Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Versuchswesen Marktfruchtbau

Ergebnisse der LSV Wintertriticale 2018/19 & Empfehlungen

Wintertriticale hat nicht enttäuscht!

Nachdem die hessische Anbaufläche von Triticale über die letzten Jahre, von kleinen Schwankungen abgesehen, relativ stabil war, wurde nach vorläufigen Schätzungen des Statistischen Landesamtes der Anbau im Vergleich zum Vorjahr um 3300 ha ausgedehnt. Daraus kann nicht geschlussfolgert werden, dass Betriebe nun verstärkt auf Triticale setzen. Die Zunahme ist vielmehr darauf zurückzuführen, dass die Rapsanbaufläche, bedingt durch die Trockenheit im Herbst 2018, drastisch abgenommen hat. Triticale konnte meist zum optimalen Termin ausgesät werden, nachdem im September letzten Jahres Niederschläge einsetzen. Die Bestände präsentierten sich im Frühjahr in der Praxis jedoch uneinheitlich, da aufgrund des Wassermangels das Auflaufen teils verzögert war. Pilzkrankheiten spielten bis Ende April aufgrund der Witterungs­ver­hält­nisse meist noch keine große Rolle. Da die Bodenwasservorräte noch nicht wieder aufgefüllt waren, war ein regelmäßiger Nieder­schlag essentiell für die Entwicklung der Bestände. Mit unterdurch­schnittlichen Nieder­schlägen im April machte sich dann auch in vielen Regionen Hessens Wassermangel bemerkbar. Steigende Temperaturen und vielerorts gefallene Niederschlage im Mai führten bei anfälligen Sorten zur Ausbreitung von Braun­rost.

Dies diesjähren Erträge lagen über dem Mittel der letzten Jahre
Trotz der wieder herausfordernden Witterung erreicht Triticale nach einer vorläufigen Schätzung der Getreideernte (Statistisches Landesamt) im aktuellen Jahr ein akzeptables Ertragsniveau von 69,4 dt/ha und liegt damit über dem 6-jährigen Mittel (2013-2018) von 66,9 dt/ha. Wirtschaftliche konkurrenzfähig ist der Triticaleanbau vor allem auf Grenzertrags­standorten des Weizenanbaus. Besonders interessant wird der Anbau von Triticale, wenn er betriebs­intern als Futtermittel oder für die Biogaserzeugung eingesetzt werden kann. Ent­sprechend liegt der Fokus des Triticaleanbaus in solchen Schwerpunktregionen. Auf leichteren Stand­orten ist Triticale Roggen unterlegen, der über ein stärker entwickeltes Wurzelsystem verfügt und Winter­feuchtig­keit besser zur Ertragsbildung nutzen kann. Bis zum Durchbrechen von Gelb- und Braunrost­resistenzen vor einigen Jahren galt Triticale als Kultur, die extensiv mit geringem Fungizideinsatz geführt werden kann. Mittlerweile sind aber wieder vielver­sprechende Neu­züchtungen am Markt, die eine allgemein gute Blattgesundheit aufweisen.

Fünf Sorten erstmalig im Landessortenversuch geprüft

Im Anbaujahr 2018/2019 wurde der Landessortenversuch zu Wintertriticale in Hessen an drei Standorten in jeweils zwei Intensitätsstufen angelegt. Das Prüfsortiment umfasste dreizehn Sorten, davon standen vier Neuzulassungen (SU Casparus, Ramdam, Vivaldi, Ozean) aus dem Jahrgang 2019 und die in 2018 zugelassene Sorte Riparo erstmalig im Versuch. Die Eigenschaften der geprüften Sorten sind in Tabelle 4 dargestellt. Im aktuellen Jahr wurde auch wieder eine langstrohige Sorte geprüft. Um eine Beeinträchtigung von direkt benachbarten kurzstrohigen Sorten zu vermeiden, wurde rechts und links der betreffenden Prüfparzellen eine weitere Parzelle der gleichen Sorte platziert. Die Pflanzenlänge und die Ertragsleistung zeigen keine enge Beziehung, allerdings weisen langstrohige Sorten tendenziell eine etwas höhere Lagerneigung auf.

