Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Marktfruchtbau

Raps: Sulfonylharnstoffrückstände im Boden

Auf die Witterung der Vegetation 2022 muss nicht lange eingegangen werden. Es reicht zu sagen: „Es war mal wieder viel zu trocken“.

Diese Trockenheit hat nicht nur während der Vegetation 2022 zu Problemen im Pflanzenbau geführt, sondern kann auch zu Problemen zur Aussaat 2022/23 im Rapsanbau führen.
Der Anbau von Raps nach Winterweizen ist gängige Praxis und führt in der Regel bei einer „normalen“ Witterung zu keinen größeren Problemen. Die Trockenheit kann jedoch dazu geführt haben, dass die Abbaugeschwindigkeit von Sulfonylharnstoffen (hohe Aufwandmengen Atlantis, Broadway …) deutlich verlangsamt wurde. Um einen ausreichenden Abbau der Wirkstoffe
gewährleisten zu können, sollten nach der Applikation im Frühjahr, bis zur Aussaat vom Raps mindestens 150 mm Niederschlag fallen. Ist dies der Fall, dürfte der Wirkstoff ausreichend abgebaut sein und der folgende Raps hat keine Probleme mehr. In Tabelle 1 sind die Niederschlagssummen, die seit dem 01.03.2022 gefallen sind und an den Wetterstationen des LLH gemessen wurden, zusammengefasst.
Selbst wenn das Herbizid (Atlantis, Boradway …) im März ausgebracht wurde, sind nicht immer 150 mm Regen niedergegangen. Somit muss davon ausgegangen werden, wenn die 150 mm nicht erreicht wurden oder nur leicht überschritten wurden, dass der Abbau der Wirkstoffe nicht ausreichend war.
Vor allem, wenn der Behandlungstermin nach dem 01.04 war, ist noch weniger Niederschlag gefallen, sodass ein ausreichender Abbau der Wirkstoffe noch unwahrscheinlicher ist.

Niederschlagssummen der Wetterstationen des DWD seit dem 01.03.2022:

  • Bad Nauheim: 179 mm
  • Frankfurt Flughafen: 77 mm
  • Wiesbaden Aurig: 69 mm
  • Gründa-Breitenborn: 177 mm

Kressetest

Um sicher zu gehen, ob die Sulfonylharnstoffe abgebaut wurden, kann ein einfacher Test herangezogen werden, welchen auch Gartenbaubetriebe nutzen, um Rückstände im Boden nachzuweisen.
Für diesen Test entnehmen Sie an mehreren Stellen der Fläche aus den oberen 5 cm Boden. Diesen füllen Sie in eine flache Schale (eckige Gelbschalen eignen sich sehr gut dafür), sodass eine ca. 5 cm dicke Bodenschicht im Gefäß aufgebaut wird.
Auf diesen Boden streuen Sie dann einfachen Kressesamen, erhältlich in jedem Gartenbaucenter, Baumarkt oder auch Supermarkt.
Danach den Boden kontinuierlich feucht halten, bis die Kressesamen komplett aufgelaufen sind. In der Regel laufen diese sehr schnell auf, sodass ein Ergebnis nach wenigen Tagen vorliegt.
Kresse ist sehr empfindlich gegenüber Sulfonylharnstoffen, sodass die Pflanzen, sobald Sulfonyle im Boden vorhanden sind, mit Verfärbungen und Nekrosen reagiert, bis hin zum Absterben.
Zeigt die Kresse solche Symptome, kann davon ausgegangen werden, dass die Wirkstoffe noch nicht vollkommen abgebaut wurden. Kresse ist jedoch deutlich empfindlicher gegenüber Sulfonylharnstoffen, als Raps, sodass solche Symptome an Kresse nicht mit Symptomen an Raps gleichgestellt werden können.
Aus diesem Grund kann dieser Test auch mit Rapssaatgut gemacht werden. Das Auflaufen dauert dann zwar etwas länger, aber die Zeit lässt es momentan noch zu, da aktuell noch nicht an eine Rapsaussaat zu denken ist.
Sollten Symptome an Kresse, oder sogar an Raps auftreten, kommt der Bodenbearbeitung zu Raps eine große Bedeutung zu.
In diesem Fall muss sehr gut mischend gearbeitet werden. Je öfter, tiefer und besser gemischt wird, desto mehr verdünnen sich die Wirkstoffrückstände, sodass die Gefahr für Sulfonylharnstoffschäden an der Kultur Raps deutlich zurückgeht.

Wenn Symptome an der Kresse/dem Raps aufgetaucht sind, sollte nach dem nächsten Bodenbearbeitungsdurchgang der Test erneut wiederholt werden, um auf der sicheren Seite zu sein, dass keine Schäden am Raps auftreten.

Dieser Beitrag stammt aus der Beratungs-Info Pflanzenproduktion Hessen-Süd des LLH.

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