Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Versuchswesen Marktfruchtbau

Ergebnisse der LSV Wintertriticale 2019/20 & Empfehlungen

Das Jahr 2020 war hinsichtlich der Witterung bisher für die Landwirtschaft wieder eine Herausforderung. Der Winter war sehr mild und die Vegetationsruhe wurde oft unterbrochen. Die Bestände entwickelten sich somit sehr rasch und hatten einen Vorsprung von 2-3 Wochen zum langjährigen Mittel.

Triticalebestand mit leichten Frostschäden: leere Ähren neigen sich nicht
In den Landessortenversuchen zeigen sich auch die optischen Unterschiede zwischen den Triticalesorten deutlich

Die Wasservorräte im Oberboden waren allerdings bis zum Jahresbeginn noch nicht aufgefüllt worden. Dies änderte sich im Februar mit den intensiven Niederschlägen. Es fielen örtlich bis zu der dreifachen Niederschlagsmenge als normal üblich. Die Böden waren deswegen nicht befahrbar und Arbeiten wie Düngungsmaßnahmen mussten in den März verschoben werden. Dieser zeigte sich ab der Monatsmitte durchweg trocken. Das trockene Wetter hielt auch im April an und die Oberböden trockneten durch das sonnige Wetter und die niedrige Luftfeuchtigkeit schnell aus. Dies führte zu Stress bei den Pflanzen mit der Folge, dass die Bestände vielerorts vergleichsweise dünn und eher kurz blieben. Linderung der Trockenheit geplagten Pflanzen verschafften regional teils ergiebige Niederschläge Ende April, Anfang Mai. Danach regnete es nur noch gelegentlich, wobei die Temperatur etwas niedriger war als im langjährigen Mittel. Der Vegetationsvorsprung nahm dadurch deutlich ab. In der Kalenderwoche 20 kam es nochmal verbreitet zu Nachtfrösten, dies führte zu Schäden vor allem an der Wintergerste. Die Triticale zeigte nur in höheren Lagen auch leichte Frostschäden, was sich jedoch im Triticaleertrag nicht wiederspiegelte, denn die Bestände konnten die Schäden kompensieren. Im Juni fiel wieder die monatsübliche Regenmenge. Dies führte zur Linderung der Trockenheit. Jedoch war die Verteilung nicht gleichmäßig. Während in Nord- und Osthessen meist genügend Wasser vorhanden war, litten viele Mittel- und Südhessischen Standorte weiter unter Trockenheit. Hitzewellen gab es im Juni nicht. Ende des Monats war der Vegetationsvorsprung aufgebraucht und die Bestände zeigten sich in ihrer Entwicklung entsprechend dem langjährigen Mittel. Betrachtet man die klimatische Wasserbilanz, also die Differenz zwischen der Niederschlagsmenge und potentiellen Verdunstung über Gras, so fällt im ersten Halbjahr auf, dass nur in den Mittelgebirgen die Bilanz positiv ist. Dies bedeutet, dass in diesem Jahr nur dort mehr Niederschlag fiel als Wasser verdunstet ist. Im Mittel der Jahre 1981 bis 2010 ist die Bilanz normalerweise hessenweit positiv.

Risikofaktor Fusarium managen – die richtige Sorte hilft!

