Marktfruchtbau
Ergebnisse des LSV Hafer 2018 und Empfehlungen
Enttäuschende Hafererträge bei zum Teil schwachen Qualitäten – so lässt sich das Anbaujahr 2018 charakterisieren. Hafer stellt zwar keine besonderen Anforderungen an die Bodengüte, benötigt jedoch eine ausreichende Wasserversorgung. Auf Wassermangel, insbesondere, wenn er in der generativen Phase der Entwicklung auftritt, reagiert Hafer sehr empfindlich mit deutlichen Ertragseinbußen, wie dies in 2018 der Fall war.
Mit einem Landesdurchschnitt von 43,1 dt/ha lag der von der Besonderen Ernteermittlung (BEE) in Hessen festgestellte Haferertrag auf einem ähnlich geringen Niveau wie in 2015, als Frühjahrs- und Frühsommertrockenheit zu Ertragseinbußen führte (Abbildung 1). Auch bundesweit wurde mit 41,2 dt/ha der seit 1992 geringste Haferertrag berichtet. Der seit vielen Jahren beobachtete Rückgang der Hafer-Anbaufläche wurde mittlerweile gestoppt. Mit aktuell 8400 ha Hafer in Hessen ist sogar eine leichte Zunahme zum Vorjahr zu verzeichnen. Auch bundesweit hat die Anbaufläche in den letzten beiden Jahren zugenommen, von 2017 zu 2018, jedoch vor allem durch eine Ausdehnung des Anbaus in Schleswig-Holstein und Niedersachsen, in geringerem Umfang auch in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Die Ursache hierfür ist vermutlich in den ungünstigen Aussaatbedingungen für Winterungen im Herbst 2017 zu sehen. Die deutsche Haferernte bewegte sich mit 577000 t auf gleichem Niveau wie in 2017, d.h. die Ausweitung der Anbaufläche konnte die witterungsbedingten Ertragseinbußen nicht kompensieren.
Nachfrage nach Hafer guter Qualität steigt
Den Bedarf deckt die deutsche Haferproduktion aber schon seit einigen Jahren nicht mehr. Über viele Jahre stark rückläufige Anbauflächen führten trotz eines jährlichen Zuchtfortschrittes von ca. 0,6% zu einem steigenden Anteil von Importware, so dass der Selbstversorgungsgrad noch 71% beträgt. Deutschland importierte im Wirtschaftsjahr 2017/2018 rund 557000 t Tonnen, primär für die Schälmüllerei. Der Bedarf der Schälmühlen ist zwischen 2008 und 2015 um 45% angestiegen. Bedeutendste Exportländer für den deutschen Markt sind Finnland und Schweden, gefolgt von Polen und Dänemark. Verbraucht wurden in Deutschland im Wirtschaftsjahr 2017/2018 nach Angaben der BLE rund 873000 t, wovon etwa gleich große Anteile in die Fütterung (404000 t) und Nahrungsmittelproduktion (394000 t) gingen (Tabelle 1). In 2018 waren jedoch lediglich 30-40% der inländischen Haferproduktion mühlenfähig. Energetisch verwertet wird nur eine geringe Menge Hafer. Witterungsbedingte Verknappungen auf Angebotsseite in Deutschland und anderen europäischen Ländern resultierten ab Sommer 2018 in einem beträchtlichen Anstieg der Haferpreise (siehe auch Beitrag Teilmarkt für Hafer extrem knapp versorgt).
Das Wachstum der Absatzmärkte wird im heimischen Anbau (noch) nicht genutzt, da Hafer aufgrund der stärker schwankenden Erträge oft als nicht konkurrenzkräftig zu anderen Getreidearten angesehen wird. In diesem Zusammenhang muss jedoch berücksichtigt werden, dass Hafer oft als abtragende Frucht in der Rotation steht oder auf Grenzertragsstandorten angebaut wird, auf welchen er sein Ertragspotential nicht ausschöpfen kann. Hafer kann umweltverträglich produziert werden mit einem geringen Pflanzenschutzmitteleinsatz, da er eine hohe Konkurrenzkraft gegenüber Unkräutern und eine geringe Anfälligkeit für Getreidekrankheiten besitzt. So führte in den Landessortenversuchen eine Fungizidbehandlung oft zu keinen abgesicherten Mehrerträgen. Als „Gesundungsfrucht“ reduziert er das Auftreten von Fußkrankheiten in den Nachfrüchten Weizen und Gerste und hinterlässt eine gute Bodengare. Der moderate N-Bedarf von Hafer ermöglicht bei angepasster N-Düngung negative N-Bilanzsalden, welche die Bilanzierung der Fruchtfolge entlasten. Auf Standorten, die gute Qualitäten und hohe Erträge ermöglichen, kann die Produktion von Qualitätshafer durchaus wirtschaftlich interessant sein.
