Marktfruchtbau
Ergebnisse des LSV Körnererbsen und Ackerbohnen 2018 & Empfehlungen
Die zunehmende Nachfrage des Lebensmitteleinzelhandels nach gentechnikfrei erzeugten landwirtschaftlichen Produkten hat viele Landwirte motiviert, sich mit dem Anbau von Körnerleguminosen zu beschäftigen.
Ackerbohnen und Erbsen können, bei Beachtung der Empfehlungen zur Kohlenhydratversorgung, in Milchkuhrationen problemlos als Proteinträger eingesetzt werden. Auch für die Schweinefütterung sind Ackerbohnen und Erbsen bei Berücksichtigung der empfohlenen Höchstmengen und Aminosäuresupplementierung gut geeignet. In der Geflügelfütterung einsatzbegrenzende schwefelhaltige Aminosäuren können ebenfalls über Supplementierung ausgeglichen werden. Zu bevorzugen sind Sorten mit geringen Gehalten an leistungsmindernden sekundären Pflanzeninhaltsstoffen wie Tanninen oder Vicin/Convicin. Aufgrund der höheren Wertschöpfung, werden Körnerleguminosen noch meist innerbetrieblich verwertet, der Markt für heimische Leguminosen entwickelt sich langsam. Hindernd auf der Verarbeitungsseite wirken vor allem die nicht kontinuierliche Marktversorgung, während für Landwirte die Erzeugerpreise meist noch unbefriedigend sind. Auch die im Vergleich zu Getreide größere Witterungsabhängigkeit von Ackerbohnen und Erbsen und daraus resultierende stärkere Ertragsschwankungen (Abbildung 1) mindern die Akzeptanz durch die Anbauer. Welche Proteinerträge Körnerleguminosen erbringen können, stellt Abbildung 2 anhand der mehrjährigen Ergebnisse der hessischen Landessortenversuche dar.
In eine monetäre Bewertung des Körnerleguminosenanbaus sollte der Vorfruchtwert einbezogen werden, der nach Auswertungen der FH Südwestfalen mit 190 €/ha für Ackerbohne und 160 €/ha für Erbse angesetzt werden kann. Zusätzlich sind Einsparungen beim Pflanzenschutz der Nachfrucht, positive Effekte durch eine Fruchtfolgeerweiterung, sowie entzerrte Arbeitsspitzen zu berücksichtigen. Nicht zuletzt tragen Körnerleguminosen zu einer Verbesserung der Bodenstruktur bei, dienen als wichtige Nahrungsquelle für viele Bestäuber und leisten einen Beitrag zur Steigerung der Biodiversität in der Landschaft.
Abbildung 1. Praxis-Ertragsleistung von Ackerbohne und Körnererbsen in Hessen (Daten: Hessisches Statistisches Landesamt).
Abbildung 2. Rohproteinertrag (dt/ha, Basisfeuchte Korn 86% TS) von Körnerleguminosen. Landessortenversuche Hessen 2013 bis 2018.
Ein starker Anreiz für die Ausdehnung des Körnerleguminosenanbaus ging von den Vorgaben zur Vorhaltung von Ökologischen Vorrangflächen im Rahmen des Greening und den Fördermöglichkeiten durch Agrarumweltmaßnahmen (HALM – Vielfältige Kulturen im Ackerbau) aus. Zur Ausweitung der Anbauflächen beigetragen hat sicherlich auch das durch den LLH geleitete Demonetzwerk Erbse/Bohne (http://www.demoneterbo.agrarpraxisforschung.de/index.php?id=1), welches über Wissenstransfer den Anbau und die Verarbeitung der Kulturen unterstützt sowie das Ziel hat, Nachfrage und das Angebot zusammenzubringen. Eine bundesweit verfügbare Handelsplattform ist unter www.leguminosenmarkt.de zugänglich. War seit 2015 zunächst eine kontinuierliche Zunahme des Körnerleguminosenanbaus in Hessen zu beobachten (Abbildung 3), hat das Verbot der Ausbringung chemischer Pflanzenschutzmittel auf Ökologischen Vorrangflächen zu einem erneuten Rückgang der Anbaufläche geführt.
Abbildung 3. Anbaufläche von Körnerleguminosen in Hessen (Daten: LLH, verändert nach WI-Bank, Stand: 7/2018).