Nach vorläufigen Schätzungen des statistischen Bundesamtes liegt die Triticaleanbaufläche in Hessen dieses Jahr auf demselben Niveau wie letztes Jahr und beträgt etwa 20.600 Hektar. Damit nimmt sie nur 7 % der gesamten Getreidefläche ein. Dieses Jahr wird ein Triticaleertrag von akzeptablen 66,7 dt/ha vom statistischen Bundesamt erwartet. Der erwartete Weizenertrag liegt 5,7 dt/ha höher. Dieser Ertragsunterschied ist unteranderem dem geschuldet, dass Triticale oft als abtragende Kultur in der Fruchtfolge steht, aber auch die Weizenanbauflächen oft eine bessere Standortqualität haben. Die Triticale wird oft auf schlechteren Standorten mit nicht derselben Düngungs- und Pflanzenschutzintensität wie Winterweizen und Wintergerste geführt. Sie gilt als etwas robustere Getreideart. In den letzten Jahren wurde die Triticale jedoch vermehrt mit Gelbrost und Mehltau befallen, was standortabhängig einen höheren Einsatz von Fungiziden notwendig machte. Aufgrund der hohen Erträge und des guten Futterwertes wird die Triticale in Veredelungsbetrieben bevorzugt für die Verfütterung an Tiere verwendet. Neben Gelbrost und Mehltau kann Triticale auch von Fusarium befallen werden. Dies führt bei ungünstiger Fruchtfolgestellung z.B. nach Vorfrüchten wie Mais, Triticale oder Weizen zu einer höheren Belastung mit Mykotoxinen. Mykotoxine sind gesundheitsschädigend für Menschen und Nutztiere, wobei Schweine, insbesondere Zuchtsauen, stärker auf erhöhte Gehalte reagieren als Rinder, weil diese im Pansen die Schadstoffe zum Teil metabolisieren können. Die Folgen der Verfütterung von mit Mykotoxin belastetem Getreide sind unter anderem eine verringerte Futteraufnahme und Fruchtbarkeitsstörungen bis hin zu Aborten. Verdächtige Getreidepartien müssen deshalb vor dem Einsatz unbedingt auf Mykotoxine analysiert werden.

Verschiedene Faktoren beeinflussen die Infektion durch die Fusariumpilze: Die Witterung spielt die größte Rolle. Wenn zur Blüte die Temperatur über 20°C liegt und durch viele Niederschläge ein feuchtes Mikroklima im Bestand herrscht, ist die Gefahr einer Fusariuminfektion am höchsten. Aber auch die Fruchtfolge, Nacherntemanagement und Bodenbearbeitung spielen eine Rolle. Eine gute Zerkleinerung der Erntereste und wendende Bodenbearbeitung hilft das Befallsrisiko mit Fusarium zu verringern.

Der Einsatz von Fungiziden ist vor allem in warmfeuchten Jahren notwendig und wirtschaftlich sinnvoll, wobei der Wirkungsgrad bei Ährenfusarium allerdings nur maximal 60% beträgt. Der Fusariumpilz befällt die weibliche Blüte und infiziert so die Ähre. Ein Triticalebestand blüht bis zu 2 Wochen. Eine einzelne Ähre beginnt in der Mitte zu blühen. Die Haupttriebe blühen vor den Seitentrieben und auch im Feld beginnen die einzelnen Pflanzen aufgrund von Standortunterschieden wie verschiedene Wasserverfügbarkeit zu verschiedenen Zeitpunkten. Der optimale Zeitpunkt der Fungizidbehandlung ist, wenn in der Ährenmitte des Haupttriebs die weibliche Blüte daumenartig entwickelt ist und der männliche Pollenschlauch noch grün-gelblich ist. In Beständen mit einem längeren Blühzeitraum wird es bei entsprechend anhaltend Furarium-begünstigender Witterung schwierig, wenn nicht unmöglich sein, den richtigen Zeitpunkt für eine Fungizidbehandlung mit hohem Wirkungsgrad abzupassen.

Glücklicherweise gibt es auch Sortenunterschiede bei der Anfälligkeit für Ährenfusarium, die in der beschreibenden Sortenliste vom Bundessortenamt seit letztem Jahr beschrieben werden. Die Einstufung der Sorten variiert von gering (Note 3) bis sehr hoch (Note 8) und liefert eine wichtige Orientierungshilfe bei der Sortenwahl. Mittlerweile gibt es Triticalesorten, die sowohl geringe Anfälligkeiten gegen Rostkrankeiten und auch gegen Ährenfusiarum besitzen. Die richtige Sortenwahl ist somit ein wichtiger Baustein gegen Fusariumbefall und der damit einhergehenden Mykotoxinbelastung.