Enttäuschende Erträge in den Landessortenversuchen
In den Landessortenversuchen (LSV) wurden aktuell zehn Sorten an den Standorten Bad Hersfeld (Eichhof) und Korbach geprüft, welche die Hauptanbauregionen für Sommerhafer repräsentieren, der aufgrund seines höheren Wasserbedarfs bevorzugt in feucht-kühleren Regionen angebaut wird. Das Prüfsortiment umfasste zwei Weißhafer- und acht Gelbhafersorten, davon eine Kurzstrohsorte. Im Jahr 2016 wurden zwei neue Hafersorten durch das Bundessortenamt zugelassen, die beide in den LSV stehen. Im darauffolgenden Jahr gab es keine neuen Zulassungen von Hafer.
Frostperioden im Februar und März verzögerten die Aussaat, die am Standort Korbach am 18. April und in Bad Hersfeld am 21. April stattfand. Die im Frühjahr und Frühsommer vorherrschenden hohen Temperaturen führten dazu, dass die Entwicklungsphasen relativ schnell durchlaufen wurden und den Beständen weniger Zeit für die Bestockung und Ausbildung eines leistungsfähigen Wurzelsystems zur Verfügung stand. Die geringen Niederschlagsmengen setzten die Bestände ab Mai/Juni zusätzlich unter Stress. Der Krankheitsbefall blieb aufgrund der Witterungsbedingungen gering, lediglich ein leichter Befall mit Getreidehähnchen war zu verzeichnen. Am Standort Bad Hersfeld trat im Juni leichter Mehltaubefall auf, der aufgrund der Sortenanfälligkeit erwartungsgemäß bei Symphony, Poseidon und Apollon etwas stärker ausgeprägt war. Die Bestände konnten Anfang August problemlos beerntet werden.
Wie bei allen anderen Getreidearten wurden die Hafer-LSV in zwei Intensitätsstufen durchgeführt. Stufe 1 (keine Fungizide, reduzierter Wachstumsreglereinsatz) dient der Erfassung der Krankheitsanfälligkeit und Standfestigkeit der Sorten, während über Stufe 2 (optimierter Einsatz von Fungiziden und Wachstumsregler) das Ertragspotential der Sorten abgeschätzt werden kann. Am Standort Korbach wurde in der unbehandelten Variante im Mittel über alle Sorten ein Ertrag von 61,2 dt/ha erzielt (Tabelle 2). Ein nahezu identisches Ertragsniveau von 61,4 dt/ha wurde in Bad Hersfeld erreicht. Die Pflanzenschutz- und Wachstumsreglerbehandlung (Stufe 2) war an keinem der Standorte ertragswirksam, da nur ein geringer Krankheitsbefall aufgetreten war.
Trotz ähnlichem Ertragsmittel der Standorte, variierte die Leistung einzelner Sorten zwischen den Standorten doch erheblich. In Stufe 1 erreichten Poseidon und Armani am Standort Korbach einen deutlich höheren Relativertrag als in Bad Hersfeld, während sich Yukon, Harmony und Delfin in Bad Hersfeld leistungsfähiger zeigten. In Stufe 2 hingegen war für Symphony, Bison, Harmony und Delfin eine größere Differenz zwischen den beiden Standorten zu beobachten. Gemittelt über die Standorte erreichten in Stufe 1 Poseidon, Yukon und Armani einen überdurchschnittlichen Ertrag, während in Stufe 2 Max, Symphony, Poseidon, Delfin und Armani die obere Leistungsgruppe bildeten. Harmony konnte ertraglich nicht überzeugen. Der sehr kurzstrohige Troll erreichte in Stufe 2 ein mittleres Ertragsniveau, blieb blieb in der unbehandelten Variante jedoch etwas unter dem Ertragsmittel.
Haferqualität nicht zufriedenstellend
Neben der Verwendung als Futterhafer hat die Verarbeitung von Hafer in der Schälmühlenindustrie eine zunehmende Bedeutung. Für Futterhafer stellt das hl-Gewicht das entscheidende Qualitätskriterium dar, eine gelbe Spelzenfarbe scheint jedoch die Akzeptanz bei der Vermarktung an Pferdehalter zu steigern. Die Qualitätsanforderungen für Schälhafer (Industriehafer) sind weitaus höher (Tabelle 3). Vorrangig zu nennen sind eine helle Farbe, die eine weitgehend niederschlagsfreie Abreife voraussetzt, hohes hl-Gewicht, hoher Marktwareanteil und leichte Entspelzbarkeit. Der Spelzenanteil, der sorten- und jahresabhängig zwischen 24 und 40% variiert, sollte unter 26% bleiben. Weiterhin sollte Industriehafer möglichst keine Belastung mit Mykotoxinen aufweisen. Diese Qualitätsanforderungen können nur dann eingehalten werden, wenn günstige Witterungsbedingungen bis zur Abreife vorliegen. Längere Trockenphasen, wie im Anbaujahr 2018, können zu Unfruchtbarkeit von Ährchen (Flissigkeit, Weißährigkeit) führen bzw. einer unzureichenden Kornausbildung. Standorte mit eingeschränkter Wasserversorgung bergen folglich ein hohes Anbaurisiko und sollten vom Anbau von Qualitätshafer ausgeschlossen werden.
