Versuchswesen Marktfruchtbau
Ergebnisse der LSV Winterweizen – frühes Sortiment 2019/20 & Empfehlungen
Mit frühen Weizensorten das Anbauportfolio erweitern!
Das Portfolio der Winterweizensorten besteht inzwischen aus über 170 in Deutschland zugelassenen Sorten. Dazu kommt noch ein ganzer Strauß an im europäischen Ausland zugelassenen Sorten, die über diese EU-Zulassung auch in Deutschland vertriebsfähig sind. In dieser Gruppe finden sich regelmäßig Sorten, die sich durch besonders frühe Abreife auszeichnen. Da die Unterschiede in der Abreife zwischen früh und normal abreifenden Sorten je nach Witterung im Einzeljahr wenige Tage bis zu über einer Woche ausmachen können, werden Sie in einem besonderen Winterweizen-Sortiment geprüft. Nur so kann die Leistungsfähigkeit dieser Sorten korrekt beurteilt werden. Die Ergebnisse werden im Folgenden hier kommentiert.
Grundsätzlich versteht man unter frühreifendem Weizen die Sorten, die mit einer Abreifenote 4 (früh – mittel) oder niedriger in der Beschreibenden Sortenliste des Bundessortenamtes eingestuft sind. Dies umfasst in der aktuellen Liste 2020 dreizehn Sorten zuzüglich 8 Sorten mit EU-Zulassung. Besonders früh abreifende Sorten kommen oft aus Frankreich oder Österreich und besitzen dort die Sortenzulassung. Daher wurden sie meist nicht in dem deutschen Wertprüfungssystem mit den hiesigen Standards verglichen, sondern ggfs. über eine gesonderte EU-Prüfung vorselektiert.
Welche Vorzüge bieten frühe Weizensorten?
Früh abreifende Weizensorten finden aus verschiedensten Gründen Zuspruch. Bei immer angespannterer Arbeitswirtschaft in den landwirtschaftlichen Betrieben ist der Wunsch nach einer Entzerrung der Arbeitsspitzen nachvollziehbar. Sowohl in der Ernte aber auch bereits bei der Durchführung der produktionstechnischen Maßnahmen während der Vegetationsperiode kann ein innerbetrieblich geschickt ausgewähltes Sortenportfolio helfen, mit der vorhandenen Arbeitszeit effizienter umzugehen. Entwicklungsstadienabhängige Maßnahmen wie die Ausbringung von Wachstumsreglern, Pflanzenschutz- oder Düngemitteln können bei frühen, schnell startenden Sorten einige Tage vor „Normalsorten“ erfolgen. In der Ernte können und müssen die früher abreifenden Weizen in der Regel vor dem Winterraps angefahren werden. Sie räumen die Fläche früher und lassen mehr Zeit für Stoppel- und Bodenbearbeitungsmaßnahmen zur Nachfrucht. Dies ist insbesondere dann vorteilhaft, wenn eine Zwischenfrucht ausgesät werden oder ein Winterraps folgen soll.
Insbesondere nach den Erfahrungen der letzten drei trockenen Jahre, in denen etwas später abreifende Sorten ihr volles Ertragspotential nicht immer ausschöpfen konnten, scheint die frühreifere Genetik Vorteile zu bieten. Wenn Witterungsbedingungen mit Hitze und hoher Einstrahlung herrschen, unter denen die Pflanzen beschleunigt abreifen, haben Sorten mit früherer Blüte und Abreife unter Umständen die entscheidende Kornfüllungsphase schon weitestgehend abgeschlossen, während die „Normalsorten“ unter diesem Hitze- und/oder Trockenstress vorzeitig „zumachen“. Die Ausbildung der sortenspezifisch möglichen Tausendkornmasse ist den Normal-Sorten dann nicht mehr möglich, was zu deutlichen Ertragsverlusten führt. Die Optimaltemperaturen für eine kontinuierliche Kornfüllung liegen im Bereich um 20oC, höhere Temperaturen wirken insbesondere in Kombination mit Trockenstress negativ auf die Kornausbildung.