Landessortenversuche
Die Landessortenversuche (LSV) zu Ackerbohnen wurden im Anbaujahr 2018 an zwei Standorten (Bad Hersfeld, Fritzlar) durchgeführt. Körnererbsensorten wurden an insgesamt drei Standorten (Bad Hersfeld, Friedberg, Fritzlar) geprüft. Die Standorte repräsentieren typische Anbaulagen für diese Kulturen.
Die Aussaat im vergangenen Frühjahr erfolgte ,bedingt durch die bis in den März auftretenden Frostperioden, erst relativ spät – in Fritzlar und Friedberg Anfang April, in Bad Hersfeld Mitte April. Nach raschem Auflaufen entwickelten sich die Bestände aufgrund der ab April überdurchschnittlichen Temperaturen zügig. Die hohen Temperaturen und der sich ab Mai/Juni intensivierende Wassermangel setzten die Bestände jedoch unter Stress.
Das Ausmaß des Einflusses von Stress ist abhängig von der Dauer und Intensität der Stresseinwirkung, der spezifischen Sortenreaktion und dem Entwicklungsstadium, in welchem der Stress einwirkt. Besonders nachteilig wirkt sich Stresseinfluss in der generativen Phase aus, da der Kornertrag von Ackerbohnen und Körnererbsen primär durch die Anzahl Samen gesteuert wird, die wiederum stark von den Wachstumsbedingungen des Bestandes in einem kritischen Fenster rund um die Blüte bestimmt wird. Für Körnererbsen beispielsweise erstreckt sich das Fenster von Beginn Blüte bis zur Samenfüllung der obersten Hülsen.
Bemerkenswert ist, dass Hitzestresseffekte den bei Trockenstress beobachteten Effekten relativ ähnlich sind: eine Abnahme von Blattfläche und Photosyntheseleistung, Verkürzung der Wachstumsdauer, Befruchtungsstörungen z.B. durch eine verminderte Pollenkeimung, Blütenabwurf, sowie ein reduzierter Hülsen- und Samenansatz und u.U. ein vermindertes Samengewicht. Untersuchungen an Ackerbohnen aus Großbritannien fanden beispielsweise eine Abnahme der Samenzahl um einen Samen/Pflanze je Grad Temperaturerhöhung, während die Tausendkornmasse keine Veränderung zeigte. Erbsen können etwas plastischer auf ungünstige Witterungsbedingungen zu Beginn der generativen Entwicklung reagieren, da aufgrund ihres indeterminierten Wuchstyps die Dauer der Phase, in welcher die Samenzahl festgelegt wird, in der Länge variieren kann. Da Wassermangel unter Feldbedingungen oft mit erhöhten Temperaturen einhergeht und Wassermangel zu einer Erhöhung der Blatttemperatur führt, wirken Trockenstress und Hitzestress additiv und können drastische Ertragseinbußen verursachen.
Abgesehen von Effekten auf das Pflanzenwachstum führen geringe Bodenwassergehalte zu einer Hemmung der Infektion und Nodulation der Körnerleguminosen mit Knöllchenbakterien (Rhizobien). Die symbiontische N-Fixierung wird darüber hinaus reduziert durch eine verminderte Sauerstoffdiffusion in die Wurzelknöllchen, die eine Abnahme der Nitrogenaseaktivität der Rhizobien zur Folge hat.
In den Ackerbohnen-LSVs wurden die Bestände am Standort Bad Hersfeld zusätzlich gestresst durch einen Befall mit Nanoviren, die vor allem durch die schwarze Bohnenlaus übertragen werden. Hierbei zeigte die Sorte Fuego einen leicht höheren Befall im Vergleich zu den restlichen Sorten. In Praxisbeständen wurde Ende Mai/Anfang Juni eine starke Zunahme des Befalls mit Blattläusen beobachtet. Die Ernte der Körnererbsen-LSV fand von Ende Juli (Friedberg, Bad Hersfeld) bis Anfang August statt, die Ackerbohnen-LSV wurden am 21. August (Fritzlar) bzw. 8. August (Bad Hersfeld) beernet.
