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Ergebnisse der LSV Sommerweizen 2019 & Empfehlungen

Nach einer witterungsbedingten Ausdehnung des Sommerweizenanbaus in 2018 auf 4200 ha wurde die hessische Anbaufläche in 2019 wieder auf 2900 ha reduziert und beträgt knapp 2 % der Winterweizenfläche. Sommerweizen stellt damit im Vergleich zu Sommergerste und Hafer eine Nischenkultur dar. Dennoch führt der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) seit Jahren auf mehreren Standorten einen Landessortenversuch (LSV) Sommerweizen durch, da der Kultur in Einzeljahren durchaus eine größere Bedeutung zukommen kann. Auch die Züchtungs­unternehmen investieren nach wie vor in die Entwicklung neuer Sorten. So wurden im ver­gangenen Jahr drei neue Sommerweizen durch das Bundessortenamt zugelassen.

Zügiger Aufgang und gute Jugendentwicklung sind Voraussetzung für eine hohe Ertragsleistung

Bedeutung bekommt Sommerweizen beispielsweise in kritischen Jahren, wenn der Winter­weizen aufgrund ungünstiger Witterungsverhältnisse nicht mehr rechtzeitig in die Erde kommt. In einigen Regionen wird Sommerweizen auch als Wechselweizen für sehr späte Aussaaten nach spät räumenden Vorfrüchten, wie Zuckerrüben, eingesetzt. Die Eignung für die Herbst­aussaat wird als Merkmal in der Beschreibenden Sortenliste erfasst. Die größte Anbau­bedeutung erhält Sommerweizen jedoch dann, wenn Winterweizen nach starken Aus­winterungsereignissen großflächig umgebrochen werden muss, wie dies im Jahr 2012 der Fall war. In solchen Ausnahmejahren kann aber die Saatgutverfügbarkeit zum Flaschenhals werden, da viele Vermehrungsbetriebe aufgrund des schlecht einschätzbaren Saatgutab­satzes aus der Sommerweizen-Vermehrung ausgestiegen sind.

Die in normalen Jahren geringe Anbaubedeutung von Sommerweizen ist darauf zurück­zuführen, dass er auch bei optimalem Aussaattermin nicht an das Ertragspotential von Winter­weizen heranreicht und auch im Vergleich zu Winterraps bislang ökonomisch nicht kon­kurrenz­fähig ist. Die Ursache für die geringere Ertragsleistung ist eine deutlich kürzere Vege­tations­zeit, in der die Anlage und Ausbildung der Ertragsorgane witterungsbedingt oft nicht optimal durchlaufen werden können. Weiterhin kann Sommerweizen die über Winter gespeicherte Bodenfeuchte nicht so effizient nutzen wie Winterweizen. In der Folge können die Erträge auch stärker zwischen den Jahren schwanken, d.h. die Ertragssicherheit ist geringer. Zu dem Rückgang des Sommerweizenanbaus beigetragen hat auch sicherlich die Tatsache, dass in den letzten Jahrzehnten der Ertrag von Winterweizen durch enorme Zuchtfortschritte (0,89 %/Jahr im Zeitraum 1983-2012) stärker anstieg als der von Sommer­weizen (0,50 %/Jahr).

Um eine hohe Ertragsleistung zu erzielen, sollte Sommerweizen möglichst früh, d.h. Ende Februar/Anfang März, gedrillt werden, sofern die Befahrbarkeit der Böden dies zulässt. Bei einer frühen Saat ist eine Aussaatstärke von 400 Körnern/m² anzustreben, da die Bestockungsfähigkeit von Sommerweizen relativ gering ist. Verzögert sich die Saat, muss die Saatstärke erhöht werden. Dann besteht jedoch ein erhöhtes Lagerrisiko, sollte sich der Bestand doch gut bestocken. Erfolgt die Aussaat zeitig und sind die Umweltbedingungen günstig, kann Sommerweizen durchaus ansprechende Erträge bringen, wie beispielsweise im Jahr 2013 als im landesweiten Durchschnitt ein Ertrag von 63 dt/ha erreicht wurde. Im Mittel über die Jahre hingegen belegen die Daten des Statistischen Landesamtes aber einen Ertrags­abstand zu Winterweizen von rund 30 %. Für die Vermarktung ist Sommerweizen durchaus interessant, da die Sorten ausschließ­lich im E- oder A-Segment angesiedelt sind und meist gute Qualitäten aufweisen.

