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Stoppelbearbeitung jetzt durchführen?

Die Getreideernte ist derzeit voll im Gang: Während frühere Sorten wie Wintergerste teils schon vollständig abgeerntet sind, reifen spätere Sorten noch heran – bei diesen heißen Sommertemperaturen in Rekordzeit. Höchste Zeit also über die Stoppelbearbeitung nachzudenken! Stephan Brand, LLH-Beratungsteam Pflanzenbau, gibt Tipps, was dabei zu beachten ist.

Nach der Ernte ist vor der Stoppelbearbeitung! Weist der Oberboden nach der Ernte noch eine spürbare Restfeuchte vor, ist eine zeitnahe, möglichst sehr flache (< 5 cm) Bodenbearbeitung sinnvoll. Dadurch wird Restwasser im Boden gehalten. Dabei ist zu beachten: Ein Vergraben von Ausfallgetreide, Unkraut-bzw. Ungrassamen, gilt es zu vermeiden. Denn über 90 Prozent der Ungrassamen keimen auch aus einer Tiefe von ca. 3 cm. Eine gute Rückverfestigung unterstützt das Keimen und Auflaufen dieser Samen. Bei einer trocken heißen Abreife hat Ackerfuchsschwanz nur eine sehr geringe Keimruhe, sodass bei vorhandener oder eintretender Bodenfeuchtigkeit mit einer raschen Keimung der Samen zu rechnen ist. Eine flache Bearbeitung ist daher eine gute Möglichkeit, den Ungrasdruck auf einer Fläche zu vermindern.

Je länger Sonne und hohe Temperaturen nach der Ernte auf die Bodenoberfläche einwirken, desto trockener und fester wird der Boden. Dies führt zu einem stärkeren Verschleiß an den Arbeitsgeräten und erhöht den Kraftstoffaufwand.

In den meisten Fällen ist der Oberboden bereits seit der Abreife des Getreides ausgetrocknet und hart, sodass ein Keimen von Samen ausgeschlossen werden kann. Daher ist die Überlegung berechtigt, keine Bearbeitung durchzuführen. Die Strohmulchauflage bleibt dann vorerst unbearbeitet auf der Fläche liegen und wird auf der Oberfläche mürbe. Niederschläge können besser in den Boden eindringen. Ebenfalls schützt die Mulchauflage vor Verdunstung. Ist irgendwann ausreichend Regen gefallen, kann die erste Auflaufwelle von Ausfallgetreide und Unkrautsamen unter der Strohmulchdecke abgewartet werden. Eine anschließende Bodenbearbeitung ist danach bei ausreichender Bodenfeuchte erfolgsversprechender als bei trockenen Bodenverhältnissen. Eine weitere Möglichkeit ist, die erste Welle an Ausfallgetreide/Unkrautsamen vor der Aussaat von Nachfolgekulturen erst mechanisch zu beseitigen. Besonders Ausfallgerste hat oft eine schnellere Entwicklung und Konkurrenzkraft als die Nachkultur.

Der Abbau von Stroh setzt sich erst in Gang, wenn nach einer ausreichenden Bodenbefeuchtung das Bodenleben wieder erwacht. Für die Strohrotte ist neben der Bodenfeuchtigkeit auch eine gute Einarbeitung wichtig, besonders wenn eine Herbstkultur folgt. Der bessere Termin für die Aussaat von Zwischenfrüchten/Zweitkulturen ist erst nach ausreichender Bodendurchfeuchtung gegeben. Dies erhöht die Erfolgsquote für ein sicheres Gelingen.

Bei Rapsstoppeln bietet sich Mulchen bzw. der Strohstriegel in jedem Fall sehr gut an. Durch die Bearbeitung kommt der Ausfallraps besser in Bodenkontakt und kann bei erfolgten Niederschlägen gut auflaufen. So ist auch sichergestellt, dass wenig Rapssamen im Boden vergraben werden und „Unkrautraps“ im nächsten Rapsanbaujahr Probleme bereitet.