Riparo (Secobra), zugelassen in 2018, ist eine Triticalesorte, die früh die Ähren schiebt und früh abreift. Nach Einstufung des Bundessortenamtes weist die Sorte ein sehr hohes Er­trags­potenzial und eine sehr hohe Tausendkornmasse auf. Riparo verfügt über eine mittlere bis gute Standfestigkeit und eine gute Blatt­ge­sundheit, vor allem auch im Hinblick auf Gelb- und Braunrost. Die Anfälligkeit für Ähren­fusarium ist allerdings erhöht, was unter ungünstigen Anbaubedingungen und bei Vor­liegen entsprechender Witterungsverhältnissen zum Problem werden kann.

SU Casparus (Saaten Union) ist ein kurzstrohiger, sehr standfester Wintertriticale mit mittlerer Abreife, der eine sehr gute Blattgesundheit aufweist. Neben der mehrjährig geprüften Sorte Cedrico ist SU Casparus die einzige Sorte im Prüfsortiment mit einer geringen Anfälligkeit (Note 3) für Ährenfusarium.

Ramdam (Limagrain) ist ein langstrohiger Triticale, der früh die Ähren schiebt und mittelfrüh abreift. Die Lagerneigung wird als gering bis mittel eingestuft. Die Sorte besitzt ein gutes Resistenzspektrum, die Neigung zum Befall mit Ährenfusarium liegt aber nur auf einem mittleren Niveau. Die Ertragsleistung wird mit hoch bis sehr hoch eingeschätzt, insbesondere in Stufe 1.

Die mittelfrüh abreifende Sorte Vivaldi (IG Pflanzenzucht) besitzt eine sehr gute Stand­festig­keit und ein hohes Ertragspotenzial. Die Anfälligkeit für Blattkrank­heiten ist gering bis sehr gering, die Neigung zur DON-Bildung ist gering bis mittel ausgeprägt.

Ozean (KWS Lochow) ist ein kurzstrohiger Triticale mit sehr guter Standfestigkeit und einem sehr hohen Ertragspotenzial in beiden Intensitätsstufen. Die Anfälligkeit gegenüber Ähren­fusarium ist nicht erhöht und die Blattgesundheit insgesamt auf einem überdurchschnittlichen Niveau.

Behandlungsmaßnahmen zeigten positive Effekt

Der Einsatz von Wachstumsreglern und Fungiziden wirkte sich in den LSV auf den Ertrag aus
Unter extensiver Bestandesführung, d.h. bei reduziertem Einsatz von Wachs­tumsreglern und Verzicht auf Fungizide (Stufe 1), wurde im Mittel über die drei Standorte ein Kornertrag von 90,8 dt/ha erzielt. In Intensitätsstufe 2, die das Ziel hat, die Bestände möglichst lange gesund zu erhalten und die Standfestigkeit sicher zu stellen, wurde mit 107,5 dt/ha im Mittel über die Standorte ein deutlicher Mehrertrag realisiert. Durch die Behandlung konnte der negative Einfluss verschiedener pilzlicher Erreger auf die Ertragsbildung zurückgedrängt werden. In den Landessortenversuchen wie in Praxis­beständen traten im Frühjahr zunächst Mehltau und Gelbrost auf, meist aber nicht in starkem Ausmaß, sowie Blattseptoria und Rynchosporium. Weiterhin wurden Blattflecken und Verfärbungen beobachtet, die vermutlich auf Stressreaktionen bzw. negative Reaktionen auf Behandlungen zurückzuführen waren. Braunrostbefall, der später in der Entwicklung zu Tage trat, hatte meist keinen großen Ertragseffekt. Die blattgesunden Sorten Porto und RGT Belemac zeigten die geringsten Ertragseffekte durch Behandlung, stärker mit Mehrertrag auf die Behandlung reagierten Ozean, Lom­bardo, Barolo und Temuco.

Fusariumbefall nicht aus den Augen verlieren

Auch wenn in diesem Jahr der Fusariumbefall in den meisten Beständen kein Problem dar­gestellt hat, muss das Risiko von Fusariuminfektionen und eine daraus resultierende Myko­toxin­kontamination beim Triticaleanbau im Auge behalten werden. Verdächtige Partien sollten auf jeden Fall einer Mykotoxinanalyse unterzogen werden, bevor sie an Nutztiere verfüttert werden.