Landessortenversuche 2019/2020

Im Anbaujahr 2019/2010 wurden der Landessortenversuch zu Wintertriticale an drei Versuchsstandorten in Hessen mit jeweils zwei Intensitätsstufen angelegt. Die Aussaat erfolgte mit 300 Körner/m². Die N-Düngung wurde mit einem Stickstoffbedarfswert nach DüV von 190 kg/ha durchgeführt. In der extensiven Stufe 1 wird kein Fungizid eingesetzt und nur eine reduzierte Aufwandmenge an Wachstumsregler ausgebracht. Damit ist es möglich die Standfestigkeit und Anfälligkeit für Pflanzenkrankheiten der einzelnen Sorten zu bewerten. In der Intensitätsstufe 2 werden Wachstumsregler und Fungizide standortüblich nach Bedarf eingesetzt. Dadurch ist es möglich das tatsächliche Leistungspotenzial der Sorten zu beschreiben. In festgelegten BBCH-Stadien werden die einzelnen Sorten gemäß den Richtlinien des Bundessortenamtes auf die Blatt- und Ährenkrankheiten Mehltau, Septoria-Blattdürre, Fusarium, Gelb- und Braunrost neutral und unabhängig bonitiert. Die Qualitätsparameter Trockenmasse, Rohprotein, Stärkegehalt, Tausendkorngewicht und Fallzahl werden vom Landesbetrieb Hessisches Landeslabor (LHL) bestimmt.

Das Sortiment umfasste 12 Sorten, davon standen drei Neuzulassungen des Bundessortenamtes aus dem Jahrgang 2019 und 2020 zum ersten Mal im Versuch. In Tabelle 1 werden die Eigenschaften der geprüften Sorten dargestellt.

Einjährig geprüfte Sorten:

Belcanto reift Mittel ab und hat eine mittlere bis gute Standfestigkeit. Die Sorte hat eine überdurchschnittliche Blattgesundheit und ist vor allem widerstandsfähig gegen Braunrost. Zusätzlich ist sie vom Bundessortenamt mit der Note 3 als nicht anfällig für Ährenfusarium eingestuft worden, was niedrige Mykotoxingehalte erwarten lässt. In der Intensitätsstufe 1 erbrachte sie erwartungsgemäß überdurchschnittliche Erträge.

RGT Flickflac ist eine sehr kurzstrohige Triticalesorte mit guter Standfestigkeit. Sie reift früh ab und hat eine gute Blattgesundheit. So ist die Sorte mit der Note 1 als sehr widerstandsfähig gegen Braunrost eingestuft worden. Der Ertrag ist in beiden Intensitätsstufen überdurchschnittlich.

Rivolt ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vom Bundessortenamt eingestuft worden, ist aber in Frankreich zugelassen und daher über diese EU-Zulassung in Deutschland handelbar. Laut züchtereigener Einstufung ist sie eine frühreife Sorte mit guter Standfestigkeit. Im Landessortenversuch zeigte sie Gelbrost- und Blattseptoriabefall. Der Ertrag lag überdurchschnittlich hoch.

Zweijährig geprüfte Sorten:

Die beiden Sorten Vivaldi und Ozean, die 2019 vom Bundessortenamt zugelassen wurden, standen zum zweiten Mal im Landessortenversuch. Die kurzstrohige Sorte Ozean besitzt eine gute Standfestigkeit. Sie schiebt die Ähre etwas später und besitzt eine gute Blattgesundheit. Vor allem gegen Mehltau und Braunrost ist sie widerstandsfähig. Jedoch zeigte sie einen deutlichen Ertragszuwachs in der intensiveren Stufe 2 im Vergleich zur Stufe 1.

