Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Marktfruchtbau

Ergebnisse der LSV Wintergerste 2017/18 & Empfehlungen

Trotz extremer Witterung noch zufriedenstellende Wintergerstenerträge

Der ungewöhnliche Witterungsverlauf im zurückliegende Anbaujahr hat bundesweit zu unter­durchschnittlichen Getreideerträgen geführt, die sich jedoch nach Region und Kulturart unter­schiedlich darstellen, wobei Wintergerste aufgrund ihrer früheren Entwicklung geringere Er­tragseinbußen zu verzeichnen hat.

Das Anbaujahr begann mit einem leicht zu kühlen, meist nassen September, der eine unter­durchschnittliche Sonneneinstrahlung aufwies. Der Oktober hingegen war deutlich zu warm und in Südhessen zu trocken, während in Nordhessen ausreichend Niederschläge fielen, teils mit Sturm und Orkanböen. Die Wintergerste konnte oft noch unter günstigen Bedingun­gen gedrillt werden. In Regionen, in welchen Ende September ausgiebige Nieder­schläge fie­len, begann die Wintergersten­aus­saat relativ spät. Die überdurchschnitt­lichen Temperaturen im Oktober förderten den Blatt­lausbefall. Der daraus resultierende Virusbefall zeigte sich stärker in Süd- und Mittel­hessen als in Nordhessen. Darüber hinaus kam es bei früh bzw. normal ausgesäter Wintergerste im Herbst teilweise zu stärkerem Mehltaubefall. Auch No­vember, Dezember und Januar waren im Vergleich zum langjährigen Mittel zu mild, nieder­schlagsreich und wiesen eine zu geringe Sonneneinstrahlung auf. Im November traten im Bergland traten erste Schneefälle auf, und gelegentlich kam es zu Frostereignissen. Die Bo­denwasservorräte wurden kontinuierlich aufgefüllt. Im Januar konnten die wasserge­sättig­ten Böden die Niederschläge nicht mehr speichern, so dass vielerorts Staunässe zu be­obachten war bzw. hohe Wasserstände in Flüssen und Bächen.

Nach dem sehr milden und niederschlagsreichen Januar war der Februar durch trocken-kühle Witterung geprägt. Die Zufuhr trocken-kalter Festlandsluft führte am Monatsende zu mäßigen bis strengen Nachtfrösten, auch tagsüber blieben die Temperatur zeitweise im ne­gativen Bereich. Der Bodenfrost erstreckte sich, je nach Bewuchs und Schneelage, bis in den gesamten Oberboden – die oberen Bodenschichten trockneten langsam ab. Wurde der Vegetationskegel aufgrund von Kahlfrösten vom Frost erfasst, traten nachhaltige Auswinte­rungsschäden auf. Aber auch wenn der Vegetationskegel keinen Frostschaden erlitt, konn­ten starke Temperaturschwankungen mit intensiver Einstrahlung am Tag und Frost während der Nacht die Pflanzen schädigen, da die Wasseraufnahme aus dem Boden stark einge­schränkt bzw. nicht möglich war. Der März 2018 war gekennzeichnet durch zwei Kältewellen, unterbrochen von einem kurzen Wärmeeinbruch. Insgesamt war der März zu kalt, etwas zu trocken und zu einstrahlungsarm. Die Frostperioden führten in den Wintergerstenbeständen teilweise zu Blattverlusten, stärkere Pflanzenverluste waren meist jedoch nicht zu beobach­ten.

Der April 2018 war von hoher Sonneneinstrahlung geprägt und der insgesamt wärmste April seit Beginn der Wetter­aufzeichnungen. Eine im Vergleich zur langjährigen Mitteltemperatur (1981-2010) um 4 Grad höhere Temperatur führte zu einer stark beschleunigten Entwicklung der Wintergers­ten­bestände. Auf einen warmen April folgte ein ebenso warmer Mai. Lokal sorgten Gewitter, Starkregen und Hagel für Pflanzenschäden. Auf Standorten, die keinen Nieder­schlag erhiel­ten, setzte Trockenheit ein. Die Bestände präsentierten sich meist gesund. Auch der Juni war geprägt von warmer, sonnenscheinreicher und niederschlags­armer Witterung. Als Folge nahm der Infektionsdruck durch Pilzbefall mit zunehmender Trockenheit ab. Die überdurch­schnittlichen Temperaturen beschleunigten die Kornfüllung und Abreife der Wintergerste, so dass die ersten Gerstenbestände Ende Juni gedroschen werden konnten, d.h. ca. zwei Wo­chen vor dem langjährigen Erntetermin. Erfreulicherweise wurde trotz der extremen Witterungs­verhältnisse auch auf Praxisflächen ein meist zufriedenstellendes Ertragsergebnis erzielt.