Vergleicht man die Leistung von Sommerweizen hingegen mit anderen Sommergetreidearten, zeigen die Ergebnisse der Besonderen Ernteermittlung (Abbildung 1), dass der Ertrags­vorsprung zu Sommergerste im Mittel über die letzten Jahre bei rund 2,5 dt/ha liegt und Sommerweizen ca. 4 dt/ha mehr drischt als Hafer.

Ein weiteres Argument für den Anbau von Sommerweizen besteht in arbeitswirtschaftlichen Vorteilen durch die Entzerrung von herbstlichen Arbeitsspitzen und den im Vergleich zu Winterungen geringeren Bedarf an Betriebsmitteln. Auch im Hinblick auf einen integrierten Pflanzenschutz und die Vorgaben von Greening oder Düngeverordnung bietet die Auflockerung von engen, winterungslastigen Fruchtfolgen durch Sommerungen Vorteile. So stellt der Anbau von Sommerungen eine der effektivsten Maßnahmen dar, um die Besatzdichte von Problem­un­gräsern wie Ackerfuchsschwanz zu reduzieren.

Abbildung 1. Ertragsleistung von Sommerweizen, Sommergerste und Hafer (Daten: Hessisches Statistisches Landesamt)

Abb. 1: Ertragsleistung von Sommerweizen, Sommergerste und Hafer (Daten: Hessisches Statistisches Landesamt)

Aussaat der LSV zeitig Ende Februar bis Anfang März

Im Anbaujahr 2019 wurden an drei hessischen Standorten (Friedberg, Bad Hersfeld, Fritzlar) neun Sommerweizensorten im Landessortenversuch geprüft, davon drei E-Weizen und sechs A-Weizen. Wie in allen LSV wurden die Versuche in zwei Intensitätsstufen durchgeführt, um über den Vergleich der beiden Stufen die Stand­festigkeit, Krankheitsanfälligkeit und Ertragssicherheit abschätzen zu können.

Aufgrund der günstigen Witterungsverhältnisse und guter Befahrbarkeit der Flächen konnte die Aussaat zeitig Ende Februar (Friedberg, Bad Hersfeld) bzw. Anfang März (Fritzlar) erfolgen mit jeweils 400 Körnern/m², und die Bestände liefen bei überdurchschnittlichen Temperaturen zügig auf. Am Standort Bad Hersfeld zeigte die Sorte Servus jedoch stärkere Mängel im Aufgang und in der Jugendentwicklung. Die weitere Bestandesentwicklung war in den LSV wie auf Praxisflächen, stark durch die Wasserverfügbarkeit beeinflusst, da die Boden­wasservorräte der meisten Flächen über Winter nicht aufgefüllt werden konnten und vor allem der Unterboden ein massives Defizit aufwies. Die schlechte Bestockung der Bestände, die in Bad Hersfeld zu beobachten war, ist somit vor allem auf die Einwirkung von Trockenstress zurückzuführen. Hohe Temperaturen im April beschleunigten die Entwicklung und ließen starke Ertragseinbußen befürchten. Kühle Temperaturen und Niederschläge im Mai sorgten für etwas Entspannung, bevor im Juni die nächste Phase hoher Temperaturen einsetzte. Das Ährenschieben (erste Juni-Dekade), die Blüte und Kornfüllung waren damit einer kombinierten Einwirkung von Trockenstress und Hitze ausgesetzt. Die Versuche konnten in der letzten Julidekade (Friedberg) bzw. in der ersten Augustwoche (Fritzlar, Bad Hersfeld) weitgehend trocken beerntet werden.

Pflanzenschutzmaßnahmen erwiesen sich als nicht wirtschaftlich

Aufgrund der Witterungsverhältnisse war der Krankheitsdruck in den LSV relativ gering. Am Standort Bad Hersfeld trat mit Ausnahme von KWS Mistral und KWS Starlight bei allen Sorten DTR auf. Lager war an keinem der LSV-Standorte ein Problem.