Die mittel reifende Vivaldi ist eine kurzstrohige Sorte mit einer geringen Lageranfälligkeit. Vom Bundessortenamt wurde sie mit guter Blattgesundheit eingestuft, und sie ist sehr widerstandsfähig gegen Braunrost. Vivaldi ist gering bis mittel anfällig für Ährenfusarium. Bei den Erträgen der extensiven Stufe lag die Sorte unter dem Durchschnitt, während in der intensiven Stufe insgesamt mittlere Erträge realisiert wurden.

Mit Ramdam wurde auch eine langstrohige Sorte geprüft. Um Randeffekte auf direkt benachbarte Parzellen auszuschließen, wurde links und rechts neben der Prüfparzelle eine zusätzliche Parzelle mit derselben Sorte angelegt. Einige Praktiker schätzen die gute Unkraut- und Ungrasunterdrückung von langstrohigen Sorten, wobei die Standfestigkeit mit einem Wachstumsregler abgesichert werden sollte, vor allem in Vieh haltenden Betrieben, die mit Wirtschaftsdüngern arbeiten.

Ramdam ist trotz der Pflanzenlänge mit mittlerer Standfestigkeit eingestuft und zeigt eine insgesamt überdurchschnittliche Blattgesundheit. Zu nennen ist hier vor allem die sehr gute Widerstandsfähigkeit gegenüber Braunrost. Vom Bundessortenamt wurde die Sorte mit ein Note 1 eingestuft. In beiden Intensitätsstufen erreichte Ramdam deutlich überdurchschnittliche Erträge. Die Ertragsbildung erfolgt über die hohe Kornzahl pro Ähre in Verbindung mit hohen Tausendkorngewicht. Die Bestandesdichte ist unterdurchschnittlich.

Mehrjährig geprüfte Sorten:

Die kurzstrohige Sorte Porto ist zum dritten Mal im Prüfsortiment der Landessortenversuche. Sie schiebt die Ähre etwas später und hat eine überdurchschnittliche Blattgesundheit, speziell bei Mehltau, Gelb- und Braunrost. Diesen Vorteil zeigte sich jedoch dieses Jahr nicht in der Intensitätsstufe 1. Hier lag der Ertrag etwas unter dem Versuchsdurchschnitt. In der intensiveren Variante lag sie knapp darunter. In PSM reduzierten Anbauverfahren sollte jedoch eine Absicherung gegen Ährenfusarium erfolgen um das Risiko einer Mykotoxinbelastung zu vermeiden. Porto zeigt hier eine mittlere bis erhöhte Anfälligkeit (Note 6).

RGT Belemac ist eine im Mittel reifende Sorte mit guter Standfestigkeit und kam in beiden Intensitätsstufen knapp mittlere Erträge. Die Sorte hat eine gute Blattgesundheit. Ihre Stärken zeigt sie vor allem bei ihrer sehr geringen Anfälligkeit gegenüber Mehltau und Braunrost (Note 1).

Lombardo zeigt dieses Jahr erneut hohe Erträge und gehört zu den langjährig ertragsstärksten Sorten im Sortiment. Die kurzstrohige Sorte hat eine gute Standfestigkeit. Die Winterhärte ist als sehr gut eingestuft. Die Blattgesundheit ist auf mittlerem Niveau, jedoch hat Lombardo eine erhöhte Anfälligkeit für Braunrost. Die Ertragsbildung erfolgt bei mittlerer Kornzahl pro Ähre mit einem hohen Tausendkorngewicht.

Cedrico ist eine kurzstrohige Sorte mit guter Standfestigkeit und reift Mittel ab. Bis auf eine erhöhte Mehltauanfälligkeit zeigt die Sorte eine gute Blattgesundheit. Die geringe Anfälligkeit gegenüber Ährenfusarium lässt geringe DON-Werte erwarten. Cedrico zeigt sein langjährig stabil gutes Ertragspotenzial in beiden Intensitätsstufen.