Unter normalen Witterungsverhältnissen kann die Eigenschaft Frühreife allerdings das Ertragspotential auch einschränken, da diesen Sorten insgesamt weniger Zeit für die Produktion von Assimilaten und die Kornfüllung zur Verfügung steht. Im Jahr 2017 beispielsweise, das zwar wärmer, aber in der entscheidenden Kornfüllungsphase auch feuchter war als das langjährige Mittel, konnte für frühe Sorten an keinem der hessischen LSV-Standorte ein Ertragsvorteil nachgewiesen werden. Hier brachten die späteren Sorten tendenziell einen höheren Ertrag. In 2018, welches durch extreme Frühsommertrockenheit und Hitzestress geprägt war, zeigte sich lediglich am südhessischen LSV-Standort Griesheim ein Vorteil für frühe Sorten. 2019 war Wassermangel von Jahresbeginn an vorherrschend und die Bestände waren auf eine regelmäßige Niederschlagsverteilung angewiesen. Die Hitzeperiode bereits im Juni setzte die Bestände zusätzlich unter starken Stress und verkürzte die Kornfüllungsphase. Für den Standort Griesheim zeigte sich noch deutlicher als im Vorjahr eine Ertragsüberlegenheit von Sorten mit früher Abreife, an den weiteren Standorten war eine Tendenz erkennbar. Grundsätzlich ermöglicht eine längere Kornfüllungsperiode mit ungestörter Umlagerung der Assimilate ins Korn höchste Erträge. Dies zeigt sich an den hervorragenden Ertragsergebnissen des Jahres 2020, wo die Pflanzen bei moderaten Temperaturen trotz der anhaltenden Trockenheit weitgehend problemlos abreifen konnten.
Frühreife Sorten lieber etwas später aussäen – gehen Sie auf Nummer sicher!
Um den Vorteil der früheren Beerntbarkeit noch zu verstärken, könnte man versucht sein, diese Sorten auch früher auszusäen. Davor sei hier eindringlich gewarnt – dies ist definitiv keine gute Idee. Die Herbstentwicklung läuft bei diesen Sorten flott, aber nicht deutlich schneller als bei normalen Sorten, ab. Allerdings setzt die generative Entwicklung nach der ersten Einwirkung winterlicher Kälte und dadurch erfolgter Vernalisation früher ein. Demzufolge sind diese „frühstartenden“ Sorten bei spätwinterlichen Kahlfrösten deutlich stärker durch Auswinterung gefährdet. Die mangelnde Winterhärte ist ohnehin eine Schwachstelle von vielen frühen, begrannten Sorten mit französischer Genetik.
Erinnert sei in diesem Zusammenhang an das Auswinterungs-Frühjahr 2012. Damals hatten die spätgesäten Winterweizenbestände die besseren Überlebenschancen, während früh bzw. zeitgerecht bestellte Sorten mit schwächerer Winterhärte (z. B. JB Asano) durch die Kahlfröste großflächig stark geschädigt oder gar abgetötet worden waren.
Darüber hinaus würde eine frühe Saat noch weitere Risikofaktoren mitbringen. Wenn mit Virus infizierte Blattläuse oder Zikaden z. B. vom Ausfallgetreide oder aus den Maisbeständen abwandern, können sie direkt in den auflaufenden Winterweizen wechseln (grüne Brücke) und diesen sofort infizieren. So frühzeitig gesetzte Infektionen mit Verzwergungsvirosen führen zu einer erheblichen Schwächung der Pflanzen bis hin zum Absterben. Neben Gerste ist Weizen die empfindlichste Wintergetreideart. Virusinfizierte Pflanzen sind auch in ihrer Winterhärte beeinträchtigt. Als Folge der frühzeitigen Infektionen werden von den überlebenden Pflanzen, die an ihrem gestauchten Wuchs erkennbar sind, nur wenige Triebe mit reduzierter Ährenanlage weiterentwickelt.