Die Bildung von Mykotoxinen wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst, von denen der Witterung die größte Bedeutung zukommt, gefolgt von der Fruchtfolgestellung (Vorfrucht) und dem Management der Erntereste. Da Triticale oft als abtragende Frucht nach befalls­fördern­den Vorfrüchten wie Weizen, Mais oder Triticale steht, weist er generell ein erhöhtes Risiko für Fusariumbefall auf. Weitere Risikofaktoren umfassen die Boden­bear­beitung und Sorten­anfälligkeit. In der Vergangenheit wurden bei ungünstiger Fruchtfolgestellung immer wieder erhöhte Mykotoxinbelastungen in Triticale nachgewiesen. Mykotoxine stellen ein erheb­liches Risiko für die Gesundheit von Mensch und Nutztieren dar. Schweine reagieren ver­gleichs­weise stärker als Geflügel oder Wiederkäuer mit Leistungsminderungen, Frucht­bar­keits­störungen und einer gesteigerten Krankheits­anfälligkeit.

Seit diesem Jahr wird in der Beschreibenden Sor­ten­liste erstmalig eine Einstufung der Anfälligkeit von Winter- und Sommertriticale für Ähren­fusarium vorgenommen. Im Spektrum der zugelassenen Sorten zeigt sich eine Variation von stark (Note 7) bis gering (Note 3) anfälligen Sorten. Der Züchtung ist es auch gelungen, Sorten mit einer günstigen Kombination von Resistenzen gegen Ährenfusarium und Rostkrankheiten bereitzustellen.

Die Wahl einer wenig anfälligen Sorte sollte jedoch nur eine von mehreren vorbeugenden Maßnahmen darstellen, die ergriffen werden, um das Befallsrisiko zu mindern, da Einzelmaß­nahmen oft keine ausreichende Wirkung erzielen. Auch der Wirkungsgrad von Fungiziden kann selbst bei optimalem Aus­bringungstermin nur mit etwa 60 % angenommen werden. Wird aus betrieblichen Gründen auf eine wendende Bodenbearbeitung verzichtet, sollte die Wahl auf Sorten mit geringer Anfälligkeit fallen. Im Umkehrschluss ist es dringend angeraten, Ernterückstände zu zerkleinern und einzuarbeiten, sowie wendende Bodenbearbeitung durchzuführen und eine Fungizid­maß­nahme einzusetzen, wenn eine höher anfällige Sorte angebaut werden soll.

Landessortenversuch mit sehr hohen Kornerträgen

Die diesjährigen hessischen Ergebnisse der Landessortenversuche werden in Tabelle 1 dargestellt. Mit 107,5 dt/ha wurde bei optimaler Bestandes­führung ein Ertrag erzielt, der noch über dem Spitzenergebnis von 2014 liegt. Allerdings variierte der Ertrag zwischen den Standorten relativ stark. Sortenunterschiede im Ertrag waren ausgeprägt mit Differenzen von 11,2 bis 21,4 dt/ha in Abhängigkeit von Standort und Intensitätsstufe. Am ertragsstärksten in Stufe 1 präsentierten sich Temuco, Porto und Ozean, in Stufe 2 lagen Temuco und Ozean an der Leistungsspitze. Lombardo und Cedrico lieferten einen Ertrag am Durchschnitt bzw. leicht darunter. Durch stärker variierende Erträge fielen Barolo, Robinson, RGT Belemac, Temuco und SU Casparus auf.

Die im Vergleich zum Vorjahr höheren Erträge hätten aufgrund des „Verdünnungseffektes“ einen geringeren Proteingehalt vermuten lassen, der aber um ca. 0,5 % höher ausfiel als in 2018. Allerdings war die Kornausbildung mit einer TKM von 40,5 g (Stufe 1) bzw. 44,5 g (Stufe 2) auch schwächer als im vergangenen Jahr. Die Fallzahl lag auf einem ähnlichen Niveau mit einer starken Variation zwischen den Sorten.

Mehrjährige Leistung in Hessen und den Nachbar-Bundesländern

Die Ertragsstabilität, die ein entscheidendes Kriterium für die Sortenwahl darstellt, kann nur im mehrjährigen Vergleich sicher beurteilt werden. Über drei hessische Prüfjahre überzeugen Lombardo, Cedrico und Robinson durch eine gute Ertragsleistung in beiden Intensitätsstufen (Tabelle 2). Lombardo und Cedrico zeigen jedoch über die Jahre eine Tendenz zu etwas nachlassenden Erträgen. Temuco und Barolo bringen zwar Erträge am Versuchsmittel, stärker zwischen den Jahren schwankende Erträge lassen jedoch auf eine geringere Ertragsstabilität schließen. Zweijährig geprüft zeigt Porto vor allem in Stufe 1 eine über­durchschnittliche Leistung, kann aber in Stufe 2 nicht ganz an die Vorjahresleistung an­schließen. Auch Lanetto bleibt hinter der Leistung des Vorjahres zurück, während RGT Bele­mac konstant am Durchschnitt (Stufe 1) bzw. leicht darunterliegende Erträge (Stufe2) realisiert.