Ertragsergebnisse der Körnererbsen
Das Ertragsniveau der geprüften Körnererbsensorten lag mit durchschnittlich 48,6 dt/ha 16% deutlich unter dem Ergebnis der Vorjahre. Die Trockenheit führte zu einer ungleichmäßigen Bestandesentwicklung, was sich auch in den z.T. hohen Grenzdifferenzen (GD) zeigt (Tabelle 1). Die GD ist die kleinste Ertragsdifferenz zwischen zwei Sorten, die statistisch abgesichert ist. Hohe GD-Werte werden verursacht durch eine große Streuung zwischen den Wiederholungen der Sorten, und führen dazu, dass weniger Sortenunterschiede nachgewiesen werden können.
Auffällig an den Standorten Friedberg und Fritzlar war die große Variation der Erträge zwischen den Sorten von relativ 86 bzw. 87 bis zu 112/113. Weiterhin fiel auf, dass die Erträge verschiedener Sorten wie Alvesta, Salamanca und Amigo stark zwischen den Standorten variierten. Eine stabile, aber geringere Ertragsleistung erbrachte LG Ajax. Im Gegensatz zu den Vorjahren gab es keine Sorte, die sich an allen Standorten als am ertragsstärksten erwies. Im Mittel über die Standorte hingegen zeigte Astronaute die beste Leistung. Ebenfalls überdurchschnittliche Erträge lieferten Respect, Alvesta und Safran.
In der mehrjährigen Auswertung (Tabelle 2) manifestiert sich der durch Hitze- und Trockenstress bedingte Minderertrag des Anbaujahres 2018, der 16% bzw. 11% zu den Jahren 2017 bzw. 2016 beträgt. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass in den Jahren 2016 und 2017 keine Daten für den Standort Fritzlar vorliegen. Dreijährig geprüft überzeugt Astronaute mit einem Relativertrag von 107 und einer im Vergleich zu den anderen Sorten etwas höheren Ertragsstabilität. Alvesta zeigt im Mittel der Jahre eine durchschnittliche und stabile Leistung. Die seit 2008 geprüfte, ertragstreue Sorte Respect kommt aufgrund der schlechteren Erträge im Jahr 2016 nur auf eine leicht unterdurchschnittliche Leistung, ebenso wie Salamanca, die in den letzten beiden Jahren nicht überzeugen konnte. Auch die zweijährig geprüfte LG Amigo erzielt einen leicht unterdurchschnittlichen Ertrag.
Qualitäten der Körnererbsen
Der Rohproteingehalt der Körnererbsen lag mit im Mittel 22,6% etwas höher als im Versuchsjahr 2016 (21,5%) und etwas unter den Werten von 2017 (24,3%), siehe Tabelle 3. Zu berücksichtigen ist jedoch die unterschiedliche Datenbasis der Jahre. In Kombination mit der Ertragsleistung resultierte ein Rohproteinertrag, der unter den Erträgen der Jahre 2016 und 2017 lag, siehe auch Abbildung 2. Auch die besten Sorten Astronaute und Safran blieben mit 11.7 bzw. 11.8 dt/ha deutlich unter dem Leistungspotential der Kultur. Spitzen-Rohproteinerträge einzelner Sorten in den Vorjahren erreichten 15 dt/ha, die ohne Einsatz von Stickstoffdünger und mit vergleichbar geringem Aufwand erzielt wurden. Die Tausendkornmasse wies im Versuchsjahr 2018 ebenfalls ein etwas geringeres Niveau auf als in den Vorjahren.
Überregionale Auswertung Körnererbsen
Eine noch belastbarere Bewertung der Sortenleistung wird über eine überregionale Auswertung nach Hohenheim-Gülzower-Methode ermöglicht, in welche nicht nur alle für ein Anbaugebiet vorhandenen LSV-Ergebnisse einbezogen werden, sondern auch die Ergebnisse der der Sortenzulassung vorangegangenen Wertprüfung durch das Bundessortenamt. Abbildung 4 stellt die Anbaugebiete für Körnererbsen im konventionellen Anbau dar. Friedberg und Fritzlar liegen beispielsweise im Anbaugebiet 8 (Wärme- und Mittellagen Südwest). In der Auswertung wurden alle für Anbaugebiet 7 (Höhenlagen Mitte, Südwest) und 8 vorhandenen Ergebnisse einbezogen, der Standort Bad Hersfeld (Anbaugebiet 7) konnte jedoch nicht berücksichtigt werden.
