher entscheidend für einen erfolgversprechenden Anbau. Die Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass einzig mit dem Striegel annehmbar saubere Sojabestände in den seltensten Fällen gelingen. Der Einsatz von Hacktechnik, evtl. mit entsprechenden Zusatzwerkzeugen für die Arbeit in der Reihe, sollte also auf jeden Fall mit eingeplant werden.