Eine weitere Hilfestellung bei der Sortenwahl bietet die überregionale Auswertung. Hierbei macht die Versuchsauswertung nicht an der Landesgrenze halt, sondern es wird nach Anbau­gebieten ausgewertet, d.h. alle Versuchsergebnisse aus Landessortenversuchen und Wert­prüfungen für Gebiete mit ähnlichen Boden- und Klimabedingungen werden gemeinsam ver­rechnet. Eine graphische Darstellung der Anbaugebiete der verschiedenen Kulturarten kann unter http://geoportal.julius-kuehn.de/map?app=konv abgerufen werden. Die Aus­wertung nach Anbaugebieten beruht auf einer deutlich größeren Datenbasis und ermöglicht damit eine bessere Einschätzung der Leistung einer Sorte. Die Standorte des hessischen Triticale-LSV sind zwei Anbaugebieten (AG) zugeordnet: Marburg (Rauischholzhausen) gehört zum AG 16 (Mittel­lagen Südwest). Die LSV-Standorte Bad Hersfeld und Kor­bach sind dem Anbaugebiet 14 (Hügelland Mitte/West) zugeordnet, in der Auswertung berücksichtigt wurde jedoch nur Korbach. In das Anbaugebiet 19 (Höhenlagen Südwest), welchem kein hessischer Versuchsstandort zugeordnet ist, fallen Teile Südosthessens.

Für das Hügelland Mitte/West (AG 14) setzt sich die Neuzulassung Ramdam vom restlichen Sortiment ab (Tabelle 3). Weitere überdurchschnittliche Erträge bringen Temuco und Ozean. Bei den Neuzulassungen ist zu beachten, dass die Datengrundlage noch nicht wirklich belastbar ist. Auch in den Anbaugebieten 16 (Mittellagen Südwest) und 19 (Höhenlagen Südwest) liegt Ramdam an der Leistungsspitze, gefolgt von Lombardo. Ertraglich zurück bleiben Riparo und RGT Belemac.

Diese Sorten werden empfohlen

Die LSV-Wintertriticale 2018/19 enttäuschten nicht
Voraussetzung für einen wirtschaftlichen Anbau von Triticale ist zuallererst ein hoher Kornertrag. Zur Ertragsabsicherung ist weiterhin eine ausreichende Winterfestigkeit sowie eine gute Standfestigkeit gewünscht, letztere ist insbesondere für viehhaltende Betriebe von Rele­vanz, die organische Dünger einsetzen. Kurzstrohige Sorten mit hoher Standfestigkeit ermög­lichen es auch, auf Wachstumsregler zu verzichten, während langstrohige Sorten oft eine geringere Standfestigkeit aufweisen. Die Wahl blattgesunder Sorten gestattet einen reduzierten Fungizidein­satz und beeinflusst somit die Wirtschaftlichkeit des Anbaus. Besonderes Augenmerk ist auf die Anfälligkeit für Gelb- und Braunrost zu legen, die in den letzten Jahren oft starke Ertragseinbußen verursacht haben. Einige der neueren Sorten, wie z.B. Ramdam, verfügen über eine günstige Kombination von geringer Gelb- und Braunrostanfälligkeit. Zu berücksichtigende Qualitätsparameter hängen vom Verwendungs­zweck ab. Bei Vermarktung als Futtergetreide spielt der Roh­protein­gehalt keine Rolle – der Handel nimmt aber unter Umständen Preisabschläge bei Nicht­erreichen eines Grenz­wertes (68-72 kg/hl) beim Hektolitergewicht vor. In Jahren mit verzögerter Ernte und/oder Lager kann die Auswuchsneigung von Bedeutung sein.

Mehrjährig geprüft zeigen nach wie vor Lombardo und Cedrico überzeugende Leistungen und (Tabelle 2) und werden daher für den Anbau empfohlen.