Insgesamt blieb die Kornausbildung im Anbaujahr 2018 deutlich hinter den Vorjahreswerten zurück mit einer Tausendkornmasse (TKM) von im Mittel 36 g (Tabelle 4). Erwartungsgemäß geringe Werte wurden für Max und Troll festgestellt. Auch das hl-Gewicht lag deutlich unter den Ergebnissen der Vorjahre. Die geforderten Werte von 48-50 kg für Futterhafer wurden in Bad Hersfeld in beiden Intensitätsstufen verfehlt, am Standort Korbach jedoch aufgrund der etwas günstigeren Niederschlagsverteilung eingehalten. Das geforderte hl-Gewicht für Schälhafer wurde aber auch in Korbach nicht von allen Sorten erreicht. Beste Sorten in Intensitätsstufe 2 waren Symphony mit 50,4 kg/hl und Max mit 50,3 kg/hl. Der Marktwareanteil (Siebsortierung > 2,0 mm) übertraf an beiden Standorten und in beiden Stufen die geforderten 90%, zeigte in Stufe 2 aber schwächere Werte bei Troll, Yukon und Delfin. Der Rohproteingehalt war tendenziell etwas höher als in den Vorjahren – hier wies Apollon durchgängig die geringsten Werte auf.
Eine Studie der Universität Wien, welche die ernährungsphysiologischen Eigenschaften von zwölf europäischen Hafersorten untersuchte, darunter zwei Spelz-und zehn Nackthafersorten, attestiert der Sorte Max einen hohen Gehalt an beta-Glucanen. Die antioxidative Kapazität von Max war im Vergleich des untersuchten Sortenspektrums jedoch eher gering.
Mehrjährige und überregionale Auswertung
Die starken Ertragsschwankungen, die verschiedene Sorten zwischen den Standorten gezeigt haben, machen deutlich, wie wichtig es ist, die Entscheidung der Sortenwahl nicht nur auf einem Standort basieren zu lassen. Darüber hinaus muss eine Sorte unter unterschiedlichen Witterungsverhältnissen geprüft werden, bevor eine zuverlässige Bewertung der Sortenleistung erfolgen kann.
Da Sommerhafer als „kleine Kultur“ in Hessen wie in anderen Bundesländern nur an wenigen Standorten geprüft wird, auch aus Gründen eingeschränkter Ressourcen, ist eine überregionale Auswertung von Versuchsergebnissen sinnvoll. Mittels der Hohenheim-Gülzower-Methode (HGM) wird die Sicherheit der Sortenbeurteilung gesteigert, indem Versuchsstandorte mit vergleichbaren Boden- und Klimabedingungen, sogenannte Anbaugebiete (Abbildung 3) gemeinsam verrechnet werden und alle offiziellen Prüfergebnisse (Wertprüfung, LSV) einbezogen werden. Für Hafer liegen aber auch in den verschiedenen Anbaugebieten nur eine geringe Anzahl Versuche vor. Daher wurde für die südlichen Regionen eine gemeinsame Auswertung der Anbaugebiete 17 (Verwitterungsstandorte Südost), 20 (Ackerbaugebiete Südwest), 21 (Fränkische Platten), 22 (Tertiärhügelland) und des Bodenklimaraums 132 (Osthessische Mittelgebirgslagen) nach HGM durch das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg vorgenommen (Tabelle 6). Der Standort Bad Hersfeld wurde berücksichtigt, Korbach hingegen nicht.
