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Ergebnisse der LSV Wintertriticale 2021/22 & Empfehlungen

Die Wintertriticale ist eine vergleichsweise junge Kulturart. Entstanden aus der Kreuzung von Weizen als weiblichen und Roggen als männlichen Partner, sollte eine Kultur entstehen, welche hohe Ertragsleistungen mit einer gewissen Anspruchslosigkeit und guter Krankheitsresistenz vereinen kann.

Mittlerweile sind in Deutschland 36 Sorten mit Ziel der Kornnutzung und 13 Sorten unter Silonutzung geprüft und zugelassen. Der Unterschied der Sorten liegt vorrangig in ihrem Wuchstyp und der Halmlänge. Demnach erinnern manche Sorten eher an eine Roggenpflanze, wiederrum sind andere deutlich vom Weizentyp geprägt. Dieser Umstand macht schnell klar, wie sehr die Leistungen der Sorten in Abhängigkeit der Jahresbedingungen variieren können.

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Im Anbaujahr 2022 musste die Wintertriticale vor allem Ihre Robustheit gegenüber der Frühjahrstrockenheit unter Beweis stellen. Nach den guten Bedingungen im Herbst und dem milden Winterverlauf, startete die Vegetation zeitig im Frühjahr. Nachdem die Bestände noch einigen Nachfrösten im April wiederharren mussten, stellte sich ab Mai dann die Trockenheit ein. Im Juni folgten die ersten Hitzewellen und es entstanden die bis heute anhaltenden Defizite in der Bodenfeuchte. Doch gerade auch dann kann der Anbau von Triticale interessant werden. Der Kreuzungspartner Roggen als Spezialist gegenüber Trockenheit bringt hierfür Vorteile mit sich. Dadurch konnten gerade die langstrohigen Roggentypen im aktuellen Jahr Vorteile erzielen. Inwiefern die Jahresbedingungen im Detail Auswirkung auf die Leistung der aktuellen Triticalesorten in Hessen hatten, zeigen die Ergebnisse der Landessortenversuche 2022 des Landesbetrieb Landwirtschaft Hessens.

Anbaufläche und Erntemenge in Hessen weitestgehend gleichbleibend

Insgesamt nimmt der Triticaleanbau mit rund 19.400 ha nur 7,1 % der gesamten hessischen Getreidefläche ein. Nach aktuellen Schätzungen des hessischen statistischen Landesamtes (HSL) ist sowohl die Anbaufläche als auch die Erntemenge insgesamt leichtzunehmend, wenngleich das Niveau doch recht gleichbleibend ausfällt. Im Vergleich des Durchschnitts der vergangenen Jahre wurde mit aktuell 19 412 ha rund 3 % mehr Fläche angebaut – dies sind in Zahlen ausgedrückt keine 1000 ha mehr. Dabei liegt der aktuell erzielte Ertrag in der hessischen Praxis mit 66,6 dt/ha auf Durchschnittsniveau der letzten fünf Jahre, sodass insgesamt rund 5000 Tonnen mehr Wintertriticale gegenüber dem langjährigen Durchschnitt eingefahren wurden. Gegenüber dem Weizen liegt der diesjährige gesamthessische Durchschnittsertrag rund 10 dt/ha niedriger – zum Vergleich: letztjährig lagen die beiden Kulturarten auf recht ähnlichem Niveau, was sicherlich auf die Robustheit der Triticale unter schwierigen Anbaubedingungen zurückzuführen ist.

Der Landessortenversuch (LSV) Wintertriticale wird in Hessen an drei Versuchsstandorten (Bad Hersfeld, Korbach und Marburg) mit jeweils zwei Intensitätsstufen angelegt. Aufgrund eines Fehlers bei der Versuchsanlage, konnten dieses Jahr leider keine Ergebnisse aus Marburg erzeugt werden. Ziel des LSV ist es, die Leistungsfähigkeit neu zugelassener Sorten anhand der Leistung bewährter Sorten unter den hessischen Anbaubedingungen einzuschätzen. Die Prüfung findet mit Zielsetzung der Körnernutzung statt. Neben dem Korndrusch eignen sich einige Sorten auch zur GPS-Nutzung – eine Prüfung dahingehend findet in Hessen jedoch nicht statt. Aus anderen Bundesländern ist bekannt, dass aktuell zugelassene Sorten mit hohen Ertragspotenzial auch hohe GPS-Erträge liefern können. Hier lohnt sich ein Blick in die Ergebnisse benachbarter Länderdienststellen wie z.B. der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen oder Niedersachen.