Ertragssteigerung durch Fungizidmaßnahme?

An den Prüfstandorten werden mehrzeilige und zweizeilige Winterfuttergerstensorten in ge­trennten Versuchen geprüft. Hierbei werden die Nährstoffversorgung sowie Pflanzenschutz­maßnahmen gleich gestaltet, um eine möglichst gute Vergleichbarkeit zu gewährleisten. Die Erfassung der Ertragsleistung und Qualitätseigenschaften der Sorten über mehrere Jahre ermöglicht es, eine sichere Beurteilung der Sorten zu erhalten. Dies erfolgt zum einen unter optimierten Bedingungen (Stufe 2), d.h. mit Fungizideinsatz und Wachstumsreglerappli­kation, um das Leistungspotential der Sorten abschätzen zu können. In einer anderen Va­riante (Stufe 1) werden die Sorten ohne Fungizide und mit einem reduzierten Einsatz von Wachs­tums­reglern geprüft, um die Krankheitstoleranz der Sorten unter den gegebenen Standort­be­dingungen erfassen zu können.

Im mehrzeiligen Sortiment hatte die Fungizid-/Wachstumsreglerbehandlung am Standort Marburg im aktuellen Versuchsjahr keinen gesicherten Effekt auf den Ertrag, da der Krank­heitsdruck aufgrund der Witterungsverhältnisse relativ gering war und Lager/Halm­knicken nur in geringem Ausmaß auftrat. In Gegensatz dazu wurden an den anderen Standorten Mehrerträge von relativ 11% (Fritzlar) bis 27% (Bad Hersfeld) doku­mentiert, d.h. einem Bereich vergleichbar zu den Vorjahren. Zurückzuführen sind die Mehrerträge vor allem auf den positiven Einfluss auf die Standfestigkeit/Strohstabilität, da Pilzerkrankungen eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Auch die beobachteten Sortenunter­schie­de sind überwiegend auf die Standfestigkeit/Strohstabilität zurückzuführen. Besonders stark auf die Behandlung reagierte Pixel, den geringsten Mehr­ertrag erzielte Hedwig. Im zweizeiligen Sortiment zeigten die Fungizid-/Wachstums­reglermaß­nahmen erwartungs­gemäß einen geringeren Effekt, mit Mehrerträgen von im Mittel 10%. An den Standorten Marburg und Fritzlar war kein Mehr­ertrag abzusichern.

Die Erträge im Überblick

Die Ergebnisse der hessischen Wintergersten-Landessortenversuche (LSV) sind in Tabelle 1 und 2 für die mehrzeilige und in Tabelle 3 und 4 für die zweizeilige Wintergerste dargestellt. Für den Ver­gleich von mehr- und zweizeiligen Sorten wird im mehrzeiligen Sortiment die Sorte California und im zweizeiligen Sortiment die Sorte KWS Meridian mitgeführt.

In diesem Jahr erzielten die ertragsstärksten zweizeiligen Sorten in Abhängigkeit des Stand­ortes einen um 1 bis 8.4 dt/ha geringeren Ertrag als die besten mehrzeiligen Sorten. Bei der Sortenwahl ist jedoch zu berücksichtigen, dass zweizeilige Sorten aufgrund des höheren Anteils Marktware, einer besseren Sortierung und einer oft höheren TKM und höherem hl-Gewicht Vorteile bei der Vermarktung bieten. Darüber hinaus weisen Sie meist eine bessere Stand­festigkeit auf. Der relativ geringe Krankheitsdruck im aktuellen Anbaujahr resultierte, trotz einer beschleunigten Abreife und damit verkürzten Kornfüllungsphase, in einer guten Kornaus­bildung, mit mittleren TKM-Werten von 47.9 g (mehrzeilig) bzw. 54.7 g (zweizeilig) in Stufe 2, siehe Tabelle 5. Die Proteingehalte hingegen lagen auf einem insgesamt geringen Niveau (mz, zz: 11.5% in Stufe 2). Die Marktware (Siebsortierung > 2.2 mm) wies, mit nur wenigen Ausnah­men, einen Anteil von weniger als 90% auf. Ein höherer Marktwareanteil der zweizeiligen Sor­ten wurde bestätigt, vor allem in Stufe 1 (98.1% vs. 94.8%). Das hl-Gewicht lag ebenfalls auf einem hohen Niveau, mit einem identischen Mittelwert der beiden Sortentypen (mz, zz) von 70.1 kg in Stufe 2 (Tabelle 3). Das für den Handel erforderliche Mindest-hl-Gewicht von 62 kg/hl wurde stets überschritten. Ein generell höheres hl-Gewicht der zweizeiligen Gerste konnte jedoch nicht an allen Standorten bestätigt werden.