Längere und durch den Klimawandel häufiger auftretende trocken-warme Perioden im Herbst begünstigen die virusübertragenden Insekten (Vektoren). Sie können unter solchen Bedingungen über einen längeren Zeitraum hinweg Infektionen in den Jungbeständen setzen und dort auch noch von Pflanzen zu Pflanze weiterverbreiten. Bei milden Winterverläufen überleben diese Vektoren und es besteht das Risiko, dass sie im Frühjahr sofort weitere Pflanzen infizieren. Bekannt ist aus den letzten Jahren immer wieder das Auftreten von Gerstengelbverzwergungsvirus und Weizenverzwergungsvirus besonders in Süd- und Mittelhessen sowie den wichtigen milderen Ackerbauregionen Nordhessens.
Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen, dass Frühsaaten die Entwicklung von Ackerfuchsschwanz und Windhalm begünstigen und daher eine hohe Last auf der herbiziden Bekämpfung liegt. Insbesondere bei herbizidresistenten Ungraspopulationen ist dann einer weiteren Zunahme Tür und Tor geöffnet. Wie aktuelle Untersuchungen aus Thüringen belegen, kann allein durch eine spätere Saat des Weizens ab Mitte / Ende Oktober der Ackerfuchsschwanzdruck erheblich reduziert und somit eine erfolgreiche Bekämpfung unterstützt werden.
Landessortenversuche: aktuell sechs Sorten in der Prüfung
An drei hessischen LSV-Standorten (Friedberg, Griesheim, Bad Hersfeld) wird das früh abreifende Sortiment Winterweizen in Hessen geprüft, in diesem Jahr standen dort sechs Sorten im Versuch. Neu aufgenommen wurden diesjährig die E-Qualität SY Koniko und die begrannte EU-Sorte Complice. Alle Sorten wurden, wie auch bei den normal abreifenden Sorten, in zwei Intensitätsstufen (Stufe 1: ohne Fungizide, reduzierter Wachstumsreglereinsatz; Stufe 2: optimierter, standortangepasster Einsatz von Fungiziden und Wachstumsregler) geprüft und miteinander verglichen.
Insgesamt konnte im Mittel aller drei Standorte ein mit 114,3 dt/ha in der Stufe 2 bzw. 106,9 dt/ha in der Stufe 1 überraschend sehr gutes Ertragsergebnis eingefahren werden (siehe Tabelle 1). Damit lagen die Ergebnisse deutlich über denen der beiden Vorjahre und dem langjährigen Mittel. Tatsächlich wurde hiermit in diesem Sortiment der höchste Ertrag der letzten 10 Jahre erzielt. Interessant ist, dass die Erträge des frühen Sortiments, wie im Vorjahr, an den Standorten Friedberg und Griesheim auch über den Erträgen des LSV Winterweizen liegen. Der Ertragsvorteil der frühen Sorten beträgt an diesen Orten im Mittel 4,1 dt/ha (Stufe 1) bzw. 6,4 dt/ha (Stufe 2). Zwar ist der direkte Vergleich nur eingeschränkt möglich, da es sich um zwei getrennte Versuche handelt, dennoch zeigt sich, das frühe Sorten unter bestimmen Witterungskonstellationen deutlich die Nase vorn haben können. Der hohe Ertrag am Trockenstandort in Griesheim wurde diesjährig durch dreimalige Beregnung mit insgesamt 105 mm möglich. Ohne diese Wassergaben hätten die Bestände dort bereits im April unter der extremen Trockenheit gelitten.
Am Hochertragsstandort Friedberg (128 dt/ha in Stufe 1, 133 dt/ha in Stufe 2) war Porthus ebenso wie in Bad Hersfeld die beste Sorte in beiden Intensitätsstufen. Nur in Griesheim kam der begrannte Complice noch etwas besser mit den Standortverhältnissen zurecht. Der ebenfalls begrannte und bereits mehrjährig geprüfte Rubisko liegt dort in Stufe 1 noch vor Porthus. Von den begrannten Sorten liegt RGT Sacramento an allen Standorten auf Platz drei. Bei Sacramento ist sowohl die Kornzahl je Ähre als auch die Tausendkornmasse genetisch etwas niedriger ausgeprägt, somit fehlten dieser Sorte die Kompensationsmöglichkeiten in der Kornfüllungsphase. Die A-Sorte Lemmy konnte offensichtlich ertraglich auf dem hohen Niveau in Friedberg nicht mehr mithalten und fällt dort in Stufe 1 sogar hinter die E-Sorte SY Koniko zurück, während beide dort in Stufe 2 gleichauf – etwa 5% unter dem Versuchsmittel liegen.