Das Triticalesortiment umfasste im aktuellen Prüfjahr neun Sorten und unterteilt sich in kurz- und langstrohige Typen. Der überwiegende Anteil ist dem kurzstrohigen Segment zuzuordnen. Diese Unterteilung ist vorrangig für das Versuchsdesign wichtig, um Randeffekte durch die Nachbarschaft von lang- und kurzstrohigen Sorten zu vermeiden. Daher wurden lang- und kurzstrohige Sorten durch entsprechende Randparzellen der gleichen Pflanzenlänge voneinander getrennt. Derzeit befindet sich keine Neuzulassung in der Prüfung.  Für eine Sortenempfehlung kommen in diesem Jahr fünf Sorten in Frage, da eine abschließende Empfehlung zum Anbau erst nach mindestens drei Jahre Prüfung gegeben werden kann. Auf diese Weise werden die unterschiedlichen Jahreseffekte ausreichend berücksichtigt. Gerade die vergangenen beiden Prüfjahre haben doch deutlich unterschiedliche Reaktionen der Sorten auf die Jahresbedingungen hervorgerufen: im niederschlagsreichen Jahr 2021 zeigten z.B. die langstrohigen Sorten Nachteile, welche sie diesjährig wieder gut machen konnten mit einer besseren Widerstandfähigkeit gegenüber der Trockenheit und umgekehrt.

Die Aussaat erfolgte in der zweiten Oktoberwoche mit 300 Körner/m² und fünf Tagen Unterschied zwischen den beiden auszuwertenden Versuchsstandorten. Die N-Düngung wurde mit einem Stickstoffbedarfswert nach DüVO von 190 kg/ha unter Berücksichtigung des Standortes geführt. In der extensiven, reduziert behandelten Stufe wurde kein Fungizid eingesetzt und nur eine reduzierte Aufwandmenge an Wachstumsregler ausgebracht. Damit ist es möglich die Standfestigkeit und Anfälligkeit für Pflanzenkrankheiten der einzelnen Sorten zu bewerten. In der optimierten Intensitätsstufe wurden Wachstumsregler und Fungizide standortüblich nach Bedarf eingesetzt. Dadurch ist es möglich das tatsächliche Leistungspotenzial der Sorten zu beschreiben. In festgelegten BBCH-Stadien wurden die einzelnen Sorten gemäß den Richtlinien des Bundessortenamtes auf die Blatt- und Ährenkrankheiten Mehltau, Septoriablattdürre, Fusarium, Gelb- und Braunrost neutral und unabhängig bonitiert. Das Ährenschieben fand im Zeitraum Mitte bis Ende Mai mit Unterschieden von bis zu fünf Tagen zwischen den Sorten statt. In Bad Hersfeld wurde im Juni vereinzelt ein stärkeres Mehltauauftreten bonitiert. Septoria, Rhynchosporium spielten in Korbach mehr eine Rolle. Trotz höherer Befallssituation in 2022, wurde nur ein geringes Gelbrostauftreten bonitiert. In Korbach wurde der Versuch auf den Tag genau nach 10 Monaten geerntet, in Bad Hersfeld fand die Ernte am 08. August statt. Zur Ernte wurden je Sorte Trockenmasse und Ertrag bestimmt. Die Qualitätsparameter Rohprotein, Stärkegehalt, Tausendkorngewicht und Fallzahl wurden im Nachgang vom Landesbetrieb Hessisches Landeslabor (LHL) ermittelt.

Ertragsniveau auch bei reduziertem Pflanzenschutz sehr hoch

Trotz anhaltender Frühjahrstrockenheit, konnte die Triticale ihre Robustheit ausspielen und sowohl in der reduzierten als auch optimierten Variante wieder eine hohe Ertragsleistung zeigen. Generell werden die Sorten hinsichtlich ihrer Anfälligkeit für diverse Blattkrankheit mit einer überwiegend niedrigen Anfälligkeit beschrieben. Dies belegt auch das Ausbleiben von größeren Ertragslücken zwischen den Varianten ohne Fungizid (reduziert) und mit Fungizid (optimiert) in diesem Jahr. Zwischen dem Mittelwert der reduzierten und optimierten Variante liegt diesjährig eine Differenz von 4,5 dt/ha Ertrag. Hier war z.T. sortenspezifisch kein Unterschied zu festzustellen (Tab. 1), aber auch im Mittel der Sorten und Standorte ist der Ertragsunterschied diesjährig sehr gering (Tab. 2). In Korbach konnte kein Unterschied zwischen den Varianten festgestellt werden, sodass der Mehraufwand durch die Behandlung hier nicht lohnenswert war. Dies ist schlussendlich ein Resultat aus geringem Krankheitsdruck und ausbleibenden Lagerereignissen in 2022 in Kombination mit der grundsätzlich guten gesundheitlichen Ausstattung der Triticalesorten. In 2022 konnten die Sorten ihre hohen Ertragsleistungen ausspielen und insgesamt über 100 dt/ha dreschen. Letztjährig wurden aufgrund der Jahresbedingungen rund 30 t/ha weniger gedroschen.