Mehrertrag durch Hybriden?

In Deutschland sind seit mehreren Jahren Hybridgerstensorten auf dem Markt. Neben einer höheren Ertragsleistung erheben Hybridsorten den Anspruch einer höheren Ertragsstabilität und Vitalität. Die höheren Saatgutkosten von Hybridsorten können zumindest teilweise durch eine geringere Aussaatmenge kompensiert werden, da die Sorten über eine höhere Be­stockungsfähigkeit verfügen. Im aktuellen Versuchsjahr, wie auch in den Vorjahren, erreich­ten die besten Hybridsorten nicht ganz die Ertragsleistung der ertragsstärksten Liniensorten. Ob der Hybridgerstenanbau für den Einzelbetrieb interessant ist, wird also entscheidend durch den Saatgutpreis bestimmt.

Sortenbeschreibungen neu zugelassener Sorten

Im Zulassungsjahrgang 2017/2018 wurden vom Bundessortenamt zwei zweizeilige und zehn mehrzeilige Winterfuttergerstensorten zugelassen. Die erstmals in den Landessortenver­suchen geprüften Neuzulassungen werden an dieser Stelle kurz mit ihren relevanten Eigen­schaften vorgestellt. Die entsprechenden Einstufungen (Noten 1-9) des Bundessorten­amtes sind Tabellen 6 und 7 zu entnehmen. Dabei bedeutet die Note 1 eine sehr geringe Ausprä­gung eines Merkmals (z.B. sehr niedrig, sehr kurz, sehr früh) und die Note 9 eine hohe Ausprä­gung (z.B. sehr hoch, sehr lang, sehr spät). Die Note 5 kennzeichnet eine durch­schnittliche Einstufung eines Merkmals.

SU Jule, mz (Saaten-Union) ist eine mittel bis spät abreifende Wintergerste mit einer größeren Pflanzenlänge und einer erhöhten Anfälligkeit für Mehltau. Die Neigung zu Ähren- und Halm­knicken sowie Lager ist eher geringer. SU Jule zeichnet sich aus durch eine hohe TKM und gutes hl-Gewicht. Das erste Versuchsjahr absolviert sie mit durchschnitt­lichen Erträgen.

Mirabelle, mz (DSV) reift ebenfalls mittel bis spät ab und weist eine größere Pflanzenlänge auf. Die Sorte zeichnet sich durch eine gute Strohstabilität aus. Die Anfälligkeit für Mehltau ist etwas geringer als bei SU Jule. Sie erzielt eine hohe TKM und ansprechendes hl-Gewicht. Im ersten Versuchsjahr erzielte Mirabelle in Stufe 2 etwas geringere Erträge als die Ver­rechnungssorte KWS Meridian.

KWS Orbit, mz (KWS) ist eine mittel bis spät abreifende Sorte mit guter Standfestigkeit, bei mittlerer Neigung zu Halmknicken. Die Anfälligkeit für Zwergrost ist erhöht. Die Sorte erreicht einen hohen Marktwareanteil bei guten hl-Gewichten. Die Ertrags­leistung im ersten Ver­suchs­jahr war auf den hessischen Prüfstandorten überdurchschnittlich, besonders in Stufe 1, nicht jedoch auf den Höhenlagen von NRW.

Mit Pixel, mz (Secobra/Hauptsaaten) wurde eine Wintergerstensorte zugelassen, die etwas früheres Ährenschieben bei mittlerer Abreife zeigt. Die Sorte weist eine geringere Pflanzen­länge auf, bei höherer Neigung zu Halmknicken. TKM und hl-Gewicht liegen im mittleren Bereich. Im aktuellen Versuchsjahr zeigte die Sorte in Stufe 1 einen unterdurchschnittlichen Ertrag. In Stufe 2 überzeugte sie auf den hessischen Standorten, während auf den Höhen­lagen von NRW eher durchschnittliche Ergebnisse erzielt wurden.

Wenke, mz (Saaten-Union) ist eine mittel abreifende, kurzstrohige Sorte, die eine ge­ringe Neigung zu Lager, aber eine erhöhte Neigung zu Ährenknicken aufweist. Die Anfällig­keit für Mehltau ist gering, für Zwergrost im mittleren Bereich. Die Sorte zeichnet sich durch eine mittlere TKM aus, bei jedoch unterdurchschnittlichem hl-Gewicht.