Ertragsverluste durch unterlassene Behandlung sorten- und standortabhängig
Insgesamt haben sich die Bestände während der Vegetationsperiode bedingt durch die trockene Witterung sehr gesund gezeigt, in Friedberg war Blattseptoria zu bonitieren (Porthus, Lemmy) und in Porthus auch etwas Gelbrost. Erst spät trat noch Braunrost in Erscheinung. Im Mittel der drei Orte wurde somit bei Wegfall der Pflanzenschutzmaßnahmen diesjährig nur ein um 7,3 dt/ha geringerer Ertrag erzielt, wobei jedoch deutliche Sortenunterschiede festzustellen waren. Am deutlichsten reagierte Lemmy, wie auch im Vorjahr, gefolgt von Porthus auf die reduzierte Intensität (9,2 bzw. 8,7 dt/ha Minderertrag). Damit sind die Maßnahmen, die in diesen Sorten insbesondere den höheren Braunrostbefall verhinderten, überwiegend wirtschaftlich gewesen. Die mit Abstand geringsten Ertragsrückgänge verzeichnet SY Koniko, diese Sorte hat eine sehr geringe Anfälligkeit für Braunrost (siehe Tabelle 3). Im Vergleich zum Vorjahr fällt der Ertragsrückgang im Durchschnitt etwas geringer aus. Allerdings gibt es auch hier standortspezifische Unterschiede. Während in Friedberg mit 4,9 dt/ha der Ertragsabstand zwischen Stufe 1 und 2 recht gering ist und es bei SY Koniko nur 2,6 dt/ha sind, wird in Griesheim bei allen Sorten in Stufe 1 auf rund 8 -10 dt/ha Ertrag verzichtet. Dort zeigte sich Braunrost insbesondere bei Porthus, Complice und Lemmy.
Interessant sind die Daten vom Standort Hersfeld. Hier fallen RGT Sacramento, Porthus und Lemmy durch sehr hohe Ertragsabstände von über 10 bis 13 dt/ha zwischen den Intensitätsstufen auf, in allen drei Sorten war Braunrost aufgetreten. Dagegen brachte SY Koniko dort ohne jegliche Pflanzenschutzbehandlung von allen Sorten den höchsten Ertrag (106 dt/ha) und zwar nur 0,5 dt weniger als in Stufe 2. Hier war das Unterlassen der Behandlungen die wirtschaftlich richtige Entscheidung.
Hohe Erträge, schwächere Rohproteingehalte, gute Fallzahlen
Letztlich geht es im Winterweizenanbau auch immer um die Vermarktungsoptionen für die eingebrachte Ernte. Hier sind neben dem Rohproteingehalt auch die Fallzahl und der Sedimentationswert wichtige Kriterien, die witterungsbedingt im Einzeljahr je nach Sorte deutlich variieren können. Obwohl der Rohproteingehalt ab 2019 nicht mehr für die Einstufung der Weizensorten in die Qualitätsgruppen (E, A, B, C) herangezogen wird, bleibt er doch in der Vermarktung immer noch das wichtigste Merkmal. Somit müssen Weizenanbauer bei der Sortenwahl auch ein besonderes Augenmerk auf diese Eigenschaft legen.
Die diesjährigen Qualitäten sind zum einen geprägt durch die hohen Erträge, die eine gewisse „Stickstoffverdünnung“ und dadurch niedrigere Rohproteingehalte im Korn zur Folge hatten. Zum anderen zeigt sich eine sehr gute Kornausbildung mit hohen Hektolitergewichten und TKGen. Bedingt durch die trockenen Erntebedingungen bleibt die Enzymaktiviät im Korn gering, sodass sich die Fallzahlen insgesamt auf hohem Niveau bewegen. Grundsätzlich bleibt festzuhalten, dass viele der frühen Weizensorten eine etwas geringere Fallzahlstabilität aufweisen (Ausnahme SY Koniko). Folglich sollten diese Sorten beobachtet und bei nicht optimaler Erntewitterung frühzeitig beerntet und ggfs. nachgetrocknet werden um die Qualität zu halten. Zuletzt zeigte sich diese Schwäche in 2017, wo während der regenreichen Ernteperiode die Fallzahlen schnell abgefallen waren. Von den damals geprüften frühen Sorten zeigten RGT Sacramento, KWS Ferrum und auch die Hybriden nachlassende Fallzahlen, während Porthus in diesem Merkmal weniger abfiel und auch Rubisko noch recht stabile Fallzahlen zeigte.