Lombardo (Syngenta) bestätigt im aktuellen Jahr seine Leistung. Mit Cedrico gehört Lombardo zu den ertragsstärkeren der geprüften Sorten. Die Ertragsbildung erfolgt über eine hohe TKM bei mittlerer Kornzahl je Ähre. Die kurzstrohige Sorte weist eine mittlere Standfestigkeit auf, die eine Absicherung über Wachs­tumsregler benötigt. Die Winterhärte ist als sehr gut eingestuft. Die Blattgesundheit liegt, mit Ausnahme einer stärkeren Anfälligkeit für Braunrost, auf einem mittleren Niveau. Eine Schwäche besteht in der erhöhten Anfälligkeit für Ährenfusarium. Nach Untersuchungen aus den neuen Bundesländer ist auch die Auswuchs­neigung erhöht.

Cedrico (Syngenta) erzielte in 2016 und 2017 weit überdurchschnittliche Erträge, fiel in 2018 ertraglich auf ein mittleres Niveau ab und brachte in 2019 Erträge am bzw. leicht unter dem Durchschnitt. Die Sorte reift mittelfrüh ab und ist ausreichend standfest. Abgesehen von einer erhöhten Mehltauanfälligkeit verfügt Cedrico über eine gute Blattgesundheit und geringe Neigung zur DON-Bildung. Die Auswuchsneigung soll auf einem mittleren Level liegen, die Winterhärte kann nicht sicher eingeschätzt werden.

Triticale zur Ganzpflanzennutzung

Triticalesorten zur Silonutzung, d.h. Verfütterung als Ganzpflanze oder Biogaserzeugung werden vom Bundessortenamt in einem speziellen Sortiment geprüft. Aktuell sind zwölf Sorten zu­gelassen, davon drei Hybriden. Der Landesbetrieb Landwirtschaft Hes­sen führt keinen eigenen Landes­sortenversuch zur Silonutzung durch. Ergebnisse aus anderen Bundesländern belegen, dass Triticale aufgrund seines Leistungspotenzials in Abhängigkeit der standörtlichen Gegebenheiten durchaus eine Alternative zu Mais darstellen kann. Pflanzenbauliche Vorteile bestehen in der besseren Ausnutzung der Winterfeuchtigkeit, was besonders im letzten Jahr zum Tragen kam, der Möglichkeit nach der Ernte eine Zwischenfrucht auszubringen, sowie in der Entzerrung von Arbeitsspitzen.

Aussaattermin und Bestandesführung

Mit einem an den Standort und die Sorte angepassten Aussaattermin wird die Grundlage für einen hohen Kornertrag gelegt. Obwohl Triticale ein gutes Bestockungsvermögen besitzt, sollte der Aussaatzeitpunkt so gewählt werden, dass eine ausreichende Vorwinterentwicklung sichergestellt ist. Eine gute Überwinterungsfähigkeit ist gegeben, wenn die Pflanze ein bis drei Triebe gebildet hat. Eine zeitige Aussaat ist besonders für Höhenlagen relevant. Sorten, die ihren Ertrag primär über die Bestandesdichte realisieren, sollten bis Ende September/Anfang Oktober gedrillt sein.

Auch die Saatstärke muss an die Boden- und Standortbedingungen angepasst werden. Wird die Aussaatstärke zu hoch gewählt, steigt das Risiko von Auswinterungsschäden und ver­minderter Standfestigkeit. Zu dichte Bestände sind schwieriger zu führen, insbesondere dann wenn Triticale auf Standorten angebaut wird, die langjährig mit organischer Düngung versorgt wurden und somit ein hohes und schlecht einzuschätzendes N-Nachlieferungs­ver­mögen aufweisen. Etwas höhere Saatmengen sind nur anzustreben bei schwächer bestocken­den Sorten sowie unter extensiven Anbaubedingungen.