Auffällig in diesem Jahr ist die Überlegenheit der Kornertragsleistung von langstrohigen Sorten gegenüber der kurzstrohigen. Dies war im vergangenen Jahr umgekehrt – erneut eine logische Konsequenz aufgrund der Witterungsverhältnisse (niederschlagsreich vs. Trockenheit). Das höchste Ertragsergebnis über alle Standorte in der behandelten Variante konnte die langstrohige Sorte Brehat gefolgt von Lumcao zeigen. Die insgesamt höchsten Kornerträge in der Prüfung mit 127,5 dt/ha bzw. 122,5 dt/ha zeigten die beiden langstrohigen Sorten in Bad Hersfeld. Beste Sorte mit 115,5 dt/ha in Korbach war Rivolt, eine Sorte vom kurzstrohigen Typ. Gemittelt über beide Standorte führten insgesamt schlussendlich aber Brehat und Lumaco das Sortiment in diesem Jahr an (Tab. 1). Hervorzuheben ist an der Stelle das sehr gute Ergebnis von Lumaco in der reduzierten Variante. Daneben zeigten sich diesjährig aber auch die langjährig geprüften Sorten Lombardo und Ramdam in beiden Intensitätsstufen als ertraglich überdurchschnittlich. Am stärksten reagierten die Sorten Cedrico und Rivolt mit einem Mehrertrag auf die Pflanzenschutzbehandlung.

Mehrjährige Ergebnisse für Sortenbewertung entscheidend

Die vergangenen Jahre haben gezeigt, wie unterschiedlich die Anbaubedingungen sein können. Im Idealfall kann eine Sorte unabhängig der vorherrschenden Bedingungen stabile Relativerträge entsprechend dem Jahresertragsniveau bringen und sorgt damit für eine gewisse Reduzierung des Anbaurisikos. Daher ist die Ertragsstabilität ein wichtiges Kriterium zur Sortenwahl, welches aber erst nach mehrjähriger Betrachtung beurteilt werden kann. Die mehrjährigen Kornertragsergebnisse (Tab. 2) belegen in beiden Varianten des Pflanzenschutzes für Lombardo, Cedrico und Rivolt konstant überdurchschnittliche Ertragsleistungen. Die langstrohige Sorte Ramdam zeigte in 2021 zwar leichte Schwächen, insgesamt über die drei Jahre hinweg konnte aber auch diese Sorte mit guten Erträgen abschließen. Im Schnitt der vergangenen drei Jahre konnte durch einen angepassten Einsatz von Wachstumsregler und Fungizid 7,7 dt/ha Mehrertrag erwirtschaftet werden.

Da es in Hessen lediglich drei Prüfstandorte für Wintertriticale gibt, die Anbaubedingungen aber nicht durch Landesgrenzen zu teilen sind, werden zur Erweiterung der Datengrundlage die Sortenleistungen in Zusammenarbeit mit den Nachbarbundesländern zusätzlich ausgewertet. Die Notwendigkeit zeigt nicht zuletzt das unterschiedliche Ergebnis der Sorten in Abhängigkeit des Standortes. Dafür wird für eine zusätzliche Auswertung nach Gebieten mit ähnlichen Boden- und Klimabedingungen aufgeteilt, sodass die Aussagekraft für eine regionale Anbaubedeutung einer Sorte erhöht werden kann. Zur Beurteilung der Triticalesorten werden prinzipiell die Ergebnisse aus Marburg im Anbaugebiet Mittellagen Südwest, die Standorte Korbach und Bad Hersfeld im Anbaugebiet Hügelland Mitte/West verrechnet. In den Höhen- und Wärmelagen Südwest ist kein hessischer Versuchsstandort zugeordnet, jedoch fallen Teile Südhessens in diese Anbaugebiete. Wenn Sie gerne wissen möchten, in welches Anbauregion ihr Standort fällt, können sie diese für die verschiedenen Kulturarten unter http://geoportal.julius-kuehn.de abrufen.