SY Galileoo, mz (Syngenta) ist eine mittel bis spät abreifende Hybridgerste mit etwas größerer Pflanzenlänge. Die Neigung zu Lager und Halmknicken liegt im mittleren Bereich, die Neigung zu Ährenknicken ist jedoch hoch. Die Sorte zeichnet sich durch eine geringe Anfälligkeit gegenüber Mehltau und Zwergrost aus. Der Marktwareanteil wird als hoch eingestuft, bei mittlerer bis hoher TKM und mittlerem hl-Gewicht. Im ersten Versuchsjahr zeigte die Sorte in Stufe 1 eine leichte Verbesserung zur Verrechnungssorte Wootan, in Stufe 2 nur auf den Höhenlagen von NRW, nicht jedoch auf den hessischen Standorten.

Lottie, zz (Limagrain) ist eine mittel bis spät abreifende Sorte, die sich durch eine geringere Pflanzenlänge sowie eine geringe Neigung zu Lager und Halmknicken auszeichnet. Die Neigung zu Ährenknicken wird allerdings als mittel bis hoch eingestuft. Weiterhin weist die Sorte eine erhöhte Anfälligkeit für Mehltau auf. Die TKM ist sehr hoch, das hl-Gewicht wird als mittel bis hoch eingestuft. Im aktuellen Versuchsjahr zeigte sie eine überdurchschnittliche Leistung in Stufe 1.

Yvonne, zz (Saaten-Union) reift ebenfalls mittelspät ab und weist ein etwas kürzeres Stroh auf. Die Sorte zeichnet sich aus durch eine sehr gute Strohstabilität und Standfestigkeit sowie eine gute Blattgesundheit. Lediglich die Anfälligkeit für Rynchosporium wird als mittel eingestuft. Eine hohe TKM und ein hoher Marktwareanteil bei mittlerem bis hohem hl-Gewicht vervollständigen die positiven Eigenschaften der Sorte. Die Ertragsleistung im ersten Prüfjahr war in Stufe 2 unterdurchschnittlich.

Mehrjährige Auswertung der Ertragsleistung

Die Sortenwahl sollte nie auf nur einjährigen Versuchsergebnissen basieren. Gerade die schwierigen Witterungsverhältnisse im aktuellen Anbaujahr machen deutlich, wie wichtig es ist, bei der Sortenwahl auf Ertragsstabilität zu achten, die nur anhand von mehrjährigen Versuchen sicher beurteilt werden kann.

Im Vergleich der drei- und mehrjährig geprüften mehrzeiligen Sorten bestätigt sich auch in diesem Jahr die Ertragssicherheit der im Jahr 2011 zugelassenen KWS Meridian in beiden Intensitätsstufen. Sonnengold und Quadriga erzielten einen durchschnittlichen Ertrag. Der leicht überdurch­schnittliche Ertrag der früh abreifenden SU Ellen, die auch gegen beide Gelbmosaikvirus­stämme resistent ist, beruht auf dem sehr guten Ergebnis in 2016, während sie im aktuellen und vergangenen Jahr eher durchschnittliche Erträge erbrachte. Auch Joker (Doppelre­sistenz) und Kosmos bleiben ertraglich hinter KWS Meridian zurück. Von den zweijährig geprüften Sorten konnte sich keine Sorte deutlich vom Feld absetzen.

Im zweizeiligen Sortiment zeigt die Verrechnungssorte California ein konstant gutes, jedoch nicht überdurchschnittliches Ergebnis. Ein ähnliches Ertragsniveau weisen Sandra und KWS Infinity auf, bei allerdings etwas stärkeren Ertragsschwankungen. Die zweijährig geprüfte Zita bleibt in Stufe 2 im Ertrag etwas zurück.

Sortenempfehlungen

Die amtlichen Sortenversuche bieten dem Praktiker eine verlässliche Informationsbasis für die anstehenden Sortenentscheidungen. Hierbei sind Sorten zu bevorzugen, die über eine hohe Ertragsstabilität, Winterhärte, gute Resistenz- bzw. Toleranzeigenschaften gegenüber Krankheitserregern, sowie eine hohe Standfestigkeit und Strohstabilität verfügen und die Ansprüche der Vermarktung (hl-Gewicht) erfüllen. Die LSV-Ergebnisse

Die Ergebnisse bestätigen, dass mit den in den hessischen LSV geprüften mehr- und zweizeiligen Wintergerstensorten hohe Erträge und sichere Qualitäten erzeugt werden können.