Durch die in Stufe 2 eingesetzten Wachstumsregler und Fungizide wurde am Standort Bad Hersfeld ein Mehrertrag von im Mittel nur 1,5 dt/ha erzielt (Tabelle 1). Ein absicherbarer Mehrertrag zeigte sich nur für die Sorte Licamero (+ 5,0 dt/ha). Auch an den Standorten Fritzlar und Friedberg waren die Mehrerträge von 2,3 bzw. 1,6 dt/ha weder statistisch gesichert noch wirtschaftlich. Tendenziell zeigten Anabel, Servus und KWS Starlight eine etwas stärkere positive Reaktion auf die Pflanzenschutzmaßnahmen. Im Gegensatz dazu reagierten KWS Mistral und KWS Sharki mit leichten Ertragseinbußen, vermutlich aufgrund von Verträglich­keitsproblemen mit dem Wachstumsreglereinsatz.

Die im Versuchsjahr 2019 erzielten Erträge dokumentieren zum einen die Leistungsfähigkeit der Kultur. So wurden am Standort Fritzlar in Intensitätsstufe 2 im Mittel über alle Sorten ein Ertrag von 86,4 dt/ha erreicht, was vermutlich auf die relativ günstige Niederschlagsverteilung zurückzuführen ist. Die deutlich geringeren Erträge in Friedberg (68,0 dt/ha) und vor allem in Bad Hersfeld (59,6) belegen aber auch die geringere Ertragsstabilität.

In Stufe 2 waren unter den A-Weizen Licamero, KWS Mistral und KWS Starlight die ertrags­stärksten Sorten, gefolgt von Jasmund. KWS Starlight zeigte jedoch in Friedberg eine unter­durch­schnittliche Leistung, die sich auch in Stufe 1 bestätigte. Etwas schwächer in beiden Stufen präsentierte sich Quintus. Die durchgängig geringsten Erträge brachte Servus, bedingt durch die Mängel bei Aufgang und in der Jugendentwicklung. Im E-Segment erreichten Anabel und KWS Sharki in beiden Stufen leicht höhere Erträge als die Neuzulassung SU Ahab. Anabel wies auch eine geringere Streuung der Erträge zwischen den Standorten auf, d.h. war etwas ertragsstabiler.

Proteingehalt und Fallzahl nicht an jedem Standort ausreichend

Da für die Bestimmung der Backfähigkeit von Weizenpartien noch keine verlässliche Schnell­methode zur Verfügung steht, wird sie über drei Qualitätskriterien abgeschätzt: den Proteingehalt, die Proteinqualität und die Stärkebeschaffenheit. Die Proteinqualität wird mittels des Sedimentationswertes bewertet, der über die Quellfähigkeit des Kleberproteins die Klebermenge und Kleberqualität erfasst. Die Stärkebeschaffenheit, genauer gesagt die Verkleisterungsfähigkeit der Stärke, wird über die Fallzahl eingeschätzt. Niedrige Fallzahlen weisen auf eine hohe Enzymaktivität (alpha-Amylase) hin, die als Folge von Auswuchs auftreten kann.

Sommerweizenbestände werden oft etwas später geerntet. Für den Anbauer sind daher Weizen­sorten von Vorteil, die auch unter ungünstigen Witterungsverhältnissen, wie Nieder­schlag oder hohe Luftfeuchte, eine hohe Fallzahl erreichen und behalten, und somit eine Verarbeitung als Brotgetreide ermöglichen. Für die Vermarktung ist die Fallzahlstabilität daher eine wichtige Sorteneigenschaft. Belastbare Aussagen zur Fallzahlstabilität einer Weizensorte kann man dann treffen, wenn LSV-Standorte unter ungünstigen Witterungskonstellationen beerntet wurden.

Der Proteingehalt erreichte im Mittel über alle Sorten in Stufe 2 einen Wert von 12.4% (Tabelle 2) und liegt damit deutlich unter den Vorjahreswerten (2018: 13,2 %, 2017: 14,5 %). Ursache hierfür war der geringe Proteingehalt am Standort Bad Hersfeld (Mittel 10,0 %) aufgrund von schlecht entwickelten Beständen und einer durch Trockenstress eingeschränkten N-Aufnahme. In Fritzlar wurde trotz der hohen Erträge ein Proteingehalt von 13.1% erzielt und auch in Friedberg wurden mit 14.0% die für Qualitätsweizen geforderten Proteingehalte erreicht. Die Unterschiede, die sich zwischen den Sorten im Proteingehalt abzeichnen, spiegeln recht gut die Einstufungen der Beschreibenden Sortenliste wider. Erwartungsgemäß proteinstark zeigte sich KWS Sharki (Boniturnote 8), während Anabel und KWS Starlight (beide Boniturnote 6) geringere Gehalte aufwiesen. Die erhöhten Proteinwerte von Servus (Boniturnote 7) sind auf die geringere Ertragsleistung zurückzuführen.