Überregional zählen in den südlichen Anbaugebieten die Sorten Lombardo und Rivolt zu den ertragsstärksten Sorten der einjährigen Versuchsauswertung. Letztjährig bereits vielversprechend, kann Rivolt damit auch überregional das Spitzenergebnis in den Gebieten nun auch mehrjährig verstätigen und auch in den nördlichen Bundesländern überzeugte Rivolt eindeutig. Damit kommt die Sortenleistung gut mit den hessischen überein. Nicht ganz derart eindeutig abgrenzend ist bislang das Sortenranking der neuer geprüften Sorte Lumaco. Es ist dabei aber zu berücksichtigen, dass die Datengrundlage für diese Sorte noch geringer ist als für die anderen Sorten. Dennoch scheint auch ihr Ergebnis vielversprechend zu sein, vergleicht man dieses mit den bislang gezeigten Leistungen in Hessen. Ramdam kann die sehr guten Leistungen aus Hessen auch überregional bestätigen. Mit dem niedrigsten Ergebnis der im LSV geprüften Sorten schloss die Sorte Belcanto ab, was sich ebenfalls mit den hessischen LSV Ergebnissen deckt.

Qualitätsunterschiede lediglich in Fallzahl zu finden

Bei der Prüfung der Wintertriticalesorten werden im Labor die Parameter Rohproteingehalt, Fallzahl und Tausendkornmasse untersucht (Tab. 3). Hinsichtlich des Rohproteingehalts lagen die Sorten relativ eng beieinander. Dieser variierte zwischen 9  % und 10,3 % im Mittel der Standorte. Insgesamt lag das Niveau der Rohproteingehalte in Bad Hersfeld knapp 2 % höher als in Korbach. Die in Tabelle 3 gezeigten Fallzahlwerte beziehen sich nur auf die Ergebnisse aus Bad Hersfeld, da die Untersuchungen der Proben aus Korbach bis Redaktionsschluss noch nicht vorlagen. Hier sind doch deutlichere Differenzen zwischen den Sorten zu finden. Fallzahlschwach zeigten sich die beiden langstrohigen Sorten Ramdam und Brehat. Mit im Mittel knapp 50 g schweren tausend Körnern wird ersichtlich, woher die hohe Ertragsleistung kommt.

Lang- und kurzstrohige Sorten für den hessischen Triticaleanbau

Bei der Auswahl einer Triticalesorten spielen neben der Ertragsleistung, die gesundheitliche Ausstattung, eine ausreichende Winterhärte als auch Standfestigkeit eine entscheidende Rolle. Kurzstrohige Sorten bringen logischerweise eine verbesserte Standfestigkeit mit. Langstrohige Sorten zeigen Vorteile in der Massebildung und daraus auch resultierend eine höhere Fähigkeit zur Unterdrückung von Unkräuter. Langstrohige Typen sind gerade für viehhaltende Betriebe interessant, einige unter Umständen auch für die GPS-Nutzung. Gerade bei Einsatz von Wirtschaftsdüngern muss aber unbedingt auf eine ausreichende Standfestigkeit geachtet werden. Neben den angepassten Wachstumsreglereinsatz, bringen die jeweiligen Sorten auch hierfür unterschiedliche Eigenschaften mit. Diese werden aus der beschreibenden Sortenliste des Bundessortenamts ersichtlich (Tab. 4). Weiterhin ist dort auch die gesundheitliche Ausstattung der Sorten ist dort beschrieben. In Jahren wie 2022 war vor allem die Anfälligkeit gegenüber Gelbrost ertragsrelevant, aber auch gegenüber Mehltau und Braunrost sind die Sorten unterschiedlich stark anfällig. Durch eine angepasste Sortenwahl kann so einem Befall zu mindestens zum Teil bereits entgegengewirkt werden. Gerade in Hinblick auf die wiederkehrenden Extremjahre und die Restriktionen im Pflanzenschutz, wird die grundsätzliche gesundheitliche Ausstattung einer Sorte immer bedeutsamer. Nichtsdestotrotz kommt es immer wieder zu Resistenzeinbrüche, sodass auch vermeintlich resistente Sorten beobachtet werden müssen.

Aufgrund der gezeigten langjährigen Leistungen, werden die drei kurzstrohigen Sorten Cedrico, Lombardo und Rivolt sowie die langstrohige Sorte Ramdam für den Anbau empfohlen. Vielversprechende Ergebnisse nach den ersten beiden Prüfjahren zeigt auch Lumaco, weshalb diese Sorte sich bereits vorab für einen Probeanbau anbietet. Eine Vollempfehlung von Lumcao ist jedoch erst nach drei Prüfjahren abschließend zu bewerten.