Von den drei- oder mehrjährig geprüften Sorten empfiehlt sich nach wie vor KWS Meridian, die sich durch Ertragskonstanz, gute Winterhärte sowie hohe Marktwareanteile auszeichnet. Mängel in Strohstabilität und Blattgesundheit können durch entsprechende Pflanzenschutz­maßnahmen kontrolliert werden. Die früh abreifende, doppelresistente Sorte SU Ellen weist stärke Ertragsschwankungen zwischen den Jahren auf und ist daher eingeschränkt empfehlenswert. Sie zeichnet sich aus durch eine geringe Lagerneigung, bei allerdings etwas höherer Einstufung im Ährenknicken und in der Anfälligkeit für Zwergrost. Ertraglich im Mittelfeld und daher auch eingeschränkt empfehlenswert sind Quadriga, Wootan, Bazooka und Joker. Quadriga zeichnet sich aus durch eine sehr gute Einzelähren- und Kornausbildung mit überdurchschnittlichem hl-Gewicht. Sie reift bei guter Blattgesundheit und guter Strohstabilität etwas später ab. Wootan ist eine mittel bis spät abreifende Hybride, die den Ertrag über eine hohe Kornzahl pro Ähre realisiert. Die Sorte zeichnet sich durch eine gute Blattgesundheit aus (Ausnahme: Zwergrost), weist aber Schwächen in der Strohstabilität auf. Eine mittlere TKM, hoher Marktwarenanteil und ein mittleres bis hohen hl-Gewicht vervollständigen das Sortenprofil. Die Hybridgerste Bazooka zeigt eine bessere Strohstabilität und geringere Neigung zum Ährenknicken als Wootan. Auch die TKM liegt über der von Wotan. Allerdings ist die etwas später abreifende Sorte höher anfällig für Mehltau.

Von den zweijährig geprüften Sorten sind vorläufig Toreroo, Lucienne und Higgins vorläufig zu empfehlen. Die zweijährig geprüften Hybridgerste Toreroo weist eine geringe bis mittlere Lagerneigung auf, eine gute Blattgesundheit und mittlere Abreife. Eine hohe Ertragsleistung realisiert die Sorte auch bei reduziertem Pflanzenschutzmitteleinsatz. Bei überdurchschnitt­licher TKM und einem mittleren hl-Gewicht erzielt die Sorte hohe Marktwarenanteile. Ähn­liche agronomische Eigenschaften wie Toreroo weist Lucienne auf, bei allerdings etwas besseren Qualitätspara­metern, d.h. einem höheren Vollgerstenanteil, hl-Gewicht und Marktwareanteil. KWS Higgins zeigte in beiden Versuchsjahren in Stufe 2 eine Ertrags­leistung vergleichbar zu KWS Meridian, nicht jedoch in Stufe 1 – die Empfehlung ist daher eingeschränkt. In den Qualitätseigenschaften (TKM, Vollgersten­anteil, Marktwarenanteil, hl-Gewicht, Protein) zeigt die Sorte eine bessere Einstufung. Die Sorte ist etwas länger als KWS Meridian, bei etwas geringerer Lagerneigung, aber einer deut­lich höheren Anfälligkeit für Zwergrost.

Im zweizeiligen Sortiment bleiben die langjährig geprüften Sorten California, Sandra und KWS Infinity in der Empfehlung. Für California ist die etwas spätere Abreife zu beachten, während KWS Infinity eine höhere Anfälligkeit für Mehltau aufweist und Sandra etwas stärker auswinterungsgefährdet ist.

Die Ergebnisse belegen das hohe Ertragsniveau im aktuellen Wintergerstensortiment. Eine leistungsfähige Sorte kann ihr Potential jedoch nur ausschöpfen, wenn auch die Produktions­technik optimal gestaltet wird. Dies umfasst neben der Schaffung einer guten Bodenstruktur die Wahl des Aussaattermins. Zu frühe Aussaaten steigern das Risiko von erhöhtem Krank­heitsdruck und Schädlingsbefall im Herbst, die Gefahr von Auswinterungs­schäden sowie die Ausbreitung von schwer bekämpfbaren Ungräsern.