Die Auswertung nach Hohenheim-Gülzower Methode weist für Armani, für den in Hessen bislang nur einjährige Prüfergebnisse vorliegen, die höchste Ertragsleistung mit relativ 103,1 auf. Weiterhin erbringen Yukon und Delfin einen überdurchschnittlichen Ertrag, während Bison mit relativ 97,1 ertraglich abfällt. Die hessischen Versuchsstandorte gehören zum Anbaugebiet 14 (Lehmige Standorte Nordwest), für die sich auch ein Vergleich mit den entsprechenden Standorten aus Nordrhein-Westfalen anbietet (Tabelle 7). Eine Auswertung nach HGM ist bislang noch nicht möglich. Das Ertragsniveau der nordrhein-westfälischen Standorte lag mit 70,9 dt/ha etwas über den hessischen Ergebnissen. Überregional bestätigt sich die überdurchschnittliche Leistung von Max, Symphony, Poseidon, Armani und Delfin.Sortenempfehlungen zur Aussaat 2019
Hafer wird in Hessen überwiegend für die innerbetriebliche Verwertung bzw. die Vermarktung als Futterhafer produziert, so dass geringere Qualitätsanforderungen zu erfüllen sind. Neben einer hohen und sicheren Ertragsleistung sowie vorteilhaften anbautechnischen Eigenschaften sollten Sorten eine gute Kornausbildung und einen geringen Spelzenanteil mitbringen, da mit steigendem Spelzenanteil der Rohfasergehalt steigt und die Energiekonzentration sinkt. Für den Anbau in Mittelgebirgslagen, in welchen oftmals ungünstige Witterungsbedingungen zur Ernte vorliegen, ist eine gute Halmstabilität und gleichmäßige Abreife von Korn und Stroh wichtig. Für die Produktion von Schälhafer ist die Sorte generell mit der aufnehmenden Hand abzustimmen. Neben einer zufriedenstellenden Ertragsleistung sind die Anforderungen der Schälmüllerei zu erfüllen. Die Eigenschaften der geprüften Sorten können Tabelle 8 entnommen werden.
Der in 2008 zugelassene, langjährig geprüfte, qualitätsbetonte Max ist weiterhin empfehlenswert. Die Gelbhafersorte zeichnet sich aus durch eine gute Ertragsstabilität bei durchschnittlichem Ertragsniveau. Der geringe Spelzenanteil und das hohe hl-Gewicht machen die Sorte sowohl für die Industriehafer- als auch Futterhaferproduktion attraktiv. Trotz einer eher geringen Pflanzenlänge weist die Sorte Schwächen in der Halmstabilität und Lagerneigung auf, was einen Einsatz von Wachstumsregler erfordert. Auch die Anfälligkeit für Mehltau ist zu beachten.
Der ertragsstarke und ertragsstabile Poseidon (Gelbhafer, Zulassung 2012) weist eine bessere Strohstabilität als Max auf, das Stroh reift jedoch etwas verzögert ab. Die Sorte verfügt über eine gute Korngrößensortierung, das hl-Gewicht ist jedoch unterdurchschnittlich. Für den Anbau als Industriehafer ist Poseidon nicht geeignet aufgrund von Schwächen in der Schälbarkeit. Zu berücksichtigen ist die Anfälligkeit für Mehltau.
Der Weißhafer Symphony (Zulassung 2012) überzeugte in Hessen mehrjährig mit stabilen, überdurchschnittlichen Erträgen. Die Sorte ist charakterisiert durch ein mittleres bis hohes hl-Gewicht, einer guten Korngrößensortierung sowie TKM. Symphony weist eine größere Pflanzenlänge auf, bei mittlerer Strohstabilität und Abreife des Strohs. Die Anfälligkeit gegenüber Mehltau ist ebenfalls erhöht. Aufgrund der ungünstigeren Einstufung hinsichtlich des Anteils nicht entspelzter Körner sollte ein potentieller Anbau als Schälhafer nur nach Absprache mit der aufnehmenden Hand erfolgen.
Yukon (Gelbhafer, Zulassung 2014) verfügt über eine sehr geringe Anfälligkeit gegenüber Mehltau sowie eine gute Standfestigkeit, was einen reduzierten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ermöglicht. Die Abreife des Strohs verläuft jedoch verzögert. Das hl-Gewicht und die Sortierung sind gut, der hohe Spelzenanteil verhindert jedoch einen Einsatz als Industriehafer.
Zum Probeanbau empfohlen wird nach zweijähriger Prüfung die Sorte Delfin (Gelbhafer, Zulassung 2016), die auch überregional mit einer überdurchschnittlichen Ertragsleistung überzeugen konnte. Die Sorte kombiniert eine geringe Neigung für Lager und Halmknicken mit einer geringen Mehltauanfälligkeit und ermöglicht einen verringerten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Eine Schwäche zeigt die Sorte in der Abreife von Stroh und Korn, die nicht harmonisch verläuft. Eine hohe TKM, ein mittleres bis hohes hl-Gewicht, eine gute Korngrößensortierung sowie ein mittlerer Anteil von Spelzen bzw. nicht entspelzter Körner komplettieren das Sortenprofil.