Die Resultate der überregionalen Auswertung für den Kornertrag und Proteinertrag werden in Tabelle 4 präsentiert. Astronaute erzielte sowohl für den Korn- aus auch Proteinertrag die höchste Leistung. Etwas schwächer als Astronaute, aber noch überdurchschnittlich präsentierte sich Safran, für die allerdings noch vergleichsweise wenig Daten vorliegen. Einen überdurchschnittlichen Kornertrag zeigte darüber hinaus Alvesta. Für Respect wurde in beiden Ertragsmerkmalen die geringste Leistung festgestellt.
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Empfohlene Körnererbsensorten
Das entscheidende Kriterium bei der Sortenwahl von Körnererbsen ist die Standfestigkeit. Nur Sorten mit einer sehr guten Standfestigkeit verfügen auch über eine entsprechende Ertragssicherheit. Um eine gute Druschbarkeit zu gewährleisten, ist eine gewisse Bestandeshöhe zum Druschzeitpunkt erforderlich. Werden Körnererbsen innerbetrieblich verwertet, ist der Rohproteingehalt ein weiteres wichtiges Sortenmerkmal, der bei Erbsen wie auch bei Ackerbohnen in starkem Maße durch die Sorte bestimmt wird. Die Sorteneigenschaften sind in Tabelle 5 zusammengefasst.
Von den in Hessen geprüften Sorten ist aufgrund ihrer sehr guten Standfestigkeit die im Jahr 2007 zugelassene Sorte Respect weiterhin empfehlenswert. Die langstrohige Sorte erreicht einen mittleren Rohproteingehalt und die Tausendkornmasse liegt ebenfalls im mittleren Bereich. Ertraglich ist sie mit den anderen empfohlenen Sorten nicht konkurrenzfähig. Für die Lehmstandorte Nordwest (NRW) erhielt die Sorte eine eingeschränkte Empfehlung.
Alvesta, in 2008 zugelassen, bestätigt ihr Ertragsvermögen auch in diesem Jahr. Die Sorte liefert etwas schwächere Rohproteingehalte und fällt daher im Rohproteinertrag etwas ab bei mehrjähriger Betrachtung. Die Standfestigkeit ist nicht immer ausreichend.
Weiterhin empfehlenswert ist die ertragsstarke Sorte Astronaute (Zulassung 2013), die auch im Anbaujahr 2018 die höchsten Einstufungen im Korn- und Proteinertrag (Note 9) durch das Bundessortenamt bestätigt hat. Die Sorte ist etwas standfester als Alvesta. Astronaute weist mit 256 ha auch den weitaus höchsten Anteil an der bundesweiten Vermehrungsfläche von Körnererbsen (370 ha) auf. Für die Lehmstandorte Nordwest (NRW) wird die Sorte ebenfalls uneingeschränkt empfohlen.Zum Probeanbau empfohlen wird die Sorte Safran (Zulassung 2015). Vom Bundessortenamt mit den Noten 8 für Korn- und Proteinertrag eingestuft, hat sie im ersten Prüfjahr und in der überregionalen Auswertung überzeugt. Die Sorte weist die höchste Pflanzenlänge auf bei leicht unterdurchschnittlicher Standfestigkeit.
Ertragsergebnisse der Ackerbohnen
Noch deutlicher als bei den Körnererbsen zeigte sich in den Ackerbohnen-LSV die negative Wirkung des Hitze- und Trockenstresses auf die Ertragsbildung. Am Standort Bad Hersfeld wurde ein Durchschnittsertrag von 32,4 dt/ha erzielt, mit 38,7 dt/ha etwas darüber lag der mittlere Ertrag der geprüften Sorten am Standort Fritzlar (Tabelle 6). Auch die Grenzdifferenz (GD) wies in Übereinstimmung zu den Körnererbsen-LSV ein erhöhtes Niveau auf, vor allem bedingt durch den Wassermangel. Für die Sorten Fanfare und Tiffany wurde eine stärkere Streuung des Kornertrages zwischen den beiden Standorten festgestellt, mit einer Differenz von 14 bzw. 8 relativ. Nichtsdestotrotz erzielte Fanfare im Mittel über beide Standorte einen überdurchschnittlichen Ertrag. Auch die einjährig geprüfte Trumpet konnte an beiden Standorten mit einer sehr guten Leistung überzeugen, während Fuego, Taifun, Tiffany und Birgit nur unterdurchschnittliche Erträge erreichten.