Tabelle 1: LSV Wintergerste mehrzeilig Hessen; Erträge (relativ zu VD), Versuchsjahr 2017/2018. Die Ergebnisse der Höhenlagen aus NRW beziehen sich auf Stufe 2 (mit Wachstumsregler und Fungizid)
Resistenzenunbehandelt (rel. zum VD)fungizidbehandelt (rel. zum VD)Höhenlagen NRW
FBFZHEFKBMRMittelFBFZHEFKBMRMittelALTMH
VRS (dt/ha) 82.8 92.8 67.5Versuch nicht auswertbar! 96.5 84.9 97.2102.5 88.7Versuch nicht auswertbar!101.0 97.3  
VD (dt/ha) 84.1 91.9 67.4 94.8 84.6 97.0102.8 85.5102.0 96.886.194.6
GD 5 % (relativ)  6.4  5.5 10.7  6.6   5.5  4.9  8.5  6.2 3.74.5
KWS Meridian VRSr 99 98102102100106103101101103101100
California VRS zzr100100 95101 99 98 97100 93 97
Wootan VRS (Hybride)r 96105104102102 97 99110102102104102
Bazooka  (Hybride)r 98102 96104100101 98109 98101100101
Sonnengoldr100 95 94 99 97 94 96103 96 9799100
LG Veronikar103 9910099
Toreroo  (Hybride)r 98100104100101 98100106102102103100
Hedwig VGL101 96108100101 94 97 99 94 969296
Lucienner 99104102 98101 99103 93 99 99
KWS Higginsr107 97107101103104105103101103100104
SU Juler 97101100101100 96 96106 99 999896
Mirabeller105100 98100101 95 96104 98 989699
KWS Orbitr10610611010210611010010310410497100
Pixelr 93 98 91 97 9510910410110710510099
Wenker101100102 93 99 98 98 96 96 9710396
SY Galileoo  (Hybride)r103104107106105102101100104102106103
A n h a n g s o r t i m e n t  
KWS Keeper 96 94100100
Quadrigar 97 97 96 99 97 93 99101100 9810499
SU Ellen103 94 96 96 97103102 88101 9896
KWS Kosmosr 97 91101105
Joker 98101 93 98 98102104 95102101103102
 
VGL = Vergleichssorte
VRS = Verrechnungssorten des BundessortenamtesFB = Friedberg ALT = Altenmellrich (NRW)
VD = Versuchsdurchschnitt über alle SortenFZ = Fritzlar MH = Meerhof (NRW)
GD = GrenzdifferenzHEF = Bad Hersfeld (Eichhof)
TS = TrockensubstanzKB = Korbach
MR = Marburg
r = Gelbmosaikvirus resistent
nr = nicht Gelbmosaikvirus resistent
r° =  auch gegenüber dem Virustyp BaYMV-2 nicht anfällig
zz = zweizeilig

 

Tabelle 2: LSV Wintergerste mehrzeilig; Erträge (relativ zu VD) der Versuchsjahre 2015/2016 bis 2017/2018
Resistenzenunbehandelt
(rel. zum VD)
fungizidbehandelt
(rel. zum VD)
Jahr201620172018Mittel201620172018Mittel
 Orte544 544 
VRS (dt/ha) 75.8 84.3 84.981.2 93.0 99.8 97.396.4
VD (dt/ha) 75.8 83.9 84.681.0 94.1101.1 96.897.1
KWS Meridian VRSr105104100103104102103103
California VRS zzr 96 96 99 97 92 96 97 95
Wootan VRS (Hybride)r 99102102101100 98102100
Bazooka  (Hybride)r102 99100100102 96101100
Sonnengoldr104 92 97 97103 99 97100
LG Veronikar 97105103102 98103 99100
Toreroo  (Hybride)r 106101  101102 
Hedwig VGL 103101  101 96 
Lucienner 107101  104 99 
KWS Higginsr  91103  102103 
SU Juler  100    99 
Mirabeller  101    98 
KWS Orbitr  106   104 
Pixelr   95   105 
Wenker   99    97 
SY Galileoo  (Hybride)r  105   102 
KWS Keeper100 96 100 94 
Quadrigar 98103 97 99100102 98100
SU Ellen108 99 97101107100 98102
KWS Kosmosr 95 94 97 95 99102 91 97
Joker 91 99 98 96 96102101100
Bellar101102 100 97 
Taminar108 99 104 96 
Anja 96  96 
   
VRS 2016 = KWS Meridian, California, Wootan
VRS 2017 = KWS Meridian, California, Wootan 2017 Standort Korbach nicht auswertbar
VRS 2018 = KWS Meridian, California, Wootan 2018 Standort Korbach nicht auswertbar
VRS = Verrechnungssortenur Standort Bad Hersfeld
VD = Versuchsdurchschnitt
r = Gelbmosaikvirus resistent
r° =  auch gegenüber dem Virustyp BaYMV-2 nicht anfällig
zz = zweizeilig

 