Max, Poseidon, Symphony und Delfin erhielten ebenfalls die generelle Sortenempfehlung durch die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen für den Anbau auf den Lehmstandorten Nordwest. Die hessische Hafervermehrung umfasste im Jahr 2018 insgesamt 117 ha, wovon Max (30 ha), Bison (30 ha) und Delfin (19 ha) die vermehrungsstärksten Sorten waren. Auf Bundesebene dominieren Max und der Schälhafer Ivory die Hafervermehrung.
Hinweise zur Anbautechnik
Hafer weist eine hohe, enge Beziehung auf zwischen der Gesamtbiomasse der Pflanze und dem Kornertrag. Eine kräftige, vegetative Entwicklung der Bestände ist daher essentiell für eine hohe Ertragsleistung.
Entsprechend sollte die Aussaat von Hafer frühzeitig in ein ausreichend abgetrocknetes Saatbett erfolgen, da Hafer auf Langtagbedingungen und hohe Einstrahlungsintensitäten die Entwicklung bis zum Rispenschieben beschleunigt. Dies trifft insbesondere zu auf Sorten, deren Genetik auf skandinavisches Material zurückgeht. Eine frühe Aussaat ist auch erforderlich zur Ausbildung des normalerweise bei Hafer gut entwickelten, tiefer gehenden Wurzelsystems, welches u.a. zum hohen Nährstoffaneignungsvermögen der Kultur beiträgt. Eine verspäte Aussaat und damit ein schlecht ausgebildetes Wurzelsystem fördern die Sensitivität gegenüber Trockenstress.
Die Aussaatstärke kann bei frühen Saatterminen nach unten korrigiert werden. Bei später Aussaat ist die Saatstärke anzuheben, insbesondere auf Standorten mit schnell ansteigenden Temperaturen; jedoch nicht zu stark, um die Bestandesführung nicht zu schwierig zu gestalten.
Die N-Versorgung ist nach Beratungsempfehlung, angepasst an die Ertragserwartung und voraussichtliche N-Nachlieferung des Standortes in zwei Gaben zu applizieren; die zweite Gabe nicht zu spät, um Zwiewuchs zu vermeiden. Eine verhaltene N-Düngung ist auf Standorten mit hoher N-Nachlieferung angeraten. Eine überzogene N-Düngung steigert die Gefahr von Lager und trägt zu einer Abreifeverzögerung des Strohs bei. Bei lageranfälligen Sorten ist die Standfestigkeit über Wachstumsregler abzusichern.
Ein Fungizideinsatz ist, falls überhaupt, meist nur gegen Mehltau oder Kronenrost bei entsprechendem Befallsdruck erforderlich. Die Wahl wenig krankheitsanfälliger Sorten bietet die Möglichkeit, den Pflanzenschutzmitteleinsatz möglichst einzuschränken. In Abhängigkeit der Witterungsverhältnisse können Getreidehähnchen und Blattläuse (Gelbverzwergungsvirus, Haferröte) ein bekämpfungswürdiges Ausmaß erreichen und sollten nach Überschreiten der entsprechenden Schadschwellen bekämpft werden.
2012/2013 | 2013/2014 | 2014/2015 | 2015/2016 | 2016/2017 | 2017/2018* | |
Inlandsverwendung gesamt | 853 | 950 | 928 | 922 | 915 | 873 |
Saatgut | 21 | 20 | 20 | 18 | 20 | 22 |
Futter | 603 | 584 | 463 | 460 | 426 | 404 |
Verluste | 24 | 22 | 23 | 22 | 21 | 22 |
