Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Marktfruchtbau

Strohmanagement – Darauf sollten Sie achten!

Ein perfektes Strohmanagement ist von zentraler Bedeutung für die sichere Bestandsetablierung der Folgekultur.
Nicht nur bei pflugloser Bodenbearbeitung führen ungleichmäßig eingearbeitete Ernterückstände zu einer schlechten Arbeitsqualität bei den folgenden Arbeitsgängen. Unbefriedigende Feldaufgänge oder eine mangelnde Bestandsentwicklung sind die Konsequenz. Wir erklären, welche Effekte die Strohzerkleinerung auf die Einarbeitungsqualität hat.

Zielgrößen bei der Strohzerkleinerung

Vor allem die mechanischen Wirkungen des Strohs beeinflussen den Feldaufgang negativ. Das heißt, Ernterückstände leisten dem Keimling mechanischen Widerstand oder isolieren ihn vom Kapillarwasser. Unter sehr ungünstigen Rottebedingungen bilden sich zusätzlich beispielsweise bei feucht eingepflügtem Stroh Oxalsäuren, die dem Wurzelwachstum schaden. Aus dieser Erkenntnis lässt sich Handlungsbedarf für das Strohmanagement ableiten:

  • 70 Prozent des Strohs sollten nach dem Häckseln weniger als 4 cm lang sein. Um diesen Forderungen gerecht zu werden, ist die Häckselqualität immer im Auge zu halten. Als Faustzahl gilt: Die Häckslermesser sind spätestens alle 200 ha zu wechseln.
  • Die Stroh- und Spreuverteilung am Mähdrescher ist exakt zu überprüfen. Bei Stroherträgen von 80 bis 90 dt/ha würde in Überlappungsbereichen 160 bis 180 dt/ha Stroh zu finden sein. In diesen Bereichen bringt die beste Säetechnik nicht den gewünschten Feldaufgang. Spreuverteiler sind gegenüber der Schwadablage vorteilhaft, da ansonsten – besonders bei großen Arbeitsbreiten –  das Ausfallgetreide einen hohen Konkurrenzdruck ausübt. Dies macht sich vor allem bei kurzen Anbaupausen wie beispielsweise zu Raps nach Winterweizen bemerkbar.
  • Erntereste dürfen nicht ohne vorherige Einarbeitung eingepflügt werden. Insbesondere unter feuchten Bodenbedingungen sind gut mischende Arbeitswerkzeuge ohne nachfolgende Rückverfestigung vor dem Einsatz des Pfluges notwendig.

Mehrmalige Einarbeitung fördert Strohrotte

Ein enges C:N-Verhältnis fördert eine zügige Strohrotte bei eingearbeiteten Ernteresten im Herbst. Bei intensiver oder auch mehrmaliger Einarbeitung des Strohs ist heute die Strohdüngung allerdings ohne elementare Bedeutung. Die notwendigen 7 bis 10 kg Stickstoff pro Tonne Strohtrockenmasse werden aus dem Bodenvorrat nachgeliefert. Bei der flachen Einarbeitung der Ernterückstände im Mulchsaatverfahren ist zu beachten, dass vor allem beim Feldaufgang bei Raps, leguminosenfreien Zwischenfruchtmischungen oder auch Wintergerste aufgrund der Stickstoffsperre (N wird im Bodenhumus gebunden) eine zu hohe Strohmenge negativen Einfluss haben kann.

Mähdreschereinstellungen überprüfen

Erhebungen in Ackerbaubetrieben belegen ein breites Spektrum unterschiedlicher Verteil- und Häckselqualitäten beim Mähdrusch. Häufig ist eine mangelhafte Grund- und Feineinstellung der Strohleitbleche und des Spreuverteilers zu beklagen. Teilweise ist an der werksseitigen Einstellung des Häckslers bisher nie etwas geändert worden. Über diese Arbeitsbreite hinaus sind herstellerübergreifend Einflüsse wie Seitenwind, Feuchtigkeit des Strohs, Hangneigung und Bedienung begrenzende Faktoren. Verbesserungen sind durch höhere Drehzahlen des Strohhäckslers und gezahnte oder gekröpfte Messer zu erwarten. Allerdings bleibt dies nicht ohne Auswirkung auf den Leistungsbedarf des Mähdreschers. Zur Kontrolle der Verteilung des Häckselstrohs bietet sich eine einfache Methode an. Mit einem Rechen sollte Quer zur Druschrichtung ein Schwad gelegt werden. Ist dieses gleichmäßig, so kann unter Praxisbedingungen von einer guten Querverteilung ausgegangen werden.