Tabelle 3: LSV Wintergerste zweizeilig Hessen; Erträge (relativ zu VD), Versuchsjahr 2017/2018
Resistenzenunbehandelt (rel. zum VD)fungizidbehandelt (rel. zum VD)
 FBFZGRIHEFMRMittelFBFZGRIHEFMRMittel
VRS (dt/ha) 89.1 95.9 79.7 68.2 93.0 85.2101.4103.1 82.9 82.6 95.0 93.0
VD (dt/ha) 91.3 92.7 81.3 69.7 89.8 85.0 99.3101.9 82.9 84.3 94.7 92.6
GD 5 % (relativ)  5.8  9.8  3.9  7.1  4.8   5.3  8.9  3.8  5.8  4.5 
KWS Meridian VRS mzr101103 99100108102107102101 96101102
California VRSr 94104 97 95 99 98 97100 99 99100 99
Zitar 96 99 98 97 95 97 94101 97 94 92 96
SU Ruzenar103100 99106102102102102101104107103
LG Casparir 98 99104 98 99100 99103103104100102
Lottier100103104104102103101100101102100101
Yvonner105 98 92104 95 99 98 95 91 98 94 95
A n h a n g s o r t i m e n t
Sandrar101901039997 981019310210199 99
KWS Infinityr10410210597102102101104105102107104
VRS = Verrechnungssorten des Bundessortenamtesr = Gelbmosaikvirus resistent
VD = Versuchsdurchschnitt über alle Sortenmz = mehrzeilig
GD = Grenzdifferenz
TS = Trockensubstanz
FB = Friedberg
FZ = Fritzlar
GRI = Griesheim (Darmstadt)
HEF = Bad Hersfeld (Eichhof)
MR = Marburg

 

Tabelle 4: LSV Wintergerste zweizeilig; Erträge (relativ zu VD) der Versuchsjahre 2015/2016 bis 2017/2018
Resistenzenunbehandelt (rel. zum VD)fungizidbehandelt (rel. zum VD)
Jahr201620172018Mittel201620172018Mittel
 Orte545 545 
VRS (dt/ha)82.986.885.284.8100.595.793.096.5
VD (dt/ha) 75.883.285.081.293.994.292.693.5
KWS Meridian  VRS mzr117107102109112104102106
California  VRSr101 98 98 99102 99 99100
Zitar 103 97   99 96 
SU Ruzenar102 103 
LG Casparir100 102 
Lottier103 101 
Yvonner 99  95 
Sandrar100 96 98 98 99100 99 99
KWS Infinityr 95100102 99 97102104101
Kathmandur 98 98 103 99 
Paroli  1)r 97 91  95 95 
Julenar 100   98 
KWS Glacierr 96  96 
Effi 90  92 
Matrosnr106 103 
VRS 2016 = California, KWS Meridian (mz)
VRS 2017 = KWS Meridian (mz), Californianur  Standort Bad Hersfeld
VRS 2018 = KWS Meridian, California2017  Standort Fritzlar nicht auswertbar
1) = Resistenz gegen Gerstengelbverzwergungsvirusmz = mehrzeilig
r = Gelbmosaikvirus resistentVRS = Verrechnungssorte
r° = auch Resistenz gegen Virustyp BaYMV-2VD = Versuchsdurchschnitt
nr = nicht Gelbmosaikvirus resistent

 

Tabelle 5: LSV Wintergerste Hessen; hl-Gewicht (absolut), Versuchsjahr 2017/2018.
Wintergerste mehrzeilig
unbehandeltfungizidbehandelt
FBFZKBHEFMRMittelFBFZKBHEFMRMittel
KWS Meridian VRSr67.768.465.367.268.4 67.469.670.068.972.270.0 70.1
California VRS zzr67.666.965.866.166.9 66.769.568.868.571.268.8 69.4
Wootan VRS (Hybride)r69.469.367.265.869.3 68.27171.370.772.571.3 71.4
Bazooka (Hybride)r71.171.668.067.971.6 70.071.971.870.473.271.8 71.8
Sonnengoldr66.967.666.666.567.6 67.068.368.368.470.768.3 68.8
LG Veronikar67.165.8 66.569.072.0 70.5
Toreroo (Hybride)r68.369.765.664.669.7 67.668.970.269.971.770.2 70.2
Hedwigr26969.066.767.669.0 68.369.670.070.072.270.0 70.4
Lucienner71.372.067.769.872.0 70.67272.070.274.572.0 72.1
KWS Higginsr7068.766.566.068.7 68.068.871.370.372.171.3 70.8
SU Juler70.571.167.773.671.1 70.871.471.970.174.171.9 71.9
Mirabeller71.370.567.867.670.5 69.571.270.970.273.670.9 71.4
KWS Orbitr67.869.967.067.369.9 68.470.370.970.072.270.9 70.9
Pixelr63.965.064.061.165.0 63.866.268.367.567.668.3 67.6
Wenker65.266.966.064.766.9 65.96768.468.169.668.4 68.3
SY Galileoo (Hybride)r66.768.466.664.968.4 67.068.470.369.872.470.3 70.2
KWS Keeperr266.566.1 66.370.372.2 71.3
Quadrigar68.970.165.565.670.1 68.07172.170.072.972.1 71.6
SU Ellenr264.464.364.864.164.3 64.46768.167.367.668.1 67.6
KWS Kosmosr66.664.9 65.867.770.4 69.1
Jokerr265.666.063.061.566.0 64.466.468.168.167.468.1 67.6
Mittel absolut 68.168.666.366.168.6 67.469.470.269.371.570.2 70.1
Wintergerste zweizeilig
unbehandeltfungizidbehandelt
FBFZGRIHEFMRMittelFBFZGRIHEFMRMittel
KWS Meridian VRSr68.870.571.969.469.7 70.169.670.671.971.666.5 70.0
California VRSr66.768.47167.466.9 68.169.270.971.571.365.2 69.6
Zitar69.870.571.565.767.1 68.971.672.271.769.864.4 69.9
SU Ruzenar68.271.171.768.868.1 69.669.871.972.372.169.2 71.1
LG Casparir67.070.071.566.866.4 68.369.271.272.370.965.1 69.7
Lottier67.269.870.468.164.7 68.068.270.070.371.165.1 68.9
Yvonner69.570.272.171.267.6 70.170.169.972.174.866.0 70.6
Sandrar70.272.072.169.568.9 70.571.271.772.971.967.8 71.1
KWS Infinityr70.268.870.464.367.5 68.268.470.372.070.668.0 69.9
Mittel absolut68.670.171.467.967.4 69.169.771.071.971.666.4 70.1
VRS 2016 = KWS Meridian, California, Wootan
VRS 2017 = KWS Meridian, California, Wootan
VRS 2018 = KWS Meridian, California, Wootan
VRS = Verrechnungssorte
VD = Versuchsdurchschnitt
r = Gelbmosaikvirus-resistent
r2 =  auch gegenüber dem Virustyp BaYMV-2 nicht anfällig