Industrielle Verwertung | 0 | 7 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Energetische Nutzung | 46 | 41 | 33 | 32 | 33 | 31 |
Nahrung insgesamt in Getreidewert | 160 | 276 | 389 | 390 | 415 | 394 |
*vorläufig
unbehandelt (rel. zum VD) | fungizidbehandelt (rel. zum VD) | ||||||
HEF | KB | Mittel | HEF | KB | Mittel | ||
VRS (dt/ha) | 61.2 | 60.2 | 60.7 | 62.3 | 57.5 | 59.9 | |
VD (dt/ha) | 61.4 | 61.2 | 61.3 | 62.5 | 60.3 | 61.4 | |
GD 5% (relativ) | 7.7 | 6.0 | 7.5 | 6.1 | |||
Max VRS | g | 97 | 102 | 100 | 98 | 104 | 101 |
Symphony VRS | w | 102 | 99 | 100 | 106 | 95 | 101 |
Poseidon VGL | g | 99 | 105 | 102 | 103 | 108 | 105 |
Apollon | g | 99 | 97 | 98 | 100 | 100 | 100 |
Bison | g | 99 | 101 | 100 | 94 | 105 | 100 |
Yukon | g | 105 | 99 | 102 | 95 | 96 | 96 |
Troll (Kurzstroh) | g | 98 | 97 | 98 | 100 | 101 | 100 |
Harmony VRS | w | 100 | 94 | 97 | 95 | 87 | 91 |
Delfin | g | 104 | 96 | 100 | 107 | 99 | 103 |
Armani VGL | g | 98 | 110 | 104 | 102 | 104 | 103 |
VRS: Verrechnungssorte, VGL: Vergleichssorte, VD: Versuchsdurchschnitt über alle Sorten, GD: Grenzdifferenz, KB: Korbach, HEF: Bad Hersfeld (Eichhof); Spelzenfarbe: g (gelb), w (weiß)
Qualitätsparameter | Einheit | Schälhafer | Futterhafer |
Kornfarbe | unverfärbt, hell | ||
Feuchtigkeit | % | < 13 bis 13,5 | < 14,5 |
Hektolitergewicht | kg/hl | > 52 bis > 54 | > 48 bis > 50 |
Tausendkornmasse | g | > 27 bis > 30 | |
Spelzengehalt | % | < 26 | |
Schälbarkeit | % | > 95 (je nach Verarbeiter auch < 5 Spelzen auf 100 kg oder auch < 1,5 % ungeschälte Körner) | |
Anteil Körner > 1,8 mm | % | 100 | |
Anteil Körner > 2,0 mm | % | > 90 | |
Besatz | % | < 0,5 | < 1 |
Bruchkorn | % | < 1 bis < 2 | |
Mykotoxin Deoxynivalenol (DON) | µg/kg | < 500 (nach VO(EG) 1126/2007: < 1750) | < 1000 |
Mykotoxin Zearalenon (ZEA) | µg/kg | < 50 (nach VO(EG) 1126/2007: < 100) | < 50 |
Mykotoxine T2 und HT2 | µg/kg | < 1000 (nach Empfehlungen der Kommission für ungeschälten Hafer laut 2013/165/EU) |
Rohproteingehalt (%) | |||||||
| unbehandelt | fungizidbehandelt | |||||
KB | HEF | Mittel | GRI | HEF | Mittel | ||
Max VRS | g | 14.4 | 13.3 | 13.8 | 16.0 | 13.6 | 14.8 |
Symphony VRS | w | 15.6 | 13.0 | 14.3 | 15.0 | 13.1 | 14.0 |
Poseidon VGL | g | 14.8 | 12.7 | 13.7 | 15.5 | 13.0 | 14.3 |
Apollon | g | 13.1 | 11.9 | 12.5 | 14.0 | 12.0 | 13.0 |
Bison | g | 14.6 | 13.2 | 13.9 | 15.4 | 13.5 | 14.4 |
Yukon | g | 14.8 | 13.4 | 14.1 | 14.5 | 12.5 | 13.5 |
Troll (Kurzstroh) | g | 14.9 | 13.1 | 14.0 | 15.1 | 13.1 | 14.1 |
Harmony VRS | w | 15.1 | 12.3 | 13.7 | 15.0 | 12.9 | 14.0 |
Delfin | g | 13.9 | 12.3 | 13.1 | 14.5 | 12.2 | 13.4 |
Armani VGL | g | 14.9 | 12.4 | 13.6 | 14.4 | 13.3 | 13.8 |
Mittel | 14.6 | 12.7 | 13.7 | 14.9 | 12.9 | 13.9 | |
TKM (g) | |||||||
Max VRS | g | 31.0 | 34.5 | 32.8 | 31.6 | 33.4 | 32.5 |
Symphony VRS | w | 37.6 | 38.6 | 38.1 | 38.8 | 38.1 | 38.5 |