Temuco bringt in der extensiven Stufe mittlere und in der intensiveren Stufe knapp mittlere Erträge. Die mittelreifende Sorte ist eine sehr standfeste Züchtung, die sich mit einer geringen Anfälligkeit für Mehltau und Braunrost zeigt. Blattseptoria und Gelbrost können vermehrt auftreten und erfordern eine aufmerksame Bestandskontrolle. Die Ertragsbildung erfolgt hier bei hoher Kornzahl pro Ähre mit einem niedrigen Tausendkorngewicht.

Riparo ist eine etwas früher reifende Sorte, bei der das Ährenschieben früher einsetzt als im Mittel des Sortiments. Sie besitzt eine gute bis mittlere Standfestigkeit und Blattgesundheit sowie eine sehr geringe Anfälligkeit gegenüber Braunrost. Jedoch hat Riparo eine Schwäche bei der Widerstandsfähigkeit gegen Ährenfusarium. Um Mykotoxinbelastungen im Erntegut zu vermeiden, müssen geeignete pflanzenbauliche Maßnahmen ergriffen werden. Der Ertrag wird bei einer hohen Bestandesdichte und hohen Tausendkorngewicht gebildet. Die Kornzahl pro Ähre ist vom Bundessortenamt mit der Note 3 als gering eingestuft.

Landessortenversuch mit sehr hohen Erträgen

Die Ergebnisse der hessischen Landessortenversuche sind in Tabelle 2 dargestellt. Bei optimaler Bestandesführung (Intensitätsstufe 2) wurde ein Durchschnittsertrag von 103,1 dt/ha erreicht. Dieser liegt 4,4 dt/ha unter dem Vorjahreswert. Der Standort hatte in diesem Jahr erneut einen großen Effekt auf die erzielten Erträge. Die Ertragsdifferenzen der drei Versuchsstandorte lagen bei 20,9 dt/ha in der Stufe 1 und 33,7 dt/ha in der Stufe 2. Die Ertragsunterschiede der Sorten zeigten Differenzen von 21,9 und 12,1 dt/ha in Stufe 1 bzw. 2 und offenbart wie wichtig die standortangepasste Sortenwahl ist. In Stufe 1 sind Ramdam, Rivolt und Cedrico die ertragsstärksten Sorten. In Stufe 2 bestätigen die drei Sorten ebenfalls ihr hohes Ertragspotenzial. Mit stärker schwankenden Erträgen in Stufe 1 fielen Lombardo, Ozean, Vivaldi und Belcanto auf. Die Sorten Temuco, Porto und Cedrico zeigten keine so großen Ertragsschwankungen.

Bei reduziertem Wachstumsreglereinsatz und Verzicht auf Fungizide wurde in der Intensitätsstufe 1 im Durchschnitt über die drei Versuchsstandorte erneut ein beeindruckend hoher Ertrag von 90,0 dt/ha erzielt. Der Ertragsunterschied zwischen den Behandlungsstufen zeigt wie wichtig es ist, die Pflanze möglichst lange vital und standfest zu halten. Durch die Fungizidbehandlung wurden Pilzkrankheiten bekämpft und deren schädlicher Einfluss auf den Ertrag und die Qualität der Pflanze reduziert. An den Standorten Bad Hersfeld und Marburg trat in der Stufe 1, bei der kein Fungizid eingesetzt wurde, Gelbrost auf. Die Sorten Vivaldi, Ozean und Rivolt zeigten eine erhöhte Anfälligkeit für Gelbrost an beiden Orten und Blattseptoria in Bad Hersfeld. In Marburg war Lombardo auch mit Gelbrost befallen. In Bad Hersfeld zeigte Cedrico Mehltaubefall und Riparo Blattseptoriasymptome. In Stufe 2 wurden die Pilzkrankheiten mit einer Funigizidbehandlung bekämpft und es traten keine Symptome von Krankheiten auf. Der Mehrertrag lag im Durchschnitt bei 13,1 dt/ha (Tabelle 3) und somit waren die gesetzten Maßnahmen hochwirtschaftlich. Die Sorten Vivaldi und Ozean hatten die höchsten Mehrerträge mit 17,8 dt/ha und 22,8 dt/ha in diesem Jahr. Ursache dafür sind die durch Befall mit Krankheitserregern niedrigeren Erträge in Stufe 1.