 

Tabelle 6: Sortenbeschreibungen Wintergerste mehrzeilig, LSV 2017/2018, nach Beschreibender Sortenliste des Bundessortenamtes
Neigung zuAnfälligkeit fürErtragseigenschaften
SorteGMVZüchter /
Vertreiber
Reife-
zeit
Pflanzen-längeAus-winte-rungLagerHalm-knickenÄhren-knickenMehl-tauNetz-fleckenRhyn-chospo-riumBestandes-dichteKornzahl pro ÄhreTKGHekto-literKornertrag

Stufe 1

Kornertrag

Stufe 2

KWS Meridian VRSrKWS Lochow554665554466578
California VRS zzrLimagrain645433444827676
Wootan VRS (Hyb)rSyngenta565566354485678
Bazooka (Hyb)rSecobra66545654466688
SonnengoldrSecobra55555654466477
LG VeronikarLimagrain55665254466577
Toreroo (Hyb)rSyngenta56445434456598
Hedwig VGLr2Eckendorf / DSV56448345395587
LuciennerEckendorf / SU56555344456677
KWS HigginsrKWS Lochow56564445367689
SU JulerEckendorf / SU66434654447688
MirabellerEckendorf / DSV66434554347688
KWS OrbitrKWS Lochow65454445357679
PixelrSecobra / Hauptsaaten54565455545588
WenkerNordsaat / SU53346244545488
SY Galileoo (Hyb)rSyngenta66557345456599
Anhangsortiment
KWS Keeperr2KWS Lochow664454544465667
QuadrigarSecobra665455354376677
SU Ellenr2Nordsaat / SU455346443376488
KWS KosmosrKWS Lochow554554444476578
Jokerr2KWS Lochow / SU555565554484488

r: Gelbmosaikvirus-resistent; r2  auch Resistenz gegenüber dem Virustyp BaYMV-2

Tabelle 7: Sortenbeschreibungen Wintergerste zweizeilig, LSV 2017/2018, nach Beschreibender Sortenliste des Bundessortenamtes
Neigung zuAnfälligkeit fürErtragseigenschaften
SorteGMVZüchter /
Vertreiber
Reife-
zeit
Pflanzen-längeAus-winte-rungLagerHalm-knickenÄhren-knickenMehl-tauNetz-fleckenRhyn-chospo-riumBestandes-dichteKornzahl pro ÄhreTKGHekto-literKornertrag

Stufe 1

Kornertrag

Stufe 2

KWS Meridian VRS mzrKWS Lochow554665554466578
California VRSrLimagrain645433444827676
ZitarNordsaat / Hauptsaaten54444244728576
SU RuzenarAckermann / SU53445444917676
LG CasparirLimagrain53554354926676
LottierSZ Breun / Limagrain64336645819677
YvonnerNordsaat / SU64333345827687
Anhangsortiment
SandrarSZ Bauer / IG546545345818666
KWS InfinityrKWS Lochow545554644817667

r: Gelbmosaikvirus-resistent


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