Poseidon VGL | g | 33.3 | 39.7 | 36.5 | 35.5 | 40.2 | 37.9 |
Apollon | g | 38.7 | 38.3 | 38.5 | 37.2 | 39.7 | 38.5 |
Bison | g | 38.0 | 39.6 | 38.8 | 37.2 | 40.9 | 39.1 |
Yukon | g | 34.5 | 34.9 | 34.7 | 33.6 | 34.7 | 34.2 |
Troll (Kurzstroh) | g | 27.4 | 32.9 | 30.2 | 28.1 | 31.7 | 29.9 |
Harmony VRS | w | 39.2 | 38.0 | 38.6 | 39.2 | 38.9 | 39.1 |
Delfin | g | 34.5 | 37.8 | 36.2 | 34.5 | 32.0 | 33.3 |
Armani VGL | g | 32.7 | 38.4 | 35.6 | 33.9 | 36.5 | 35.2 |
Mittel | 34.7 | 37.3 | 36.0 | 35.0 | 36.6 | 35.8 | |
hl-Gewicht (kg/hl) | |||||||
Max VRS | g | 55.8 | 48.4 | 52.1 | 55.5 | 45.1 | 50.3 |
Symphony VRS | w | 54.0 | 45.5 | 49.8 | 54.9 | 45.9 | 50.4 |
Poseidon VGL | g | 52.4 | 45.9 | 49.2 | 52.5 | 45.2 | 48.9 |
Apollon | g | 54.1 | 41.2 | 47.7 | 55.4 | 41.4 | 48.4 |
Bison | g | 53.8 | 45.0 | 49.4 | 54.6 | 43.2 | 48.9 |
Yukon | g | 54.9 | 42.7 | 48.8 | 53.5 | 41.8 | 47.7 |
Troll (Kurzstroh) | g | 51.0 | 40.2 | 45.6 | 50.9 | 36.8 | 43.9 |
Harmony VRS | w | 54.8 | 40.3 | 47.6 | 54.5 | 42.9 | 48.7 |
Delfin | g | 55.1 | 45.3 | 50.2 | 54.4 | 42.2 | 48.3 |
Armani VGL | g | 51.8 | 43.8 | 47.8 | 52.1 | 43.6 | 47.9 |
Mittel | 53.8 | 43.8 | 48.8 | 53.8 | 42.8 | 48.3 | |
Marktwareanteil (Siebsortierung > 2,0 mm, in Prozent) | |||||||
Max VRS | g | 93.3 | 97.7 | 95.5 | 95.7 | 97.0 | 96.4 |
Symphony VRS | w | 97.5 | 98.2 | 97.9 | 99.0 | 98.8 | 98.9 |
Poseidon VGL | g | 97.2 | 98.6 | 97.9 | 98.7 | 99.3 | 99.0 |
Apollon | g | 98.4 | 98.4 | 98.4 | 99.2 | 98.6 | 98.9 |
Bison | g | 97.8 | 99.3 | 98.6 | 99.3 | 99.5 | 99.4 |
Yukon | g | 95.3 | 96.3 | 95.8 | 93.5 | 96.3 | 94.9 |
Troll (Kurzstroh) | g | 95.6 | 98.3 | 97.0 | 94.7 | 91.5 | 93.1 |
Harmony VRS | w | 98.4 | 98.3 | 98.4 | 98.8 | 98.7 | 98.8 |
Delfin | g | 94.6 | 96.4 | 95.5 | 95.2 | 92.8 | 94.0 |
Armani VGL | g | 96.8 | 98.5 | 97.7 | 97.1 | 98.5 | 97.8 |
Mittel | 96.5 | 98.0 | 97.2 | 97.1 | 97.1 | 97.1 |
KB: Korbach, HEF: Bad Hersfeld
unbehandelt (rel. zum VD) | fungizidbehandelt (rel. zum VD) | ||||||||
Jahr | 2016 | 2017 | 2018 | Mittel | 2016 | 2017 | 2018 | Mittel | |
Orte | 2 | 2 | 2 | 2 | 2 | 2 | |||
VRS (dt/ha) | 76.0 | 53.7 | 60.7 | 63.5 | 82.4 | 57.8 | 59.9 | 66.7 | |
VD (dt/ha) | 74.9 | 53.6 | 61.3 | 63.3 | 79.7 | 57.7 | 61.4 | 66.3 | |
Max VRS | g | 96 | 101 | 100 | 99 | 100 | 97 | 101 | 99 |
Symphony VRS | w | 104 | 105 | 100 | 103 | 106 | 107 | 101 | 105 |
Poseidon VGL | g | 105 | 109 | 102 | 105 | 103 | 101 | 105 | 103 |
Apollon | g | 101 | 101 | 98 | 100 | 101 | 103 | 100 | 101 |
Bison | g | 96 | 91 | 100 | 96 | 92 | 97 | 100 | 96 |
Yukon | g | 107 | 100 | 102 | 103 | 102 | 96 | 96 | 98 |
Troll (Kurzstroh) | g | 100 | 96 | 98 | 98 | 99 | 100 | 100 | 100 |
Harmony VRS | w | 99 | 94 | 97 | 97 | 99 | 97 | 91 | 96 |
Delfin | g | 102 | 100 | 101 | 103 | ||||
Armani VGL | g | 104 | 103 |