Mehrjährige Auswertung gibt Hinweise auf Ertragsstabilität
Nach dreijähriger Prüfung zeigen Rubisko, Porthus und RGT Sacramento in Stufe 1 gleiche Leistungen, wobei Porthus in den letzten beiden Jahren die Nase vorn hatte (siehe Tabelle 2). In Stufe 2 liegt Porthus recht konstant vor den beiden anderen Sorten. Zweijährig geprüft zeigt sich Lemmy als ertragsstarke A-Sorte, die jedoch eine standortangepasste Pflanzenschutzintensität honoriert, denn sie reagierte in beiden Jahren mit Mehrerträgen auf die Behandlung. Erstjährig kann die E-Sorte SY Koniko als leistungsstarke Ergänzung im frühen Sortiment angesprochen werden und verdient insbesondere aufgrund ihrer Gesundheit und stabilen Qualität Beachtung, dies muss nun in den nächsten Jahren bestätigt werden.
Sortenempfehlungen für die Aussaat 2020
Aufgrund mehrjährig gesicherter Datenbasis werden für die Herbstbestellung 2020 aus dem frühabreifenden Sortiment Winterweizen die Sorten Rubisko und Porthus voll empfohlen. Die Vor- und Nachteile beider Sorten sind inzwischen vollumfänglich bekannt und Schwächen können somit über die Produktionstechnik abgefangen werden.
Die frühe, begrannte EU-Sorte Rubisko EU überzeugt durch eine mehrjährig stabile Ertragsleistung. Die kurzstrohige Sorte verfügt über eine gute Standfestigkeit. Vorteil der Sorte ist die gute Fusariumtoleranz, sie zeigt aber Schwächen in der Anfälligkeit gegenüber Mehltau, Blattseptoria und Halmbruch. Als typischer Grannenweizen ist auch die Winterhärte für exponierte Lagen nicht ausreichend. Die Qualität ist im knappen A-Bereich angesiedelt, was vor allem auf der schwachen Fallzahl beruht. Dies muss bei der Ernteplanung berücksichtigt werden.
Der früh bis mittel abreifende Porthus weist ebenso wie Rubisko eine geringe Fusariumanfälligkeit auf. Schwächen bestehen hingegen in der Anfälligkeit für Halmbruch, DTR und Braunrost. Bei einer mittleren Lagerneigung benötigt er eine Absicherung der Standfestigkeit. Aufgrund der zügigen Jugendentwicklung und der geringeren Winterfestigkeit scheidet er für Frühsaaten aus, besitzt aber Spätsaateignung. Hinsichtlich der Qualität bewegt er sich in einem guten B-Bereich, mit einer hohen Fallzahl und mittleren Fallzahlstabilität.
Nach zwei Prüfjahren im frühen Weizensortiment kann Lemmy auch in Intensitätsstufe 2 nicht überzeugen, da die Erträge in beiden Jahren schwankten. Die etwas kleinkörnigere Sorte ist mit einer guten Winterhärte ausgestattet, verfügt aber nur über eine mittlere Standfestigkeit. Die Anfälligkeiten für DTR, Blattseptoria und Braunrost sind erhöht. Für einen A-Weizen weist Lemmy einen hohen Proteingehalt sowie sehr hohem Sedimentationswert, allerdings bei nur durchschnittlicher Fallzahlstabilität auf. Hier sollte ein drittes Prüfjahr abgewartet werden.
Frühe Weizensorten haben ihren Platz, aber den muss man kennen!