Kurzstrohige Sorten:

Cedrico (Syngenta, Zulassung 2016) zeigte in den vergangenen Jahren insgesamt konstant überdurchschnittliche Erträge, mit Ausnahme der reduzierten Variante in 2022. Auch überregional zeigt die Sorte gute Ertragsleistungen. Die Sorte ist etwas später im Ährenschieben, reift mittelfrüh ab und zeigt eine gute Standfestigkeit. Ihre Pflanzenlänge wird als kurz bis mittel eingestuft. Abgesehen von einer erhöhten Mehltauanfälligkeit verfügt Cedrico über eine gute Blattgesundheit und geringe Neigung zur DON-Bildung. Die Auswuchsneigung soll auf einem mittleren Level liegen, die Winterhärte kann nicht sicher eingeschätzt werden.

Lombardo (Syngenta, Zulassung 2015) bestätigt auch im aktuellen Jahr wieder seine Leistung und beweist damit Ertragstreue. Auch überregional erweist sich Lombardo als ertragsstarke Sorte. Die Ertragsbildung erfolgt über eine hohe TKM bei mittlerer Kornzahl je Ähre. Die Sorte ist sowohl im Ährenschieben als auch in der Reife mittelfrüh und weist eine mittlere Standfestigkeit trotz kürzerer Pflanzenlänge auf. Die Winterhärte ist als sehr gut eingestuft, wodurch sie sich für Höhenlagen eignet. In der gesundheitlichen Ausstattung zeigt Lombardo einzelne Schwächen. Es muss eine stärkere Anfälligkeit gegenüber Braunrost bei Befallssituation beachtet werden, aber auch gegenüber Ährenfusarium und Blattseptoria zeigt die Sorte leichte Schwächen.

Rivolt (Secobra, Zulassung in Frankreich 2018) kann als ertragsstarke Sorte mit dem besten mehrjährigen Ergebnis unter den kurzstrohigen Typen in 2022 das dritte Prüfjahr abschließen. Ihre hohe bis sehr hohe Ertragseinstufung konnte sie auch überregional unter Beweis stellen. Rivolt ist früh bis mittel im Ährenschieben und Reife, ihre Standfestigkeit liegt trotz kurzer Strohlänge im mittleren Bereich. Die Sorte verfügt über ein gutes Gesundheitsportfolio, vor allem gegenüber Mehltau und Braunrost. Lediglich die Anfälligkeit gegenüber Gelbrost und Blattseptoria ist erhöht. Zu Ährenfusarium liegt bis dato noch keine Einstufung vor.

Langstrohige Sorten:

Ramdam (Limagrain, Zulassung 2019) konnte in Hessen, aber auch überregional ihre hohe Einstufung in der Ertragsleistung unter Beweis stellen. Schwächen zeigte die Sorte lediglich in dem von Niederschlägen geprägten Jahr 2021. Die Ertragsbildung erfolgt über die hohe Kornzahl pro Ähre in Verbindung mit hohen Tausendkorngewicht. Ramdam ist eine langstrohige Sorte, welche früh die Ähren schiebt und mittelfrüh abreift. Sie zeigt eine mittlere Standfestigkeit. Die Sorte besitzt ein gutes gesundheitliches Portfolio mit fast durchweg geringer bis sehr geringer Anfälligkeit gegenüber Blattkrankheiten. Besonders hinsichtlich Braunrost zeigt sie Vorteile. Die Neigung zum Befall mit Ährenfusarium liegt auf einem mittleren Niveau, sollte jedoch bei Maisfruchtfolgen berücksichtigt werden.

Für ein den Probeanbau eignet sich Lumcao (Syngenta, Zulassung 2021) als sehr leistungsstarke und gleichzeitig gesunde Sorten. Zwar zeigten die langstrohigen Sorten in dem niederschlaggeprägten Jahr 2021 leichte Defizite, diese konnte sie aber in 2022 wieder wettmachen. Die sehr gute gesundheitliche Ausstattung begründet den geringen Mehrertrag durch Behandlung. Die Sorte besitzt eine sehr geringe Anfälligkeit gegenüber den für Triticale entscheidenden Krankheiten Mehltau, Gelb- und Braunrost. Lumcao ist etwas früher im Ährenschieben und reift mittel ab. Beachtet werden sollte ihre Schwäche in der leicht erhöhten Lageranfälligkeit. Ergebnisse anderer Bundesländer zeigen, dass sie auch für die Nutzung als Ganzpflanzensilage interessant sein kann.