VRS: Verrechnungssorte, VGL: Vergleichssorte, VD: Versuchsdurchschnitt über alle Sorten. VRS 2016: Max, Symphony, Poseidon, VRS 2017-2018: Max, Symphony, Harmony; Spelzenfarbe: g (gelb), w (weiß)
Sorte | Ertrag | Anzahl Versuche | |
Max VRS | g | 99.5 | 91 |
Symphony VRS | w | 99.7 | 91 |
Poseidon VGL | g | 100.3 | 83 |
Apollon | g | 100.6 | 60 |
Bison | g | 97.1 | 49 |
Yukon | g | 101.2 | 70 |
Troll (Kurzstroh) | g | 99.3 | 47 |
Harmony VRS | w | 98.1 | 62 |
Delfin | g | 101.4 | 41 |
Armani VGL | g | 103.1 | 30 |
VRS (dt/ha) absolut | 72.4 | 91 |
AG 17: Verwitterungsstandorte Südost, AG 20: Ackerbaugebiete Südwest, AG 21: Fränkische Platten, Jura. Spelzenfarbe: g (gelb), w (weiß)
Eichhof | Korbach | Lehmstandorte Nordwest (NRW) | ||
Rel. 100 = dt/ha | 62.5 | 60.3 | 70.9 | |
Max | g | 98 | 104 | 101 |
Symphony | w | 106 | 95 | 101 |
Poseidon | g | 103 | 108 | 103 |
Apollon | g | 100 | 100 | 99 |
Bison | g | 94 | 105 | – |
Yukon | g | 95 | 96 | – |
Troll (Kurzstroh) | g | 100 | 101 | – |
Harmony | w | 95 | 87 | 95 |
Delfin | g | 107 | 99 | 102 |
Armani | g | 102 | 104 | 99 |
Spelzenfarbe: g (gelb), w (weiß)
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Sorte | Züchter / Vertreiber | Spelzen-farbe | Rispen-schieben | Reife | Reifever-zögerung Stroh | Pflanzen-länge | Neigung zu | Anfällig-keit für Mehltau | Ertragseigenschaften | Qualität | |||||||||
Lager | Halm-knicken | Bestandes-dichte | Kornzahl/ Rispe | Tausend-korn-masse | Korn-ertrag Stufe 1 | Korn-ertrag Stufe 2 | Sortier-ung > 2,0 mm | Sortier-ung > 2,5 mm | Hekto-liter-gewicht | Spelzen-anteil | Anteil nicht entspelzter Körner | ||||||||
Max VRS | SZ Bauer / IG | g | 4 | 5 | 4 | 4 | 7 | 6 | 5 | 5 | 6 | 5 | 5 | 5 | 8 | 6 | 7 | 2 | 4 |
Symphony VRS | Nordsaat / SU | w | 5 | 5 | 5 | 6 | 4 | 5 | 5 | 4 | 6 | 7 | 6 | 6 | 9 | 8 | 6 | 3 | 5 |
Poseidon VGL | Nordsaat / SU | g | 5 | 5 | 6 | 5 | 4 | 4 | 5 | 4 | 6 | 7 | 6 | 6 | 9 | 8 | 5 | 3 | 4 |
Apollon | Nordsaat / SU | g | 4 | 5 | 6 | 6 | 4 | 4 | 6 | 4 | 4 | 8 | 6 | 6 | 9 | 9 | 6 | 3 | 2 |
Bison | Nordsaat / Hauptsaaten | g | 3 | 5 | 6 | 4 | 2 | 3 | 1 | 5 | 3 | 8 | 5 | 4 | 9 | 9 | 6 | 3 | 3 |
Yukon | Nordsaat / DSV | g | 5 | 5 | 6 | 5 | 4 | 4 | 1 | 4 | 6 | 6 | 6 | 6 | 8 | 7 | 6 | 4 | 4 |
Troll (Kurzstroh) | SZ Bauer / IG | g | 5 | 5 | 5 | 1 | 1 | 3 | 4 | 5 | 6 | 4 | 6 | 5 | 8 | 6 | 5 | 4 | 2 |
Harmony VRS | Nordsaat / SU | w | 4 | 5 | 5 | 5 | 4 | 4 | 1 | 4 | 4 | 9 | 6 | 5 | 9 | 8 | 6 | 2 | 4 |
Delfin | Nordsaat / Hauptsaaten | g | 5 | 5 | 7 | 5 | 4 | 4 | 1 | 5 | 5 | 8 | 7 | 7 | 8 | 6 | 6 | 3 | 4 |
Armani VGL | SZ Bauer / IG | g | 5 | 5 | 5 | 3 | 4 | 4 | 2 | 6 | 5 | 6 | 7 | 7 | 8 | 7 | 4 | 2 | 2 |
1-9: Boniturnoten des BSA (1 = sehr gering, kurz, früh; 9 = sehr hoch, lang, spät)
grün hinterlegte Zellen: positiv zu bewertende Merkmalsausprägung; orange hinterlegte Zellen: negativ zu bewertende Merkmalsausprägung
Spelzenfarbe: g (gelb), w (weiß); VGL: Vergleichssorte
LSV Hafer 2018, Tabelle 8 18.02.2019