Tabelle 1: Landessortenversuche Wintertriticale 2018/2019 Hessen. Erträge relativ zur Bezugsbasis (BB)

unbehandelt (rel. zur BB)fungizidbehandelt (rel. zur BB)
HEFKBMRMittelHEFKBMRMittel
BB (dt/ha) 93.8 86.0 92.1 90.6124.0 97.8104.0108.6
VD (dt/ha) 92.8 85.1 94.6 90.8120.7 97.5104.3107.5
GD 5 % (relativ)  7.4 10.4  5.9  5.7  9.1  5.4
SORTIMENT LANG
Ramdam1029511910610195113103
SORTIMENT KURZ
Lombardo  BB102989799100100101100
Barolo  BB9110110298101979999
Robinson  BB109969410010393101100
Temuco  BB9810610410399110102103
Riparo959497919396
Porto10710410410597989597
RGT Belemac93931131008710010195
Lanetto9094989492949594
SU Casparus9499102989210210198
Vivaldi1029910110110398101101
Ozean102103106103103108105105
ANHANGSORTIMENT KURZ
Cedrico  BB10099102100971009798

BB: Bezugssortiment; VD: Versuchsdurchschnitt; GD: Grenzdifferenz
HEF: Bad Hersfeld, KB: Korbach, MR: Marburg (Rauischholzhausen)

 

Tabelle 2: Landessortenversuche Wintertriticale 2017-2019, Hessen. Erträge relativ zur Bezugsbasis (BB)

unbehandelt (rel. zur BB)fungizidbehandelt (rel. zur BB)
Jahr201720182019Mittel201720182019Mittel
 Orte133 133 
BB (dt/ha)77.786.090.686.885.496.5108.6100.1
VD (dt/ha)76.586.790.987.083.596.5106.198.8
SORTIMENT LANG
Ramdam106103  
SORTIMENT KURZ
Lombardo  BB11210299102108102100102
Barolo  BB861019898921029999
Robinson  BB9999100100104100100100
Temuco  BB10097103100899710399
Riparo9796
Porto11210510397
RGT Belemac1001009895
Lanetto1039410394
SU Casparus9898
Vivaldi101101
Ozean103105
SU Kalyptus10097
ANHANGSORTIMENT KURZ
Cedrico  BB10310010010110810098100
Tantris85938898
Agostino10299
Callanzo9088
Salto105105
Rhenio97103
Securo10296
Cosinus10094

BB: Bezugssortiment; VD: Versuchsdurchschnitt

 

Tabelle 3: Überregionale, mehrjährige Auswertung des Kornertrages (Stufe 2) von Wintertriticale nach Hohenheim-Gülzower-Methode für die Anbaugebiete 14 (Hügelland Mitte/West), 16 (Mittellagen Südwest) und 19 (Höhenlagen Südwest)

AG 14
(2016-2019)
AG 16
(2015-2019)
AG 19
(2015-2019)
Ertrag (dt/ha)Anzahl VersucheErtrag (dt/ha)Anzahl VersucheErtrag (dt/ha)Anzahl Versuche
Ramdam116.54109.09109.56
Lombardo108.415106.722107.427
Barolo107.115103.324103.523
Temuco109.610103.017103.815
Robinson105.813105.914
Riparo105.16101.611102.611
Porto107.17102.912105.611
RGT Belemac105.84101.612102.211
Lanetto104.57105.09
Vivaldi108.54104.19106.16
Ozean110.24104.29105.96
Cedrico108.513105.115105.218

 

Tabelle 4:Sortenbeschreibung LSV Wintertriticale nach Beschreibender Sortenliste des Bundessortenamtes (2019)

Neigung zuAnfälligkeit fürErtragseigenschaften
SorteZüchter /
Vertreiber
ÄhrenschiebenReifePflanzenlängeAuswinterungLagerMehltauBlattseptoriaGelbrostBraunrostÄhrenfusariumBestandesdichteKornzahl / ÄhreTausendkornmasseKornertrag Stufe 1Kornertrag Stufe 2
LombardoLantmännen / Syngenta Agro554244436655788
BaroloLantmännen / Syngenta Agro653445442456477
RobinsonPZO / IG45543544545877
TemucoLantmännen / Syngenta Agro65422542457487
PortoDanko /Dr. Winkelmann65342321655687
RGT BelemacRAGT55441321465687
LanettoSyngenta Agro55442656546678
RiparoIntersaatzucht / Secobra44443431663888
SU CasparusNordsaat / SU45323423357577
RamdamSZ Breun / Limagrain35642321547798
VivaldiPZO / IG55433331465678
OzeanKWS Lochow65432331474688
Anhangsortiment
CedricoLantmännen / Syngenta Agro65436433366588

Note 1 = niedrige Ausprägung des Merkmals (gering, kurz, früh); Note 9 = hohe Merkmalsausprägung (hoch, lang, spät); Note 5 = durchschnittliche Einstufung; günstige Einstufungen sind in der Tabelle grün, weniger günstige orange hinterlegt.


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