In der Besonderen Ernteermittlung Hessen (BEE) werden über die Auswertungen des Statistischen Landesamtes nicht nur die Erträge, sondern auch die jeweiligen Sorten auf den repräsentativ beprobten Flächen erfasst. Hieraus geht hervor, dass frühe Sorten einen Anteil von rund 20% im Sortenportfolio ausmachen. Frühe Sorten stellen also unter anderem aus den oben bereits genannten Gründen eine feste Größe im hessischen Weizenanbau dar, und das nicht nur in den Wärmelagen Südhessens, sondern auch in anderen Landesteilen.
Die drei letzten Anbaujahre mit milden Wintern, außergewöhnlicher Trockenheit und Hitzeperioden haben einen Vorgeschmack auf das gegeben, was künftig im Zuge des Klimawandels zu erwarten ist: Temperaturanstieg, der begleitet wird von einer Verschiebung der Niederschläge vom Sommer in den Winter. Frühsommertrockenheiten werden somit wohl häufiger auftreten, ebenso Extremwetterereignisse wie Starkregen, Hagel und Hitzewellen. Auch vor Spät- und Kahlfrösten ist man nicht sicher, zumal die Vegetationsruhe häufiger ausbleibt.
Weizen als Leitkultur wird in Hessen zu großen Flächenanteilen angebaut, somit müssen alle pflanzenbaulichen Maßnahmen genutzt werden um das Anbaurisiko möglichst zu minimieren. Die gewählten Sorten müssen mit diesen Bedingungen bestmöglich umgehen können, zudem sind Saattermin und Saatstärke standortangepasst zu optimieren. Bodenschonende Bearbeitungsmaßnahmen, die auch möglichst wenig Wasser verbrauchen, sollten inzwischen Standard sein, ggfs. sind Beregnungsmöglichkeiten zu prüfen.
Qualitäts- gruppe | unbehandelt (rel. zur BB) | fungizidbehandelt (rel. zur BB) | |||||||
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FB: Friedberg, GRI: Griesheim (Darmstadt), HEF: Bad Hersfeld (Eichhof) BB: Bezugsbasis (3-jährig geprüfte Sorten), VD: Versuchsdurchschnitt über alle Sorten, GD: Grenzdifferenz 1) Resistenz gegen Orangerote Weizengallmücke | |||||||||
FB | GRI | HEF | Mittel | FB | GRI | HEF | Mittel | ||
BB (dt/ha) | 130,5 | 92,0 | 100,5 | 107,6 | 135,4 | 100,7 | 110,2 | 115,5 | |
VD (dt/ha) | 128,3 | 91,2 | 101,3 | 106,9 | 133,2 | 100,3 | 109,3 | 114,3 | |
GD 5 % (relativ) | 5,0 | 4,5 | 4,3 | 4,8 | 4,1 | 4,0 | |||
SY Koniko | E | 96 | 95 | 106 | 99 | 95 | 96 | 97 | 96 |
Rubisko (Grannen) EU BB | (A) | 100 | 101 | 100 | 100 | 101 | 100 | 97 | 99 |
Lemmy 1) | A | 93 | 98 | 101 | 97 | 95 | 100 | 102 | 99 |
Complice (Grannen) | (B) | 100 | 102 | 98 | 100 | 100 | 102 | 97 | 100 |
Porthus BB | B | 102 | 100 | 104 | 102 | 103 | 101 | 104 | 103 |
RGT Sacramento (Grannen) BB | B | 98 | 99 | 96 | 98 | 96 | 99 | 99 | 98 |
Qualitäts-gruppe | unbehandelt (rel. zur BB) | fungizidbehandelt (rel. zur BB) | |||||||
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BB: Bezugsbasis (3-jährig geprüfte Sorten), VD: Versuchsdurchschnitt über alle Sorten 1) Resistenz gegen Orangerote Weizengallmücke | |||||||||
Jahr | 2018 | 2019 | 2020 | Mittel | 2018 | 2019 | 2020 | Mittel | |
Orte | 3 | 3 | 3 | 3 | 3 | 3 | |||
BB (dt/ha) | 71,7 | 91,9 | 107,7 | 90,4 | 88,3 | 99,6 | 115,5 | 101,1 | |
VD (dt/ha) | 70,9 | 91,4 | 106,9 | 89,7 | 86,9 | 99,5 | 114,3 | 100,2 | |
SY Koniko | E | 99 | 96 | ||||||
Rubisko (Grannen) EU BB | (A) | 107 | 96 | 100 | 100 | 102 | 98 | 99 | 100 |
Lemmy 1) | A | 96 | 97 | 102 | 98 | ||||
Complice (Grannen) | (B) | 100 | 100 | ||||||
Porthus BB | B | 91 | 103 | 102 | 100 | 100 | 101 | 103 | 101 |
RGT Sacramento (Grannen) BB | B | 103 | 101 | 98 | 100 | 98 | 101 | 98 | 99 |
Faustus | B | 84 | 102 | 99 | 100 | ||||
Nemo EU (Grannen) | (A) | 110 | 102 | 103 | 99 | ||||
Activus EU (Grannen) | (A) | 103 | 96 | 93 | 99 | ||||
Messino EU (Grannen) | (A) | 102 | 95 | ||||||
Sokal EU | (A/B) | 93 | 96 |
Die nachfolgende Tabelle 3 kann nicht barrierefrei dargestellt werden.