Der Sedimentationswert lag mit einem Durchschnitt von 53 ml (Stufe 1) bzw. 51 ml (Stufe 2) ausreichend hoch, aber etwas unter den Vorjahreswerten. In Übereinstimmung zu den Ergebnissen der Proteingehalte, wurden am Standort Bad Hersfeld mit Ausnahme von Jasmund von keiner Sorte die geforderten Werte (E-Weizen: 50 ml, Qualitätsweizen: 35 ml) erreicht. Anabel zeigte an den Standorten Fritzlar und Bad Hersfeld in beiden Stufen zu geringe Werte und war damit die schwächste Sorte im Prüfsortiment.

Die Fallzahlen lagen im Mittel über die Standorte bei allen Sorten auf einem unproble­mati­schen Niveau. Bei Betrachtung der Einzelstandorte zeigten einige Sorten jedoch Schwächen. So erreichte KWS Sharki in Fritzlar und Bad Hersfeld in Stufe 2 nicht die für E-Weizen geforderten 280 ml. Auch SU Ahab, der laut Beschreibender Sortenliste über eine gute Fallzahlstabilität verfügen soll, lag in Fritzlar (Stufe 1) und Bad Hersfeld (Stufe 2) unter dem Zielwert. Unter den A-Weizen fielen Quintus und KWS Mistral durch geringe Fallzahlen in Bad Hersfeld und/oder Fritzlar auf. Als etwas Fallzahlstabiler, d.h. mit einer geringeren Streuung zwischen den Standorten, zeigten sich Anabel und KWS Starlight.

Die Ergebnisse von Saatgutanalysen ergaben für den Sommerweizen eine geringere Korn­ausbildung als im Vorjahr; die Keimfähigkeit lag aber über den Anforderungen (92 %)

KWS Mistral ertraglich an der Spitze

Nach dreijähriger Prüfung in hessischen LSV liegt KWS Mistral bei den A-Weizen mit einer konstant guten Leistung in beiden Intensitätsstufen ertraglich an der Spitze (Tabelle 3). Etwas schwächer präsentiert sich Licamero, der in 2017 einen nur leicht unterdurchschnittlichen Ertrag erzielte. Servus konnte die gute Leistung der beiden Vorjahre im aktuellen Jahr nicht bestätigen. Quintus bringt eine konstante unterdurchschnittliche Ertragsleistung. Der zweijährig geprüfte Jasmund zeigt leicht über dem Durchschnitt liegende Erträge. Die beiden über drei Jahre geprüften E-Weizen liegen auf einem ähnlichen Ertragsniveau, wobei sich Anabel aber durch eine etwas höhere Ertragsstabilität auszeichnet.

Bei der Sortenwahl sollte man auch die Ergebnisse der überregionalen Auswertungen berücksichtigen, bei der eine Bewertung der Sortenleistung anhand einer noch größeren Datenbasis (Wertprüfungen, Landessortenversuche) erfolgt.

Die Ergebnisse der Standorte Friedberg und Fritzlar fließen in eine gemeinsame Auswertung der Anbaugebiete 17 (Verwitterungsstandorte Südost), 20 (Ackerbaugebiete Südwest) und 22 (Ackerbaugebiete Süd), dem sogenannten Großraum Süd, ein. Fritzlar wurde darüber hinaus auch in die Auswertung des Anbaugebietes 8 (Lehmige Standorte Nordwest) einbezogen. Für den Großraum Süd präsentieren sich im A-Segment KWS Mistral und KWS Starlight in Stufe 2 als leistungsfähigste Sorten, gefolgt von Licamero (Tabelle 4). In Stufe 1 hingegen erweist sich Jasmund als ertragsstärkste Sorte. Am schwächsten zeigt sich in beiden Stufen Quintus. Bei den E-Weizen liegt in Stufe 2 KWS Sharki ertraglich vorne, während in Stufe 1 SU Ahab etwas leistungsstärker ist. Für die lehmigen Standorte Nordwest ergibt sich ein relativ ähnliches Bild zum Großraum Süd, allerdings wird hier nur die Stufe 2 ausgewertet. Licamero und KWS Mistral bilden die Leistungsspitze, KWS Starlight zeigt sich etwas schwächer und bildet mit Jasmund das Mittelfeld. Bei den E-Weizen liegt Anabel etwas vor SU Ahab, KWS Sharki wird im Nordwesten nicht geprüft.