Mehrjähriger Vergleich in Hessen

Ein wichtiges Kriterium für die Sortenwahl ist auch die Ertragsstabilität, die nur in einem mehrjährigen Vergleich sicher beurteilt werden kann (Tabelle 4). Über die letzten drei hessischen Prüfjahre überzeugen die Sorten Lombardo und Cedrico in beiden Intensitätsstufen. In Stufe 1 zeigt Porto seine Stärken, allerdings bei über die Jahre etwas streuenden Erträgen. In Stufe 2 liegt er jedoch knapp unter dem Durchschnitt. Temuco liegt in beiden Stufen im Mittelfeld, seine Erträge schwanken zwischen den Jahren etwas stärker. Nach zwei Prüfjahren zeigt sich Ramdam als sehr vielversprechende Sorte. Vivaldi und Ozean zeigen dieses Jahr nur unterdurchschnittliche Leistung und kommen nicht an ihr Vorjahresniveau heran. In Stufe 1 fallen sie deutlich hinter die anderen Sorten zurück. Beide Sorten können daher noch nicht abschließend beurteilt werden. Riparo drischt über die letzten zwei Jahre konstant im Versuchsdurchschnitt, wobei er sich ertraglich in diesem Jahr besser präsentiert hat als in 2019.

Sortenempfehlung Herbst 2020

Der Kornertrag ist die Vorrausetzung für einen wirtschaftlichen Triticaleanbau. Weiterhin ist zur Absicherung des Ertrages eine ausreichende Winterfestigkeit und Standfestigkeit wichtig, vor allem in Vieh haltenden Betrieben mit Wirtschaftsdünger. In langstrohigen Sorten kann nicht auf Wachstumsregler verzichtet werden, weil sie oft eine geringere Standfestigkeit besitzen. Ihre Vorzüge sind jedoch die gute Unkraut-/ Ungrasunterdrückung und die größere Massebildung, die u. U. auch eine GPS-Erzeugung interessanter macht. Ein weiteres Kriterium zur Sortenwahl ist die Blattgesundheit. Vitale Bestände erbringen höhere Erträge und kommen mit widrigen Bedingungen wie z. B. Trockenstress besser zurecht. Man sollte besonders auf die Anfälligkeit für Gelb- und Braunrost achten, da diese Krankheiten in den letzten Jahren zu teilweise erheblichen Ertragseinbußen führten. Die Sorten Porto und RGT Belemac besitzen eine günstige Kombination von geringer Anfälligkeit für Gelb- und Braunrost. Der Rohproteingehalt als Qualitätsmerkmal spielt bei der Vermarktung als Futtergetreide keine Rolle, dennoch kann über Sorten mit hohem Rohproteingehalt und somit besserem N-Aneignungsvermögen mehr Eiweiß in die Futterration gebracht werden. Unter Umständen werden Abschläge bei Nichterreichen der Grenzwerte (68-72 kg/hl) beim Hektolitergewicht vom Handel vorgenommen.

Mehrjährig geprüft zeigen nach wie vor Lombardo und Cedrico überzeugende Leistungen und werden daher für den Anbau uneingeschränkt empfohlen. Insbesondere in Maisfruchtfolgen sollte Cedrico der Vorzug gegeben werden. Als neue, nun zweijährig geprüfte Sorte bekommt der langstrohige Ramdam als sehr gesunde Sorte eine Empfehlung für den Probeanbau, allerdings sollte er nicht in Maisfruchtfolgen aufgrund seiner mittleren Anfälligkeit für Ährenfusarium angebaut werden.