Die mehrjährige Auswertung der Ackerbohnen-LSV dokumentiert einen Ertragseinbruch von 30% zum Versuchsjahr 2016 bzw. 27% zum Versuchsjahr 2017 (Tabelle 7) und belegt die starke Abhängigkeit der Ertragsbildung der Ackerbohne von der Wasserversorgung des Standortes. Über drei Prüfjahre erreicht Tiffany einen überdurchschnittlichen Kornertrag, der jedoch über die Jahre abfällt. Fanfare zeichnet sich ebenfalls durch einen über dem Mittel liegenden Ertrag aus, bei jedoch etwas weniger starken Ertragsschwankungen als Tiffany. Fuego ist charakterisiert durch ein mittleres, relativ stabiles Ertragsniveau. Die zweijährig geprüfte Sorte Birgit hingegen bringt nur eine unterdurchschnittliche Leistung.
Qualitäten Ackerbohnen
Die Qualitätsdaten belegen für den Rohproteingehalt mit Werten von 26.9% bis 28.0% ein Niveau vergleichbar zu den Vorjahren (Tabelle 8). Trumpet weist hierbei von allen geprüften Sorten den geringsten Gehalt auf. Dieser wird jedoch kompensiert durch einen hohen Kornertrag, so dass die Sorte trotzdem einen überdurchschnittlichen Rohproteinertrag von 10,4 dt/ha erreicht. Gleichermaßen erzielt Fanfare einen hohen Rohproteinertrag, der auf einem hohen Kornertrag und hohen Rohproteingehalt beruht. Aufgrund der in 2018 generell bei allen Sorten beobachteten Einbußen beim Kornertrag wird das Potential des Rohproteinertrages der Vorjahre von bis zu 18.8 dt/ha einzelner Sorten an einzelnen Standorten deutlich unterschritten.
Überregionale Auswertung Ackerbohnen
Die überregionale Auswertung nach Hohenheim-Gülzower-Methode für das Anbaugebiet 5 (Mittel- und Höhenlagen Südwest) und den Bodenklimaraum 121 (Rheinebene) schließt den Versuchsstandort Fritzlar mit ein (Abbildung 5); der Standort Bad Hersfeld konnte nicht berücksichtigt werden. Die Ergebnisse der überregionalen Auswertung für den Kornertrag und Proteinertrag sind Tabelle 9 zu entnehmen. Auch nach Auswertung mittels der Hohenheim-Gülzower-Methode weisen Trumpet ebenso wie Tiffany ein hohes Kornertragspotential auf. Der hohe Kornertrag resultiert bei Tiffany auch in einem hohen Rohproteinertrag, während Trumpet hier deutlich abfällt. Fanfare kompensiert den leicht schwächeren Kornertrag durch einen hohen Proteingehalt und erzielt ebenfalls einen hohen Rohproteinertrag, während Fuego bei Korn- und Proteinertrag nur ein mittleres Leistungsniveau erzielt. Die tanninfreie Sorte Taifun zeigt die schwächste Leistung.
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Sortenempfehlung Ackerbohnen
Wichtige Kriterien für die Sortenwahl umfassen die Reife, die Standfestigkeit sowie die Krankheitsanfälligkeit. Tabelle 10 sind die Einstufungen durch das Bundessortenamt zu entnehmen.
Fuego ist eine ältere Sorte (Zulassung 2004), die sich durch eine gute Ertragssicherheit auszeichnet, erreicht jedoch keine Höchsterträge. Sie bildet vitale, standfeste Pflanzen von mittlerer Länge, die auch im Stroh gut abreifen. Die großkörnige Sorte erzielt ein mittleres Niveau im Rohproteingehalt.
Fanfare (Zulassung 2012) hat auch im Versuchsjahr 2018 ihre hohe Ertragsfähigkeit unter Beweis gestellt und liegt im mehrjährigen Vergleich vor Fuego. Obwohl sie etwas später abreift, ist sie uneingeschränkt zu empfehlen. Die eher großkörnige Sorte erzielt leicht überdurchschnittliche Rohproteingehalte und liegt damit auch im Rohproteinertrag im Spitzenbereich des Prüfsortimentes.