Sortenbeschreibung und -empfehlung

Bei der Sortenentscheidung gilt es neben der Wahl des Segmentes – E-Sorten haben nach wie vor ein geringeres Ertragspotential als A-Weizen – einen Kompromiss zwischen Ertragsleistung und dem sicheren Erreichen der geforderten Qualitäten zu finden. Im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit sollte auch die Krank­heitsanfälligkeit der Sorten in die Betrachtung einbezogen werden. Nicht in jedem Jahr präsentieren sich die Bestände so weitgehend gesund wie in 2018 und 2019. Blatt- und ähren­gesunde Sorten ermöglichen einen reduzierten Pflanzenschutzmittelaufwand und entlasten die Arbeitswirtschaft.

Für den Anbau 2020 in Hessen haben A-Weizen Quintus, Licamero und KWS Mistral eine volle Empfehlung erhalten, während die Neuzulassung KWS Starlight für den Probeanbau empfohlen wird. In Tabelle 5 sind die relevanten Eigenschaften der im LSV geprüften Sorten in der Übersicht dargestellt.

Quintus (Zulassung 2013) ist ein begrannter Sommerweizen, der in der Ertragsleistung gegen­über vielen anderen mitgeprüften A-Sorten doch stärker abfällt. Abgesehen von einer u.U. höheren Anfälligkeit für Mehltau, die in Befallslagen beachtet werden muss, verfügt die Sorte über eine gute Blattgesundheit. Hervorzuheben ist auch die geringe Anfälligkeit für Ähren­fusarium (Boniturnote 3). Soll Sommerweizen in Maisfruchtfolgen angebaut werden, ist Quin­tus eine Option. Die Sorte erreicht hohe Proteingehalte, die Fallzahlen liegen im mittleren bis hohen Bereich. Im aktuellen Jahr wie auch in den Vorjahren zeigte sich aber eine Schwäche in der Fallzahlstabilität; Quintus muss daher rechtzeitig beerntet werden.

"KWS Starlight" präsentiert sich als interessante Sorte mit einem überdurchschnittlichen Ertragsvermögen

Licamero (Zulassung 2015) erreicht überdurchschnittliche Erträge in beiden Intensitätsstufen bei einer mittleren Standfestigkeit. Fallzahl und Fallzahlstabilität liegen auf einem mittleren Niveau, d.h. auch Licamero sollte rechtzeitig beerntet werden. Der Rohproteingehalt, Sedi­mentations­wert und die Volumenausbeute liegen im Bereich eines guten A-Weizens. Auf die hohe Braunrostanfälligkeit (Boniturnote 7) sollte unbedingt geachtet werden.

KWS Mistral (Zulassung 2015) zeichnet sich mehrjährig durch eine stabil hohe Ertragsleistung aus. Die Sorte ist gekennzeichnet durch eine mittlere Blattgesundheit – die Anfälligkeit gegenüber Blattseptoria ist allerdings erhöht. KWS Mistral erreicht hohe Proteingehalte und Fallzahlen, die Fallzahlstabilität ist allerdings nicht immer ausreichend stabil, wie sich auch im aktuellen Jahr gezeigt hat.

KWS Starlight (Zulassung 2018) ist ein A-Weizen, der sich auf Basis der vorhandenen Daten als interessante Sorte mit einem überdurchschnittlichen Ertragsvermögen präsentiert. Die Sorte reift mittelspät ab und weist eine etwas größere Pflanzenlänge bei mittlerer Stand­festig­keit auf. Die erhöhte Anfälligkeit gegenüber Mehltau (Boniturnote 6) ist bei der Bestandes­führung zu beachten, ansonsten ist die Blattgesundheit als mittel bis gut einzustufen. Die Proteingehalte sind jedoch etwas knapp, die Fallzahl und Fallzahlstabilität liegen im mittleren Bereich.