Verfahren im Vergleich

Im Rahmen eines Versuchs wurden 3 verschiedene Zerkleinerungsvarianten verglichen. Ein Hochschnitt mit etwa 30 cm Stoppellänge und anschließender Nachzerkleinerung durch ein Schlegelmulcher, ein Hochschnitt ohne nachträgliche Zerkleinerung und eine betriebsübliche Varianten mit normaler Stoppellänge von etwa 12 bis 14 cm. Der Strohertrag lag bei 61 dt/ha mit einer Strohfeuchte von 20,5 Prozent. Unter diesen günstigen Bedingungen wurde das Stroh bereits in der betriebsüblichen Variante gut zerkleinert. Selbst beim Hochschnitt ohne zusätzliche Zerkleinerung wurde der Zielwert „70 Prozent kleiner als 4 cm“ fast erreicht. Den höchsten Anteil kurz gehäckselter Erntereste hatte erwartungsgemäß die Variante Hochschnitt mit nachträglicher Zerkleinerung.
Zu den 3 Zerkleinerungsvarianten kamen zur Stoppelbearbeitung unterschiedliche Geräte zum Einsatz. Nach der ersten Bearbeitung wurde der Strohbedeckungsgrad auf der Bodenoberfläche ermittelt. Der 4-balkige Grubber konnte die Erntereste am besten einarbeiten. Aber auch die Kurzscheibenegge erreichte ein annähernd gutes Ergebnis.

Der mit flachem Anstellwinkel arbeitende Grubber mit Gänsefußscharen schaffte es nicht, das Stroh intensiv einzuarbeiten. Erstaunlicherweise waren im Mittel aller Geräte der Bedeckungsgrad mit Stroh in der Variante „Hochschnitt mit nachträglicher Zerkleinerung“ um fast 10 Prozent höher als im Mittel der betriebsüblichen Varianten. Das Aufspleißen und Zerkleinern der Stängel durch das Schlegelmulchgerät verursacht eine deutliche Vergrößerung der Strohoberfläche. 21 Tage nach der ersten Bearbeitung erfolgte der 2. Arbeitsgang. Hier war aber nur in der Variante „Hochschnitt mit nachträglicher Zerkleinerung“ der Bedeckungsgrad merklich zu reduzieren. Fehlende Niederschläge verzögerten zu diesem Bearbeitungstermin nicht nur die Rotte, die leichten Spließhäckselteile ließen sich zudem noch schlechter einmischen.

Neben der Strohbedeckung wurde auch die Stroheinarbeitung in den verschiedenen Zerkleinerungsvarianten überprüft. Dazu wurde ein kleines Bodenprofil erstellt und an der Profilwand der Bedeckungsgrad bonitiert. Die Ergebnisse waren ernüchternd:

Nach der ersten Bearbeitung wurden über alle Varianten hinweg die Erntereste kaum tiefer als 5 cm eingearbeitet. In der Variante „Hochschnitt mit Mulcharbeitsgang“ konnte über alle Geräte hinweg die höchste Arbeitsqualität festgestellt werden. Es zeigten sich die beste Strohquerverteilung. Allerdings konzentriert sich auch bei gut zerkleinertem Stroh die die Hauptmenge in der Schicht 0–5 Zentimeter. Da die Kurzscheibenegge auf etwa 8 cm Arbeitstiefe eingestellt war, ist bei diesem Gerät einstellungsbedingt kein Stroh in der Bodenschicht 10-15 cm vorhanden. Beim 4-balkigen Grubber mit 12 cm Arbeitstiefe werden hier aber auch nur zu vernachlässigende Strohmengen bei der ersten Bearbeitung eingemischt. Auch nach der zweiten Bearbeitung, drei Wochen später, verbesserte sich die Situation kaum.

Das flach eingearbeitete Stroh bindet in der Bodenschicht 0-5 cm bei einsetzender Rotte Stickstoff. Hier fällt prozentual der N-min Wert am stärksten ab.

Die Arbeitswerkzeuge, aber auch die Strohzerkleinerung, hatten keinen messbaren Einfluss. Beginnt die Strohrotte unter feuchteren Bedingungen direkt nach der Einarbeitung, sinkt vermutlich in der Spleißhäckselvariante der N-min Wert in der Schicht 0-5 cm noch stärker ab. Dann reagieren stickstoffbedürftige Herbstkulturen unter Umständen in der Jugendentwicklung mit einer schwächeren Bestandsetablierung. Die neuen Vorgaben der Düngeverordnung zur Herbstdüngung erschweren hier Mulchsaatverfahren mit geringer Eingriffsintensität zum Beispiel beim Anbau von Stoppelweizen oder Stoppelroggen.

Schlussfolgerungen

Hohe Stroherträge und enge Anbaufolgen mit kurzen Zeiträumen für Bearbeitungsgänge und Strohrotte erfordern ein optimales Strohmanagement. Der Hochschnitt bei der Getreideernte und eine anschließende Nachzerkleinerung mit einem Schlegelmulchgerät zeigen eine hohe Arbeitsqualität bei der Stoppelbearbeitung. Allerdings sind die eingearbeiteten Mengen an Ernteresten in tieferen Bodenschichten auch hier begrenzt. Arbeitswerkzeuge und Scharformen bestimmen hauptsächlich die eingearbeitete Strohmenge in der Schicht 0-5 Zentimeter.


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