Aussaat und Bestandesführung

Für einen hohen Ertrag sind neben der standortangepassten Sortenwahl auch der Aussaattermin und die Vorwinterentwicklung wichtig. Die Aussaat sollte so erfolgen, dass eine ausreichende Entwicklung sichergestellt ist. Die Pflanze muss für eine gute Überwinterungsfähigkeit ein bis drei Triebe gebildet haben. In Höhenlagen sollte daher die Aussaat nicht zu spät erfolgen. Sorten, die ihren Ertrag über eine hohe Bestandesdichte realisieren, müssen auch frühzeitig ausgesät werden. Die Aussaat sollte hierbei Ende September bis Anfang Oktober erfolgen.

Nur bei schwächer bestockenden Sorten muss eine erhöhte Aussaatstärke gewählt werden um die gewünschte Bestandesdichte zu erreichen. Ansonsten sollte sie sorten- und standortangepasst gewählt werden. Wird die Saatmenge zu hoch gewählt, steigt die Gefahr des Überwachsens und damit auch die Auswinterungsgefahr. Zusätzlich birgt eine hohe Bestandesdichte das Risiko einer verminderten Standfestigkeit vor allem, wenn mit Wirtschaftsdüngern gearbeitet wird. Die Mineralisation und somit die Stickstoffnachlieferung sind hier schwerer einzuschätzen.

Die nachfolgende Tabelle 1 kann nicht barrierefrei dargestellt werden.
Bitte kontaktieren Sie bei Fragen telefonisch Gabriele Käufler 06621 9228 15.

Tabelle 1: Sortenbeschreibung LSV Wintertriticale nach Beschreibender Sortenliste des Bundessortenamtes (2020)

Aussaat: 24.10.2019Neigung zuAnfälligkeit fürErtragseigenschaften
geändert: 27.07.2020

Note 1 = niedrige Ausprägung des Merkmals (gering, kurz, früh);
Note 9 = hohe Merkmalsausprägung (hoch, lang, spät);
Die Note 5 wird bei durchschnittlicher Einstufung vergeben.

Günstige Einstufungen sind in der Tabelle grün, weniger günstige orange hinterlegt.

*  züchtereigene Einstufung (blau hinterlegt)

SortenZüchter / VertreiberÄhren-schiebenReifePflan-zen-längeAus-win-terungLagerMehl-tauBlatt-septoriaRhyn-cho-sporiumGelb-rostBraun-rostÄhren-fusariumBe-standes-dichteKorn-zahl / ÄhreTausend-korn-masseKorn-ertrag Stufe 1Korn-ertrag Stufe 2Jahr
der Zu-lassung
LombardoLantmännen / Syngenta Agro55424443475557782015
TemucoLantmännen / Syngenta Agro654 3253424574872017
RiparoInterSaatzucht/ Secobra SZ444 4344316637772018
PortoDanko/Dr. Winkelmann653 4243216556872018
RGT BelemacRAGT554 4134214546872018
VivaldiPZO/IG Pflanzenz.654 3433424646782019
OzeanPZO/KWS Lochow654 3233424646882019
1033 Rivolt EU*Secobra SZ 4  4 31 8
BelcantoDanko/Dr. Winkelmann555 4333323646872019
RGT FlickflacRAGT542 3443314656882020
CedricoLantmännen/ Syngenta Agro654 3643343555772016
Ramdam VGLSZ Breun/
Limagrain
456 5333315477882019

 

Tabelle 2: Landessortenversuche Wintertriticale 2019/2020 Hessen.
Erträge relativ zur Bezugsbasis (BB).