Von den empfohlenen Sorten wurden im Jahr 2019 bundesweit in begrenztem Umfang Vermehrungsflächen angelegt, in Hessen auch für Quintus und Licamero. Die bundesweit vermehrungsstärksten Sorten stellten Quintus (486 ha), Servus (392 ha), Lennox (247 ha) sowie Sonett (181 ha) dar.

Tabelle 1: LSV Sommerweizen Hessen 2019, Kornertrag relativ zur Bezugsbasis

  Qualitäts-gruppe unbehandelt
(rel. zur BB)
fungizidbehandelt
(rel. zur BB)
FB FZ HEF Mittel FB FZ HEF Mittel
Bezugsbasis (BB, dt/ha) 67,4 83,5 57,5 69,4 68,3 85,4 59,2 71,0
Versuchsdurchschnitt (VD, dt/ha) 66,5 84,2 58,1 69,6 68,0 86,4 59,6 71,3
Grenzdifferenz (GD) 5 % (relativ) 8,1 8,1 6,9 7,9 7,9 6,7
KWS Sharki  BB E 108 102 103 104 104 102 96 101
Anabel EU  BB (E) 101 101 98 100 102 103 102 102
SU Ahab E 94 100 101 98 101 98 100 100
Quintus  BB  (Grannen) A 98 94 99 97 98 92 101 97
Licamero  BB A 103 104 101 103 100 103 106 103
KWS Mistral  BB A 103 110 109 108 101 110 100 104
Servus  BB A 87 89 90 89 95 91 96 93
Jasmund A 101 102 105 102 98 106 100 102
KWS Starlight A 93 106 103 101 96 108 105 103

FB = Friedberg, FZ = Fritzlar, HEF = Bad Hersfeld (Eichhof)

Tabelle 2. Landessortenversuch Sommerweizen Hessen; Qualitätsmerkmale (absolut), Versuchsjahr 2019 (Mittel über Standorte)

  Qualitäts-gruppe unbehandelt fungizidbehandelt
Rohprotein-gehalt in TM [%] TKM [g] Fallzahl [sec.] Sedimen-tationswert [ml] Rohprotein-gehalt in TM [%] TKM [g] Fallzahl [sec.] Sedimen-tationswert [ml]
KWS Sharki  BB E 12,8 45,1 357 59 12,8 44,5 335 58
Anabel EU  BB (E) 11,5 34,9 443 46 11,2 35,1 444 43
SU Ahab E 12,4 43,9 325 51 12,5 46,2 292 49
Quintus  BB  (Grannen) A 12,4 42,3 271 49 12,4 42,7 253 50
Licamero  BB A 12,6 41,8 341 53 12,6 44,2 346 48
KWS Mistral  BB A 12,2 41,5 319 51 12,1 41,1 298 48
Servus  BB A 13,5 39,9 373 57 13,0 41,5 371 55
Jasmund A 12,9 38,8 359 56 12,7 38,7 330 55
KWS Starlight A 12,2 38,4 334 51 11,9 39,0 325 49
Mittel absolut   12,5 40,7 347 53 12,4 41,4 333 51

TKM = Tausendkornmasse

Tabelle 3. LSV Sommerweizen Hessen – mehrjährige Auswertung (2017 bis 2019); Kornertrag relativ zur Bezugsbasis

  Qualitäts-gruppe unbehandelt
(rel. zur BB)
fungizidbehandelt
(rel. zur BB)
Jahr 2017 2018 2019 Mittel 2017 2018 2019 Mittel
Orte 3 3 3 3 3 3
BB  (dt/ha) 78,3 66,7 69,4 71,5 81,6 71,5 71,0 74,7
VD  (dt/ha) 76,6 66,5 69,6 70,9 79,4 71,5 71,3 74,1
KWS Sharki  BB E 94 100 104 99 93 97 101 97
Anabel EU  BB (E) 99 97 100 99 99 97 102 99
SU Ahab E 98 100
Quintus  BB  (Grannen) A 98 94 97 96 98 97 97 97
Licamero  BB A 100 103 103 102 98 101 103 101
KWS Mistral  BB A 105 104 108 106 108 103 104 105
Servus  BB A 104 102 89 98 104 104 93 100
Jasmund A 99 102 102 102
KWS Starlight A 101 103