Tiffany (Zulassung 2015) ist nach mehrjähriger Auswertung die leistungsfähigste der geprüften Sorten, erreicht etwas höhere Rohproteingehalte als Fuego und Fanfare und weist keine offensichtlichen Mängel auf. Tiffany ist aktuell die einzige vicinarme, in Deutschland zugelassene Sorte. Damit ist sie besonders für den Einsatz in der Geflügelfütterung geeignet. Sorten mit hohem Vicingehalt führen bei Anteilen in der Ration ab ca. 10% zu einem Rückgang der tierischen Leistung. Tiffany ist, ebenso wie Fanfare, Hauptempfehlungssorte für die Lehmstandorte Nordwest in NRW.
Zur Probe empfohlen wird die Sorte Trumpet, die sich nach einjähriger Prüfung in Hessen an beiden Standorten als sehr leistungsfähig im Kornertrag gezeigt hat. Sie weist jedoch Schwächen in Rohproteingehalt auf, was sich auch in der überregionalen Auswertung bestätigt hat. Positiv auf die Aussaatkosten wirkt sich die geringere Tausendkornmasse aus.Alle empfohlenen Sorten sind tanninhaltig und wirken sich bei Verfütterung an Schweine und Geflügel negativ auf die Aminosäuren- und Proteinverdaulichkeit aus. Im Pansen von Wiederkäuern hingegen reduzieren Tannine den Proteinabbau durch Komplexbildung und führen somit zu einer besseren Proteinverwertung. Die einzige tanninfreie Sorte Taifun weist jedoch ein unterdurchschnittliches Ertragspotential auf. Fuego, Tiffany und Fanfare wurden in Hessen auf insgesamt 58 ha vermehrt. Auf Bundesebene sind Tiffany und Fanfare die vemehrungsstärksten Sorten.
Ertrag (dt/ha, 86 % TS) | Ertrag (relativ zum VD) | ||||||||
FB | FZ | HEF | Mittel | FB | FZ | HEF | Mittel | ||
VRS (dt/ha) | 47.9 | 55.2 | 49.8 | 50.9 | 47.9 | 55.2 | 49.8 | 50.9 | |
VD (dt/ha) | 43.2 | 53.2 | 49.5 | 48.6 | 43.2 | 53.2 | 49.5 | 48.6 | |
GD 5 % (abs./rel.) | 3.0 | 6.4 | 2.8 | 6.9 | 12.0 | 5.6 | |||
Respect VGL | 43.7 | 58.9 | 48.5 | 50.4 | 101 | 111 | 98 | 103 | |
Alvesta VRS | 48.7 | 50.7 | 49.3 | 49.6 | 113 | 95 | 100 | 103 | |
Salamanca | 44.7 | 45.6 | 48.4 | 46.2 | 103 | 86 | 98 | 96 | |
Astronaute VRS | 47.0 | 59.6 | 50.3 | 52.3 | 109 | 112 | 102 | 108 | |
LG Amigo | 39.0 | 52.9 | 52.8 | 48.2 | 90 | 99 | 107 | 99 | |
LG Ajax VGL | 37.6 | 47.3 | 44.5 | 43.1 | 87 | 89 | 90 | 89 | |
Safran EU | 41.9 | 57.5 | 52.4 | 50.6 | 97 | 108 | 106 | 104 |
VRS: Verrechnungssorte des Bundessortenamtes
VGL: Vergleichssorte
VD: Versuchsdurchschnitt
GD: Grenzdifferenz
FB: Friedberg, FZ: Fritzlar, HEF: Bad Hersfeld
Jahr | Ertrag (dt/ha, 86 % TS) | Ertrag (relativ zum VD) | ||||||
2016 | 2017 | 2018 | Mittel | 2016 | 2017 | 2018 | Mittel | |
Orte | 2 | 2 | 3 | 2 | 2 | 3 | ||