unbehandelt (rel. zur BB)fungizidbehandelt (rel. zur BB)
BB = Bezugsbasis (3-jährig geprüfte Sorten über alle Standorte)
VGL = Vergleichssorte
VD = Versuchsdurchschnitt über alle Sorten
GD = Grenzdifferenz
TS = Trockensubstanz
HEF = Bad Hersfeld (Eichhof)
KB = Korbach
MR = Marburg
HEFKBMRMittelHEFKBMRMittel
BB (dt/ha) 99,1 76,2 94,5 90,0109,8 82,9114,8102,5
VD (dt/ha) 97,4 76,5 96,2 90,0110,8 82,3116,0103,1
GD 5 % (relativ)  5,7 10,1  6,8  5,0  9,4  5,6
SORTIMENT LANG
Ramdam107105116110104101109105
SORTIMENT KURZ
Lombardo BB109107 91102105100103103
Temuco BB 98100101100 97100 97 98
Riparo 103 98105103100 97102100
Porto BB 94 91 98 94 99 98 95 97
RGT Belemac BB 92 97104 97 93100100 97
Vivaldi 89102 88 92102 96 96 98
Ozean 80 97 81 85101100 92 97
Rivolt EU103110113108106108113109
Belcanto101 93109102 99 95 98 98
RGT Flickflac 95100108101100 94103100
ANHANGSORTIMENT KURZ
Cedrico BB107105107107106102105105

 

Tabelle 3: Landessortenversuche Wintertriticale 2019/2020 Hessen.
Mehrerträge durch Behandlung.

Mehrertrag durch Behandlung (dt/ha)
BB = Bezugsbasis (3-jährig geprüfte Sorten über alle Standorte)
VGL = Vergleichssorte
VD = Versuchsdurchschnitt über alle Sorten
GD = Grenzdifferenz
TS = Trockensubstanz
HEF = Bad Hersfeld (Eichhof)
KB = Korbach
MR = Marburg
HEFKBMRMittel
BB (dt/ha)10,76,820,212,6
VD (dt/ha)13,55,819,913,1
    
SORTIMENT LANG
Ramdam7,54,015,49,0
SORTIMENT KURZ
Lombardo BB7,31,531,713,5
Temuco BB9,77,116,211,0
Riparo 7,55,517,410,1
Porto BB15,411,617,214,8
RGT Belemac BB10,59,216,412,0
Vivaldi23,82,127,617,8
Ozean30,78,728,922,8
Rivolt EU14,45,622,814,3
Belcanto8,78,28,78,6
RGT Flickflac15,81,816,511,4
ANHANGSORTIMENT KURZ
Cedrico BB10,44,519,711,5

 

Tabelle 4: Landessortenversuche Wintertriticale mehrjährige Auswertung 2018-2020, Hessen. Erträge relativ zur Bezugsbasis (BB).

unbehandelt (rel. zur BB)fungizidbehandelt (rel. zur BB)
BB = Bezugsbasis (3-jährig geprüfte Sorten über alle Standorte)
VD = Versuchsdurchschnitt über alle Sorten
TS = Trockensubstanz
Jahr201820192020Mittel201820192020Mittel
 Orte333 333 
BB (dt/ha) 88,0 92,0 90,090,0 96,6107,3102,5102,1
VD (dt/ha) 86,7 90,9 90,089,2 96,5106,1103,1101,9
S O R T I M E N T  L A N G
Ramdam104110 104105 
S O R T I M E N T  K U R Z
Lombardo BB100 98102100102102103102
Temuco BB 95101100 99 97105 98100
Riparo 96103  98100 
Porto BB109104 94102103 98 97 99
RGT Belemac BB 98 99 97 98 98 97 97 97
Vivaldi 99 92    102 98 
Ozean102 85    106 97 
Rivolt EU108  109 
Belcanto102   98 
RGT Flickflac101  100 
Barolo 99 96 102100 
Robinson 97 98 100101 
Lanetto100 92 103 95 
SU Casparus 97       99  
SU Kalyptus 98    97  
A N H A N G S O R T I M E N T  K U R Z
Cedrico BB 98 99107101 99 99105101
Tantris 91  98 

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