BB, Bezugsbasis; VD = Versuchsdurchschnitt über alle Sorten

Tabelle 4. Ertragsleistung nach überregionaler Auswertung (Hohenheim-Gülzower Methode; Jahre 2015-2019) für den Großraum Süd (Anbaugebiete 17, 20, 22) bzw. die Lehmigen Standorte Nordwest (Anbaugebiet 8)

  Großraum Süd Lehmige Standorte
Nordwest
  unbehandelt
rel.
fungizidbehandelt
rel.
fungizidbehandelt
rel.
Mittel (dt/ha) 69,5 77,4 74,0
KWS Sharki E 99,6 99,7
Anabel EU (E) 99,3 98,6 98,3
SU Ahab E 100,7 98,7 97,5
Quintus (Grannen) A 98,0 97,9 98,5
Licamero A 100,0 102,2 101,9
KWS Mistral A 100,8 103,4 101,8
Servus A 99,8 99,9 99,3
Jasmund A 101,8 99,4 100,6
KWS Starlight A 100,9 103,6 100,4

 

Die folgende Tabelle kann nicht barrierefrei dargestellt werden. Bitte kontaktieren Sie Frau Dr. Herrmann bei Fragen (Telefon: +49 6621 9228 32).
Tabelle 5 finden Sie am Ende des Beitrags auch nochmal als Download (PDF).

Tabelle 5. Anbau-, Ertrags- und Qualitätseigenschaften der im LSV geprüften Sommerweizen nach Beschreibender Sortenliste 2019

Anfälligkeit für Ertragseigenschaften Qualität
Sorten nach Lageplan Qualitäts-gruppe Züchter / Vertreiber Zugelassen seit Ähren-schieben Reife Pflanzen-länge Lager-neigung Mehl-tau Blatt-septoria DTR Gelb-rost Braun-rost Ähren-fusarium Spelzen-bräune Bestandes-dichte Korn-zahl pro Ähre TKM Korn-ertrag Stufe 1 Korn-ertrag Stufe 2 Fall-zahl FZ-Stabi-lität RP-Gehalt Sedimen-tations-wert Griffig-keit Wasser-aufnahme Mineral-stoffwert-zahl Mehl-ausbeute Volumen-ausbeute
Anabel EU (E) Streng / IG 2014 4 5 3 5 1 5 2 5 6 6 3 7 5 8 6 9 7 6 5 7 8
KWS Sharki E KWS Lochow 2016 5 5 5 7 5 4 3 5 5 5 4 8 6 5 7 0 8 9 8 6 2 7 8
SU Ahab E Strube / SU 2019 5 5 4 3 5 5 4 4 5 4 6 8 7 7 8 + 7 9 8 8 5 6 8
Quintus* A Eckendorf / SU 2013 6 5 5 4 5 4 2 3 3 5 5 6 7 6 6 0 7 9 9 6 7 5 6
KWS Mistral A KWS Lochow 2015 4 5 5 5 4 6 5 5 5 4 7 7 7 7 7 0 7 9 9 7 4 7 7
Licamero A Secobra 2015 4 5 5 5 4 5 4 7 4 5 5 7 7 7 5 0 7 9 8 5 3 7 7
Servus A Strube / Hauptsaaten 2016 5 5 3 3 2 4 3 6 6 4 8 5 8 7 8 + 7 9 8 7 7 4 6
Jasmund A Strube / IG 2017 5 5 3 3 4 5 4 5 5 5 7 5 7 6 7 0 7 9 8 7 7 4 6
KWS Starlight A KWS Lochow 2018 6 6 6 5 6 4 3 4 4 5 6 6 7 7 5 0 6 9 8 7 7 5 6

1-9: Boniturnoten des BSA (1 = sehr gering, kurz, früh; 9 = sehr hoch, lang, spät)
grün hinterlegte Zellen: positiv zu bewertende Merkmalsausprägung; orange hinterlegte Zellen: negativ zu bewertende Merkmalsausprägung

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