VRS (dtha) | 55.2 | 59.9 | 50.9 | 54.7 | 55.2 | 59.9 | 50.9 | 54.7 |
VD (dt/ha) | 54.6 | 58.1 | 48.6 | 53.1 | 54.6 | 58.1 | 48.6 | 53.1 |
Respect VGL | 50.1 | 58.0 | 50.4 | 52.5 | 92 | 100 | 103 | 98 |
Alvesta VRS | 54.8 | 57.9 | 49.6 | 53.5 | 100 | 99 | 103 | 100 |
Salamanca | 57.0 | 53.7 | 46.2 | 51.4 | 105 | 94 | 96 | 98 |
Astronaute VRS | 59.5 | 60.3 | 52.3 | 56.7 | 108 | 104 | 108 | 107 |
LG Amigo | 57.4 | 48.2 | 51.9 | 98 | 99 | |||
LG Ajax VGL | 43.1 | 89 | ||||||
Safran EU | 50.6 | 104 | ||||||
Navarro | 55.9 | 61.3 | 58.6 | 103 | 105 | |||
Mythic EU | 50.5 | 92 |
VRS: Verrechnungssorte des Bundessortenamtes
VRS 2016-2017: Respect, Navarro, Astronaute
VRS 2018: Alvesta, Astronaute
VGL: Vergleichssorte
VD: Versuchsdurchschnitt
2016 und 2017: Standort Fritzlar nicht auswertbar
Rohproteingehalt bei 86 % TS [%] | Rohproteinertrag [dt/ha] | TKM [g] | |||||||||||
FB | FZ | HEF | Mittel | FB | FZ | HEF | Mittel | FB | FZ | HEF | Mittel | ||
Respect VGL | 20.8 | 22.2 | 22.4 | 21.8 | 9.1 | 13.1 | 10.9 | 11.0 | 243 | 264 | 203 | 237 | |
Alvesta VRS | 21.2 | 23.0 | 23.2 | 22.5 | 10.3 | 11.7 | 11.4 | 11.2 | 294 | 298 | 209 | 267 | |
Salamanca | 21.4 | 23.1 | 23.6 | 22.7 | 9.6 | 10.5 | 11.4 | 10.5 | 265 | 284 | 211 | 253 | |
Astronaute VRS | 21.3 | 22.7 | 23.0 | 22.4 | 10.0 | 13.6 | 11.6 | 11.7 | 274 | 289 | 227 | 263 | |
LG Amigo | 21.5 | 22.7 | 22.1 | 22.1 | 8.4 | 12.0 | 11.7 | 10.7 | 248 | 258 | 189 | 232 | |
LG Ajax VGL | 22.2 | 24.0 | 23.8 | 23.3 | 8.3 | 11.3 | 10.6 | 10.1 | 236 | 242 | 179 | 219 | |
Safran EU | 21.4 | 23.6 | 24.3 | 23.1 | 9.0 | 13.6 | 12.7 | 11.8 | 284 | 289 | 225 | 266 | |
Mittel | 21.4 | 23.0 | 23.2 | 22.6 | 9.2 | 12.2 | 11.5 | 11.0 | 264 | 275 | 206 | 248 |
Ertrag | Rohproteinertrag | ||||
Relativ | Anzahl Versuche | Relativ | Anzahl Versuche | ||
Respect | 93.6 | 43 | 93.8 | 39 | |
Alvesta | 102.2 | 40 | 100.4 | 36 | |
Salamanca | 98.0 | 39 | 98.3 | 35 | |
Astronaute | 106.1 | 42 | 106.8 | 38 | |
LG Amigo | 100.5 | 20 | 100.2 | 16 | |
LG Ajax | 94.7 | 12 | 97.9 | 9 | |
Safran EU | 104.9 | 15 | 102.6 | 8 | |
VRS (dt/ha) absolut | 50.4 | 43 | 10.4 | 39 |
Datenbasis: 2014-2018. AG 7: Höhenlagen Mitte, Südwest; AG 8: Wärme- und Mittellagen Südwest. VRS: Durchschnitt Verrechnungssorten (Respect, Alvesta, Salamanca, Astronaute, LG Amigo, LG Ajax, Safran EU)
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Ertrag (dt/ha, 86 % TS) | Ertrag (relativ zum VD) | |||||
FZ | HEF | Mittel | FZ | HEF | Mittel | |
VRS (dt/ha) | 40.7 | 32.1 | 36.4 | 40.7 | 32.1 | 36.4 |
VD (dt/ha) | 38.7 | 32.4 | 35.6 | 38.7 | 32.4 | 35.6 |