Bitte kontaktieren Sie bei Fragen telefonisch Gabriele Käufler 06621 9228 15.
Neigung zu | Anfälligkeit für | Ertragseigenschaften | Qualität | |||||||||||||||||||||
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1 Resistenz gegen Orangerote Weizengallmücke, mj: mehr als 3 Jahre geprüft; ( ): eingeschränkte Datengrundlage; * Sortenbeschreibung nach Züchterangaben Note 1 = niedrige Ausprägung des Merkmals (gering, kurz, früh); Note 9 = hohe Merkmalsausprägung (hoch, lang, spät); Die Note 5 wird bei durchschnittlicher Einstufung vergeben. Günstige Einstufungen sind in der Tabelle grün, weniger günstige orange hinterlegt. | ||||||||||||||||||||||||
Sorten nach Lageplan | Prüf-jahr | Quali-täts-gruppe | Züchter/ Vertreiber | Ähren-schieben | Reife | Pflan-zen-länge | Aus-win-terung | Lager | Pseudo-cerco-sporella | Mehl-tau | Blatt-septoria | DTR | Gelb-rost | Braun-rost | Ähren-fusa-rium | Spelzen-bräune | Bestan-des-dichte | Kornzahl / Ähre | Tau-send-korn-masse | Korn-ertrag Stufe 1 | Korn-ertrag Stufe 2 | Fallzahl/ Fallzahl-stabilität² | Roh-protein-gehalt | Sedi-men-tations-wert |
SY Koniko | 1.J. | E | Syngenta | 4 | 4 | 7 | 6 | 5 | 2 | 3 | 4 | 1 | 2 | 4 | 6 | 3 | 6 | 6 | 4 | 9 + | 7 | 8 | ||
Rubisko EU (Granne) | >3 J. | (A) | RAGT / Hauptsaaten | 3 | 4 | 3 | 3 | 6 | 5 | 5 | 4 | 3 | 2 | 3 | 6 | 4 | 6 | 7 | 6 | 5 | 4 | 5 | ||
Lemmy 1) | 2.J. | A | Nordsaat / SU | 4 | 4 | 4 | 5 | 4 | 4 | 5 | 6 | 2 | 5 | 4 | 5 | 7 | 4 | 6 | 6 | 7 o | 6 | 8 | ||
Complice * (Granne) | 1.J. | A | DSV | 3 | 3 | 3 | 5 | 4 | 3 | 4 | 5 | 3 | 4 | 6 | 5 | 6 | 8 | 7 | 7 o | 4 | ||||
Porthus | >3 J. | B | SZ Strube / SU | 4 | 4 | 5 | 5 | 6 | 4 | 4 | 5 | 2 | 6 | 3 | 4 | 7 | 6 | 4 | 7 | 7 | 7 o | 3 | 4 | |
RGT Sacramento (Granne) | >3 J. | B | RAGT | 3 | 4 | 3 | 3 | 6 | 6 | 5 | 5 | 2 | 2 | 4 | 6 | 4 | 5 | 7 | 6 | 6 o | 3 | 4 |