GD 5 % (abs./rel.) | 3.2 | 3.8 | 8.3 | 11.7 | ||
Fuego VRS | 37.2 | 31.9 | 34.5 | 96 | 98 | 97 |
Fanfare VRS | 44.3 | 32.3 | 38.3 | 114 | 100 | 107 |
Taifun EU | 37.0 | 31.4 | 34.2 | 95 | 97 | 96 |
Tiffany VGL | 36.2 | 32.8 | 34.5 | 93 | 101 | 97 |
Birgit | 35.6 | 31.2 | 33.4 | 92 | 96 | 94 |
Trumpet | 42.1 | 34.9 | 38.5 | 109 | 108 | 108 |
VRS: Verrechnungssorte des Bundessortenamtes
VGL: Vergleichssorte
VD: Versuchsdurchschnitt
GD: Grenzdifferenz
FZ: Fritzlar, HEF: Bad Hersfeld
Jahr | Ertrag (dt/ha, 86 % TS) | Ertrag (relativ zum VD) | ||||||
2016 | 2017 | 2018 | Mittel | 2016 | 2017 | 2018 | Mittel | |
Orte | 1 | 2 | 2 | 1 | 2 | 2 | ||
VRS (dt/ha) | 51.1 | 50.1 | 36.4 | 44.8 | 51.1 | 50.1 | 36.4 | 44.8 |
VD (dt/ha) | 51.2 | 48.8 | 35.6 | 44.0 | 51.2 | 48.8 | 35.6 | 44.0 |
Fuego VRS | 52.3 | 49.2 | 34.5 | 44.0 | 102 | 101 | 97 | 100 |
Fanfare VRS | 49.9 | 50.9 | 38.3 | 45.7 | 98 | 105 | 107 | 103 |
Taifun EU | 42.2 | 45.6 | 34.2 | 40.3 | 82 | 94 | 96 | 91 |
Tiffany VGL | 63.8 | 49.8 | 34.5 | 46.5 | 125 | 102 | 97 | 108 |
Birgit | 47.7 | 33.4 | 40.5 | 98 | 94 | |||
Trumpet | 38.5 | 108 | ||||||
Boxer EU | 46.4 | 49.9 | 48.7 | 91 | 102 | |||
Pyramid EU | 52.5 | 103 |
VRS: Verrechnungssorte des Bundessortenamtes
VRS 2016-2018: Fuego, Fanfare
VGL: Vergleichssorte
VD: Versuchsdurchschnitt
Rohproteingehalt bei 86 % TS [%] | Rohproteinertrag [dt/ha] | TKM [g] | |||||||
FZ | HEF | Mittel | FZ | HEF | Mittel | FZ | HEF | Mittel | |
Fuego VRS | 28.3 | 27.3 | 27.8 | 10.5 | 8.7 | 9.6 | 526 | 468 | 497 |
Fanfare VRS | 28.8 | 27.1 | 28.0 | 12.7 | 8.8 | 10.7 | 545 | 472 | 509 |
Taifun EU | 28.0 | 27.0 | 27.5 | 10.3 | 8.5 | 9.4 | 481 | 426 | 453 |
Tiffany VGL | 27.7 | 27.3 | 27.5 | 10.0 | 9.0 | 9.5 | 518 | 430 | 474 |
Birgit | 28.2 | 26.3 | 27.3 | 10.0 | 8.2 | 9.1 | 489 | 416 | 452 |
Trumpet | 27.6 | 26.1 | 26.9 | 11.6 | 9.1 | 10.4 | 502 | 427 | 465 |
Mittel | 28.1 | 26.9 | 27.5 | 10.9 | 8.7 | 9.8 | 510 | 440 | 475 |
FZ: Fritzlar, HEF: Bad Hersfeld
Ertrag | Rohproteinertrag | ||||
Relativ | Anzahl Versuche | Relativ | Anzahl Versuche | ||
Fuego | 99.8 | 22 | 100.5 | 17 | |
Fanfare | 102.6 | 22 | 103.9 | 17 | |
Taifun EU | 91.6 | 22 | 92.3 | 17 | |
Tiffany | 104.5 | 21 | 106.4 | 16 | |
Birgit | 97.9 | 15 | 100.4 | 11 | |
Trumpet | 103.7 | 8 | 96.5 | 3 | |
VRS (dt/ha) absolut | 48.6 | 22 | 11.5 | 17 |
VRS: Durchschnitt Verrechnungssorten (Fuego, Fanfare, Taifun EU, Tiffany, Birgit, Trumpet)
Diese Tabelle kann leider nicht barrierrefrei dargestellt werden. Sollten Sie Fragen haben, wenden Sie sich bitte an Frau Dr. Antje Herrmann. |